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Thema: Sexuelle Belästigung im BJJ

  1. #271
    Narexis Gast

    Standard

    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    [...]
    Hi Frank,
    wärst Du so nett, mir kurz zu sagen bzw. mit mir zu teilen, wie ihr mit den nicht offensichtlichen Situationen umgeht, woran ihr es evtl. sogar beim Rollen erkennt (oder wäre das ein zu direkter Eingriff bzw. Wertung als Außenstehender und ihr wartet, bis ihr euch sicher seid, dass etwas derart verstanden wurde und es euch angetragen wird?) und wie ihr es handhabt, wenn ihr euch entweder nicht sicher seid, dass es Absicht war oder sogar offensichtlich unbeabsichtigt, es der anderen Person jedoch zusetzt oder es sogar Einfluss auf die Trainingsatmosphäre hat?
    Worauf achtet ihr; wie schafft ihr es, dass die Person einerseits zu euch kommt und andererseits, dass das auch weiterhin passiert, wenn ihr erklärt, dass manche Berührungen sich nicht vermeiden lassen und zum Sport gehören? Wo zieht ihr bzw. Du die Grenze bei Sprüchen oder Dingen, die man als Belästigung werten könnte, jedoch dem Großteil nicht zusetzen und höchstens nerven?
    (/e: Habt ihr Maßstäbe, Richtlinien oder sogar einen Konsens bei euch? Falls ja, würdest Du sie kurz skizzieren?)

    (Gerne komplett losgelöst von konkreten Beispielen oder Fragen und der Einfachheit halber in einer überwiegend Freizeit- und Hobbyorientierten Gruppe?)

    (Ich hoffe zwar, dass es eine absolute und sehr seltene Ausnahme ist und falls sogar jegliche Erfahrungen fehlen sollten, würde ich mich trotzdem sehr freuen, wenn Du ausnahmsweise kurz ein paar Sätze zum „theoretischen“ Vorgehen oder zu Deinen Ansichten teilen würdest. )

    (Falls es Dir hilft, kann ich Dir genug konkrete Situationen nennen, die dahingehend gewertet wurden - da ich mittlerweile mit weit über 100 Personen Erfahrungen ausgetauscht habe und mir viele Wertungen vorgetragen wurden - und bin/wäre auch für/über generelle und abstrakte Tipps sehr dankbar; alles was Deiner Meinung nach hilft oder helfen könnte. Bei Interesse kann ich Dir auch den weit häufigeren und von mir persönlich im Trainingsalltag ständig erlebten Fall mit Beispielen unterlegen, dass es für Außenstehende klar nach einer sexuellen Belästigung aussieht, jedoch von den Sportlern nicht als solche gewertet wird - was ich persönlich im Rahmen des Sports als „normal“ betrachte, es für mich jedoch unheimlich erschwert und im Stand habe ich diese Probleme beispielsweise nur begrenzt.
    Unter den Personen, die sich die Zeit genommen haben, waren zu meinem Glück auch einige sehr gute oder international kämpfende Blau- bis Schwarzgurte, die sich dankenswerterweise die Zeit genommen haben. Jedoch nur eine Hand voll Trainer von großen Schulen und die waren ganz froh, wenig bis keine Erfahrung mit der Thematik gemacht zu haben bzw. haben sich damit nie wirklich beschäftig (/e: bzw. sehen bei bis zu 60 Trainierenden nur geringe Chancen, es zu bemerken, falls es nicht angesprochen wird).
    Ich wäre sehr dankbar, auch von Dir als Trainer, sehr erfahrenem Sportler und Ref. (mit einem dementsprechend technisch geschultem Auge) eine Meinung oder gar ein paar Tipps zu erhalten und würde mich freuen, wenn Du Dir kurz die paar Minuten nehmen würdest .)

    LG

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    Geändert von Narexis (31-10-2017 um 09:35 Uhr)

  2. #272
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    Standard

    Es geht nicht um das technisch geschulte Auge. Hör doch einfach den Menschen zu. Es geht auch nicht um eine Regel für alle. In den meisten Situationen wirst du es selbst nicht sehen und schon mal gar nicht fühlen. Also geht es um Kommunikation. Es geht darum einen Raum zu schaffen in dem es möglich ist Übergriffe, wenn es welche gibt, zu benennen. Das ist auch nicht nur Aufgabe des Trainers, sondern auch die der Trainingskollegen. Es geht eben nicht um die Frage ob ich den Körper einer anderen Person beim BJJ berühre, sondern zu verhindern, dass Typen das BJJ Training nutzen um ein Frau (oder auch einen Mann) zu begrapschen. Das fängt mit der verbalen Ebene an. Sexualisierung des Sportes, Abwertung von Frauen und Homosexuellen. Dann Verniedlichung und Verharmlosung und dann ist es für Menschen in einer solchen Situation auch nicht mehr möglich das zu thematisieren.
    Nein und es liegt gar nicht daran, dass es ein Kontaktsport ist. Es geht um zuhören und hinsehen.
    In über 30 Jahren Training hat sich noch nie jemand beschwert bei mir, dass in Jacke oder Hose gegriffen wurde. Beim Boxen ist es ja auch erlaubt Menschen ins Gesicht zu schlagen. Einige Menschen haben den Sport ausprobiert und aus verschiedenen Gründen verworfen.
    Wir bieten dazu Frauentraining. Das ermöglicht den Frauen die das wollen sich untereinander auszutauschen oder den Sport kennen zu lernen. Das ist eine Möglichkeit einen Raum für etwas mehr Kommunikation im Team zu öffnen.
    Grapple&Strike
    BJJ//MuayThai//MMA//Boxen//Ringen

  3. #273
    Narexis Gast

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    Zitat Zitat von sivispacemparabellum Beitrag anzeigen
    Es geht nicht um das technisch geschulte Auge.
    Also verstehe ich es richtig und Du bist der Meinung, dass man es während des Rollens eigentlich nicht erkennen kann und es nicht nur an meinem nicht geschulten Auge liegt?

    Zitat Zitat von sivispacemparabellum Beitrag anzeigen
    Es geht auch nicht um eine Regel für alle.
    Das habe ich auch nie behauptet. Es war lediglich die Frage, ob es eine grobe Richtlinie oder eine Art Konsens gibt.
    Wenn es Dir lieber ist, liefer ich Dir die konkreten und präzise abgesteckten Einzelfälle, die bis jetzt sehr unterschiedlich gewertet wurden. Würdest Du mich an Deiner Beurteilung teilhaben lassen, wenn ich mir die Mühe mache und sie niederschreibe?

    Zitat Zitat von sivispacemparabellum Beitrag anzeigen
    Also geht es um Kommunikation. Es geht darum einen Raum zu schaffen in dem es möglich ist Übergriffe, wenn es welche gibt, zu benennen.
    Weshalb ich mehrfach gefragt habe, wie ihr persönlich das gewährleistet, da ich nur weiß, wie es in meinem Umfeld gehandhabt wird und wie ihr zu den Problematiken steht, die ich höchstpersönlich erleben durfte, insbesondere der Desensibilisierung und bei abweichender Reaktion von der „erwarteten“ Handlung auch den Bedenken und häufig dem nicht erneuten Ansprechen eines weiteren Vorfalls.

    Zitat Zitat von sivispacemparabellum Beitrag anzeigen
    Das ist auch nicht nur Aufgabe des Trainers, sondern auch die der Trainingskollegen.
    Ja, das sehe ich genau so, nur solange sich keine Sportler zu Wort melden, hoffe ich, dass mir die erfahrenen Trainer vielleicht zumindest ihre Sicht - sowohl als Sportler wie auch Trainer - mitteilen.

    Zitat Zitat von sivispacemparabellum Beitrag anzeigen
    Es geht eben nicht um die Frage ob ich den Körper einer anderen Person beim BJJ berühre, sondern zu verhindern, dass Typen das BJJ Training nutzen um ein Frau (oder auch einen Mann) zu begrapschen.
    Ja, das sehe ich genau so, nur ist das Thema meiner Erfahrung nach viel komplexer, als den einen „offensichtlichen“ Grapscher vor die Türe zu setzen und so lange sich Personen belästigt fühlen und es ihnen zusetzt, ist es zumindest für mich keine adäquate Lösung, zu sagen, es gehöre je nach Situation zum Sport dazu. (Denn auch, wenn es zum Sport dazu gehört (und von diesen Situationen spreche ich beispielsweise) und sogar unbeabsichtigt ist/war, ändert das nichts an den Empfindungen der Person und den Folgen für die Gruppe.)

    Zitat Zitat von sivispacemparabellum Beitrag anzeigen
    Das fängt mit der verbalen Ebene an. Sexualisierung des Sportes, Abwertung von Frauen und Homosexuellen. Dann Verniedlichung und Verharmlosung und dann ist es für Menschen in einer solchen Situation auch nicht mehr möglich das zu thematisieren.
    Nein und es liegt gar nicht daran, dass es ein Kontaktsport ist. Es geht um zuhören und hinsehen.
    In über 30 Jahren Training hat sich noch nie jemand beschwert bei mir, dass in Jacke oder Hose gegriffen wurde. Beim Boxen ist es ja auch erlaubt Menschen ins Gesicht zu schlagen. Einige Menschen haben den Sport ausprobiert und aus verschiedenen Gründen verworfen.
    Ja, mir ist es auch erst aufgefallen, seit ich BJJ nebenbei trainiere. Freut mich wirklich, dass Du nie derartige Erfahrungen machen musstest, vielleicht bin ich auch lediglich bei den falschen Open Mats oder es liegt daran, dass es sich überwiegend um Außenstehende, die ihre Wertmaßstäbe projizieren oder Anfänger handelt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich überwiegend noch mit Anfängern trainiere, da ich selbst einer bin und mir deshalb insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen teilweise eine enorme Anspannung, ja nichts falsch machen zu wollen oder gar eine peinliche Berührtheit auffällt.

    Zitat Zitat von sivispacemparabellum Beitrag anzeigen
    Wir bieten dazu Frauentraining. Das ermöglicht den Frauen die das wollen sich untereinander auszutauschen oder den Sport kennen zu lernen. Das ist eine Möglichkeit einen Raum für etwas mehr Kommunikation im Team zu öffnen.
    Gut, zum Frauentraining kann ich nichts sagen, da ich bei diesen Einheiten nicht anwesend bin und vermuten würde ich auch, dass sich die Erfahrungen dort deutlich unterscheiden, ähnlich wie in reinen Männergruppen.

    LG

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  4. #274
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    Ich versuche immer mal wieder klarzustellen, dass unsere Matte eine Safezone ist. Das klappt ganz sicher nicht immer, und manchmal benimmt sich jeder daneben, ich auch. Aber wir haben genug Menschen, die das dann auch kommunizieren können. Neben den Instructoren haben wir noch zwei Leute, die als Ansprechpartner/in fungieren, wenn der oder diejenige nicht gleich zum Trainer gehen mag. Auch das scheint zu funktionieren, es wird auch genutzt.
    Ich hatte in meiner Zeit als Trainer bisher einen Fall, in dem ein Mann nicht mehr mit Frauen trainieren konnte (aufgrund seiner Erziehung), einen Fall von gefühltem Mobbing dem wir nachgegangen sind und das erfolgreich abstellen konnten und einen in meinen Augen sehr schweren Fall von Grapschen, bei dem der Vorstand den Störenfried sofort entsorgt hat.
    Einen Zwischenfall gab es noch, bei dem weiß ich aber nicht, was vorgefallen ist. Er endete mit eine klatschenden Ohrfeige mitten im Training, danach war wieder gut.

    So unterschiedlich wie die Fälle sein können, so unterschiedlich sind auch die Lösungsmöglichkeiten. Es gibt leider keine Regel für alles. Sensibilisierung und Kommunikation sind wichtig.
    Für mich ist die Matte eine Safezone, ohne Belästigung, ohne Diskriminierung, auf der Training stattfindet. Nichts anderes.
    Frank Burczynski

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  5. #275
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    Zitat Zitat von zocker Beitrag anzeigen
    Im sv training könnte es sinnvoll sein, gezielt gegen sexuell motivierte angriffe zu trainieren. Wenn man‘s realistisch machen will, könnte es sinnvoll sein, das angriffsverhalten entsprechend zu simulieren, sprich insbesondere hinsichtlich grabschen, auch dafür, dass die trainierenden frauen bei einer echten attacke nicht vor lauter schreck einfrieren, also so als art desensibilisierung.

    Könnte mir eine derartige trainingsgestaltung allerdings als sehr schwierig vorstellen.
    Bei sowas habe ich schon mitgemacht, das war gut.

    Da hatten wir mal in einer Tiefgarage trainierten, wo eine Trainerin in Rüstung lauerte und jede einzeln durch gehen musste und überfallen wurde. Und es gab reichlich Rollenspiele, in denen ich immer gern den Bösewicht spielte. Bei der Gelegenheit habe ich entdeckt, dass ich männliche Körpersprache kann, das ist eine praktische Fähigkeit.

  6. #276
    zocker Gast

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    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    Bei sowas habe ich schon mitgemacht, das war gut. ...

    Bist du dabei von männlichen traingspartnern ausgiebig realistisch begrabscht worden?


    Grüsse

  7. #277
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    ... und manchmal benimmt sich jeder daneben, ich auch....
    Was meinst Du mit danebenbenehmen, bzw. was genau machst Du denn?

  8. #278
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    Zitat Zitat von Geheimrat Heinrich Beitrag anzeigen
    Was meinst Du mit danebenbenehmen, bzw. was genau machst Du denn?
    ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dem einen oder anderen Spruch schon häufiger Leuten auf den Schlips getreten bin. Ich bin da meistens eher so wie der Elefant im Porzellanladen.
    Frank Burczynski

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  9. #279
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    Zitat Zitat von zocker Beitrag anzeigen
    Bist du dabei von männlichen traingspartnern ausgiebig realistisch begrabscht worden?
    nein, das war eine reine Frauengruppe. Ich durfte da meine Trainingskolleginnen als pseudomännlicher Dummy begrapschen. Das heisst, so lange, wie sie es zuliessen. Also nicht sehr lang. Da ja geübt wurde, solchen Unsinn im Ansatz abzustellen, wenn möglich.

    Die Situationen fürs Rollenspiel wurden ausgewählt aufgrund von Erfahrungen und Erzählungen der Teilnehmerinnen, die wir dann nachstellten und verschiedene Handlungsmöglichkeiten austesteten. Meist liessen dann neue Situationen im Alltag nicht lange auf sich warten, um die neuen Erkenntnisse auszuprobieren.

    Wenn es sich um Situationen mit männlichen Trainingskollegen handelte, dann eher auf den Linien von "der Typ hat so viel Kraft und weiss das nicht, wie gehe ich damit um?" und nicht um sexuelle Belästigung.

  10. #280
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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dem einen oder anderen Spruch schon häufiger Leuten auf den Schlips getreten bin. Ich bin da meistens eher so wie der Elefant im Porzellanladen.
    Kenne ich. Auch von dir.
    Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!

  11. #281
    Narexis Gast

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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    So unterschiedlich wie die Fälle sein können, so unterschiedlich sind auch die Lösungsmöglichkeiten. Es gibt leider keine Regel für alles. Sensibilisierung und Kommunikation sind wichtig.
    Für mich ist die Matte eine Safezone, ohne Belästigung, ohne Diskriminierung, auf der Training stattfindet. Nichts anderes.
    Erst einmal ein riesengroßes Dankeschön für Deine Antwort, das Teilen der Erfahrungen, einen Einblick in eure/Deine Handhabe und Deine Ausführungen - sie haben mir sehr weitergeholfen!
    Eine ziemlich analoge Handhabe habe und hatte ich persönlich immer im Stand - ganz ohne Konsens oder Richtlinien. Wenn sich das auch aufs Grappling übertragen lässt und sich bei euch bewährt hat, freut mich das riesig - ob es dahingehende Unterschiede gibt, kann/konnte ich alleine einfach nicht beurteilen - und ich mache dann auch (in diesem Fall jedoch lediglich als Sportler) genau so weiter und versuche Vertrauen, Sicherheit und Respekt zu vermitteln und dementsprechend mit den Partnern umzugehen .

    (Ich hätte nur noch eine kleine - wenn auch nebensächliche - Frage: Wie und wie oft weist ihr denn auf die Ansprechpartner/in hin und stehen die auch für „generelle“ Probleme zur Verfügung oder nur, wenn es ein Ereignis auf der Matte, den Sport oder die Trainingsatmosphäre betrifft?
    Hintergrund der Frage: Bei uns (im Stand) ist das irgendwie komplett untergegangen, die Zettel an der Tür oder Hinweise im Internet werden nie wirklich beachtet - wir sprechen es nicht an, da es schlicht nicht in die Situation passt - und ich hatte das Glück, dass eigentlich (sobald mal was nicht gepasst hat von dem ich weiß) direkt der Trainer involviert wurde bzw. es direkt unter den Betroffenen geklärt wurde; sexuelle Belästigungen waren allerdings (zum Glück) nicht dabei.
    (Im BJJ wurde mir wohl indirekt die Rolle des Ansprechpartners zu Teil und es gibt nichts Offizielles. Zumindest suchen häufiger Leute mit mir das vier-Augen Gespräch bzw. meine Hilfe und (evtl. auch verletzend) ehrliche Meinung und ich befürchte schlicht, dass ich, aufgrund des fehlenden tiefergehenden Wissens um den Sport, evtl. nicht die richtige Person dafür bin - jedoch lese ich immer mehr heraus, dass es eigentlich meistens egal ist, ob es sich ums MT oder BJJ handelt bzw. das Spezifische nur einen verschwindend geringen Anteil ausmacht beim Entscheidenden Teil der „Klärung“ bzw. der diese ermöglicht (dem Kommunizieren).)


    (Der nächste Teil richtet sich nicht mehr direkt bzw. nur an Dich .)
    Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr ist mir aufgefallen, dass die Vorfälle - die zum Glück weder in nennenswerter/auffälliger Anzahl noch wirklich belastender oder schwerwiegender Art und Weise auftraten - sich Großteils zwischen Anfängern (Weiß- bis Blaugurt) abgespielt haben oder von Außenstehenden ausgingen, die ihre Wertmaßstäbe auf die Situation projiziert und entschieden haben, wie sich die Person fühlen müsse oder sich in die Situation gedrängt haben, um sich regelrecht angegriffen zu "fühlen". Auch hat sich der Großteil unter „fremden“ Sportlern abgespielt, während im eigenen Team die entsprechende Dynamik herrschte und sich eigentlich alle kannten und wussten, wie Sprüche zu werten sind bzw. auch mal gesagt wurde, dass es nervt und dann war Ruhe. (Deshalb würde mich umso mehr interessieren, wie viele der (in der Umfrage) genannten sexuellen Belästigungen den Personen zugesetzt haben und wie viele lediglich beim Nachdenken, was man denn (evlt. auch nur als Außenstehender) als sexuelle Belästigung werten könnte; erstere Fälle sind für mich persönlich die Wichtigen, während ich von letzteren Fällen wohl täglich mehrere Belästigungen, die mich betroffen haben, konstruieren könnte, die allerdings lediglich zulasten der „wichtigen“ Fälle gehen.)

    Dahingehend stellt sich mir die Frage, ob man das nicht - wie ich es beispielsweise bei Wettkämpfereinheiten geregelt und keine (bzw. nur ausgewählte) externe Zuschauer geduldet habe - über den Ausschluss regeln könnte, andererseits ist das mMn bei Open Mats, Freizeit- und Hobbygruppen eine schlechte Lösung und sogar bei den Wettkämpfern überflüssig, da wussten die Außenstehenden, dass sie sich freiwillig und bewusst auf das Training einlassen und bestimmte Aktionen und Ansagen richtig zu deuten wissen bzw. war es dort irgendwie nie ein Problem der Außenstehenden. (Der Ausschluss erfolgte, um Ablenkungen zu vermeiden und weil ich es zwar klasse finde, wenn man seine Kinder/Eltern/Freunde/... unterstützt, nur kann ich Zwischenrufe vom Rand so überhaupt nicht ab... Hatte also nie etwas mit derartigen Situationen zu tun.)

    Auch stellt sich mir die Frage, ob die selbstregulierende Wirkung im BJJ lediglich „länger“ dauert als im Stand bzw. es im Stand schlicht viel mehr „Spielraum“ gibt - von Fitnessgruppen bis reinen Wettkampfeinheiten, über kontaktloses Training, Sandsack, Partnerübungen, Pratzentraining, leichtes Sparring bis hin zu hartem Sparring. Während im BJJ der Körperkontakt schlicht nicht wegzudenken und eigentlich immer vorhanden ist, egal bei welcher Intensität und ein mögliches Missverständnis oder eine "übersensible" Reaktion dadurch stark begünstigt wird. Im Stand sind die Menschen, für die es schlicht nichts ist bzw. die mit der Situation nicht zurecht kommen oder sie überbewerten meist spätestens nach 6 Monaten weg bzw. in einer anderen Gruppe, im BJJ sehe ich das deutlich seltener und kenne selbst einen Fall, der bereits seit 2 Jahren ständig Extrawürste benötigt und das Level derart runter reguliert, dass es eigentlich nichts mehr mit Rollen zu tun hat und sich damit im Recht fühlt. (Gibt es diese selbstregulierende Wirkung bzw. Gruppendynamik in diesem Sinne überhaupt im BJJ oder liegt es lediglich daran, dass die „höheren“ Sportler so lange dabei sind, dass ihnen der Sport offensichtlich derart viel bedeutet (bzw. Spaß macht), dass sie deshalb darüberstehen und der Rest bis zu diesem Punkt bereits aufgehört hat?)
    Innerhalb der (eingespielten) Gruppe ist dann auch relativ schnell klar, dass beispielsweise der individuelle Umgang mit Personen von diesen akzeptiert (oder gewünscht) wird und ist für den Rest auch in Ordnung, solange dasselbe Verhalten nicht auch auf sie angelegt wird. Problematisch wird es dann wieder nur bei größeren Gruppen oder wechselnden Mitgliedern, die man dann nicht wirklich kennt und die sich im besten Falle über den Trainer und dessen Selektion einspielen.

    LG

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  12. #282
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    Ich bin zwar nicht Frank, aber bei uns ist es so, das alle Trainer und Hilfstrainer alle 2 Jahre die Schulung "Sexualisierte Gewalt" mitmachen und auffrischen.
    Da nicht alle an dem gleichen Kurs teilgenommen haben, dieser 2x mindestens im Jahr angeboten wird, kommt es also recht häufig vor, das ein Trainer im Kurs war. Dieser erinnert dann spätestens nochmal alle Haupttrainer daran, dass sie es in Gruppen berichten sollen und auch auf die Möglichkeit der Vertrauensleute des Hauptvereins hinzuweisen.
    Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!

  13. #283
    Narexis Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Schnueffler Beitrag anzeigen
    [...]
    Wie schon so oft auch wieder an der Stelle: Vielen Dank Schnüffler für den wertvollen Input, wie immer eine Freude und Hilfe!
    (Kam bis gerade nicht einmal auf den Gedanken, dass sich dahingehende Weiterbildungen auch für ein „harmloses“ Ansprechen in der Runde der Trainierenden anbieten könnten - war wohl zu offensichtlich .)

    LG

    Vom Tablet gesendet.

  14. #284
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    Frage: Wie und wie oft weist ihr denn auf die Ansprechpartner/in hin und stehen die auch für „generelle“ Probleme zur Verfügung oder nur, wenn es ein Ereignis auf der Matte, den Sport oder die Trainingsatmosphäre betrifft?

    Ab und an, und sie stehen bei uns am schwarzen Brett. Ich weiß nicht, was du mit "generelle Probleme" meinst, aber ein Ansprechpartner ist von Beruf Arzt, die andere Sozialpädagogin die lehnen bestimmt keine Frage ab.
    Frank Burczynski

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  15. #285
    Narexis Gast

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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Ab und an, und sie stehen bei uns am schwarzen Brett. Ich weiß nicht, was du mit "generelle Probleme" meinst, aber ein Ansprechpartner ist von Beruf Arzt, die andere Sozialpädagogin die lehnen bestimmt keine Frage ab.
    Danke . Das beantwortet die Frage für mich vollkommen ausreichend .

    (Nur zur Klarstellung: Mit generellen Problemen meinte ich eigentlich alles, was nicht direkt mit dem Training oder Sport zu tun hat. Ich kenne genug Trainer, die keinerlei Interesse an privater Kommunikation oder privaten Kontakten neben dem Training haben - insbesondere handle es sich ausschließlich um Training nicht um eine Lebensberatung usw.
    Interessanterweise habe ich mittlerweile auch mehrere Vertrauenspersonen mit diesen Ansichten kennengelernt und mich hat es einfach interessiert, wie ihr es handhabt .

    Ich persönlich habe auch kein Problem damit, wenn man mal unter vier Augen einen Rat sucht, einfach mal (in einer geschützten und vertrauensvollen Umgebung) alles rauslassen will, ich einen Wettkämpfer mal zum Arzt fahre (sofern es zeitlich gerade passt), auch mal Nachts um Rat gefragt werde, sich jemand (ohne Extrawürste) in mein privates Training einklinkt oder ich mal ein paar Kontakte spielen lasse bzw. mich für sie umhöre - insbesondere wenn es sich um Wettkämpfer handelt und ein besonderes Vertrauen von Nöten ist, da sie nicht nur repräsentieren, sondern mir auch ihre Gesundheit anvertrauen. Bis jetzt hat es nie wirklich überhandgenommen und notfalls wurde auch immer akzeptiert, wenn ich sie an professionelle Stellen vermittelt bzw. weitergereicht habe.

    Trotzdem wurde mir in letzter Zeit - insbesondere zum Thema der sexuellen Belästigung - zunehmend gesagt bzw. geraten, dass genau das nicht Aufgabe des Trainers bzw. Sportlers sei und man die (sonstigen) Gespräche unterbinden solle; für mich beißt es sich allerdings mit der notwendigen Atmosphäre, um derart intime Themen wie sexuelle Belästigungen anzusprechen, wenn (beispielsweise) nicht einmal Gespräche über eine momentane Überforderung oder Gefühlslagen möglich sind.)

    LG

    Vom Tablet gesendet.

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