Zitat von
junger Tiger
Ob die Erde eine Kugel ist oder eine Scheibe kann aus meiner Sicht an dieser Stelle niemand endgültig sagen. Letztilch handelt es sich um ein Weltbild (man beachte den Unterschied zwischen "Erde" und "Welt"). Dieses Weltbild ist eine soziale Konstruktion bzw. eine Konditionierung. Damit hat sie, denke ich, einen sehr großen Einfluss auf unser Erleben und Verhalten - und damit einher auch auf Bewegungsprogramme bzw. auf jene Punkte im Raum, welche wir als Stützen für unsere Bewegung nutzen. Ebenso hängen Menschenbilder davon ab, welches Verständnis von "Welt" wir haben.
Ich persönlich weiß nicht, ob die Erde rund oder flach ist. Es ist für mich dahingehend relevant, anzuerkennen, dass ich es NICHT weiß und somit auf etwaige "Stützen" verzichte, die ich sonst bedienen würde als Folge einer Konditionierung. Damit will ich weder sagen "Oh oh Verschwörung" noch "Achtung! Dummheit". Mir geht es ausschließlich darum, an der Fragestellung zu bleiben und mich nicht mit Antworten zufrieden zu geben, denn das wäre für mich ein Stillstand.
Dass die Erde eine Kugel sei und es neben ihr weitere Planeten geben würde, führt meiner Meinung nach zu einem einseitigen Menschenbild; salopp: "Wir sind so unbedeutend hier auf diesem winzigen blauen Planeten, wir sind nur ein Produkt des Zufalls, sieh dich um, du bist nichts weiter als ein modifiziertes Tier." Bei der Flacherden-Theorie wird wiederum die Erde in das Zentrum gerückt. Da heißt es dann (z. B. biblisch): "Du bist die Krone der Schöpfung. Du bist was Besonderes. Du hast einen Schöpfungsauftrag." Und weiter gedacht: Wenn man glaubt, man hat nur diese eine Erde und da gäbe es kein Universum mit anderen Planeten, dann würde man - so nur meine Theorie - ganz anders mit der Erde umgehen, denn wenn es wirklich nur diese gibt und nichts anderes, dann gibt es keine Hintertür, keine Idee nach dem Motto "Wenn dieser Planet kaputt ist, suchen wir uns halt einen anderen."
Und auf Bewegungen bezogen:
Wenn die Erde eine Kugel ist (gedanklich konstruiert und internalisiert), dann richte ich mich zu deren Mittelpunkt aus, weil ich um ein Gleichgewicht bemüht bin. Die sogenannte Schwerkraft (die als MODELL (!!!) durchaus hinterfragt werden darf) ist die leitende Größe für alle Bewegungen und das Bestreben des Menschen, ein vermeintliches Gleichgewicht zu halten, welches aber nur fiktiver Art ist, denn der Mensch erreicht höchstens ein labiles Gleichgewicht, aber kein stabiles. Wenn ich auf einer Scheibe stehe, die nicht mit einer Oberfläche einer kugelhaften Form verbunden ist, würde sich unweigerlich meine Haltung verändern. So wie wir uns alle aktuell bewegen, bewegen wir uns nur, weil in uns die Erde als Kugel als feste Bezugsgröße verankert ist, als ein Weltbild, als Wahrheit, als nicht zu hinterfragende Grundlage. Es geht mir nicht darum, für oder gegen Modelle zu werben, sondern nur darauf hinzuweisen, dass die Relativierung bestimmter Grundannahmen durchaus Einfluss auf die eigene Körperaussteuerung haben könnte.