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Thema: Religion in der Erziehung

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  1. #1
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    Standard Religion in der Erziehung

    Das Thema wurde andernorts kurz angeschnitten, deswegen hier nun ein offizieller Thread:

    Was ist eure Meinung zu Religion in der Erziehung?

    Bitte nur Leute mitdiskutieren, die es auch fertig bringen, sich an die Boardregeln zu halten und von Beleidigungen abzusehen.

    Als gläubiger Christ ist mir Religion sehr wichtig und ich gebe diese auch an mein Kind weiter und werde auch meine zukünftigen Kinder damit segnen.

    Die Inhalte sollen Thema eines anderen Tages sein.

    Ich sehe, ganz sachlich, eine Menge grosser Vorteile in einer christlichen / religiösen Erziehung.

    Leuten die finden, "damit soll man warten, bis das Kind erwachsen ist..." halte ich entgegen, dass ich diese Einstellung für Unsinn halte!

    Denn: Das Kind muss auch Deutsch lernen. Das Kind muss lernen, sich auf bestimmte Weise zu verhalten, um in unserer Gesellschaft zu funktionieren.

    Jede Familie hat ihre eigenen Bräuche, Traditionen, Überlieferungen und Geschichten.

    Meine Tradition beruht auf Überlieferungen, die tausende von Jahren alt sind. auf Lehren, die Jesus uns gebracht hat, und die in vielen wundervollen Geschichten und Gleichnissen verpackt sind.

    Die meinem Kind Möglichkeiten bieten, mit vielen Problemen fertig zu werden, die sich dem Menschen stellen.

    Studien zeigen, dass Religiöse Menschen eine um über 90% reduzierte Anfälligkeit für Geisteskrankheiten, wie Depression oder Schizophrenie, haben, gegenüber Nicht-Religiösen.

    Gläubige Menschen sind mit ihrem Leben allgemein zufriedener.

    Gläubige Menschen sind Stressresistenter und können leichter mit Veränderungen umgehen.

    Wer an Gott glaubt, und an das Gute im Menschen, wird weniger leicht in den Zynismus verfallen und leichter den Sinn im Leben sehen.

    Das und noch viel mehr will ich meinen Kindern schenken.

    Wie ist das bei euch?

    EDIT: Ihr könnt auch gerne Fragen an mich stellen.


    Quellen (nicht die echten, nur kurz was zusammengeschustert) :

    https://www.welt.de/wissenschaft/art...sistenter.html

    Dicker Kortex: Schützt Religion vor Depression?



    https://www.welt.de/wissenschaft/art...sistenter.html
    Geändert von Kraken (17-03-2017 um 14:25 Uhr)

  2. #2
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    meine kinder benötigen keine religion um moral zu besitzen. die religion erhebt immer wieder fälschlicherweise diesen anspruch.

    meine kinder haben keinen religionsunterricht "genossen". sie sollen selber denken. wenn sie dies im späteren leben zur religion führt, werde ich das akzeptieren - allerdings können sie sich dann auf interessante diskussionen gefasst machen.

  3. #3
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    Zitat Zitat von big X Beitrag anzeigen
    die religion erhebt immer wieder fälschlicherweise diesen anspruch.
    Ich kenne diese Behauptung nur als Strohmann-Argument von anti-religiösen Atheisten.

    Ich kenne keinen einzigen Gläubigen der glaubt, es gäbe keine Moral ohne Religion.

    Ich kenne aber einen Haufen Atheisten, welche die massgeblich prägende Rolle der Religion bei der Entstehung und Formung unserer Moralvorstellungen leugnen.

    Aber das ist wiederum ein anderes Thema.

  4. #4
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    Meine Eltern haben sich mir gegenüber nicht über Religion geäußert.

    Mit 9 Jahren habe ich mal für eine Weile probiert, an Gott zu glauben.
    Habe abendliche Gebete vor dem Bett kniend gemacht.

    Im Wesentlichen, weil mir die Begrenztheit meiner Eltern sehr klar geworden war und weil ich eine höhere Sicherheit suchte, die sie, meine Versorger schützt.

    Hab auch andere in meine Gebete eingeschloßen, damit mein Anliegen nicht so auffällt, bzw. als deal, falls ich ja eh durchschaut bin.

    In meinen Augen gibt es halt evolutionäre Gründe, warum wir Menschen glauben wollen.
    Kinder sind da anfälliger, denen nützt eine Phase der Akzeptanz höherer Ansagen auch am meisten.

    Als die Menschheit Kind war, mögen die Religionen tatsächlich mehr Nutzen als Schaden gehabt haben.
    Jetzt wäre es vielleicht an der Zeit, an die Menschlichkeit, statt an Gott zu glauben.

    Also zu verstehen, wie man selber tickt, wieso Menschen glauben wollen und wo die Gefahren liegen.
    Für mich steht Glaube dem tieferen Verständniss menschlicher Psyche ab und an im Weg.

    Wäre interessant zu hören, wie andere hier als Kind und heute Religion für sich erlebt haben.
    Geändert von Gürteltier (17-03-2017 um 14:32 Uhr)
    "We are voices in our head." - Deadpool

  5. #5
    fang_an Gast

    Standard

    moral über religion, das kann man zwar machen, man kann es aber auch anders erklären. ob gottesfürchtig sein noch zeitgemäß ist oder wieder sein wird, weiss ich nicht.

    aber religion hat so viele andere stärken:
    - wenn man trost braucht und sich keiner dafür findet
    - wenn man mut aus dem nichts schöpfen muss
    - wenn man die antwort auf so viele (sinn-)fragen vermisst
    - ...

  6. #6
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    Ich glaube umgekehrt, dass es vielen Menschen im Weg steht, dass sie Gott völlig aus ihrem Leben auszuklammern versuchen.

    Wie nehmen Menschen wahr, die Unerklärliches einfach als "Zufall" abzutun vermögen?

    "Zufall" ist ein Wort, welches mir beisst im Gehirn. Es beschreibt einen Mangel an Informationen. Denn Nichts ist "zufällig" ebensowenig, wie der Regen zufällig fällt, ist irgendein anderer Effekt ohne Ursache.

  7. #7
    AnscheinendZuWeich Gast

    Standard

    Ich tu mich aber auch schwer, jeden Zufall als Gott gegeben hin zu nehmen

    Ich akzeptiere, nicht alles und jeden verstehen und erklären zu können. Das darf zT der Mangel an Informationen sein, zT der Mangel an geistiger Kompetenz (auch wenn ich natürlich unglaublich schlau bin).

    Ich persönlich brauche dafür zumindest keinen Gott oder Religion, um trotzdem zufrieden zu sein.
    Ich sehe das aber auch nicht als in Stein gemeisselte, unendliche Wahrheit.

  8. #8
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    Unerklärliches über Gott zu erklären - hieße das nicht, auf alles die gleiche Antwort zu geben ?

    Wozu dann nach spezifischen Erklärungen suchen - oder wenn man das tut, wozu dann Gott ?
    "We are voices in our head." - Deadpool

  9. #9
    Droom Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Kraken Beitrag anzeigen
    Ich kenne aber einen Haufen Atheisten, welche die massgeblich prägende Rolle der Religion bei der Entstehung und Formung unserer Moralvorstellungen leugnen.
    Was ist denn deine Definition von Moral?
    Wenn man sich Wolfsrudel oder gewisse Affengruppierungen ansieht, dann stellt man erstaunlicherweise fest das diese nach menschlichen Standards ziemlich "sozial" und "moralisch" untereinander handeln ohne jemals mit Religion in Berührung gekommen zu sein. Oft sogar moralischer als Menschen in Kriesen/Kriegsgebieten oder Menschen die meinen anderen Menschen ihren Glauben mit Zwang aufzudrücken.

    Demnach ist es gar nicht mal unwahrscheinlich das Moral unserem Erbgut und unserer Spezies entsprechend schon genetisch und urzeitlich geprägt ist. Was für unsere Spezies unvorteilhaft und daher absolut unmoralisch und grausam ist (z.B. Inzest oder Kannibalismus), kann für andere Tierarten absolut normal und überlebensnotwendig sein, weswegen es dort regelmäßig praktiziert wird.

    Und genau da kommt der Grund warum ich meine Kinder nicht religiös erziehen werden, sondern agnostisch. Religion kann genau wie extreme Ideologien im Gegenteil sogar dazu genutzt werden einen Menschen absolut unmoralische Dinge tun zu lassen und sich dabei noch gut & im Recht zu fühlen!
    Normalerweise hat jeder Mensch (der kein Soziopath ist o.Ä.) im Gefühl wenn er jemanden anderen zu Unrecht schadet, aber sobald es einem höheren Zweck dient (z.B. Gottes Wille, Bekämpfung der Ungläubigen) kann es ein Mensch für sich auf einmal gut heißen und in Ruhe damit schlafen.

    Meine Kinder sollen definitiv mit Ethik in Kontakt kommen, aber ob sie das dann später zu Religionen führt bleibt allleine ihnen überlassen.


    Zitat Zitat von Kraken Beitrag anzeigen
    Ich glaube umgekehrt, dass es vielen Menschen im Weg steht, dass sie Gott völlig aus ihrem Leben auszuklammern versuchen.

    Wie nehmen Menschen wahr, die Unerklärliches einfach als "Zufall" abzutun vermögen?

    "Zufall" ist ein Wort, welches mir beisst im Gehirn. Es beschreibt einen Mangel an Informationen. Denn Nichts ist "zufällig" ebensowenig, wie der Regen zufällig fällt, ist irgendein anderer Effekt ohne Ursache.

    "Oh, das ist also einer der Umstände, die von Leuten die nicht mit Zahlen vertraut sind, als Zufall bezeichnet wird."
    -Sheldon Cooper


    Lesenswert-----> https://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus

    Ich glaube auch nicht an Zufall, sondern bin von Determinismus überzeugt. Das einzige was mich hier leicht dran zweifeln lässt ist der konträre Wunsch einen Freien Willen zu haben. Könnte mir aber auch gut vorstellen das es diesen gar nicht gibt. Wenn es sowas wie "Schicksal" oder "Gottes Plan" gibt, existiert ja genauso wenig ein freier Wille.

  10. #10
    AnscheinendZuWeich Gast

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    Schwieriges aber interessantes Thema.

    Ich selbst bin evangelisch aufgewachsen und erzogen worden, getauft und konfirmiert. Hatte allerdings auch nie eine Wahl, jeden Sonntag unter familiärem Zwang in die Kirche, Konfirmationsunterricht ohne mich zu fragen.

    Nach der Konfirmation war für mich Schluss mit Kirche, ich habe mich bewusst abgewandt. Mein einziger weiterer Kontakt war durch den örtlichen Jugendiakon, der uns im Gemeindehaus Freitag abend eine Unterkunft gab, änhlich einem Jugendtreff. Seine Art uns von noch mehr Dummheiten draussen abzuhalten. Er hat uns auch geholfen, bei diversem Ärger mit der Polizei und dem Elternhaus. Er kam bei Terminen mit, bei denen ein Erziehungsberechtiger von nöten war, die Eltern sich aber von den Kindern abgewandt hatten. Deshalb zahl ich auch noch Kirchensteuer, der Mann muss auch von was leben und so mancher wäre ohne ihn wirklich abgestürzt.

    Religion an sich schien mir aber immer mehr Fassade und Ausrede. Die gläubigsten und frommsten Familien im Umfeld hatten die größten Probleme und waren die zerissensten, haben sich gegenseitig belogen und betrogen.
    Dafür schrien eben jene als erstes, wenn jemand in der Gemeinde nicht regelmäßig anwesend war. Da schienen religiöse Werte mehr ein Mittel um nach aussen eine Fassade aufrecht zu erhalten.

    Ich selbst glaube nicht an Gott als Person oder feste, greifbare Struktur. Das ich aber nicht ausschließen kann, dass es mehr als unsere heutige Vorstellung von Themen wie dem Tod u.Ä. geben könnte, ist mir durchaus bewusst.

    Meinem Sohn habe ich es möglichst ehrlich erklärt, dass ich nicht weiss ob eine Religion richtig oder falsch ist. Das Religion aber definitiv vielen Menschen Halt und Motivation im Leben geben kann.
    Durch den kürzlichen, plötzlichen Tod eines guten Freundes hatte er viele Fragen zur Thematik und ich erkläre ihm, was zB seine Oma glaubt, was ich glaube, was sein Uropa glaubt. Sicher kann er in seinem Alter noch nicht soviel damit anfangen aber er beschäftigt sich möglichst unvoreingenommen damit und kann, wenn es soweit ist und er Bedarf hat selbst entscheiden ob er glaubt oder glauben möchte.

    Ob das pädagogisch der einwandfreie Weg ist, weiss ich nicht. Aber ich halte es für ihn und mich für das Richtige.

  11. #11
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    Kraken, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

    Zunächst mal: Ich bin kein Atheist - im Gegenteil. Ich bin sehr spirituell.
    Um diesen Begriff nach meiner Definition nicht mit wirrer Hausfrauen-Esoterik zu verwechseln, muss ich diesen auch dringend erklären: Spiritualität bedeutet eine Klarheit des Geistes; mit einem gesunden Menschenverstand die Welt und (viel wichtiger) sich selbst zu betrachten, zu reflektieren, zu analysieren.

    Das höchste und wichtigste Ziel ist Selbsterkenntnis / Erleuchtung.

    Nun zum Thema (christliche) Religion: Ich hatte leider keine Wahl, als im Süden Deutschlands in eine katholische Familie hineingeboren zu werden.

    Aber GOTT SEI DANK (das meine ich ernst!) waren schon meine Eltern nicht mehr wirklich gläubig, bzw. haben den Katholizismus in etwa so ernst genommen, wie eine Mitgliedschaft im Fußballverein: Man geht halt hin, weil's Tradition ist.

    Meine Großmutter war da noch viel fanatischer. Leider war sie (Gott hab sie selig) eine extrem einfach gestrickte Person. Das am Sonntag in die Kirche gehen hat sie krasser durchgezogen, als sämtliche KK-Board Mitglieder hier, wenn es um ihre geliebte Kampfkunst geht.

    Da ich also im typischen, superkapitalistischen Deutschland der 1980er aufwuchs, war Religion, besonders im ländlichen Raum, einfach so 'ne Art Zugehörigkeitsritual: Wer Sonntags in der Kirche in der ersten Reihe sitzt, ist der King. Direkt nach dem Gottesdienst standen dann die großkopfigen, reichen Bauern und Wichtigtuer vor der Kirche rum, um über Gott und die Welt abzulästern.

    Am WICHTIGSTEN allerdings der Frühschoppen nach der Kirche!

    Ich bin übrigens froh, so im Nachhinein, dass der Katholizismus doch sehr heidnisch ist und dass gerade die Katholiken hier in Bayern ihre Religion nicht auf eine religiöse oder gar spirituelle Weise ernst nehmen, sondern eben nur als Prestigeding, das man eben macht.

    Als ich mit etwa 9 Jahren zur ach so wichtigen "ersten Kommunion" durfte / musste (was auch immer) war für mich nur eine Sache wichtig: Die Geschenke, die es danach von der Verwandtschaft gab. Dass ich mit meinen gleichaltrigen Klassenkameraden und Kameradinnen in Kleidern, die im Grunde Hochzeitskleidern von Erwachsenen glichen (die Jugns im Anzug, die Mädchen im Minuatur-Brautkleid...) da saß, war für mich (wie so oft) eine Sache, die man eben hinter sich bringen musste.

    Ich weiß nicht, warum all das für mich schon immer etwas war - dieses ganze Religiöse Gedöns - dass ich unbewußt einfach an mir vorbeigehen ließ. Aber z.B. auch mein Vater (zwar katholisch auf dem Papier) geht NIE in die Kirche.

    Das habe ich ihm übel genommen - aber nicht deshalb, weil es den kleinen Jesus traurig macht, sondern weil ER daheim bleiben durfte und ICH mir dieses unglaublich altbackene Kirchengeleier für über eine Stunde JEDEN VERDAMMTEN SONNTAG antun musste!!!

    (ich gehe doch hoffentlich davon aus, dass ich hier meine persönlichen Emotionen ausdrücken darf, ohne dass sich jemand anders auf den Schlips getreten fühlt... Thema Forenregeln und so...)

    Dann, mit ca. 14 Jahren hatte ich nochmal das Vergnügen, bei der sogenannten "Firmung" dabei sein zu dürfen. Da gab's dann von meinem Firmpaten (ein ausnahmsweise sehr religiöser Mann - sehr nett, sehr engagiert) eine Armbanduhr - und von meiner Familie ein Fahrrad (ein Rennrad...)

    Auch da war mir all das andere zuwider.

    Aber bevor hier jemand meint, dass ich es doch dann hätte lassen sollen!

    Wer auf dem katholischen Land öffentlich seine Religion zurückweist, der ist ja gleich ein Ausgestoßener. Das kann sich ein 14jähriger gar nicht erlauben. Der gesellschaftliche Druck ist enorm. Somit konnte ich der Relgion nur für mich, in meinem innersten Selbst, entfliehen. Ich ging durch die Bewegungen, wie eine Kata im Shotokan... keine Ahnung, wozu die gut sein sollen...

    Mit ca. 15 oder 16 hatte ich endlich den Mut - und natürlich das Alter, und soviel rebellische Energie für mich angesammelt, dass ich das Sonntag Morgen in die Kirche gehen, endlich (wie ja mein Vater schon immer) verweigerte.

    Mein Oma und meine Mutter (die eigentlich dieses ganze katholische Brimborium auch nie mochte, aber noch viel mehr unter einem gesellschaftlichen Druck stand) waren da zwar ein wenig pikiert - aber sie ließen mich dann in Ruhe.

    So, einige Jahre später, da war ich schon weit über 20, trat ich dann mal für 5 Minuten aus der Kirche aus. Ich trat nur umgehend wieder ein (indem ich beim Amt anrief und darum bat, den Zettel schlicht zu vernichten) da meine Mutter den krassesten emotionalen Zusammenbruch hatte, den ich jemals erlebt hatte!
    Da mein Vater mit allem drohte, mit dem ein Vater drohen kann, hatte ich keine Wahl (und damals auch keine Kraft). Ich fügte mich also dem Druck.

    Aber was war denn der Druck: Nicht, dass es meiner Mutter das Herz gebrochen hätte, dass ich keinen Bock mehr auf die Katholen hatte! Oh nein!

    Meine Mutter hatte den totalen Zusammenbruch, weil sie sich vor dem gesellschaftlichen Stigma mehr fürchtet, als um mein Seelenheil (!!!)

    Es ging also gar nicht - überhaupt nicht - um mich, sondern um SIE! Es ging um ihren Ruf - und ihren Job!

    Und DAS im 21. Jahrhunder in Deutschland!!! Zum Kotzen!

    Ich konnte dann endlich aus der Kirche, einige Jahre danach, austreten, als ich ausgezogen war in eine andere Stadt und somit gewisse Leute diesen Kirchenaustritt nicht mehr mitbekommen konnten. Ja ja... die Dorf-Stasi ist mächtig... wenn nämlich in einem kleinen, bayerischen Dorf jemand austritt, wird das umgehend an die jeweilige Gemeinde gemeldet - und da sieht das dann nicht nur der Pfarrer, sondern auch dessen Gehilfen - und in dem Fall wären das Leute gewesen, die meine Mutter, bzw. meine Familie nur zu gut kennen. Die Schande wäre episch gewesen.

    So, kurze Zusammenfassung: Mir ist das dermaßen zuwider, auf was für eine extrem mittelalterliche Weise Leute dazu gezwungen werden, in dem Verein dabeizubleiben, oder eben wie Aussätzige behandelt werden.

    Spulen wir noch ein paar Jahre vor -und kommen nun fast in der Gegenwart an: Ich bin jetzt fast 40 - und vor ein paar Jahren hatte ich das Mis-Vergnügen, wieder der Kirche beizutreten, da ich nun einen sehr guten Job in einer Organisation habe, die (leider) der Kirche angehört.

    Auch das ist eigentlich eine Ungeheuerlichkeit! Es reicht ja anscheinend nicht, wenn man ethische und von mir aus "christliche" Werte vertritt... oh nein... man muss schon Kirchensteuerzahler sein! (darum geht es doch letztlich!)

    Ich akzeptiere dies, weil ich schließlich keine Wahl habe - bzw. ich das bei weitem geringere Übel wähle: Der Job ist einfach viel zu gut, als dass ich deswegen die paar Euro Kirchensteuer im Monat ablehnen würde. Das ist für mich schlicht der Preis für den Job, bei dem ich ansonsten (Gott sei dank) NULL KOMMA GAR NICHTS mit Religion (nochmal GOTT SEI DANK) zu tun habe!

    Oh, und nochmal zum größeren Ganzen: Also, abgesehen davon, dass unser aller Vorfahren hier in Deutschland und auch im Rest Europas vor langer Zeit zwangschristianisiert wurden... auch sie hatten damals keine Wahl mehr!

    ...dazu kommt ganz einfach, dass hier davor - und über viele, viele Jahrtausende, auf ganz natürliche Weise eine Spiritualität gewachsen ist.

    WAS soll ich hier mit einer komischen Wüstenreligion, deren Buch ein absolut veraltetetes und überhaupt nicht mehr relevantes Zeug enthält (Überlebensregeln für Wüstenvölkern vor mehreren Tausend Jahren) anfangen?

    Spiritualität MUSS auch passend für das hier und jetzt und für die individuelle Person sein - ansonsten ist sie nämlich dogmatische Religion, die von einem blinden Gehorsam und Unterwürfigkeit verlangt, anstatt Selbstreflexion und eigenes Denken.

    Ich gehöre keiner Religion an (außer dieser einen, die sowieso ein lustiger Mischmasch aus Heidentum und Christentum ist) - und ich bin auch kein Heide im Sinne von germanisch, keltisch, Wicca oder was auch immer.

    Aber ZUMINDEST spüre ich mehr Bezug zu den keltischen und germanischen Mythen und Gottheiten (auch wenn diese für mich universelle Archetypen und keine real existierenden Wesen sind) als zu irgendwelchen für mich SEHR fremden Propheten und Regeln.

    So - und ganz zum Schluss zum Thema: Religion und Kinder.

    Tja, eventuell sollte einigen Leuten folgendes klar sein: Erziehung ist immer nur ein Versuch - aber der kann scheitern. Der Versuch, seine Kinder so oder so zu formen (egal, ob das Kind Tennis-Star oder Pfarrer werden soll) kann funktionieren... aber kann genausogut an den Baum gehen.

    Ich bin nicht zuletzt deshalb spirituell, weil ich es geradezu als Phänomen empfinde, dass ich nicht zum Ultra-Atheisten aufgrund eines großen Trotzes gegenüber religiösem Zwang (siehe meine Lebens- und Familiengeschichte) wurde.

    Und noch viel mehr: Ich hatte schon immer - schon in meiner frühen Jugend - Erlebnisse und Erkenntnisse, die ich damals noch nicht in Worte fassen konnte - aber bei denen mir ein katholischer Dorfpfarrer nicht in einer Million Jahren hätte helfen können.

    Mein spiritueller Pfad ist durch unglaubliche Zufälle (Zu-Fälle... es fällt einem etwas zu) gewachsen. Und als ich dann vor genau 10 Jahren einer sehr intellektuellen, sehr klaren und logischen, spirituellen Lehre begegnete... da war dieser Weg zwar nicht beendet - aber die Suche... die war vorbei!

    In diesem Sinne, Om, Amen, Peace Out!

  12. #12
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    Standard

    hmh, schade.
    hättest du Spiritualität geschrieben, dann sag ich (für mich) eindeutig , jaaa.

    es sollte als Angebot , als Sichterweiterung , als einen Weg zur vollständigeren eigenen Entwicklung von Anfang an, mit einfließen. aber mehr in der selbst gelebten Art , als in der Belehrung.
    Belehrt/gelehrt wird nur , wenn auch eine Frage dazu kommt.

    Religion führt leider zu oft zur Abgrenzung. zum Glauben , man hätte die Eine , Richtige Lösung in Petto. zum Verbleib in der zugehörigen oder übergestülpten Institution (Kirche). und dem verachten/missachten anderer Religionen. zum (trotz Verbots ^^) Bild-machen der eigenen Gottesvorstellung und im selben Zuge dieser konstruierten Gottheit, zu unterstellen , was sie denn gern sehen würde (z.b. Heiden verfolgen/missionieren,(Tagsüber fasten und nachts Essen , Beichten kann von Sünden befreien usw.)
    ) und was nicht .

    schon deine Einschränkung und der Hinweis auf "Christliche" Auslegung geht in die gleiche Richtung. klar wächst man in einer bestimmten Kultur auf und wird durch sie geprägt, aber dabei wird oft übersehen , daß alle grundlegenden ethische und moralische Werte auch in den anderen Religionen enthalten sind. wenn man sie sehen und leben möchte.

    erweitert es deine Sicht, erweitert es deinen Geist, führt es dich und deine Nachkommen zur Offenheit und Selbsterkenntnis und damit zu den Menschen um dich herum hin, dann ist es ok.
    entsteht aber irgendeine , konstruierte Abgrenzung , ein Vergleichsdenken im Sinne besser und schlechterer Mensch,wertvollerer und wertloserer Mensch,
    dann wird der Weg fragwürdig.

    PS: das kann auch bei Atheisten entstehen, nur haben religiöse Menschen irgendwie noch den Anspruch dabei, einer höheren Instanz besonders zu gefallen , in ihrem mißachtenden Tun und so gerade deswegen so wertvoll zu sein.
    schon ein wenig schizophren. ^^ und doppelt so gefährlich für ein menschliches Zusammenleben.

  13. #13
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    Zitat Zitat von Cam67 Beitrag anzeigen
    hmh, schade.
    hättest du Spiritualität geschrieben, dann sag ich (für mich) eindeutig , jaaa.

    es sollte als Angebot , als Sichterweiterung , als einen Weg zur vollständigeren eigenen Entwicklung von Anfang an, mit einfließen. aber mehr in der selbst gelebten Art , als in der Belehrung.
    Belehrt/gelehrt wird nur , wenn auch eine Frage dazu kommt.

    Religion führt leider zu oft zur Abgrenzung. zum Glauben , man hätte die Eine , Richtige Lösung in Petto. zum Verbleib in der zugehörigen oder übergestülpten Institution (Kirche). und dem verachten/missachten anderer Religionen. zum (trotz Verbots ^^) Bild-machen der eigenen Gottesvorstellung und im selben Zuge dieser konstruierten Gottheit, zu unterstellen , was sie denn gern sehen würde (z.b. Heiden verfolgen/missionieren,(Tagsüber fasten und nachts Essen , Beichten kann von Sünden befreien usw.)
    ) und was nicht .

    schon deine Einschränkung und der Hinweis auf "Christliche" Auslegung geht in die gleiche Richtung. klar wächst man in einer bestimmten Kultur auf und wird durch sie geprägt, aber dabei wird oft übersehen , daß alle grundlegenden ethische und moralische Werte auch in den anderen Religionen enthalten sind. wenn man sie sehen und leben möchte.

    erweitert es deine Sicht, erweitert es deinen Geist, führt es dich und deine Nachkommen zur Offenheit und Selbsterkenntnis und damit zu den Menschen um dich herum hin, dann ist es ok.
    entsteht aber irgendeine , konstruierte Abgrenzung , ein Vergleichsdenken im Sinne besser und schlechterer Mensch,wertvollerer und wertloserer Mensch,
    dann wird der Weg fragwürdig.

    PS: das kann auch bei Atheisten entstehen, nur haben religiöse Menschen irgendwie noch den Anspruch dabei, einer höheren Instanz besonders zu gefallen , in ihrem mißachtenden Tun und so gerade deswegen so wertvoll zu sein.
    schon ein wenig schizophren. ^^ und doppelt so gefährlich für ein menschliches Zusammenleben.
    Genau deswegen waren Mystiker in den Religionen meist ziemlich unerwünscht - wenn nicht schlimmeres.

    Wo kommen wir denn dahin wenn einer allein, oder eine kleine Gruppe, für sich selber nach der Wahrheit suchen anstatt ganz dumpf dem religiösen Dogma ohne zu hinterfragen folgen!?!

    Was mich auch grandios ankotzt: Die arrogante Haltung: WIR haben die Wahrheit - alle ANDEREN sind blöd, sind Heiden, haben keine Ahnung, sind schlecht.

    Also genau die Abgrenzung, die du ansprichst.

    Ich kann hier jedem nur die Bücher von Joseph Campbell empfehlen (sein Buch "The Hero With a Thousand Faces" war übrigens eine der größten und wichtigsten Inspirationen für George Lucas, STAR WARS zu schreiben... aber das nur am Rande.

    Was beim lesen von Campbells Büchern immer wieder klar wird: ALLE Religionen beziehen sich letztlich auf die selbe Quelle. Religion, Mythen, Mythologie, Sagen, Legenden sind nicht zufällig so ähnlich.

    WISSEN ist Macht! Nicht das sture hinterherrennen einer dogmatischen, einengenden Religion.

    Und durch das WISSEN, dass z.B. die nordischen Gottheiten im Grunde die selben Gottheiten wie die Griechischen oder Indischen sind (Thor = Indra = Zeus = sämtliche anderen Donnergötter) - mit so einem Wissen kann und will ich mich ja gar nicht mehr abgrenzen - das wäre ja schizophren!

    ALLE Religionen haben im Kern mehr gemeinsam als das sie abtrennt. LEIDER wurde Religion in allen Kulturen missbraucht für Macht und Propaganda, für Kontrolle.

    Die Geschichte der Religionen dieser Welt ist ein einziges Blutbad und der reinste Wahnsinn.

    Aber Menschen haben leider noch immer ein Stammesdenken, welches so gut wie gar nicht über den eigenen, kleinen Tellerrand, den eigenen, sehr beschränkten Horizont hinausdenken kann oder will!

    WIR sind die Guten - die da drüben / die anderen die Bösen.

    Und man muss hierfür nicht mal Religion im klassischen Sinne hernehmen. Man kann dies auch auf modernere Ideologien anwenden, wo die gleichen psychologischen Mechanismen wirken:

    Kapitalismus VS Kommunismus z.B.

    Kampfkunst A VS Kampfkunst B

    Metal VS Popmusik

  14. #14
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    Seelig sind die Doofen. Oder so ähnlich
    Aller höherer Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt -WT-Herb
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  15. #15
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    Kommt hier außer mir sonst einer der anwesenden Atheisten sich so vor, als würde man "uns" für irgendwie niedlich, aber geistig behindert und bemitleidenswert halten?

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