Zitat von
* Silverback
Naja, zugegebenerweise: Doch - ich bin's ((leider) noch (immer)).
Hab zwar schon einige Ansätze/ Details - aber der 1-Satz-griffige Unterschied fehlt mir noch
"Mache die Dinge so einfach wie möglich.
Aber nicht einfacher."
ich dachte, Dein Problem wäre eher bei der Unterscheidung zwischen Achtsamkeit und Wahrnehmung und weniger zwischen Vorstellung und Achtsamkeit/Wahrnehmung?
Selbst wenn, ist die Verlagerung auf vage chinesische Begriffe IMO nicht zielführend, zumindest wenn Klarheit das Ziel ist.
Vorstellung ist eher aktiv/kreativ.
Achtsamkeit ist eher passiv/rezeptiv
Allerdings ist Achtsamkeit als Haltung auch in dem Sinne aktiv, dass man sich
entschließt achtsam zu sein und die Achtsamkeit auch darin besteht, dass man merkt, wenn man nicht mehr achtsam ist.
Ebenso ist eine Achtsamkeitsübung in gewisser Weise "unnatürlich", wenn man
sich das von kanken verlinkte Zitat von Maja Storch anschaut:
[Hervorhebungen von mir]
Explizite, mit Bewusstsein verbundene Prozesse werden vom Gehirn nur dann aufgerufen, wenn in einem unterhalb der Bewusstseinsschwelle verlaufenden Prozess, der in den Neurowissenschaften „präattentive Wahrnehmung“ genannt wird, ein Objekt oder eine Situation als „neu“ und/oder als „wichtig“ eingestuft wurde. Wenn die präattentive Wahrnehmung einen Sachverhalt als „bekannt“ und/oder „unwichtig“ einstuft, wird der implizite Verarbeitungsmodus eingeschaltet. Das Gehirn ist darauf aus, auch Inhalte, für deren Bearbeitung zunächst viel Aufmerksamkeit und „teure“ Bewusstheit nötig war, so bald als möglich ins implizite Gedächtnis zu überführen. Dies geschieht durch Wiederholung und Übung. In dem Masse, in dem Leistungen wiederholt werden, sich einüben und schliesslich mehr oder weniger automatisiert und damit müheloser werden, schwindet auch der Aufwand an Bewusstheit und Aufmerksamkeit, bis am Ende – wenn überhaupt – nur ein begleitendes Bewusstsein übrig bleibt. Wenn man an den Unterschied von der ersten Fahrstunde zu der Art und Weise, wie man heute Auto fährt, denkt, wird der Unterschied zwischen expliziten und impliziten Prozessen ohne weiteres deutlich. Grundsätzlich ist die Fähigkeit des Gehirns, viele Dinge im impliziten Modus automatisiert abzuwickeln, meistens von Vorteil.
Im Achtsamkeitstraining entschließt man sich nun, seine Aufmerksamkeit auf Vorgänge zu richten, die von der angeführten "präattentive Wahrnehmung“ üblicherweise als unwichtig eingestuft wird:
Z.B. der Atem oder die Körperhaltung.
Auch beim Wahrnehmungsprozess wird die Welt nicht so abgebildet wie sie ist, oder wie sie von den Sinnen aufgenommen wird, sondern in gewisser Weise wird vom Erkenntnisapparat ein Bild von der Welt aus dem sensorischen Input konstruiert.
(Jemand der längere Zeit oder von Geburt an aufgrund eines Augenfehlers blind war, sieht nach Behebung dieses Augenfehlers nicht gleich wieder alles, wie vorher, da man Sehen (als Wahrnehmungsprozess im Gehirn) erst lernen muss.)
Dennoch hat dieses Bild den Anspruch die Welt möglichst wirklichkeitsgetreu abzubilden und man kann sicher evolutionäre Argumente finden, dass es das auch tut.
Bei einer Vorstellung, wird auch etwas wahrgenommen, im Sinne, es gibt eine Erscheinung im Bewusstsein. Diese Erscheinung ist allerdings, wenn man von Vorstellungskraft spricht, wohl mit Absicht erzeugt und hat nicht den Anspruch, die Welt da draußen korrekt abzubilden.
Interessanterweise gibt es noch andere Wahrnehmungen, die auch wenig bis nichts mit der aktuellen Außenwelt zu tun haben, die sich aber von einer aktiven Vorstellung unterscheiden:
Träume/Halluzinationen
Die Ergebnisse meiner bildliche Vorstellungskraft sind vergleichsweise blass und detailarm, gegenüber den Bildern, die ich in meinen Träumen wahrnehme.
Da scheine ich nicht der einzige zu sein, im anderen Thread wurde ja ein Link auf einen Wikiartikel zum Thema Aphantasie gesetzt. Offenbar können selbst Leute, die sich gar nix aktiv visuell vorstellen können und in diesem Sinne gar keine visuelle Vorstellungkraft haben, durchaus Bilder wahrnehmen, die vom Gehirn unabhängig von tatsächlichem Lichteinfall auf die Netzhaut erzeugt wurden:
"Im Jahre 2015 veröffentlichte das Team um Zeman ein Paper zu sogenannter angeborener Aphantasie,[3] was ein erneutes Interesse an dem heute nur als Aphantasie bekannten Phänomen erweckte.[4] Sie fanden unter anderem heraus, dass Menschen mit Aphantasie, obwohl sie kein bildliches Vorstellungsvermögen besitzen, dennoch in Träumen Bilder visualisieren können. Dies legt den Schluss nahe, dass von der Aphantasie nur bewusste, freiwillige Visualisierungen betroffen sind"