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Thema: Best of Doc Heftig

  1. #1
    Sagat Gast

    Thumbs up Best of Doc Heftig

    da der Doc schon lange nicht mehr im Inet postet werden viele User ihn und seine genialen
    Postings nicht mehr kennen; hier eines das mal vor Jahren gepostet wurde:



    Das Geschäft mit der Angst
    ( von Doktor Heftig )


    Über Kampfsport und die Finsternis der Realität

    Als ich mit ungefähr zwanzig Jahren, also viel zu spät, in einer Hochschulsportgruppe mit dem Boxtraining begann, lag mir nichts ferner als der Gedanke an körperliche Auseinander-setzungen mit ernstem Hintergrund und blutigem Ausgang. Soviel Vergnügen es auch bereitete, sich mit dem Springseil zu verausgaben, Hunderte von Situps auszuführen, krachend die Handpratzen zu bearbeiten und beim lockeren Sparring Hiebe ebenso munter auszuteilen wie japsend einzustecken, so abwegig schien uns allen, immerhin Studenten aus sämtlichen Fakultäten, unsere Fertigkeiten in schummrigen Bars und verrufenen Bahnhofskneipen einem Test zu unterziehen. Wir waren Sportler und sonst gar nichts, hatten Freude an physischer Anstrengung als solcher und an der Steigerung von Kondition und Koordination, die jeder an sich selbst beobachten konnte. Ich war als Schüler ein recht guter Turner und Sprinter gewesen, aber auch ein zurückhaltender und unauffälliger Junge, dem die Lust, seine Mitmenschen mit den Fäusten zu drangsalieren, völlig fehlte; daran sollte sich auch vorläufig nichts ändern.

    Solange Kampfsport - und Boxen ist mit Sicherheit in höherem Maße Kampfsport als gewisse asiatische Trainingsformen, die über Entspannung und Atemkontrolle kaum hinausführen - aus Hingabe und Spaß, mit dem Hintergrund von Gesundheit und Selbstbeherrschung, durchaus ernsthaft und meinetwegen fanatisch, aber immer voller Achtung vor der Leistung auch des anderen, betrieben wird, solange ist er eine Welt für sich, ein Sport unter vielen, eine Form, die Zeit planvoll zu gestalten, anstatt sie als ungebändigten Strom gleichgültig verrinnen zu lassen. Die Berufung auf archaische Traditionen der Kriegskunst erscheint um so abwegiger, als eine Gesellschaft wie die unsere, die durch maßvolle Gesetze bannt, was im einzelnen als tierhaft-urspünglicher Anteil immer noch walten mag, Kriegskünste nicht nötig hat; Krieg ist eine Angelegenheit professioneller Heere und Eingreiftruppen geworden, die über Mittel verfügen, mit denen sie im Handumdrehen Hunderttausende vernichten können - reif für die Heilanstalt derjenige, der fäusteschwingend und den Kiai ausstoßend auf schwere Waffen losgehen wollte. Archaische Traditionen überleben vielmehr in Techniken der Konzentration und Meditation sowie in der Heranbildung einer asketischen und gleichsam soldatischen Disziplin, die jedem Sportler hilfreich sein kann.

    So sind also die Rollen recht unzweideutig verteilt. Wer das Gewicht auf körperliche Verausgabung, Heranbildung von Kraft und Ausdauer und fairen Vergleich legt, mag im Kampftraining dasselbe sehen wie andere im Fußball oder Bodybuilding, und lediglich seine persönliche Vorliebe hätte ihn zum Taekwondo oder Kung Fu geführt. Wer jedoch den technischen Aspekt, die Vervollkommnung und Erweiterung, in den Vordergrund stellt, empfindet möglicherweise ähnliche Befriedigung wie ein Schachspieler oder Mathematiker: es ist die geistige Aufgabe, die den eigentlichen Reiz ausmacht und lediglich eines geeigneten Mediums bedarf. Beide Arten, mit dem Phänomen Kampfsport umzugehen, haben ihre Berechtigung und sind trainingsimmanent zu bewerten und zu verstehen.

    Jedoch der Kampfsport hat, anders als andere Sportarten, eine eigenartige Affinität zu Herleitungen, die außerhalb der Übung selbst angesiedelt und in keiner Weise zwingend sind: die Stichworte heißen "Selbstverteidigung" und "Straßenkampf". Eine Vielzahl von Kampfsportlern führt sie im Mund, und sie scheinen die wahren Motive für jahrelanges aufreibendes Training zu bilden. Der Autor betrachtet die Ausschließlichkeit dieser Motive als eine tatsächliche Persönlichkeitsstörung. Wer nämlich von "Selbstverteidigung" und "Straßenkampf" schwafelt, räumt ein, von paranoider Angst befallen zu sein: der Angst, überfallen, drangsaliert und gedemütigt zu werden - einer Angst, die rein statistisch unberechtigt ist und folglich andere Ursprünge haben muß als die beschreibbare Wirklichkeit, die hier eben keinen Ansatzpunkt bietet. Der Selbstverteidigungs- und Straßenkampf-Freak lebt demnach in einer anderen Wirklichkeit, nämlich derjenigen der Hollywoodfilme und Computerspiele, die ihm eine überformende Erfahrung liefert, welche allmählich die reale Umgebung ersetzt.

    Nun mag man mit Justus MÖSER (Von dem Faustrecht, 1770) der Ansicht sein, daß ein Zeitalter der Gewalt Persönlichkeiten von unbezweifelbarer Ehrlichkeit, Männlichkeit und Ritterlichkeit hervorbringe; gleichwohl hat die Entwicklung solcherart Idealisierungen überholt: Duelle sind untersagt, Selbstjustiz hat strafrechtliche Konsequenzen, und Freiräume, die vom Gesetz nicht erfaßt werden, gibt es nicht - sogar der prügelnde Ehemann ist mittlerweile ein Fall für die Justiz. Bedrohungen, Überfälle und Schlägereien gehören in ein Reich, das zu betreten dem durchschnittlichen Bürger, der täglich acht Stunden im Büro sitzt, eine halbtagsbeschäftigte Ehefrau und zwei Kinder versorgen muß, ein Reihenhaus und einen Mittelklassewagen sein eigen nennt und zusehends ein Bäuchlein ansetzt, obwohl er jeden Sonntag Fußball spielt - das zu betreten diesem Durchschnittsbürger nicht empfohlen werden kann: ins Reich der Unterwelt. Diese ist in der Tat ein Gehege, in welchem gesetzliche Regelungen weithin kaschiert werden und ein Aggregat ungeschriebener Richtlinien gilt, das körperliche Züchtigung "als Mittel der Politik" nicht nur nicht ausschließt, sondern sogar bevorzugt. Die Unterwelt wird von Elementen beherrscht und gestaltet, deren Bekanntschaft sich jeder kultivierte und zivilisatorisch ambitionierte Mensch getrost sparen kann, und schließt all jene kleinen Spielhöllen und Kaschemmen ein, die uns, den Boxsportlern, als Orte, unser Können zu erproben, damals so abwegig erschienen - um so mehr, als wir die Probe im Ring ablegen konnten..

    Kurzum, wer die Auseinandersetzung sucht, wird sie finden, aber er muß sich dafür einem Milieu anvertrauen, das ihn bereits disqualifiziert. Will der gewöhnliche Kampfsportler dies? Er will es nicht und wagt es nicht, aber er redet davon. Indem er permanent davon redet, diese und jene Technik sei "gut für die Straße", sei "kompromißlos" und "vernichtend", überträgt er seine eigene Paranoia auf den Unterrichtsort und die Trainingsatmosphäre. Er infiziert insbesondere jugendliche Kampfsportschüler, die aus Spaß an der Freude begonnen haben, mit seinem Geschwätz, so daß diese schon nach wenigen Monaten mit abgespreizten Armen durch die Gegend laufen und auf bezeichnend provokante Art den Augenkontakt zu fremden Männern suchen, immer in der Hoffnung, diese würden ihrem Blick nicht standhalten können. Er erzeugt einen Wahn von Virilität und Selbstbehauptung, der Kampfsport zu einem Vehikel halbstarkenhafter Randale pervertiert und von dem, was dieser Sport wirklich geben könnte, nichts, aber auch gar nichts übrig läßt. Dies ist besonders folgenschwer, wenn er selbst Lehrer ist, also Vorbildfunktion ausübt. Die Aussicht, durch Kampfsport die Fertigkeit zu gewinnen, einen anderen, der vielleicht abweichender Meinung ist, die eigene Freundin begehrt oder dessen Nase einem nicht gefällt, einfach niederprügeln zu können, erzeugt bereits ein Gefühl machtvoller Überlegenheit, auch wenn das Können nicht proportional zu diesem Gefühl anwächst - allein das Bewußtsein, sich auf "den Ernstfall" vorzubereiten, genügt. Wie sollte das menschliche (und insbesondere: das männliche) Bewußtsein dieser Verlockung nicht erliegen? Und so scheint es, als ob im Kampfsport inzwischen ein aggressiver Typus in der Majorität wäre: einer, vor dem man sich in acht zu nehmen hätte, wäre er nicht eine problembefrachtete, defizitäre Natur.

    Sport ist seit etwa zwei Jahrzehnten auch in Europa ein Teil jener Freizeit, die der Mensch benötigt, um sich von der Arbeit einerseits zu regenerieren, anderseits sich auf sie vorzubereiten. Sogenannte Freizeit ist alles andere als frei: sie dient der Arbeit und ist ebenso vorgeplant und gesteuert wie alles andere. Von Werbestrategen entworfen und vom Unterbewußtsein diktiert, suggeriert sie eine Autonomie, deren der Mensch sich im Arbeitsleben verlustig weiß und die er außerhalb desselben mit allerlei Gefasel von Sinn und Wert zurückzugewinnen trachtet. Kampfsport ist ein Teil der umfassenden Wellnessbewegung, die innerhalb trostloser Betonwüsten ein naturales Feeling vermitteln soll, das der einzelne mit erhöhtem Selbstwertgefühl quittiert. Für Kampfsportunterricht wird heutzutage viel Geld bezahlt - oft genug vor dem Hintergrund, daß dem ambitionierten Schüler eine Lehrerkarriere eröffnet wird, die ihm seinen ganzen finanziellen Einsatz hundertfach vergolden soll, was letztlich nichts anderes heißt, als den Traum zu verkaufen, den jeder Versicherungsvertreter träumt. Kampfsport ist ein Luxusgut. Wer sich aber den Luxus leisten kann, weiß sich von einer Umgebung zu distanzieren, innerhalb deren er den Kampfsport zur Selbstverteidigung benötigen könnte; wer ihn jedoch benötigt, kann ihn sich nicht leisten und ist auf die Schule des Lebens angewiesen.

    Geschickt zielt die Werbung gewisser Kampfkunst-organisationen, deren alleiniges Ziel die Erwirtschaftung eines möglichst hohen finanziellen Ertrages ist, stets auf die Furcht des Luxusgeschöpfs ab, die Mächte der Finsternis könnten ihm die Fixpunkte nehmen, anhand deren er sich so unermüdlich vorwärtstastet: seinen Besitz; seine gefallsüchtige Schönheit; seine Chancen beim anderen Geschlecht; seine körperliche Unversehrtheit; seine beschwingte Leichtigkeit des Lebensgenusses. Ihm, der sich das Luxusgut "Selbstverteidigung" leisten kann, muß vorgegaukelt werden, daß er auf Schritt und Tritt gefährdet sei: was er de facto selbstverständlich nicht ist. Der Gegner bleibt dabei ungenannt: er scheint den potentiellen Straßenkampf-Konsumenten zu umschleichen wie ein Wolf, der in der Dunkelheit des Waldes verborgen bleibt. Er bleibt ungenannt, weil es schwierig wäre, ihn zu konkretisieren; das gesichtslose Feindbild läßt sich auf jeden übertragen und insbesondere auf die, vor denen unser Luxusmensch sich insgeheim wegen ihres Grades an Männlichkeit fürchtet, der sie zum überlegenen Konkurrenten im sexuellen Werben werden läßt.

    Ein bekanntes neueres Buch, eine von vielen Anleitungen zum Selbstschutz, ist untertitelt: Die Strategie gegen den Schläger. Dieser Schläger, wie man ihn sich in seiner anonymen Zeichnung vorstellt, läuft aber nicht einfach mit schlechten Gedanken überall herum und kann unsereinem an jeder Ecke zum Verhängnis werden; wer ihn treffen will, muß ihn vielmehr aufsuchen, wer ihn nicht kennenlernen möchte, kann ihn meiden. Dieser simple Gedankengang ist natürlich verdünnendes Wasser in den berauschenden Wein des werdenden Straßenkämpfers: Wie? Dann gäbe es diesen Asphaltdschungel gar nicht, für den wir uns alle stählen und wappnen müssen? Er wäre wirklich nur eine primitive Sprechblase innerhalb der Werbetexte routinierter Wellness-Verkäufer? Wer es nicht glaubt, möge die Probe machen: Ginge es nämlich wirklich darum, den einzelnen über sich hinauszuführen, ihn auszubilden und zu festigen, müßte dann das Selbstbewußtsein, das zu schaffen vorgegeben wird, über den Erwerb von Kleiderkollektionen mit bestimmten Buchstabenkombinationen und ähnlichen geschmacklosen Devotionalien gefestigt werden? Wozu dieser Theaterwirbel um ein wenig körperliche Übung? Die Antwort fällt leicht: Reich werden kann man nämlich nicht, indem man denen, die Schutz nötig hätten, entsprechendes Rüstzeug vermittelt; denn die haben kein Geld, um kostspielige Schulungen zu bezahlen. Wen es nach Straßenkampf verlangte, hätte diesen in Londonderry und Sarajewo, im Kosovo und an der Drau kennenlernen können. Wer sich selbst verteidigen möchte, dem seien einschlägige Lokalitäten in Köln oder Berlin, oder noch besser: Besuche in São Paulo und Bukarest empfohlen. Wer von Selbstverteidigung und Straßenkampf aber weiterhin nur faseln will, möge sich immerhin als Mitglied in einem der zahllosen Institute einschreiben, wo man gegen Zahlung des monatlichen Beitrages gern bereit ist, mit ihm hübsche Choreographien einzustudieren und ihn überdies auszustaffieren, als wollte man ihn zum Karneval schicken. Aber dafür wäre mir persönlich mein gutes Geld zu schade.

    Bliebe also die Frage, wem solche Choreographien wirklich nützen. Zweifellos zunächst denen, die sie geschaffen haben: denn die verdienen nicht schlecht damit. Weiterhin gewiß auch denen, die sie einüben: sie bewegen sich, schulen ihr Gedächtnis, fühlen sich subjektiv besser und ausgeglichener, solange es eben dauert, und, nicht zuletzt, sie verbrauchen und bewältigen Zeit. Das vorgegaukelte und vermeintlich angestrebte Ziel erreichen sie nicht: ein harter Bursche zu werden; einer, der zuschlägt, anstatt unnütze Worte zu machen; einer, der den Raum mit der kalten Gelassenheit eines Dirty Harry betritt. Dieses Ziel haben jene anderen, die sie auch in Geschlechtsdingen ausstechen, bereits usurpiert, da es von Temperament und Prägung abhängt und nicht in der Kampfsportschule realisiert wird. Der Betrug, den viele anprangern, ist also vor allem ein Selbstbetrug - ein Selbstbetrug, solange mit einfachsten Mitteln an Attribute appelliert werden kann, die sich in jedem Gorillakäfig studieren lassen. Gewiß, wir sind Sklaven ebenso unserer Instinkte und Gelüste wie unserer Gedanken; aber ein wenig mehr Skepsis täte doch gut.

  2. #2
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    da spricht mir mal einer aus der seele


    wo kann man mehr lesen?

  3. #3
    Sagat Gast

    Thumbs up Über "Selbstverteidigung"

    Selbstverteidigung

    ( von Doktor Heftig )



    "Selbstverteidigung" ist im Zusammenhang mit den mittlerweile unüberschaubar gewordenen Wing-Chun-Angeboten ein vielfältig bemühtes Wort, das in jede Werbebroschüre hineingehört. Neben dem rein praktischen Wert dessen, was der Normalverbraucher sich unter "Selbstverteidigung" vorstellt (nämlich ein Aggregat von Techniken, Griffen und Tricks, das auch den härtesten Angreifer bannt, während für den Anwender die pure Kenntnis bereits Erfolg garantiert), haftet dem Terminus das Element des Guten, Edlen und Schönen an, aus dem die Sache stammt. "Selbstverteidigung" gehört auf die Seite des Rechts, stellt Mittel gegen das Böse bereit, hilft dem Biederen, die Fallen zu vermeiden, welche das Reich der Finsternis nach ihm auslegt, und stellt daher per se einen Wert dar, der gar nicht überschätzt werden kann.

    Nun ist "Selbstverteidigung" einerseits ein Tun, nämlich sich im Fall eines Angriffs seiner Haut zu wehren; anderseits die Vorbereitung auf dieses Tun, eine Lehre, eine Übungsform. Letzteres ist in den erwähnten Werbebroschüren gemeint: "Wir unterrichten Selbstverteidigung", gar noch "realistische" oder "effektive Selbstverteidigung" ? ein Schuft oder Ignorant, wer sich einer solch feinen Angelegenheit verschließen wollte. Unverantwortlich handeln die Eltern, die ihrem Sprößling verwehren, sich durch "Selbstverteidigung" gegen die Fährlichkeiten unserer Zeit zu wappnen! Grob fahrlässig die Frau, die es verabsäumt, einen Kurs zur "Selbstverteidigung und Selbstbehauptung" zu absolvieren, wo doch an jeder Ecke der Vergewaltiger lauern kann! Schön, diese Kurse kosten ein wenig Geld, oft auch ein wenig mehr Geld - aber sie sind doch auch "ihr Geld wert", schulen den Körper, stärken das Ego, rüsten für den Ernstfall (der natürlich hier wie überall dräuet) ? oder etwa nicht? Wie, Herr Wendelin, solcherart verdienstliche Veranstaltungen nützten lediglich ihrem Betreiber, indem sie ihm helfen, sein Vermögen zu mehren? Wie kommen Sie dazu, sich zu dieser Ketzerei zu versteigen?

    Nehmen wir an, ich hätte einen Schüler von siebzehn oder achtzehn Jahren, kräftig und belastbar, den ich in einem sehr überschaubaren Zeitraum "selbstverteidigungsfähig" machen sollte ? was würde ich mit ihm tun? Zunächst würde ich ihn jeden Morgen um sechs Uhr durch den Wald jagen: Dauerläufe, Bergauf- und Bergabläufe, Rückwärtsläufe, Seitwärtsläufe, Sprints; anschließend ballistische Kniebeugen und Liegestütze auf den Fäusten (mit wachsender Fertigkeit auf den Fingerspitzen) sowie Bauchmuskeltraining. All das, damit er neben Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit auch Biß und Disziplin bekommt. Dann würde ich ihm Jab, Gerade und Haken beibringen, bis er sie im Schattenboxen kombinieren könnte. Schließlich würde ich mit 16-Unzen-Handschuhen (im zweiten Monat 14 Unzen, im dritten 12 Unzen usw.) nach ihm schlagen, und er müßte versuchen auszuweichen, ohne seine Hände zu benutzen ? Veilchen, Nasenbein- und Rippenbrüche inbegriffen. Und zum Schluß müßte er seine Hände anfangen abzuhärten. Dies wäre der Stoff für die ersten drei Monate, und aus dem Jungen wäre schon ein ganz stabiles Bürschchen geworden.

    Im zweiten Quartal würde er mit seinen abgehärteten Händen und stabilen Gelenken beginnen, den Sandsack zu bearbeiten ? erst mit Handschuhen und Bandagen, dann nur noch mit Bandagen, schließlich mit bloßen Fäusten. Er müßte jetzt auch versuchen, zurückzuschlagen, wenn ich nach ihm schlage. Ich würde ihn so hart schlagen und so traktieren, daß er sich schon aus lauter Wut zu wehren anfinge. Diese Wut würde ich auf ein gesundes Maß zurückschrauben, auf die Basis einer kontrollierten Aggression nämlich, die ihm nur nützen kann und ohne die er nicht auskommt. Nach sechs Monaten wären wir fertig: er hätte einen starken Körper, er hätte Kondition, Auge und Schlagkraft, er hätte keine Angst mehr ? denn schlimmer als dieses Training kann der Ernstfall auch nicht sein.

    Nehmen wir an, ich würde den guten Erfolg in klingende Münze verwandeln wollen und böte entsprechende Kurse an, natürlich gegen anständiges Geld, denn sonst kann ich mir nicht den roten Jaguar und die Goldklunker leisten, die ich mir seit meiner Kindheit wünsche ? wieviele Schüler hätte ich wohl, die einerseits betucht genug wären, die hohen Kursgebühren zu bezahlen (der Siebzehnjährige könnte es nicht), anderseits aber tough genug, den Kurs überhaupt durchzustehen? Eben. Ich hätte nicht sehr viele. Um viele zu bekommen, müßte ich Techniken verkaufen: Techniken, Griffe und Tricks, die zusammengenommen (durch ein Pluszeichen verbunden) genau das ergeben, was sich unser schon zitierter Normalverbraucher unter "Selbstverteidigung" vorstellt: ein Sammelsurium von Situationen, mit denen unser Held konfrontiert werden könnte (wird er zwar in seiner lichtdurchfluteten Maisonettewohnung am grünen Rand der Stadt sowieso nicht, aber: könnte), und entsprechende Anleitungen zu ihrer Lösung. "Wenn der Gegner rechts vorwärts steht, stellst du dich soooo hin ? warte mal, ja, sooooo, gut, bist schon besser geworden..." "Kondition?" "Brauchen wir nicht, der Kampf ist in zehn Sekunden entschieden, wenn du diese Technik beherrschst... Die ist nämlich tödlich, weißt du..." "Abhärtung?" "Wozu? Der Angreifer trifft dich sowieso nicht. Hier, ja, Tan Sau, alles klar?" "Schlagkraft?" "Nein, wir schlagen doch anders, peitschend, die Gelenke, siehst du das? Damit erzeugen wir Vibration, kann die inneren Organe schädigen." "Sparring?" "Nein, wir sind doch nicht im Boxring. Wir machen Selbstverteidigung, das weißt du doch jetzt. Wenn der Angreifer sooo kommt... genau, das klappt doch schon."

    Natürlich geht es nicht nur gegen den Schläger. Es gibt auch noch Waffen. Auch dagegen müssen wir Ernstfall-Situationen einstudieren (Kauf eines Gummimessers mit SV-Logo, nur 28 Euro). Dann natürlich die Umgebung, die ist ganz wichtig. Also wird im Stadtpark oder in U-Bahn-Unterführungen geübt. Und, nicht zuletzt, der psychologische Unterbau! Erst sagen wir: "Nein, das möchte ich nicht..." Dann gestikulieren wir... Dann setzen wir unser entschlossenstes Gesicht auf... Wenn das den Gegner nicht einschüchtert! Hat doch schließlich genug Geld gekostet!

    Der geschätzte Leser wird mir verzeihen, wenn ich den bisher gepflegten vornehmen Tonfall hier beende und, unter "heftigem" Haareraufen, das Wort BULLSHIT in die von den unzähligen Ernstfällen konterkarierte Lebenswelt hinausbrülle.

  4. #4
    Sagat Gast

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    Über "Kampfkunst "

    (von Doktor Heftig)


    Was ist Kunst? Sehr formell und daher inhaltsleer definiert, ist Kunst die Komposition bereits bekannter Elemente nach einer neuen, individuellen oder aber über-individuellen Idee, oder auch diese Idee selbst. Die Triebfeder, der inhaltliche Untergrund der Idee muß nicht im Künstler liegen, sondern kann außerhalb seiner bereits bestehen, so daß er sie als ihr schöpferisches Medium zu einem Ausdruck gelangen läßt, der kein einzelner oder vereinzelter Ausdruck sein muß. Daher gibt es nicht nur Künstler, sondern Kunst-Richtungen, Stil-Bildungen, Epochen. Was nun innerhalb eines geschichtlichen Abschnitts Kunst sei und was lediglich Versuch, Mode, Kommerz, kann erst von einer Position aus beurteilt werden, die diesen Abschnitt zeitlich und persönlich transzendiert; daher die Streitigkeiten in der Gegenwart eines jeden Künstlers um Werke, Strömungen, Motivation und Geltung, und die reife Anerkennung (oder das Vergessen) in späteren Jahrzehnten und Jahrhunderten.
    Der Künstler ist der Selbst-Schöpfer seines Werkes oder der Nach-Schöpfer des bereits Vorhandenen, und dies auf formaler wie auf inhaltlicher Ebene. Für den Selbst-Schöpfer ist die Originalität das entscheidende Merkmal, für den Nach-Schöpfer die Perfektion der Ausführung; diese wiederum kann handwerkliches Können, das noch nicht dagewesene Fertigkeiten hervorbringt, in originäre Kunst verwandeln.
    Kampfkunst – lassen wir diesen Terminus zunächst bestehen - ist in erster Linie Nach-Schöpfen bereits vorliegender Bewegungs-Formen, wobei ich unter Form auch die Art der Ausführung, Geschwindigkeit, Kraftrichtung, Krafteinsatz usw. einer einzelnen Bewegung verstehe und nicht nur die Zusammenstellung von Einzelbewegungen zu einem harmonischen Ganzen. Die Idee der Bewegungsperfektion ist im allgemeinen durch das Konzept und die Prinzipien des jeweiligen Bewegungssystems (dieses als sowohl geschichtliches wie auch „künstlerisch“ formalisiertes Produkt verstanden) vorgegeben: was also im einen System hochgradig Sinn macht, kann in einem anderen grob fehlerhaft sein. Die Kunst des Ausübenden besteht in einer möglichst weitgehenden Annäherung an das Konzept und die Prinzipien (diese aber sind nicht in Erz gemeißelt, sondern bestenfalls als „Sinn“ überliefert und somit nur durch „Auslegung“, „Betrachtung“ zugänglich, die als Durchdringung des für den Nichtverstehenden Undurchdringlichen selbst „Kunst“ im Zusammenhang unserer Betrachtung sein mögen) durch Verbesserung – also Annäherung - der eigenen Bewegungen. Nicht die Einzelbewegungen selbst wären folglich das Künstlerische, sondern ihre Komposition und ihr Zusammenspiel („spielartiger Gestaltungsdrang“ war für Schiller die Quelle des künstlerischen Schaffens) im Sinne jener Annäherung. Wer seine eigene Übung folglich von diesen Elementen leiten läßt, ist eher ein Kampfkünstler als ein anderer, für den das körperliche Tun als solches, das Wohlgefühl durch physische Erschöpfung (das nicht von ungefähr mit dem Orgasmus verglichen wird), im Vordergrund stehen, kurzum: die Lust an der Anstrengung.
    Kunst gehört nicht unbedingt, wie hier geäußert wurde, mit Individualität (dies wäre das Verständnis der Gründerzeit) zusammen, kann im Gegenteil hochgradig entindividualisieren und geistig oder physisch vernichten. Kunst geht auch nicht mit Moral oder den Ergebnissen demokratischer Pädagogik einher, sondern ist geradezu amoralisch im Sinne eines „jenseits von Gut und Böse“. Kunst ist vielmehr nicht zu denken ohne jene unerklärlichen angestammten und angelegten Kräfte, die unabdingbare Voraussetzung für das Hervorbringen außergewöhnlicher, auch in der Nach-Bildung einmaliger „Funktionen“ (im mathematischen Sinne als Abhängigkeitsverhältnis veränderlicher Größen) einzelner, künstlerisch scheinbar irrelevanter Gegenstände (oder Bewegungsformen) sind.
    Der Boxer Muhammad Ali war in diesem Verständnis ein Künstler seines Sports. Wie er dessen Elemente vor dem Hintergrund einer komplexen und durchdachten Idee seines persönlichen Stils auf seine einmaligen körperlichen Fertigkeiten zuschnitt, das läßt bei Betrachtung früher Kämpfe an Bakunins Satz „Die Lust an der Zerstörung ist auch eine schöpferische Lust“ denken. Alis Boxkunst wurde stilbildend, und doch ist er nie wirklich ersetzt worden; denn über die erwähnten „unerklärlichen angestammten und angelegten Kräfte“ verfügte keiner seiner Nachfolger, mit Ausnahme vielleicht von Roy Jones jr., der aber kein Schwergewichtler ist. Nehmen wir zum Vergleich den Boxer Mike Tyson, so ist der „Stil“ seiner jungen Jahre trotz ebenfalls hervorragender Anlagen geradezu animalisch – Gewalttat, Wut und Haß brechen sich Bahn -, damit aber eben kein „Stil“, keine „Techne“ im antiken Sinne, sondern das Überschäumen wüster, naturhafter Energien, die sich mit den Jahren verloren.
    Kunst entsteht nur, wo ungewöhnliche Begabungen und Energien sich mit dem geeigneten Gegenstand, der kompatiblen Struktur, der verschlossenen und nur dem künstlerischen Auge zugänglichen Landschaft verbinden; wo Disziplin und Beharrung alle Widerstände besiegen. Sie entsteht nicht, weil wir es wollen – nicht jeder ist Künstler, nicht jeder wird Künstler, und indem wir Anteil nehmen an künstlerischem Wagnis und Ausdruck, uns selbst für Künstler zu halten, ist Eitelkeit, und sonst nichts.
    „Was glauben Sie, geschieht mit Leuten, die keine Künstler sind? Was glauben Sie, wird aus Leuten, die keine Künstler sind? – Ich glaube, nichts wird aus ihnen: Ich glaube, nichts geschieht mit ihnen; ich glaube, das Nichts wird aus ihnen.“ (Edward Estlin Cummings, Der ungeheure Raum)
    Warum aber lächeln dann die Übenden in den chinesischen Parks, wenn sie allmorgendlich ihre Formen zelebrieren? Weil sie sich selbst fremd werden, indem sie ganz Leib sind, und doch zu sich selbst finden; frei sind, indem sie für die Dauer einer Übungsstunde ihre Individualität fliehen, und doch zu individueller Freiheit kommen. Ist das Kunst? Es ist eher Religion als Kunst, noch eher vielleicht Geheimwissen, Medizin... Womöglich gehört Kunst dazu, es zu begreifen.

  5. #5
    ps3ud0nym Gast

    Standard

    Da hat sich jemand aber ernsthaft Gedanken gemacht. Sehe ich genau so

  6. #6
    Wirrkopp Gast

    Standard

    Immer wieder schön zu lesen.

  7. #7
    reno Gast

    Standard

    Gute Texte! Hab hier seit langem einige aufm Rechner.

  8. #8
    shannon Gast

    Standard

    diese und weitere interessante und lesenswerte Texte aus "der guten alten Zeit" findet Ihr unter
    http://wingchun-online.de/logan/doktorheftig.htm
    und
    http://wingchun-online.de/logan/schnoeck.htm

  9. #9
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    Thumbs up Super Aufsatz !

    Absolut lesenswert ... und meines Erachtens steckt da viel Wahrheit drin.

    Mir persönlich gefällt ganz besonders das mit dem

    "...Wer von Selbstverteidigung und Straßenkampf aber weiterhin nur faseln will, möge sich immerhin als Mitglied in einem der zahllosen Institute einschreiben, wo man gegen Zahlung des monatlichen Beitrages gern bereit ist, mit ihm hübsche Choreographien einzustudieren und ihn überdies auszustaffieren, als wollte man ihn zum Karneval schicken..."



    rgds,
    Ryushin
    Echtes ehren, Schlechtem wehren, Schweres üben, Schönes lieben.

  10. #10
    Slin Gast

    Standard Viel Wahrheit und viel Schrott

    Sicherlich interessante Artikel, doch in vielen Fällen fehlen fundierte soziologische, statistische und psychologische Beweisführungen für seine Thesen, so dass diese Texte zu sehr als "reißerische pseudo-intellektuelle Pose" darstehen.

    Was dieser Doc Heftig in seiner anmassenden Arroganz völlig ignoriert, ist dass sein angesprochener Weg jemanden SV-fähig zu machen sicherlich funktioniert, aber bei weitem nicht der einzige Weg ist, dieses zu erreichen. Wir sehen dass z.B. an den vielen Leuten die auf die von Doc Heftig kritisierte Art trainiert haben und sich durchaus ihrer Haut erwehren können.

    Dies ist auch gut so, denn ich bezweifle, dass es irgendeine Frau schaffen würde die Folter von Doc Heftig durchzustehen.

    De Facto sind seine Artikel alles reißerische Hetzen gegen das böse *ing *un besonders natürlich gegen die EWTO und ihr WT.

    Fangen wir mit den gesichtslosen Schlägern an: Es gibt sie, sie haben alle Gesichter, haben Namen und müssen auch keine Vorstrafen haben. Ich treffe sie häufig und jeder der behauptet jemand "der sich nicht in ihre Umgebung, die Unterwelt begibt" sei vor ihnen sicher, ist fast ein größerer Heuchler als die hohen Herren der EWTO. Diese gewaltätigen Gestalten gibt es tatsächlich durch alle sozialen Schichten hindurch, somit kann ich nicht sagen, dass der nette Herr Bankkaufman nicht in der Disco einen zuviel trinkt, übermütig wird und einen scheinbar Schwächeren angreift. Ich weiß es, denn ich muss diese Leute dann später vernehmen.

    Aber es macht ja nichts, laut dem Doc ist das ja ein statistischer Einzelfall, ohne Bedeutung, der wohl für das Opfer immernoch besser ist, als vorher Unsummen an die "Harlequins" der Kampfkünste zu verschleudern. Was interessiert denn schon, ob das Opfer neben den, teilweise erheblichen, physischen Schäden auch einen Schaden an seiner Seele nimt, vielleicht den Rest seines Lebens in Angst verbringt?

    Fakt ist, dass das Erlernen einer Kampfkunst keine Notwendigkeit ist, denn tatsächlich kann man mögliche Gefahren sehr leicht umgehen, man muss nur größere Ansammlungen von Menschen vermeiden, bei der laute Musik, Alkohol oder Drogen mit ins Spiel kommen (also quasi alle Nachtclubs, Kneipen, Konzerte u.ä.), und man ist tatsächlich relativ sicher, außerdem sollte man soziale Brennpunkte generell umgehen, dann kann man wirklich sagen, ist das
    Erlernen einer Kampfkunst zum Zweck der SV nicht mehr nötig, denn so ist die Chance jemals in die Verlegenheit zu kommen sie anwenden zu müssen wirklich sehr gering.

    Doch was mag sein, wenn diese "Fähigkeit zur Selbstverteidigung" noch andere Vorteile hat, ausser die Möglichkeit sich seiner Haut zu erwehren?
    Was ist, wenn dieses relative Gefühl der Sicherheit noch andere Auswirkungen hat. Ich meine nicht die körperlichen Vorzüge von mehr Kraft, mehr Ausdauer, einer höheren Beweglichkeit, verbesserter Konzentration und natürlich weniger Speck um die Hüfte, dass kann ich bei jedem Sport erreichen.

    Nein was ist, wenn diese Selbstsicherheit eine wesentlich positivere Wirkung auf unsere Person, auf unseren Geist hat? Selbstbewußtere Menschen, die offener miteinander umgehen?

  11. #11
    DieKlette Gast

    Standard

    Grüß Dich Slin,
    wie bei allen Meinungen läßt sich vortrefflich darüber streiten. Jedoch sehen wir einer Sache mal ins Auge. Wie hoch ist die Chance von einem Gewalttäter erwischt zu werden oder, im Vergleich, wie hoch ist die Chance von einem LKW überfahren zu werden, von einer Leiter zu fallen, beim spielen mit der Hardware den Strom nicht abgeschaltet zu haben oder die elektrische Heckenschere falsch zu bedienen ?

    Was ich damit sagen will ist folgendes : Im Prinzip birgt das ganze Leben Gefahren. Jedoch kommt kein Mensch auf die Idee einen Heckenscheren-Kurs zu machen. Warum auch ? Die Gefahr ist bekannt. Und eine bekannte Gefahr ist etwas womit der Mensch leben kann ohne Paranoia auszuleben.

    Der sogenannte Mythos "Schläger" ist da etwas anderes. Da muss man Kurse machen, Geld für ausgeben, trainieren bis zum umfallen. Und sind die Menschen danach wirklich selbstbewußter und können sich verteidigen ? Meine Erfahrung ist, dass gerade Menschen aus sogennannten Selbstverteidigungskursen eine unnötige Angst haben, die sie regelrecht hemmt und sogar trotz möglicher Technik verteidigungsunfähig macht, wenn man ihnen mit Gewalt und Agression begegnet. Denn der Selbstverteidigungskurs rät ihnen zur Wachsamkeit, guter Beobachtungsgabe, immerwährender Bereitschaft, ...
    Folgerichtig : Stress und Adrenalin pur.

    Ganz anders sieht es aus bei den Sportlern, die Leistungsorientiert trainieren. Der Kampfeswille ist geschult, der Körper trainiert, aber gleichzeitig haben diese eine viel größere Ruhe, weil sie sich im Ring bewiesen haben. Die meisten aus den sogennannten Selbstverteidígungskursen würden sich nichteinmal in einen solchen stellen. Die "reale" Konfrontation wird sich zum üben auf der Straße nicht finden, der Vollkontakt im Boxen z.B. schon. Statt zu quatschen und zu theoretisieren wird mit einer konkreten Bedrohung gearbeitet ganz im Gegensatz zu einem SV Kurs, wo keiner weiß, wie denn der "Böse" aussieht.

    Und das ist genau das Problem. Statt die Menschen mit ihren Ängsten, wie dem "getroffen werden" zu konfrontieren werden reine Trockenübungen gemacht kombiniert mit der Werbestrategie " Wir brauchen keine Kraft ".

    Vieles davon ist einfach illusionär.
    Das zeigt allein schon die Tatsache, dass wenn wir einen Muay Thai Kämpfer gegen einen WTler antreten lassen würden, die gleichen Trainingsaufwand betrieben haben das Ergebnis reichlich deutlich sein dürfte.

    Das hat nichts mit einer Stilfrage zu tun sondern vielmehr mit der Frage, wer sich Illusionen macht. Der MTler geht davon aus, dass er getroffen wird, der WTler sehr oft nicht.

    Gruss

    Julian
    Geändert von DieKlette (24-07-2004 um 10:26 Uhr)

  12. #12
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    Standard

    Zitat Zitat von DieKlette
    Ganz anders sieht es aus bei den Sportlern, die Leistungsorientiert trainieren. Der Kampfeswille ist geschult, der Körper trainiert, aber gleichzeitig haben diese eine viel größere Ruhe, weil sie sich im Ring bewiesen haben. Die meisten aus den sogennannten Selbstverteidígungskursen würden sich nichteinmal in einen solchen stellen. Die "reale" Konfrontation wird sich zum üben auf der Straße nicht finden, der Vollkontakt im Boxen z.B. schon. Statt zu quatschen und zu theoretisieren wird mit einer konkreten Bedrohung gearbeitet ganz im Gegensatz zu einem SV Kurs, wo keiner weiß, wie denn der "Böse" aussieht.Julian
    Hey Klette wirst mir in letzter Zeit unheimlich, du vertrittst immer eine ähnliche Meinung wie ich!

  13. #13
    Michael Kann Gast

    Standard

    Geht es nur um einen zeitlich begrenzten SV-Kurs?

    Ich finde sowohl in Dr. Heftigs und Slins Ausführungen Dinge die ich ebenso sehe und eben auch unterschiede zu meinen eigenen Erfahrungen.

  14. #14
    Sagat Gast

    Standard

    Was dieser Doc Heftig in seiner anmassenden Arroganz völlig ignoriert, ist dass sein angesprochener Weg jemanden SV-fähig zu machen sicherlich funktioniert, aber bei weitem nicht der einzige Weg ist, dieses zu erreichen.

    aber vielleicht ist es der BESTE



    Wir sehen dass z.B. an den vielen Leuten die auf die von Doc Heftig kritisierte Art trainiert haben und sich durchaus ihrer Haut erwehren können.
    aha, und um welche Leute handelt es sich dabei genau ???????????????


    Dies ist auch gut so, denn ich bezweifle, dass es irgendeine Frau schaffen würde die Folter von Doc Heftig durchzustehen.
    bist du eine Frau ??? oder trainierst du wie eine ????

    De Facto sind seine Artikel alles reißerische Hetzen gegen das böse *ing *un besonders natürlich gegen die EWTO und ihr WT.
    guck dir mal den "Werbestil " diverser *in* *un*-"Verbände" ( "Firmen" wäre wohl der wesentlich passendere Ausdruck) an,dann weisst du was der Begriff "reisserisch" wirklich bedeutet

  15. #15
    ps3ud0nym Gast

    Standard

    Zitat Zitat von DieKlette
    Und das ist genau das Problem. Statt die Menschen mit ihren Ängsten, wie dem "getroffen werden" zu konfrontieren werden reine Trockenübungen gemacht kombiniert mit der Werbestrategie " Wir brauchen keine Kraft ".
    Vielleicht ist es aber auch genau das, was einige Leute suchen? Einfach mal in der Freizeit ein bischen Kämpfen lernen, ohne sich die Nase zu brechen oder sonstige Gehirnschäden (jaja, auch beim Sparring sterben Gehirnzellen ab, wenn man einen gedotzt bekommt). Eine gesunde Portion Selbstvertrauen eingetrichtert zu bekommen tut einigen auch nicht unbedingt schlecht - es darf halt nicht Übermut werden. Dass keine grossartige Kämpfer heranzüchtet werden, wenn man "soft" trainiert, nehme ich mal als selbstverständlich. Mit WT wird man sich aber sicherlich trotzdem besser zur Wehr setzen können als ohne. Und das eben ohne all zu grosse Anstrengungen.

    Edit (persönliche Erfahrung): Ich persönlich mache WC nicht aus irgendwelche SV-Aspekte. In dem Punkt stimme ich Doc Heftig zu. Wenn ich so paranoid wäre, wäre Pfefferspray sicherlich die kosteneffizientere Variante. Es ist für mich wie Tennis oder sonstige Hobbies (Chi-Sao macht echt Spass) . Da habe ich ehrlich gesagt kein Bock regelmässig aufs Maul zu bekommen. Und glaubt es mir oder nicht, auch "Trockenübungen" bringen Fortschritt - fühlt man dann auch im Sparring. Hin und wieder aber nicht regelmässiges Sparring, um meinen Trainingsstand zu überprüfen, reicht mir völlig. Ich bin mir trotzdem sicher, dass ich im Ernstfall zwar immer noch nicht optimal geschützt bin aber sich die Chance, dass ich jetzt als Sieger aus einem Kampf hervorgehe, erhöht hat. Das gleiche gilt wohl auch für andere KK, wobei ich bei TKD schonmal deutlich mehr ackern musste, um die Techniken sinnvoll einsetzen zu können. Liegt teilweise auch daran, dass die TKD-people meistens deutlich athletischer waren/wurden als meine jetzigen Trainingspartner in WC. Nach ca. 1 Jahr regelmässiges Training, nachdem die Muskeln gedehnt sind, die Kondition da ist und ich keine Probleme mehr hatte mit hohen Kicks und dem Gleichgewicht, fand ich auch TKD nicht übel (hab's damals oft mit Freunden, die was anderes gemacht haben, ausprobiert). Ich kann für mich aber sagen, dass WC effizienter ist als TKD im hinblick auf das Verhältnis von Einsatz/Wirkung. Bei Preis/Leistung hingegen war TKD weit vorn. Letzendlich macht mir aber WC mehr Spass (wohl vom Kindheit geprägt durch zu viel Hong Kong Streifen).
    Geändert von ps3ud0nym (24-07-2004 um 13:50 Uhr)

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