Hallo zusammen,

vielleicht ist es ja schon einigen Leuten bekannt, dass ich gerade eine wissenschaftliche Arbeit über die jap. Kampfkünste zur Zeit des Deutschen Kaiserreich schreibe...

Es geht in dieser Arbeit um fünf Japanische Kampfkunst-Instruktoren. Sprich wann und wieso sind Sie nach Deutschland gekommen. Wie lange sind Sie in Deutschland geblieben usw.

Ich kann an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten, aber es wird viele Leute zum umdenken bewegen. Da viele geschichtliche Ereignisse in Bezug auf dieses Thema nicht bekannt sind oder gar total missinterpretiert wurden.

Es wird auch um die Person "Erich Rahn" gehen, da er einer der wenigen war, die damals Kontakt zu den jap, Instruktoren hatten, die damals in Berlin waren.

Bei dem Thema Rahn bin ich nicht der einzige, der über den Kontakt schreibt/geschrieben hat. 1928 gab es bereits einen bekannten Kôdôkan Jûdô Instrukteur, der damals über die deutsche "Jiu-Jitsu"-Szene einen ausführlichen Bericht geschrieben hat und damals auch die Sportschule von Erich Rahn in Berlin besucht hat. Sein damaliges Fazit: Erich Rahn war der einzige Berliner Lehrer der jemals unter Japanern trainiert hat. Der Japaner nennt die Lehrer: Higashi Katsukuma, Ôno Akitarô & Tani Yukio.

Das aber nur mal vorweg... alles andere werde ich später versuchen ausführlich in meinem Buch zu beschreiben.

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Wie ich bereits hier lesen konnte wurde bereits wild diskutiert:

Ich möchte den User "Rambat" an dieser Stelle ganz herzlichst für seine bisherige Arbeit und Forschung danken. Er hat versucht vieles zu erklären und zu korrigieren. Doch leider sind ihm auch einige Fehler unterlaufen, die ich versuche in meinem Buch zu korrigieren.

Er hat sich die mühe gegeben all die Jahre (seit 2006) intensiv zu forschen und hier um Forum Dinge zu erklären. Ich bin zwar der Meinung, dass er zu negativ mit der Person Rahn umgeht. Da "ich" persönlich in ihm [Erich Rahn] immer noch den Pionier der jap. Kampfkunst in Deutschland sehe. Einer seiner Schüler war gar intensiv an der Taekwondo-Entwicklung in Deutschland beteiligt.

Ein Rahn Schüler war gar der erste der intensiven Kontakt zum Kôdôkan in Tôkyô aufgebaut hat; nein, ich spreche an dieser Stelle nicht von Alfred Rhode. Es gab in Deutschland neben Alfred Rhode eine zweite wichtige Person die "intensiv" Jûdô betrieben hat. Alfred Rhode kam ein paar Jahre später in dem Kontakt mit Jûdô - wobei Rhode's Rolle für die Entwicklung des Jûdô's in Deutschland eine viel wichtigere Rolle eingenommen hat... er war wie beschrieben jedoch nicht der erste Deutsche der "intensiv" Jûdô betrieben hat.

Jetzt aber hier erstmal genug ;-)

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Einige von Rambat's Forschungen in Bezug auf die 11 Jahre hier im Forum:
Ps. Ich hoffe er hat keine Probleme damit, dass ich ihn hier zitiere.

ich lese immer wieder, daß "japanische marineoffiziere anläßlich eines flottenbesuchs 1906 in kiel jujutsu demonstrierten".
FALSCH!!!
dort demonstrierten JUDOKA des kodokan ganz einfach JUDO!! (schaut auf die namen der beteilgten japaner - agitaro ono, otani ... alles judoka aus dem kodokan!)
was dort also demonstriert wurde, war kodokan judo.
der olle erich rahn war auch nicht, wie immer geschrieben wird "der beste schüler dieser japaner". die hatten gar keinen kontakt zu rahn!
rahn hat lediglich für kurze zeit kontakt zu higashi gehabt - und higashi war ein ... richtig, ein judoka aus dem kodokan. higashi war aber insgesamt nur 6 monate in deutschland - was kann rahn da gelernt haben, selbst wenn die beiden jeden tag trainiert hätten? (was sie nicht taten!) übrigens - die allermeisten "kämpfe", die rahn öffentlich bestritt, waren etwa so ernst gemeint wie das heutige show-wrestling ...
higashi flog übrigens kurz daraf aus dem kodokan raus, da er in europa unautorisiert ein buch (zusammen mit hancock) über "kano jiu jitsu"
herausgebracht hatte - ein buch, von dem kano nachweislich sagte, daß es keinerlei judo enthielte und von den lehrinhalten des kodokan judo hinwegführen würde.
http://www.kampfkunst-board.info/for...40/#post705797

Noch bevor Rahn seine Schule gründete, gab es jenen Flottenbesuch zweier japanischer Schiffe in Kiel, wenn ich nicht sehr irre - und dort demonstrierten Yukio Tani und Agitaro Ono "Jujutsu" (ich hab meine Quellensammlung grad nicht hier, deshalb schreib ich das aus dem Kopf, falls ich mich irren sollte werde ich das berichtigen).

Einige Quellen besagen (ich bin bei einigen nicht sicher, ob sie zitierfähig sind), daß neben Yukio Tani und Agitaro Ono, die sich in England nachweisbar Sadakazu Uyenishi anschlossen, auch Taro Miyaki nach England kam (1904) und im Jahr 1905 Deutschland besucht haben soll, wobei er eine Demo seines Könnens gab.
Ob letzteres stimmt ... keine Ahnung, wäre aber sehr gut möglich.
http://www.kampfkunst-board.info/for...ml#post3171534

So, nachdem nun erschöpfend geklärt wurde, wie das alles mit mir war, können wir ja vielleicht mal zu Rahn und der zu seiner Zeit bereits nicht eben kleinen "Jiu-Jitsu-Szene" in London zurückkommen ...
Ich hab die Lehrer dort doch aufgezählt. Nicht gelesen?
Ab 1900 fand regelmäßiges Training unter Uyenishi statt, dazu kamen noch vor 1906 Agitaro Ono, Yukio Tani, Miyaki und Koizumi.
Das abzuqualifizieren finde ich daneben.

Rahn ist nun einmal nicht jener "Pionier des Jiu Jitsu in Eurpoa", als der er heute dargestellt wird (und als der er sich selbst darstellte).
Nicht mal in Deutschland.
Da haben Agitaro Ono und Yukio Tani noch vor Rahns Schulgründung eine Kadettenklasse in Berlin-Lichterfelde im "Jiu Jitsu" unterrichtet, auf persönliche Einladung Kaiser Wilhelm II.
http://www.kampfkunst-board.info/for...ml#post3171570

zu den obenstehend zitierten namen:

ono: agitaro ono, über ihn ist sehr wenig bekannt, das meiste scheint erfindung zu sein. über ihn schreibe ich mehr, wenn ich meine recherchen abgeschlossen habe.

higashi: katsukuma higashi gehörte definitiv NICHT zu denen, die auf wunsch wilhelm II. als lehrer an der kadettenanstalt lichterfelde unterrichteten. es gibt keinerlei belege, daß er dort jemals unterrichtete.

tani: yukio tani verließ japan 1900, um auf einladung edward barton-wrights in london zu unterrichten (gemeinsam mit seinem bruder und s. yamamoto sowie dem bereits in london lebenden sadakazu uyenishi).
1902/03 trennten sich die wege von tani und barton-wright, und tani begann eine karriere als professioneller wrestler, wobei er von william bankier gemanaged wurde.
1904 eröffnete tani zusammen mit miyake eine eigene jûjutsu-schule in london (305, oxford street w, london).
tani war, soweit mir bekannt, auch in deutschland, aber wesentlich später.
1918 wurde tani der erste profi-lehrer der london budokwai (gegründet von gunji koizumi).

uynichi: sadakazu "raku" uyenishi, vertreter der tenshin shinyo ryu, kam 1900 auf einladung barton-wrights nach london. lehrte dort zusammen mit yukio tani bis 1902 in barton-wrights gym. dann schloß dieser club.
uyenishi wurde wie tani ein professioneller wrestler.
1903 eröffnete er sein eigenes dojo in london (school of japanese self defence, 31 golden square, picadilly circus).
1905 gab er zusammen mit seinem schüler edward nelson das "textbook of ju-jutsu" heraus.
drei jahre später wurde er als nahkampfausbilder an der militärschule von aldershot und im shorncliff army camp engagiert.
1908 kehrte uyenishi nach japan zurück.
über sein weiteres leben ist so gut wie nichts bekannt.
als ausbilder / lehrer war er nie in deutschland, es gibt keinerlei belege, daß er an der kadettenanstalt lichterfelde im auftrag des deutschen kaisers gelehrt hätte.

mayaki: miyake taro, half dabei, das judo in england zu etablieren. verließ japan 1904 und ging nach london, wo er sich als profi-ringer über wasser hielt. eröffnete zusammen mit tani ein dojo und gab mit tani zusammen das buch "the game of ju-jutsu" heraus.
ab 1908 tourte er zusammen mit sadakazu uyenishi und mitsuyo maeda durch europa und bestritt viele kämpfe als profi-ringer.
1914 reiste er in die USA und blieb dort für etwa 20 jahre.
miyake starb 1935.
als lehrer war er nie in deutschland, soweit mir bekannt, ich habe jedenfalls keine einzige quelle finden können, die ihn mit kaiser willi II und der kadettenanstalt lichterfelde in verbindung bringt.
Es ist zu bemerken, dass seit ca. 1906 in Deutschland jap. Kampfkunst geübt wird. Zuerst Goshinjutsu, gepaart mit Randori-Techniken - bekannt als "Jiu-Jitsu". Ab 1928 kam über zwei Wege das Kôdôkan Jûdô nach Deutschland. usw. usf.

Jedoch ergeben uns erst über 100 Jahre später was eigentlich wirklich passiert ist. Wie oft haben wir einfach falsche Daten als richtig angenommen und diese weiter verbreitet... als besonderes Beispiel sei hier der Flottenbesuch der beiden jap. Kriegsschiffe "Tsukuba" und "Chitose" zu nennen. Wie viele Jahre haben wir geglaubt, dass 1906 das Jahr ist/war an dem die beiden Schiffe nach Kiel gekommen sind. ... nebenbei in dem Tagebuch von "Alexander von Siebold" stand schon immer das Jahr 1907... Alexander von Siebold war damals als Zeitzeuge vor Ort und beschreibt einige Details der Kieler Woche. Auch in Bezug auf Kaiser Wilhelm II. sowie dem damaligen jap. Botschafter "Inoue Katsunosuke".

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Gruss
Sukoshi

Ps. Falls fragen zu meinem Buch aufkommen sollten, können Sie gerne hier gefragt werden. Ich werde versuchen so schnell wie möglich zu antworten.