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Thema: Fehler im DKV Prüfungsprogramm Tekki Bunkai übersprungen?

  1. #76
    Mardl Gast

    Standard

    Zitat Zitat von CeKaVau Beitrag anzeigen
    Hallo Henning,
    Aber hat das bei Dir aus Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Technik gehabt? Ich stelle mir das so vor, dass ich, beim Abfeuern eines modernen Gewehrs eigentlich keinen Wirkungszuwachs habe, nur allein aus dem Wissen heraus, dass es früher Gewehre ohne gezogenen Lauf gab.
    Das Beispiel mag weit hergeholt sein, aber wenn wir dabei bleiben. In der NVA hatte ich ein Gewehr (AK-74S). Ich weiß, dass dies eine DDR-Lizenzproduktion des russischen Modells ist, dass wiederum auf der AK-47 beruht, dass wiederum auf dem deutschen SG-44 beruht.
    Dieses Wissen hilft mir beim Zielen und Treffen überhaupt nicht. Es verbessert nicht meine Wirksamkeit im Umgang mit der Waffe.

    Der technische Aufbau und die physikalischen Prinzipien der Waffe helfen allerdings gewaltig.

    Meine Frage: Warum ist das bei Kampfkünsten (hier exakt: beim Shotokan) anders? Wie gesagt, ich würde das gern ein einem, und sei es ein noch so kleines, Beispiel nachvollziehen können.
    Genau das meinte ich. Das historische Wissen ist interessant, sicher ein Mehrwert um nicht nur zu wissen wie etwas funktioniert, sondern auch warum woher es kommt, warum es so und nicht anders gemacht wird, etc. Deshalb lese ich auch alles was mir thematisch in die Finger kommt.

    Aber wird alleine dadurch mein Zuki besser? Ich denke nicht.
    Werde ich ein besserer Kämpfer weil mein Fuß zwei Grad mehr eingedreht oder zwei Zentimeter weiter vorne oder hinten steht? Ich denke nicht.
    Kann ich einen Wurf, weil ich ihn in einem Buch gesehen oder von einem Meister einmal gezeigt bekommen habe? Auch das denke ich nicht.
    Ich lerne durch über, versuchen, Fehler machen und Fehler korrigieren. Durch gute Anleitung.

    Ich führe beispielsweise einige Würfe so aus, wie ich es im Judo und im Ju-Jutsu gelernt habe, weil es für mich so effizienter ist. Diese Würfe gibt es im Karate auch, aber für mich fühlen sie sich "karatemäßig" ausgeführt nicht so gut an. Teilweise sind sie auch nicht so körperschonend für den Werfenden (der Geworfene ist mir in dem Fall egal ). Da bewege ich mich gern vom Traditionellen ein wenig weg. Kano hat die Wurftechniken ja auch "modernisiert" (Ja, unter anderem, damit man real mit überschaubarem Risiko kämpfen kann)

  2. #77
    Mardl Gast

    Standard

    Zitat Zitat von ThomasL Beitrag anzeigen
    Boxen und Ringen sind aber keine traditionellen Kampfkünste sondern moderne Kampfsportarten. Da interessiert mich vom Trainer eher wie erfolgreich eher als Wettkämpfer und (noch wichtiger) als Trainer war/ist.
    Geboxt und Gerungen wurde schon in der Antike Noch traditioneller geht es ja kaum noch.

  3. #78
    Chrisdz Gast

    Standard

    Danke Henning,
    damit ist alles eigentlich gesagt.
    Ich wiederhole mich:
    Die Tatsache, dass ich meine Graduierungen im Budo-Pass in die Rubrik "Shotokan" eintrage, macht mich weder zu einem besseren Menschen noch zu einem Vertreter dieses Stiles.
    Wenn jemand kein Interesse an der Herkunft und den Grundlagen "seines" jeweiligen Karate-/Budo- oder sonstigen Stiles hat, ist das sein Problem und interessiert mich nicht.
    Wenn aber diejenigen, die als sogn. "Stilrichtungsvertreter" diesen Stil nach außen hin vertreten, repräsentieren usw. sollen, ihn selber nicht definieren können, wird das ja schon fast kriminell.
    Obendrein, wenn sich einige dieser Leute anmaßen, andere, die seit Jahrzehnten eben diesen Stil nach außen hin an fast jedem Wochenende bundesweit auf einem Lehrgang vertreten, maßzuregeln und ihnen die entsprechende Anerkennung verweigern.
    Die Geschichte des dt. (Shotokan-)Karate ist so, wie sie ist, auch Henning ist kurz darauf eingegangen.
    Wir können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, aber wir könnten (man beachte den Konjunktiv) heute im Angesicht der Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit endlich daran gehen, etwas zu verbessern. Das will man nicht.
    Voldemort ist vor einigen Jahren in Bayern mit überwältigender Mehrheit als Stilrichtungsvertreter abgewählt worden, weil sein wesentlicher Verdienst um die Stilrichtung im Nichtstun bestand (mal von dem einen Gasshuku p.a. abgesehen). Schließlich soll es bitte neben mir keine anderen Götter geben (dementsprechend waren auch die Zulassungen zu höheren Prüfungen und A-Trainer-Ausbildungen einem Sechser im Lotto gleichzusetzen).
    Und jetzt wählt man den zum Bundesstilrichtungsreferenten, wie Phönix aus der Asche???
    Sein pfälzischer Vorvorgänger hat es in 15, 20 Jahren nicht geschafft (ich wiederhole mich schon wieder), weder die Schreib- und Übertragungsfehler in der PO, noch sonst etwas zu verbessern und spricht jetzt vom reinen Blut der Shotokanlinie, die er aber selber nicht definieren kann? Häh???
    Die letzten Änderungen zur PO, die in meinen Unterlagen sind, sind zwei Blätter, die auf den BT Karamitsos zurückgehen, eines zur Standardisierung der Heian- und eines zur ebensolchen der Sente-Gata.
    Zurück zu Ausgangsfrage also, fehlt das Bunkai zur Tekki-Gata in der PO des DKV?
    Nein, mach' doch bitte, was Du willst, das, was Du machst kann weder jemand definieren noch beurteilen, ihnen fehlt nämlich dafür die Grundlage!

  4. #79
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    Zitat Zitat von Mardl Beitrag anzeigen
    Aber wird alleine dadurch mein Zuki besser? Ich denke nicht.
    Werde ich ein besserer Kämpfer weil mein Fuß zwei Grad mehr eingedreht oder zwei Zentimeter weiter vorne oder hinten steht? Ich denke nicht.
    ...
    Ich führe beispielsweise einige Würfe so aus, wie ich es im Judo und im Ju-Jutsu gelernt habe, weil es für mich so effizienter ist. Diese Würfe gibt es im Karate auch, aber für mich fühlen sie sich "karatemäßig" ausgeführt nicht so gut an. Teilweise sind sie auch nicht so körperschonend für den Werfenden (der Geworfene ist mir in dem Fall egal ). Da bewege ich mich gern vom Traditionellen ein wenig weg. Kano hat die Wurftechniken ja auch "modernisiert" (Ja, unter anderem, damit man real mit überschaubarem Risiko kämpfen kann)
    Das hat zunächst ja einmal nichts mit traditionell oder nicht traditionell zu tun. 'Traditionell' ist ohnehon kaum mehr vernünftig zu definieren. Dann richtet man sich eher danach, ob eine koheränte Übertragungslinie vorliegt oder nicht. Und entsprechendes 'alte' Wissen kann durchaus dazu beitragen, auch den körperlichen Part zu verbessern. Um überhaupt einmal zu erfahren, wie eine Bewegung gemeint ist anstelle wilder Interpretation, die oft genbug schief läuft. Siehe das übliche 08/15 Bunkai.

  5. #80
    washi-te Gast

    Cool

    Zitat Zitat von Chrisdz Beitrag anzeigen
    Sein pfälzischer Vorvorgänger hat es in 15, 20 Jahren nicht geschafft (ich wiederhole mich schon wieder), weder die Schreib- und Übertragungsfehler in der PO, noch sonst etwas zu verbessern und spricht jetzt vom reinen Blut der Shotokanlinie, die er aber selber nicht definieren kann? Häh???
    DAS hat jemand SO geäußert?

  6. #81
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    Zitat Zitat von CeKaVau Beitrag anzeigen
    Hallo Thomas,



    Beides sind Sportarten, die eine Jahrtausende währende Tradition aufweisen. Ich persönlich würde mich weder mit einem Ringer noch einem Boxer anlegen wollen.



    Hier liegt die Crux, denke ich. Das Verständis dafür, was traditionell ist und was nicht, ist für mich eher emotional denn technisch/taktisch zu sehen.
    Bin ich schon traditionell, wenn ich das tue, was mein Lehrer tat, auch wenn er ein Stilgründer ist?
    Wie weit muss eine Übertragungslinie zurück gehen, um traditionell zu sein? Und haben die alten Meister auf Okinawa die chinesischen Ursprünge nicht auch massiv verändert und sind somit stark, wie ist das richtige Wort, "untraditionell"?

    Grüße
    SVen
    Also laut deutscher Wikipedia hat das heutige Boxen mit gutem Willen so in etwa eine 300, maximal 350 Jahre alte Tradition. Beim Ringen sieht es da schon wesentlich besser aus. Allerdings ist auch nicht klar, in wie weit das Ringen z. B. im Mittelalter und das moderne Ringen vergleichbar sind, da komplett andere Zielsetzung. Insgesamt also ein sehr schlechtes Argument um die Notwendigkeit einer authentischen Linie in einer Kampfkunst zu hinterfragen.
    Der Begriff "traditionell" ist tatsächlich sehr schwierig, "authentisch" beschreibt wesentlich besser, worum es eigentlich geht. Wenn ich eine Form laufe, die eventuell mehrere Jahrhunderte alt, so sollte ich auch die Anwendungen und Anweisungen zu dieser Form kennen, die im übrigen mindestens genauso alt sein werden. Das ist dann eine authentische Übertragung. Damit ist dann auch klar, warum diese ganzen Karate Pioniere nichts können. Sie stehen/standen halt nicht in einer authentischen Linie, ihnen fehlen die Anwendungen und Anweisungen, die zu den äußeren Bewegungen dazugehören.

  7. #82
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    Geboxt und Gerungen wurde schon in der Antike Noch traditioneller geht es ja kaum noch.
    Nun ja, sowohl das Boxen von heute hat sich doch sehr stark gegenüber früher geändert, wie auch dass Ringen heute anderes aussieht als im historischen Ringen. Das ist auch keine Wertung. Boxen (habe ich einige Jahr trainiert) und Ringen (habe ich leider!!! nur kurz trainiert) sind hervorragende Kampfsportarten mit vielem das auch außerhalb des Rings (der Matte) sehr gut anwendbar ist.
    Unter traditionell verstehe ich (!) Künste mit einer durchgängigen Übertragungslinie (wie lange die sein muss, kann man natürlich streiten ;-).
    Die Gründe warum ich diese Unterscheidung für wichtig erachte, hat FireFlea gut erläutert. Wie "Fly" schon gesagt hat, der Begriff "authentisch" trifft es vermutlich besser.

    Das Verständis dafür, was traditionell ist und was nicht, ist für mich eher emotional denn technisch/taktisch zu sehen.
    @SVen: Ich hoffe, es ist jetzt klarer worauf ich raus wollte.
    Ich selbst stamme ja auch aus einem Karatestil, der eher nicht traditionell ist und mit vielem anderen Dingen "ergänzt" wurde. Zweifellos kam dabei ein ernstzunehmender, waffenloser Kampfstil heraus. Mit einem Karate, dass den Kampf sowohl waffenlos als auch mit Waffen lehrt, hat dies aber leider nichts mehr zu tun (daher ist es für mich kein traditioneller bzw. authentischer Stil mehr - auch hier wieder, keine Wertung).

  8. #83
    Chrisdz Gast

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    Zitat Zitat von washi-te Beitrag anzeigen
    DAS hat jemand SO geäußert?
    Das ist meine böswillige Interpretation - man will auf jeden Fall nur noch Leute in den Stilrichtungsämtern haben, die ihre Danprüfungen durchgehend bei Shotokanleuten gemacht haben.

    Die Katze dreht und wendet sich und schafft es doch nicht, sich in ihr Teil zu beissen....

    Sie können Shotokan nicht definieren, insofern sind ihnen dann - von außen zugegebenermaßen betrachtet - Leute wie Kase suspekt (Ratschke hat dort eine gewisse Zeit seines Lebens verbracht, ebenso wie und mit Shirai - das sind jetzt plötzlich keine Shotokanlehrer mehr, obwohl sie es waren, die Shotokan in den 60er nach D gebracht haben? Wie bitte? Aber wenn man sich nicht für die geschichte des Karate interessiert, dann passiert so etwas schon mal....)

    Am besten man hat künftig, wenn man zu einer höheren Prüfung antritt, nur Stempel von R.L., G.M. und ihren Spezln im Pass...

  9. #84
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    Hallo Chris,

    Danke Henning,
    damit ist alles eigentlich gesagt.
    Eigentlich hat Henning gar nichts gesagt. Ich kann dem Post wirklich nichts entnehmen, was nicht irgendwie eine gefühlte Wahrheit zu sein scheint.

    Wenn aber diejenigen, die als sogn. "Stilrichtungsvertreter" diesen Stil nach außen hin vertreten, repräsentieren usw. sollen, ihn selber nicht definieren können, wird das ja schon fast kriminell.
    Aber kannst Du es denn? Ich habe mehrfach gefragt und bekomme keine Antwort. Ist das wirklich so schwer?

    Und kriminell sind andere Dinge. Da es kein Trademark auf Shotokan gibt, kann und darf jeder unter Shotokan betreiben und verkaufen was er möchte.
    Finde ich im Prinzip eigentlich gut.

    Aber ich denke, wir drehen uns im Kreis und ich klinke mit aus dem Konversationsversuch mit Dir hier aus. Ich kann nun mal mit gefühlten Argumenten leider nicht so viel anfangen. Ich finde das sehr schade, weil ich mir Einblicke erhofft hatte. Ich schwimme nun schon leider seit über 20 Jahren im eigenen Saft und wollte mit jemanden diskutieren/streiten/argumentieren der mit ebenso viel Herzblut bei der Sache ist und mir mit Argumenten ordentlich Feuer geben kann.

    So ist das Leben.

    Grüße
    SVen

    P.S.: Vielleicht eins noch. Bist Du wirklich ganz sicher, dass Dein "Ich-mache-das-einzig-wahre-Shotokan-auch-wenn-ich-nicht-sage-was-das-ist" weniger verbohrt ist, als das, was die jetzigen DKV-Stiloberen für sich beanspruchen?

    Grüße
    SVen

  10. #85
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    Hallo Sven,

    ein Gewehr ist ein Gegenstand; eine Kampfkunst wie Karate-Dō Shōtōkan-Ryū ist kein Gegenstand. Daher funktioniert der Vergleich zwischen beiden nicht.

    Ein grobes, meiner Meinung nach leicht nachvollziehbares Beispiel gab ich bereits, nämlich die Stock-Kata des Shōtōkan-Ryū. Ganz banal ist der Stock eine technische Aufrüstung, weil er die z. B. die Kraft des Stoßes einer Person – Übung vorausgesetzt – erhöht. (Das kannst du selbst testen, auch ohne zu wissen, wie genau seine Handhabung im Shōtōkan-Ryū aussieht: Schlag mit leerer Hand, Schlag mit Stock). Die Übung mit dem Stock wiederum wirkt sich unmittelbar auf die unbewaffnete Übung aus (d. h. sie verändert und verbessert sie und verdeutlicht Probleme beim Partnertraining [„Anwendungen“]). Der Shōtōkan-Stock folgt einer besonderen Handhabung, die insbesondere vom dritten Sohn, Yoshitaka, vermittelt wurde (historischer Zusammenhang) und die sich insgesamt auf die „Seele“ des Shōtōkan-Ryū auswirkte, und sich nun auf mich auswirkt.

    Dass das für Dich ein „eigentlich hat er gar nichts gesagt“ ist, klingt für mich etwas, naja, „seltsam“ …

    Ich kann hier im Forum keine technischen Details vermitteln (habe ich auch noch nie). Das liegt am geschriebenen Wort und an der Lernzeit – die ich oben ebenfalls schon angesprochen habe (und die Du auch direkt zu überlesen haben scheinst). Aber ich denke, es ist auch für Dich logisch, dass jemand, der nur mit leerer Hand auf etwas oder jemanden einschlägt, einen Zuwachs an Schlagwirkung erfährt, wenn er inspiriert durch historisches Wissen einen Stock zur Hand nimmt und dann damit auf etwas oder jemanden einschlägt. Nochmal: dieses Beispiel ist banal und sehr oberflächlich, aber hoffentlich verständlich.

    Grüße,

    Henning Wittwer

  11. #86
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    Hallo Enpi,

    Also laut deutscher Wikipedia hat das heutige Boxen mit gutem Willen so in etwa eine 300, maximal 350 Jahre alte Tradition.
    Ist das Boxen also vor 350 vom Baum gefallen? Gab es etwas Vergleichbares nicht vorher? Und kann das Boxen von heute nicht in der Line dessen betrachtet werden?

    Insgesamt also ein sehr schlechtes Argument um die Notwendigkeit einer authentischen Linie in einer Kampfkunst zu hinterfragen.
    Nope.

    Es ging um zwei Sportarten, die in einer Tradition stehen. Was das mit der Notwendigkeit einer "authentischen Linie" für Karate zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

    Der Begriff "traditionell" ist tatsächlich sehr schwierig, "authentisch" beschreibt wesentlich besser, worum es eigentlich geht.
    Ist es möglich, das Wort "authentisch" hier im Sinne von "unverfälscht" zu übersetzen?

    Wenn ich eine Form laufe, die eventuell mehrere Jahrhunderte alt, so sollte ich auch die Anwendungen und Anweisungen zu dieser Form kennen, die im übrigen mindestens genauso alt sein werden. Das ist dann eine authentische Übertragung.
    Du hast keine Chance zu wissen, wie die Originalform vor ein paar Jahrhunderten aussah und wie die Originalanwendung damals war. Du musst Dich hier voll auf Hörensagen verlassen, was nie ein guter Deal ist.

    Woher weißt Du denn, dass das, was Dir gelehrt wird, und was Du vielleicht aus selbst lehrst, die exakt gleiche Form wie damals war? Es wurde Dir gesagt, von jemandem. Dieser hat es auch wieder, von jemandem, und dieser ...
    Ich denke, wir verstehen uns. Es existiert keinerlei objektive und damit zielsicher unverfälschte Übertragung von damals zu heute. Weil die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt, und Menschen subjektiv sind, ergibt sich immer eine Entwicklung.
    Bei der korrekten Übertragung der Interpretation der Form dürfte sich dieses Problem noch einmal potenzieren, da Menschen unterschiedlich körperliche und geistige Konstitutionen besitzen und darum gezwungen sind, die gleiche Information für sich selbst zu interpretieren, um sie wirksam im Kampf einsetzen zu können.

    Aber um des Argumentieren willens, lass uns mal folgendes Annehmen. Du übst eine Form und deren Anwendung, die von einem Stilgründer vor etlichen Jahrhunderten entwickelt wurde. (Was im Übrigen nebenbei heißt, das dieser Stilgründer sich außerhalb einer Tradition gestellt hat, aber lassen wir das mal.)
    Die Form und die Applikation wurde tatsächlich ohne die geringste Änderung von Generation zu Generation übertragen. Bis heute. Zu Dir.
    Und daran ist wirklich etwas Gutes? Ganz sicher?

    Wenn ich mir das traditionelle Lehrstystem des Shu-Ha-Ri (oder von mir auch aus Li, ich kann kein japanisch) ansehe, so besteht es aus den drei Schritten:

    1.) Das System lernen
    2.) Das System beherrschen
    3.) Das System zerreißen. Sprich: Seinen eigenen Stiefel machen.

    Falls Dein System, Deine Form, über die traditionelle Lehrmethoden überdauert hat, heißt das im Umkehrschluss, dass nie ein Meister die Ri-Stufe erreicht hat. Falls doch, hat er seinen eigenen Laden aufgemacht und ist aus der Übertragungslinie des Systems verschwunden.
    Ist er aus Loyalität beim System geblieben, hat er dann nicht um der Loyalität willen seinen Schülern wider besseren Wissens ein in seinen Augen veraltetes System gelehrt.
    Und falls nicht, heißt das dann nicht, dass das System von Ha-Meistern weitergetragen wurden, die das System nie einer sich ständig veränderten Realität angepasst haben?
    Ist es wirklich gut, mit einem Messer zur Schießerei zu kommen, nur weil mein Stil schon seit Jahrunderten mit Messern hantieren? Selbst wenn es im Umgang mit Messern wirklich wirklich gut ist?

    Damit ist dann auch klar, warum diese ganzen Karate Pioniere nichts können.
    Dein vor Jahrhunderten lebender Stilgründer, war auch mal ein Karatepionier, ist Dir das klar? Kann ich aus Deiner Äußerung schlussfolgern, dass er nichts konnte?

    Grüße
    Ich freue mich auf eine Antwort
    SVen

  12. #87
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    Hallo Thomas,

    Ich selbst stamme ja auch aus einem Karatestil, der eher nicht traditionell ist und mit vielem anderen Dingen "ergänzt" wurde. Zweifellos kam dabei ein ernstzunehmender, waffenloser Kampfstil heraus. Mit einem Karate, dass den Kampf sowohl waffenlos als auch mit Waffen lehrt, hat dies aber leider nichts mehr zu tun (daher ist es für mich kein traditioneller bzw. authentischer Stil mehr - auch hier wieder, keine Wertung).
    Ich kann das alles nachvollziehen. Nur das Wort "leider" nicht.

    Grüße
    SVen

  13. #88
    washi-te Gast

    Cool

    Zitat Zitat von CeKaVau Beitrag anzeigen
    Hallo Chris,
    Und kriminell sind andere Dinge. Da es kein Trademark auf Shotokan gibt, kann und darf jeder unter Shotokan betreiben und verkaufen was er möchte. Finde ich im Prinzip eigentlich gut.
    Eigentlich nicht. Es gibt eine bestimmte Auswahl an Kata, die in einer bestimmten Art auszuführen sind. Übst du Sanchin und Tensho, dann übst du kein Shotokan mehr. Aber immer noch Karate. Und wenn ich es richtig in Erinnerung habe, gab es für Gichin auch nur "Karate". "Öffnen, schließen, hart, weich, langsam, schnell- alles verbunden durch die rechte Atmung". (Aus dem Gedächtnis, also bitte nicht poltern, wenn ein Wort nicht stimmt.)

    Ich schwimme nun schon leider seit über 20 Jahren im eigenen Saft
    Könnte das an Dir liegen?

    P.S.: Vielleicht eins noch. Bist Du wirklich ganz sicher, dass Dein "Ich-mache-das-einzig-wahre-Shotokan-auch-wenn-ich-nicht-sage-was-das-ist" weniger verbohrt ist, als das, was die jetzigen DKV-Stiloberen für sich beanspruchen?
    Diese Aussage kenn ich nicht von Chris. Und bei Henning ist ja kein Geheimnis, in welcher Tradition er steht.

  14. #89
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    Standard

    Sven, wenn du wirklich mal vor jemanden aus einer authentischen Linie gestanden hast, dann erübrigen sich viele Fragen...

    Kann man sich nicht vorstellen bis man es mal erlebt hat. Was heutzutage im Karate gelehrt wird ist weniger als 1% dessen, was in einer authentischen Linie vorhanden ist. Die Linie bleibt authentisch eben weil man frei wird und die Essenz versteht. Die Tradition lehrt den Weg dahin frei zu werden, aber dafür muss man ihn erst mal gehen und dafür braucht man jemanden der einem zeigt wie er läuft und wo er läuft....

    Wie gesagt, man kann sich nur das vorstellen was man erlebt hat und meint zu wissen. Dann kommt jemand daher und definiert "gut" auf einmal ganz gewaltig um...

    Grüße

    Kanken

  15. #90
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    Hallo Henning,

    Danke, dass Du auf meine Fragen eingegangen bist. Ich habe noch einmal nachgedacht und gebe Dir absolut Recht, dass das Gewehrbeispiel zu einfach ist.

    Also ein Neues

    Ein Patriot-Abwehrsystem (Oh, Boy, ich steige wirklich hoch ein.) besteht aus Hard- und Software. Die Software steuert die Hardware, die die eigentliche Zerstörungsarbeit leiste.

    In meinem Gleichnis ist also die Software mein Geist und die Hardware mein Körper (oder mein Bo oder mein Messer). Ein Bediener des Patriot-System sollte den Aufbau der Hardware und die Funktionsweise der Software genau kennen, um maximale Wirksamkeit zu erreichen.
    Ist es aber in irgendeiner Weise entscheidend zu wissen, wie der Programmierer hieß und dass die Hardware von Raytheon kommt und nicht von Northrop Grumman?

    Dies ist eigentlich nur von Bedeutung, wenn ein Fehler auftritt. Dann trete ich an den Hersteller heran und lasse korrigieren. Dies ist aber im Karate nicht möglich, weil die Gründer lange tot sind. Außerdem würde eine Korrektur das System modifizieren und damit die authentische Übertragungslinie beenden.

    Ein grobes, meiner Meinung nach leicht nachvollziehbares Beispiel gab ich bereits, nämlich die Stock-Kata des Shōtōkan-Ryū.
    Das Beispiel erscheint mir wackelig.

    Die erhöhte Wirksamkeit einer Waffe gegenüber einer unbewaffneten Technik ergibt sich aus der Physik, da sind wir einer Meinung. Das Üben mit einer Waffe verändert selbstverständlich meinen Körper und meinen Geist (Hard- und Software), weil sich der menschliche Körper und menschliche Geist ständig an neue Gegebenheiten anpasst. Keine Überraschung hier.

    Kann ich das Beispiel so interpretieren, dass es vom Stilgründer geplant war, durch die Übung mit dem Bo, die unbewaffnete Technik zu verbessern? Wird deshalb Kobudo als integraler Bestandteil des Karate gesehen?

    Dass das für Dich ein „eigentlich hat er gar nichts gesagt“ ist, klingt für mich etwas, naja, „seltsam“ …
    In meinem Sinne hast Du nichts gesagt, weil ich von Chris eigentlich erbeten hatte, mir "Shotokan" zu definieren. Entschuldige, wenn das daneben ging.
    In Chris' Sinne scheine ich jemand zu sein, der kein Shotokan betreibt (was ich nicht leugne, ich weiß ja nicht, was er darunter versteht) und ich darum wohl so eine Art Bastard-Karate betreibe. Das ist aber nicht so schlimm, auch Bastarde können Könige im Norden werden .

    Ich kann hier im Forum keine technischen Details vermitteln (habe ich auch noch nie). Das liegt am geschriebenen Wort und an der Lernzeit – die ich oben ebenfalls schon angesprochen habe (und die Du auch direkt zu überlesen haben scheinst).
    Ich hatte gehofft, dass Du ein Beispiel findest, dass simpel genug ist, nachvollzogen zu werden.

    Grüße
    SVen
    Geändert von CeKaVau (13-04-2017 um 09:46 Uhr)

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