Zitat von
Droom
Dies würde erklären warum man sich auch in anderen Teilen der Welt auf soziale Normen und ähnliche Verhaltensweisen einigen konnte, gänzlich ohne die christlichen 10-Gebote zu kennen. Menschen haben sich schon lange davor (z.B. in Ägypten, Indien oder Mesopotamien) zu funktionierenden sozialen Konstrukten zusammen gefunden und friedlich miteinander gelebt ohne sich innerhalb der Gruppe permanent die Kehlen aufzuschneiden. Ansonsten wären solche Hochkulturen nicht möglich gewesen.
Zunächst/ursprünglich sind die 10 Gebote jüdisch.
Inwieweit Jesus die Regelungen im AT 1 zu 1 übernommen oder relativiert hat, ist ja durchaus strittig:
In der Bergpredigt im Matthäusevangelium steht zwar:
Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 18 Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. 19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein.
Die Zielgruppe des Matthäusevangelium waren allerdings gläubige Juden.
Da liegt es ja nahe, dass man die erst mal abholt, wo die stehen.
Jesus verschärft in der Bergpredigt die Regeln, z.B. das Verbot des Tötens*:
*das ja, wie man am Kontext der Übergabe der 10 Gebote durch Gott an Moses ja unschwer entnehmen kann, das Töten von Andersgläubigen oder Mitgliedern anderer Gruppen keineswegs untersagt und begründet auch mit "Du sollst nicht morden" übersetzt wird.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Man kann ja mal in dem vorliegenden oder auch anderen Diskussion prüfen, ob sich glühende Vertreter der klaren christlichen Regeln an die "Dummkopfregel" halten.
Dann verbietet Jesus z.B. in diesem Rahmen auch noch die Ehescheidung, was ja bis in unserer Zeit ein Problem für Christen darstellt:
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. 32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Mit etwas Lebenserfahrung und/oder Vorstellungskraft kommt man IMO drauf, dass das kompromisslose Befolgen einer solchen Regel
zu großem Leid führen kann.
Das gilt auch für andere Regeln.
Wie wir alles wissen, hat ja Jesus selbst gegen die Gebote verstoßen und am heiligen Sabbat Getreide geerntet.
So heißt es bei Markus:
23Und es begab sich, daß er wandelte am Sabbat durch die Saat; und seine Jünger fingen an, indem sie gingen, Ähren auszuraufen. 24Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Siehe zu, was tun deine Jünger am Sabbat, das nicht recht ist? 25Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen was David tat, da es ihm not war und ihn hungerte samt denen, die bei ihm waren? 26Wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand durfte essen, denn die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren? 27Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbat willen.
Derartige Aussagen machen Jesus wieder sympathisch unabhängig davon, ob man ihn nun für Gottes Sohn hält oder nicht:
Nach meinem Verständnis wendet er sich gerade gegen das hirnlose strikte Befolgen von irgendwelchen Regeln.
Ich verstehe die Bibel, insbesondere das AT nicht als Tatsachenbericht im Sinne, dass sich das genau so zugetragen hat, sondern als Darstellung von durchaus tatsächlichen Begebenheiten im Rahmen einer Geschichte.
Z.B.
- Das Essen vom Baum der Erkenntnis über Gut und Böse als Moralentwicklung des Menschen.
- Die Vertreibung aus dem Paradies als Übergang vom Sammler-Jäger-Dasein hin zum Ackerbauern eventuell aufgrund eines Klimawandels.
- Die Tötung des Hirten Abel durch den Ackerbauern Kain als Darstellung von Konflikten zwischen Farmern und Hirtennomaden.
- Die Sintflut als ausgeschmückter Bericht über eine lokale Flutkatastrophe.
- Die Anweisung Gottes an Abraham, anstelle seines Sohnes einen Widder zu opfern, als den Übergang von Menschen- zu Tieropfern.
- Die Idee des gerechten Ausgleichs bei einer Schädigung (Auge um Auge) anstelle von ausufernder Rache.
- ...
In diesen Darstellungen können dann noch weitere "Wahrheiten" bewusst verflochten sein oder auch herausgelesen werden.
Das was für mich als christlich erzogener Laie, die Lehre Jesus ausmacht, scheinen mir aber derartige Anweisungen wie im Lukasevangelium (Lukas war wohl Grieche und Heidenchrist):
Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. 33 Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. 34 Und wenn ihr denen Geld leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern, um das Gleiche zurückzubekommen. 35 Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. 36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! 37 Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden! 38 Gebt, dann wird auch euch gegeben werden!
Das geht dann IMO über eine Vernunftsethik bzw. eine, die einen evolutionären Vorteil darstellt, hinaus.
Nächsten- und Feindesliebe gibt es wohl auch schon im AT aber eben auch Geschichten über gottbefohlene Massenmorde und Genozide.
Im AT war Gott noch parteiisch auf der Seite seines auserwählten Volkes.
Im Christentum gab es meines Wissens anfangs Auseinandersetzungen, ob auch Nichtjuden Christen werden sollen/dürfen, man hat sich dann offenbar dafür entschieden. Entsprechend sind jüdische Regeln wie Beschneidung und Speisegebote nicht für Christen vorgeschrieben.
Eine Tötungshemmung gegenüber Artgenossen, dass Klauen das Zusammenleben stört und dass man Verleumdung nicht mag, gilt wahrscheinlich in vielen Kulturen der Welt, ebenso die Idee von Eigentum und, je nach Umweltbedingungen, auch die Idee der über den Beischlaf hinausgehende Beziehung zwischen Menschen gegensätzlichen Geschlechts. Wobei im Vergleich mit anderen Menschenaffen die Penislänge eher auf weibliche Promiskuität hindeutet...