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Thema: Religion in der Erziehung

  1. #46
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    Zufallsfund zum Sechsten Gebot: morden oder töten ?



    In meinen Augen ist Religion (wie für manch Einen Alkohol, Tabletten, etc. und hier wie dort macht es wohl v.a. die Dosis) größtenteils eine gesellschaftlich mehr oder weniger akzeptierte Form der Weltflucht, die mitunter auch dort einfache Antworten zu bieten hat, wo es sie eigentlich nicht gibt. Für mich ist Religion v.a. etwas für Menschen, die mit der Begrenztheit ihres menschlichen Verstandes und/oder ihrem Tode (was kommt dann, dass nichts kommt, kann doch nicht sein, oder) hadern und nicht akzeptieren können (mitunter auch unbewusst), dass wir eben nicht Alles, was es nah und weit um uns herum gibt, zur Gänze erklären können.

    Interessanterweise und wie ich denke folgerichtig (da von Menschenhand), geben verschiedene Religionen teils recht konträre Antworten auf die gleichen oder sogar dieselben Fragen und wo Einem das "Richtig" offeriert wird, wird darüber hinaus - und sei es nur zur genaueren Erklärung - i.d.R. auch gegen das "Falsche" abgegrenzt. Wen wundert es da, dass sich Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen mitunter nicht sympathisch oder sogar spinnefeind sind, ohne sich überhaupt richtig zu kennen? Als Priester des Spaghettimonsterglaubens mag ich halt Niemandem der einem Gott folgt, der angebliche Götzenanbeter wie mich geringschätzt und ab und an auch mal vernichtet(e).

    Apropos Spaghettimonster: heute würde man mich wohl Spinner schimpfen, in 300 Jahren mit genügend gewonnenen Anhängern wäre ich u.U. plötzlich Vertreter der stärksten Volksreligion Europas. Tja, ob ich belächelt werde oder gar in die Klapse komme, hängt halt auch immer vom gegebenen historischen Kontext ab. Klapse erinnert mich übrigens gerade an den Film "Das Wunder von Manhattan".

    In einem nicht unerheblichen Maße unterwirft man durch Folgen "seiner" Religion das eigene Tun und Gewissen dem vermeintlichen Willen eines höheren Wesens oder wenigstens einer angenommenen bestimmten universalen Ordnung. Das eigene Tun unterliegt somit nur noch bis zu einem gewissen Maße der eigenen Verantwortlichkeit und sowohl etliche gute wie auch schlechte Taten (wobei gut und schlecht u.a. abhängig vom eigenen Standpunkt sind) können gleich viel leichter als "gottgewollt", "der universalen Ordnung gemäß" u.ä. erklärt und v.a. auch gerechtfertigt werden.


    Nichtsdestotrotz schließe ich viele Dinge nicht kategorisch aus und harre der Dinge die da noch kommen mögen oder nicht.
    Auch gibt es im Bereich der Religionen neben recht starren Gedankenbildern/Ausprägungen (m.E. v.a. in den monotheistischen) noch diverse mich schon etwas mehr überzeugende "weichere Formen", wo Glaube nicht automatisch auch (gewollte) Unfreiheit im Denken ist.


    Nach etlichen Diskussionen und auch einigen Zankereien mit einem Freund, der sich völlig von der Religion ab- und der Wissenschaft (insbsondere Sterne, Universen usw.) zugewandt hat, bezeichne ich ihn nun immer - wenn er mich nur zum Foppen als angeblich "Gläubigen" betitelt (weil ich auch Gläubige gegen grobe Verallgemeinerungen immer wieder in Schutz nehme)- als Gläubigen der Wissenschaft. Wissenschaft ist für mich je nach Gebiet - auch bezüglich der beanspruchten Deutungshoheiten - durchaus eine der Religion vergleichbare Sache. Der Unterschied ist, dass in der Wissenschaft (theoretisch zumindest, denn auch hier gibt es zu Unrecht "Ausgestoßene", da manches Weltbild nicht wanken darf) WIRKLICH ALLES stets hinterfragt werden darf und sogar soll. Auch als großer Fan der Wissenschaft muss ich erkennen, dass nicht nur das Wissen als solches sich mehrt, sondern auch manche vermeintlich harten Fakten von gestern morgen u.U. alles andere als hart sind.


    Ich denke, eines haben Wissenschaft und Religion gemein, sie sollen dem Menschen die Welt erklären wie sie ist oder vermeintlich ist und beide wandeln sich auch immer wieder im Laufe der Zeit. Leider stehen Beide möglicherweise auch öfter im Dienste von Unterdrückung und Kriegen u.ä. als sie es nicht tun. Beides waren zumindest schon immer auch fleißig genutzte Mittel, einer Gruppe oder Teilen einer Gruppe Vorteile gegenüber Anderen zu verschaffen.
    Geändert von shinken-shôbu (18-03-2017 um 06:11 Uhr)

  2. #47
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    Zitat Zitat von OliverT Beitrag anzeigen
    Wenn es nur nach den 10 Geboten geht, dann wären Köperverletzung oder Vergewaltigung nicht verboten.
    Christentum ist aber nicht nur die 10 Gebote, sondern, wesentlich, das Liebesgebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." - das übrigens auch schon im Alten Testament vorkommt.

    Bloss muss dann halt jeder selbst darüber nachdenken, ob Körperverletzung oder Vergewaltigung ein Akt der Liebe ist, oder vielleicht doch eher nicht.


    Für die Regelung des Zusammenlebens der Menschen ist die Philosophie und die Ethik da. Dazu benötigen sie aber keinen Gott.
    An atheistischen/agnostischen Begründungen von Moral irritiert mich in der Regel, dass sie genau gleich klingen wie die religiösen Begründungen, bloss das Wort "Gott" wurde in der Regel ersetzt durch das Wort "Natur".

    Da bleib ich doch lieber gleich bei den religiösen Begründungen, die sind umfassender.

    Die Wahrheit wird es in beidem aber nie geben. Was in der einen Philosophie falsch ist, ist in der anderen egal oder in Ordnung.
    Kann man so nicht sagen. Grundlegende Regeln wie "behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest" in ihren verschiedenen Varianten tauchen praktisch überall auf.

  3. #48
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    Zitat Zitat von Kraken Beitrag anzeigen
    Wir Menschen benötigen auch keine Musik, Malerei, und allgemein keinerlei Schönheit, keinen Spass und keine Liebe.

    Und wenn wir gewissen Strömungen erlauben, sich allzu sehr auszubreiten, werden wir diese "unnötigen" Dinge auch verlieren.
    ich zweifle daran, ob diese Dinge so unnötig sind.

    Wenn ich an die französischen Banlieus in ihrer grandiosen Hässlichkeit denke - wundert es mich nicht, dass jene, die dort wohnen, keine Liebe zu ihrer Heimat aufbringen können. Wie denn auch? Es gibt kaum was Liebenswertes dort.

    Und wer seine Heimat nicht liebt, weil sie hässlich ist, hat wenig Hemmungen, sie zu zerstören oder sabotieren. Ob dann noch irgend so ein ideologisches Etikett drüber geklebt wird (egal ob "für Freiheit und Demokratie" oder "allahu akbar") ... halte ich für vergleichsweise wenig relevant.

  4. #49
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    Zitat Zitat von Droom Beitrag anzeigen
    Hat man nicht gerade in monotheistischen Religionen wie dem Christentum das Problem anderen Religionen gegenüber intolerant sein zu müssen?
    Wenn ich aus Überzeugung Monotheist bin, muss ich alle anderen Götter doch verneinen und wecke damit evtl Konflikte mit den Menschen die an diese glauben.
    Habe ich nicht.

    Ich gehe davon aus, dass Monotheisten anderer Geschmacksrichtungen als meiner eigenen dennoch denselben einen Gott anbeten - halt mit einem andern Namen, unter anderer Deko - aber die Substanz ist dieselbe. Ausser wenn es um Satanisten geht, die das Konzept völlig umdrehen, ist da kein Grund zu Intoleranz. Und auch mit Satanisten hab ich kein Problem, solange sie mich in Ruhe lassen.

    Polytheistische Götter (wie zB die römischen Mars, Venus, Merkur, Jupiter etc) betrachte ich eher als Archetypen, also als grundlegende psychische Muster. - wenn irgendwo ein Kampf stattfindet, ist Mars aktiv, wenn Geschäfte geschlossen werden, ist Merkur präsent, wenn es um Kunst und Liebe geht, geschieht das unter dem Zeichen der Venus, etc.


    Impliziere ich meinen Kindern damit nicht das es bei so fundamentalen Fragen nur eine einzige richtige Antwort bzw Sichtweise gibt und mache sie dadurch evtl intoleranter?

    ich habe in meinem Elternhaus erlebt, dass man sehr wohl auch im Rahmen des Monotheismus unterschiedliche Auffassungen haben kann, und dass diese friedlich koexistieren können.


    Anscheinend ist die Kombination aus Unwissenheit und Religion so häufig vorhanden das seit zigtausend Jahren bis in die heutige Zeit nahezu überall auf der Welt unzählige Menschen gedemütigt, unterdrückt, gefoltert und getötet wurden.
    Wer es nicht im Innern fühlt, dass es keine gute Sache ist, andere Leute zu foltern, wird dieses auch nicht fühlen lernen, wenn man Religion aufgibt.

  5. #50
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    "gott ist ein gedankenspiel, bei dem DENKEN keine rolle spielt."
    volker dittmar

  6. #51
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    Zitat Zitat von dermatze Beitrag anzeigen
    Das Argument mag abgedroschen sein, habe aber noch kein für mich hinnehmbares Gegenargument gehört auf die Frage, wo Gott in spezifischen Situationen ist, wenn etwas Schlimmes passiert. Wenn Menschen einfach hilflos ausgeliefert sind und sich selber nicht mehr helfen können.
    Gott ist all-präsent und all-bewusst - sonst könnte gar nichts existieren - sprich, er ist auch in der Hilflosigkeit, im Schmerz, im Leid anwesend. Gott fühlt auch die Hilflosigkeit, den Schmerz und das Leid, sobald ein Mensch (ein Tier, eine Pflanze... ein Mineral?) das fühlt.

    als religiöser Mensch gehe ich davon aus, dass ein Mensch in erster Linie eine lebendige Seele ist; und erst in zweiter Linie inkarniert als menschliches/irdisches Wesen.

    Jesus sagt, man solle die nicht fürchten, die den Körper zerstören; man solle die fürchten, die die Psyche korrumpieren.

    Sowas ist für mich mit einer Vorstellung eines christlichen Gottes nicht in Einklang zu bringen.
    Religionsunterricht für Kinder neigt heute dazu zu erzählen, dass Gott nett sei.

    Bloss ist das nicht der Punkt und es geht nicht um Nettigkeit. Ich halte das für eine unzulässige Vereinfachung und bedaure, dass es oft so dargestellt wird.

  7. #52
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    Zitat Zitat von shinken-shôbu Beitrag anzeigen
    Wen wundert es da, dass sich Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen mitunter nicht sympathisch oder sogar spinnefeind sind,
    Meine Erfahrung ist eher, dass streitende Religionen bzw deren Vertreter sich über Details nicht einig werden; nicht über Grundzüge.

    Zum Beispiel neigen Katholiken und Protestanten, wenn sie streiten, dazu, als Thema die Frage zu wählen, was nun genau mit Brot und Wein passiert bei der Feier des Abendmahls. Und die versteigen sich dann oft in so esoterisch-intellektuelle Details, da versteht bald keiner mehr, worum es nun eigentlich geht.

    Dass man das Liebesgebot anerkennt, oder die 10 Gebote, ist allerdings nie ein Streitfall. (höchstens auch da wieder Details der Formulierung, Details der Interpretation)


    In einem nicht unerheblichen Maße unterwirft man durch Folgen "seiner" Religion das eigene Tun und Gewissen dem vermeintlichen Willen eines höheren Wesens oder wenigstens einer angenommenen bestimmten universalen Ordnung. Das eigene Tun unterliegt somit nur noch bis zu einem gewissen Maße der eigenen Verantwortlichkeit
    Von einer universalen Ordnung gehen auch die Wissenschaften aus. Die nehmen zB an, dass die physikalischen Gesetze überall gelten, nicht nur hier auf der Erde.

    Dass es gewisse Rahmenbedingungen gibt, bedeutet allerdings nicht, dass man unfrei ist. Es bedeutet nur, dass man damit rechnen muss, dass bestimmte Handlungen bestimmte Folgen haben (wer von einem Wolkenkratzer springt, wird sich alle Knochen brechen...), aber jeder kann immer noch frei wählen, ob er springen will oder nicht.

    und sowohl etliche gute wie auch schlechte Taten (wobei gut und schlecht u.a. abhängig vom eigenen Standpunkt sind) können gleich viel leichter als "gottgewollt", "der universalen Ordnung gemäß" u.ä. erklärt und v.a. auch gerechtfertigt werden.
    klar, es ist ja auch sinnvoll, dass ein Mensch das tut, was er für gut und richtig hält, und nicht das, was er für schlecht und falsch hält.

    gilt aber auch für Agnostiker und Atheisten. und ob deren Begründungen immer so viel besser sind als die Begründungen von Religiösen... ich zweifle.


    wo Glaube nicht automatisch auch (gewollte) Unfreiheit im Denken ist.
    Jesus sagt "die Wahrheit macht dich frei" und "zur Freiheit seid ihr berufen".

    Paulus ergänzt "Alles ist mir erlaubt; aber nicht alles ist heilsam. Alles ist mir erlaubt; aber ich darf mich von nichts beherrschen lassen."

    Der Unterschied ist, dass in der Wissenschaft (theoretisch zumindest, denn auch hier gibt es zu Unrecht "Ausgestoßene", da manches Weltbild nicht wanken darf) WIRKLICH ALLES stets hinterfragt werden darf und sogar soll.
    Das ist die Theorie. In der Praxis heutiger Wissenschaft ist Toleranz, Hinterfragen, Vorurteilslosigkeit keineswegs immer gegeben; während man mit Religiösen sehr wohl alle Zweifel und Abers diskutieren kann, die Religion so mit sich bringt.

  8. #53
    Gose Gast

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    Erstmal ein Lob an alle für die schön sachlich geführte Diskussion. Ist man bzw ich nicht mehr wirklich gewohnt bei Diskussionen im Internet, speziell bei solch "brisanten" Themen.

    Zum Thema möchte ich sagen, das ich als Katholik eine religiöse Erziehung zwar begrüßen aber nicht zwingend erforderlich halten würde.

    Meine Meinung beruht darauf, das ich Single bin und man Kinder nicht alleine machen kann. Jetzt stellt sich die Frage, was ist meine Partnerin? Christin, Muslima, Hinduistin, Buddhistin, Atheistin, XXX???

    Wirklich wichtig ist mE in erster Linie die generelle Wertevermittlung, die MUSS auf jeden Fall stattfinden. Hier sollte sich allein schon eine große Schnittmenge aus christlichem Glauben und was man so unter Ethik o.ä. versteht heraus kristallisieren. Von daher wäre ich an diesem Punkt schon sehr zufrieden wenn man das dem Kind mitgeben kann.

    Was ich allerdings eher ablehne ist Religionsunterricht in der Schule, der gehört mE abgeschafft und durch so etwas wie Ethik-Menschenrechts-Grundgesetz-Humanismus-Unterricht ersetzt. Denn ich finde es nicht gut, das Kinder/Jugendliche unterschiedlicher Glaubensrichtungen in christlicher Religion unterrichtet werden, heutzutage sogar ohne Trennung zwischen irgendetwas (so zumindest in der Schule wo ich arbeite). Religion sollte Privatsache sein und so auch in einem sekulärem Staat behandelt werden wo Religionsfreiheit herrscht.

    Also um es kurz zu machen:

    Religiöse Erziehung der eigenen Kinder gerne ja, staatliche Erziehung in dem Sinne nein.

    Wenn es nach mir ginge: Ja, ich würde meine Kinder religiös erziehen, zumindest in einem gewissen Rahmen.

    (Bin ziemlich verkatert, von daher Schwachsinn oder Rechtschreibfehler ignorieren bzw tolerieren bitte )

    Bitte den angenehmen Umgangston der bisher herrschte beibehalten, ich finde es zB extrem beleidigend wenn einer wie die Axt im Walde "argumentiert" bei solchen Themen.

  9. #54
    Florett Gast

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    Zitat Zitat von OliverT Beitrag anzeigen
    … Die Naturwissenschaften erklären wie das Universum entstanden ist und wie die Welt zu dem geworden ist was sie jetzt ist…
    Die Beweiskräfte des Logos sollten dabei aber im Mittelpunkt des Interesses sein. Denn naturwissenschaftliche Theorien sind so lange fehlerhaft, bis sie vor dem Logos bestehen. Alles andere sind Theorien/Phantasien, mit Mythos und Pathos im Kielwasser.


    Zitat Zitat von OliverT Beitrag anzeigen
    Für die Regelung des Zusammenlebens der Menschen ist die Philosophie und die Ethik da. Dazu benötigen sie aber keinen Gott…
    Für das Zusammenleben der Menschen sind die Beweiskräfte des Logos ebenso unabdingbar, wie er für die Wissenschaft zwingend zur Beweisführung Maßstab sein muss.
    Hinzu hat der Ethos zu kommen.

    Für beide zusammen wird so kein Gott gebraucht, denn der Verstand steckt im Logos und Ethos gleich mit drinn. Kommt also nur noch drauf an, ob der Mensch das versteht.
    Wenn ja, bräuchte kein Mensch irgendwo Religion, denn er repräsentierte sie bewusst durch seine Persönlichkeit.
    Aber bis zu diesem Übergang braucht der Mensch noch die Religion als dankbaren Ersatz – kommt also nur noch drauf an, ob die Zeit dafür ausreichend sein wird…. oder wie sagte schon Einstein:

    „Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen.“


    .

  10. #55
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    "Religion ist etwas für solche, die wirklich Trost brauchen aber den Alkohol nicht vertragen." - Volker Pispers, der Gott des Kabaretts

    MMn sollte man Religion aus der Erziehung heraushalten. Muss man Christ sein, um sich an die zehn Gebote zu halten? Kann man nicht einfach eigene Moralvorstellungen entwickeln? Warum muss ein Buch mir sagen, dass es unanständig ist, einen anderen Menschen aus Gier zu töten oder Frauen zu vergewaltigen? Hatten wir solche Schandtaten nicht zu Hauf im Zuge der "Religion"?

    Zitat Zitat von Kraken Beitrag anzeigen
    Ich habe auch selbst Dinge erlebt, die sich nur schwer ohne Gott erklären lassen. Beispielsweise erlebte ein Atheist eine Spontanheilung, bei der ich anwesend war. "Glaube" und "Placebo" können schwer erklären, wieso der plötzlich wieder seinen Rücken bewegen konnte, obwohl er überzeugt war, dass das Gebet nichts bringen wird.
    So hat doch alles angefangen: Man hat Dinge erlebt, für die man keine Erklärung hatte. Und statt einfach mal zu sagen, dass man keine Ahnung hatte, kam man mit "Gott". Es gibt halt bestimmte Dinge, die sich unserer Vorstellung entziehen, für die die Wissenschaft aber adäquate Antworten hat. Und dann gibt es halt Fragen, wo die Wissenschaftler sagen "keine Ahnung" und das ist auch gut so. Finde es immer wieder toll, wie Gläubige Lücken in der EvolutionsTHEORIE finden, nachhaken, keine gute Antwort erhalten (warum auch?), und dann die "Gott"-Keule schwingen.

    Zitat Zitat von Kraken Beitrag anzeigen
    Natürlich kann ALLES missbraucht werden, um anderen zu schaden.
    [...]
    Solch einen inhärenten Schutzmechanismus kennt die Wissenschaft nicht. Wissenschaftlich ist es kein Problem, Tiere, oder auch Menschen, zu quälen und zu töten.

    Politisch ist es kein Problem, Kriege zu führen. Es lässt sich politisch leicht rechtfertigen.

    Da kann man Menschen auch sehr gut bilden und ihnen ALLEs beibringen über Wissenschaft und Politik, und sie können sich genauestens an die Regeln dieser beiden Systeme halten, und dennoch Atombomben entwerfen und damit Zivilisten bombardieren.

    Wer hingegen den Glauben benutzen will, um andere zu Missetaten zu verleiten, der muss sich in Unkenntnis über grundlegende Inhalte befinden!
    [...]
    Die Wissenschaft an und für sich hingegen ist sehr gut geeignet, um Böse Dinge zu tun, und dann die Effekte zu beobachten und Schlüsse zu ziehen.
    Du widersprichst dir da schon selbst. Alles kann missbrauchst werden, aber die Wissenschaft ist schlecht, weil es keinen "inhärenten Schutzmechanismus" gibt? Heißt das, es ist besser, mit einer Waffe Amok zu laufen, die eine Sicherung hat, statt mit einer ohne?

    Politisch ist es kein Problem Kriege zu führen? Was ist mit dem heiligen Krieg? Kreuzzüge?

    Es gibt tatsächlich einige Dinge, die moralisch verwerflich sind, aber im Namen der Wissenschaft getan werden. Darüber kann und muss diskutiert werden, keine Frage.

    Zitat Zitat von Kraken Beitrag anzeigen
    [...]
    Und wer glaubt, Religion wäre etwas schlechtes, weil im Namen der Religion schlechte Dinge getan wurden, der glaubt vermutlich auch, Frieden sei eine schlechte Sache. Denn im Namen des Friedens werden immernoch Kriege geführt.

    Der glaubt auch, "Demokratie" wäre eine schlechte Sache.

    Der glaubt auch "Konzentration" wäre eine schlechte Sache - man sehe nur, was in den Lagern geschehen ist.
    Ist die Wissenschaft schlecht, weil mithilfe dieser Gräueltaten verübt wurden?

    Zitat Zitat von Kraken Beitrag anzeigen
    Ich meine die Strömung der aggressiven, fanatischen Atheisten.

    Die irrigerweise glauben, die Wissenschaft wäre atheistisch (sie ist agnostisch) und die sich selbst für moralisch derart überlegen halten, dass sie sich wie die Axt im Walde benehmen und glauben, sie hätten eine Rechtfertigung dafür, sich Gläubigen und allgemein Andersdenkenden gegenüber aufzuführen, wie die hinterletzten A*löcher.
    [...]
    Zu deiner zweiten Frage: Ich bete vor Kämpfen stets, dass mein Gegner und ich beide gesund heimkehren mögen und dass er mir die Kraft geben soll, einen guten Kampf abzuliefern. Ich bete aus Prinzip nie um einen Sieg.
    "Gibt es einen Gott?"
    Atheismus = "Nein."
    Agnostizismus = "Ich weiß es nicht."

    Ich finde, zu sagen "Nein, es gibt keinen Gott" ist genauso unsinnig, wie zu sagen es gebe ihn. Beide Sachen beruhen auf keinerlei wissenschaftlicher Methode. Aber genauso nervt es mich, wenn Leute versuchen, von der Wissenschaft Antworten einzufordern, die sie noch nicht hat, und dann sagen: "Tja, siehste, kann nur Gott sein."

    Ist es denn so schwer, zu sagen, dass man keine Ahnung hat?

    Bezüglich Kindererziehung: Ich kenne Leute, denen hat es nicht geschadet, und nicht-religiös Erzogene, die die letzten Hohlköpfe sind. Wenn Leute religiös erzogen werden, dann hoffe ich, dass diese Menschen zumindest einen eigenen Kopf haben und nicht der Bibel wortwörtlich folgen. Und natürlich müssen die jeweiligen Regeln des Landes beachtet werden, bei mir ist es das Grundgesetz, bei euch die Schweizer Verfassung. Ich halte Religion für Murks, andererseits geht es mich nichts an, wie andere Menschen ihre Kinder erziehen. Und wenn manchen Leuten der Glaube an Gott hilft, warum nicht? Auch hier geht es mich und alle anderen nichts an.

    Tatsächlich habe ich viele religiöse Menschen in meinem Freundeskreis, und alle haben sie gemeinsam, dass sie sehr offen, tolerant und selbstdenkend (!) sind. Sie alle beantworten die Frage nach der Existenz Gottes nicht mit "Ja" sondern mit "Ich glaube daran".

    Bezüglich der Studien, dass religiöse Menschen zufriedener und gesünder seien:

    "Die Art der Untersuchung schließt jedoch nicht aus, dass auch andere Faktoren wie Lebensstil, Erziehung, stabile Familienverhältnisse oder Beziehungen für das Ergebnis verantwortlich sind. Diese Einflüsse stünden nicht direkt mit dem Glauben in Verbindung, so der Forscher. Bereits frühere Studien haben versucht einen Zusammenhang zwischen Religion und Zufriedenheit herzustellen. "Die Ergebnisse passen zu anderen Untersuchungen, die vermuten lassen, dass Religion positive Effekt hat", so Leslie Francis von der Universität von Warwick."

    Studien sollte man auch nicht zu sehr trauen. Gib mir eine Frage und ein gewünschtes Ergebnis (und natürlich etwas Knete) und ich baue dir eine Studie, die genau zu diesem Ergebnis kommt. Mit den richtigen Messdaten und den richtigen Verfahren lassen sich alle möglichen Ergebnisse erzeugen.

    Wusstet ihr, dass Haiangriffe und Eisverkauf miteinander korrelieren? Doch es ist wahr! Also weniger Eis essen, dann sterben weniger Menschen durch Haiangriffe. Wer mir nicht glaubt, siehe hier

    tl;dr: Du willst dein Kind religiös erziehen? Tu es. Es geht andere Leute nichts an.

    Eins steht fest: Ich werde meine Kinder so erziehen wie Viggo Mortensen in Captain Fantastic.

  11. #56
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    Zitat Zitat von Kniom Njam Bay Beitrag anzeigen
    Kann man nicht einfach eigene Moralvorstellungen entwickeln?
    Ist es denn so einfach?



    Es gibt halt bestimmte Dinge, die sich unserer Vorstellung entziehen, für die die Wissenschaft aber adäquate Antworten hat. Und dann gibt es halt Fragen, wo die Wissenschaftler sagen "keine Ahnung" und das ist auch gut so.
    Jesus wurde vor allem aufgrund seiner therapeutischen Fähigkeiten bekannt; gerade im Lukaseveangelium (der Evangelist Lukas war Arzt) werden Symptome und Krankengeschichten oft recht detailliert beschrieben, immer wieder auch mit Hinweisen wie "die Person hat jahrelang alle Ärzte aufgesucht und keiner konnte helfen" - darunter durchaus Krankheitsbilder wie Blindheit oder Lähmung, die auch die heutige Medizin nicht behandeln kann.

    Und da werden Leute auf einmal gesund, Blinde sehen, Lahme gehen...

    und da soll sich ein Mensch nun einfach ein Denkverbot auferlegen, sagen "keine Ahnung" und fertig?


    Finde es immer wieder toll, wie Gläubige Lücken in der EvolutionsTHEORIE finden, nachhaken, keine gute Antwort erhalten (warum auch?), und dann die "Gott"-Keule schwingen.
    Die meisten Gläubigen können problemlos Glaube und Evolutionstheorie vereinbaren.


    Ist die Wissenschaft schlecht, weil mithilfe dieser Gräueltaten verübt wurden?
    Menschen verüben Gräueltaten, nicht Ideologien oder Gedankenkonstrukte.

    Gilt allerdings für Religionen gleichermassen wie für Wissenschaften.



    Ich finde, zu sagen "Nein, es gibt keinen Gott" ist genauso unsinnig, wie zu sagen es gebe ihn. Beide Sachen beruhen auf keinerlei wissenschaftlicher Methode.
    Das bedeutet, dass für dich die wissenschaftliche Methode das Höchste und Beste ist, was es für Menschen gibt, um Erkenntnisse zu gewinnen.

    Das trifft bestimmt zu auf wissenschaftliche Erkenntnisse - aber es gibt noch andere Formen von Erkenntnis, die andere Methoden benötigen.

    Das Konzept"Gott" bewegt sich aber per Definition ausserhalb des wissenschaftlichen Bereichs und kann durch diesen nicht erfasst werden.

  12. #57
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    Und das die Bibelschreiber bei den heilungsberichten ähnlich kreativ waren wie heutige Heilpraktiker ist nicht eher wahrscheinlich?

  13. #58
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    kraken schrieb:

    Ich kenne diese Behauptung nur als Strohmann-Argument von anti-religiösen Atheisten.
    ich kenne das argument eigentlich nur von religioten, die damit ihre moralische definitionsmacht legitimieren wollen.
    diese realititätsvernebelten können sich nicht vorstellen, dass es eine moral ohne ihre fantasiefigur geben kann.
    aus solchen reihen, kommen dann auch leute die missionieren wollen, für die jemensch, der nicht gläubig ist, ein mensch 2ter klasse ist.

  14. #59
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    Zitat Zitat von miskotty Beitrag anzeigen
    Und das die Bibelschreiber bei den heilungsberichten ähnlich kreativ waren wie heutige Heilpraktiker ist nicht eher wahrscheinlich?
    Dass einer, der nix zurande bringt, es soweit schafft, dass ihm eine solche Menschenmenge folgt und ihn zum König machen will, dass die Römer ihn hinrichten, weil sie politische Querelen fürchten... glaube ich eher nicht.

    irgendwas muss ja ja gewesen sein. Falls du meinst, das mit den Heilungen stimme nicht - was war's denn sonst?

  15. #60
    Droom Gast

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    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    Christentum ist aber nicht nur die 10 Gebote, sondern, wesentlich, das Liebesgebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." - das übrigens auch schon im Alten Testament vorkommt.
    Die Bibel ist ein ziemlich dickes Buch, mit ziemlich vielen Texten und teils komplett gegensätzlichen Aussagen.
    Wer entscheidet nun was dort wesentlich oder gültig ist und was nicht?

    Mir ist schon häufiger aufgefallen das sich sowohl Gläubige als auch Ungläubige immer nur das daraus picken was ihnen gerade für ihre Weltsicht oder Argumentation dienlich ist.


    An atheistischen/agnostischen Begründungen von Moral irritiert mich in der Regel, dass sie genau gleich klingen wie die religiösen Begründungen, bloss das Wort "Gott" wurde in der Regel ersetzt durch das Wort "Natur".

    Da bleib ich doch lieber gleich bei den religiösen Begründungen, die sind umfassender.
    Es gibt keine allgemeingültige Moral. Genauso wenig wie es ein festes "Gut" und "Böse" gibt.
    Egoismus und Gier werden häufig als schlecht/böse dargestellt, aber ohne diese beiden Eigenschaften wäre der Mensch schon lange ausgestorben. Jäger & Sammler überleben halt nur wenn sie ihr Wohl über das Wohl der gejagten Tiere stellen und möglichst viel Ressourcen für kommende Perioden der Knappheit horten.

    Es gibt Vogelarten die bei Nahrungsknappheit ihre Kinder töten und fressen. Wir als Menschen finden das zu tiefst verstörend da es gegen unsere Moralvorstellungen verstößt, aber für sie ist es eine natürliche Überlebensstrategie um zukünftige mehr Nachkommen zeugen zu können.

    Und genau das versagen in meinen Augen die aller meisten Religionen. Es gibt nur Schwarz und Weiß, Himmel und Hölle, Gut und Böse, moralisch und unmoralisch, Haram und Helal. Die Welt besteht aus millionen von Graustufen die dazwischen liegen und die geringsten Änderung des Kontexts, kann etwas schon wieder deutlich heller oder dunkler erscheinen.

    Man könnte moralisches Handeln definieren als "Handeln welches dem Gesamtwohle der Gruppe dienlich ist". Dies kann aber je nach Gruppe stark variieren und sogar in verschiedenen Situationen bei der selben Gruppe gänzlich gegensätzlich sein.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    Meine Erfahrung ist eher, dass streitende Religionen bzw deren Vertreter sich über Details nicht einig werden; nicht über Grundzüge.
    Ist der große schwerwiegende Streit der 3 Monotheistischen Weltreligionen jetzt ein Streit über ein Detail oder ist die Frage wer jetzt eigentlich der Missiahs ist dann doch eher ein recht grundlegender Punkt? (vor allem da dadurch das neue Testament ja teilweise auch das Alte ablöst)


    Das ist die Theorie. In der Praxis heutiger Wissenschaft ist Toleranz, Hinterfragen, Vorurteilslosigkeit keineswegs immer gegeben; während man mit Religiösen sehr wohl alle Zweifel und Abers diskutieren kann, die Religion so mit sich bringt.
    Im Wissenschaftlichen Kontext muss man seine Aussagen eben verifizieren oder falsifizieren können, was im Glauben natürlich unmöglich ist. Wenn man dies aber kann, dann wird man auch zu jederzeit selbst die Grundannahmen der Wissenschaft hinterfragen dürfen.
    Das Menschen in der Praxis nicht so handeln wie sie eigentlich in der Theorie sollten ist ja keineswegs nur ein problem der Naturwissenschaften, dies ist auch ein Problem bei Menschen die ihren Glauben anders ausleben als dieser eigentlich vorgibt oder bei Menschen die sich nicht so verhalten wie es der Gesetzgeber vorschreibt.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    Wer es nicht im Innern fühlt, dass es keine gute Sache ist, andere Leute zu foltern, wird dieses auch nicht fühlen lernen, wenn man Religion aufgibt.
    Eben nicht. Es gibt genügend Fälle die belegen das man "normale" Menschen recht einfach dazu bringen kann anderen schwerwiegend zu schaden oder diese sogar zu töten. Alles was viele von ihnen brauchten war ein "höherer Zweck".
    Und diese höheren Zwecke können natürlich Religion, Glauben oder auch Ideologien sein.

    Es gibt Vorfälle wo Gläubige ihre nahen Verwandten "ausversehen" (sprich ohne böse Absicht bzw niedere Beweggründe" ) bei Teufelsaustreibungen getötet haben und es gib genauso Fälle wo Wissenschaftler aufgrund von ideologischen Überzeugungen mit Menschen experimentiert haben.

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