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Thema: Selbstverteidigungsbuch Männer

  1. #106
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    Teil 1: Über Selbstschutz
    In der Einleitung verwendet der Autor im Kapitel "Aktuelle Hintergründe" ziemlich oft den Ausdruck "mittlerweile" um das Bild einer stetig wachsenden Bedrohung des Einzelnen zu skizzieren. Das dabei entstehende Bild erweckt einen Eindruck von "früher war alles besser" der bei genauerer Betrachtung den Abgleich mit der Realität nicht standhält. Teilweise wird dabei auch die tatsächliche Faktenlage nicht berücksichtigt. Im Buch wird z.B. ein Anstieg der Einbrüche angegeben, tatsächlich gibt es hier aber einen Rückgang. Seltsam mutet es auch an, dass auf eine steigende Zahl von religiös motivierten Gewalttaten hingewiesen wird, die viel häufigeren, politisch motivierten Gewalttaten (aus verschiedensten Richtungen) aber unerwähnt bleiben.
    Hier wäre eine differenzierte Betrachtung zu bevorzugen, in der zwar erläutert wird, dass jeder / jederzeit zum Opfer werden kann, in der aber das tatsächliche Risiko nicht überzogen dargestellt wird.
    Im Bereich "Rechtslage" wird kurz aber hinreichend auf die

    Teil 2: Das Konzept zum Selbstschutz
    Im Kapitel "Konzept zum Selbstschutz" gibt der Autor einen guten Einblick in Themen wie die Auswahl von Opfern und viele sinnvolle Hinweise was man im Vorfeld beachten muss, um das eigene Risiko Opfer zu werden zu minimieren. Angenehm fällt hier auch auf, dass er zwischen verschiedenen Arten von Gewalt und damit verschiedenen Erfordernissen bezüglich der Verhaltensweise unterscheidet.
    Dieses Kapitel hätte meines Erachtens nach durchaus noch umfangreicher ausfallen können in dem die einzelnen Punkte etwas ausführlicher behandelt würden. Ein kleines Defizit das aber durch aufmerksames Lesen und gründliches nachdenken zu den einzelnen Punkten vom Leser selbst "behoben" werden kann.

    In Teil 3 Grundfähigkeiten werden Basistechniken und Fähigkeiten für das bestehend einer körperlichen Auseinandersetzung gegeben. Die Kapitel zur Fußarbeit und den Schutzhaltungen ist insgesamt gelungen, allerdings wären für Kampfsportunterfahrene ein paar Bilder mehr vermutlich hilfreich gewesen. Bei der Beschreibung des Rückwärtsschrittes sollte ein Hinweis darauf, dass die Ferse angehoben sein sollte ergänzt werden.
    Im Kapitel Angriffstechniken und Verteidigungsgrundlagen werden grundlegende Angriff- und Verteidigungstechniken aufgezeigt. Durch den Background des Autors im MT sind diese Kapitel rundum gelungen.
    Lediglich bei der Beschreibung des Faustbodenschlags gegen Umklammerung von hinten habe ich einige Bedenken, der Fokus in dieser Situation sollte unbedingt darauf liegen, erst einmal sicherzustellen, dass man nicht einfach ausgehoben wird.

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    Anmerkungen (wird nicht Teil der Rezension): Beim Lesen empfand ich es als kleines Manko, dass bei der Beschreibung des Rückwärtsschritts nicht darauf hingewiesen wird, dass dieser in einer realen Auseinandersetzung möglichst vermieden werden sollte rückwärtszulaufen, allerdings wird darauf im Kapitel 4 Gameplan sehr ausführlich eingegangen. T
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    Teil 4: Der Ernstfall
    In Kapitel 4 „Der Ernstfall“ betont der Autor die Bedeutung eines „Gameplans“ und wie wichtig die richtige Einstellung (Mindset) und entschlossenes Vorgehen im „Ernstfall“ ist. Dazu gibt er gute Hinweise und Beispieltechniken wie man dieses Vorgehen konkret umsetzen kann. Wie auch in den vorherigen Kapiteln gibt es dort sehr viel sinnvolle Information in stark komprimierter Form. Hilfreich für den Leser sind hier ergänzende „Tafeln“ mit Zusammenfassungen der wichtigsten Punkte.
    Bei den Kampftaktiken gegen Hieb- und Stichwaffen wird zwar nur auf sehr grundlegende Angriffe eingegangen, sehr angenehm ist es aber, dass ganz klar dargestellt wird, dass der Vorteil beim bewaffneten Angreifer liegt und dass die vorgestellten Kampftaktiken nur dann anzuwenden sind, wenn es keine Alternative zum waffenlosen Kämpfen gibt. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern/Videos, werden hier keine falschen Versprechungen bzgl. Chancen einer waffenlosen Abwehr vermittelt. Wie oft im Buch, wird auch hier darauf hingewiesen, dass man sich für dieses Thema an einen qualifizierten Lehrer wenden sollte. Auch die Empfehlung sich einen Lehrer zu suchen, der einen die Grundlagen solcher Angriffe vermitteln kann, ist sehr zu begrüßen.

    Nicht Teil der Rezension:
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    Etwas riskant fand ich die häufigen Hinweise, welche Abwehrarten bei nicht lebensbedrohlichen Situationen zu vermeiden sind. Zwar ist es generell richtig zu betonen, dass nicht jede Bierzelt Schlägerei ein „Worst-Case“ ist dem nur mit absoluter Zerstörung des Gegners beizukommen ist, aber an manchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass dem unerfahrenen Leser teilweise zuviel Entscheidungen in einer Stresssituation zugemutet werden. Auch bezüglich rechtlicher Fragen, würde ich vor einer Neuauflage noch einmal einen Experten querlesen lassen.
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    Im Kapitel 5 „Befreiungstechniken“ werden grundlegende Befreiungstechniken vorgestellt sowie der Bodenkampf kurz angesprochen. Bei den gezeigten Techniken fehlen meines Erachtens einige Details, was aber nicht weiter schlimm ist da auch hier wieder die Empfehlung ausgesprochen wird, wenigstens einige Monate in einen Bodenkampfstil zu trainieren. Generell wird das Kapitel Clinch meines Erachtens nach nicht ausreichend gewürdigt. Hier würde ich mir von einer neuen Auflage etwas mehr zu diesem sehr wichtigen Teilgebiet wünschen.
    Beim Thema Bodenkampf wird zurecht betont, dass es in einer realen Auseinandersetzung meist Ziel sein muss, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Leider werden dazu keine geeigneten Techniken (Technical Stand-up) gezeigt, obwohl gerade diese gut im Selbststudium zu erlernen sind. Gefährlich finde ich hier, dass der Eindruck erweckt wird, dass man mit „Dirty Tricks“ auch einen im Bodenkampf überlegenen Gegner besiegen kann. Zwar ist es richtig in einer lebensbedrohlichen Auseinandersetzung jede Chance zu nutzen, sei sie auch noch so klein, hier hat man dann auch nichts zu verlieren. In den viel Häufigeren nicht lebensbedrohlichen Auseinandersetzungen möchte ich aber nicht derjenige sein, der einen Kampf auf diese Weise eskaliert. Den auch wenn man als unterlegener in einer schlechten Position vielleicht einen Biss oder einen Augenstich setzen kann, kann das der überlegene Gegner in guter Position noch wesentlich besser.
    Dass das Kapitel 5 dadurch nicht wirklich für das Selbststudium geeignet ist, ist allerdings nicht weiter dramatisch. Um Grundlagen im Grappling und Bodenkampf zu bekommen, wird man nicht umhin wenigstens einige Zeit in einem Grapplingstil intensiv zu trainieren und darauf weist der Autor auch hin.

    In Kapitel 6 „Selbstschutz mit Waffen und Gegenständen“ werden gängige, legale Waffen, inklusive ihrer Vor- und Nachteil, sowie rechtliche Rahmenbedingungen vorgestellt. Dadurch erhält der Leser die Möglichkeit selbst zu bewerten und entscheiden ob und welche Waffe er führen möchte. Sehr positiv ist hier die Betonung, dass man eine Waffe nur dann mit sich führen sollte, wenn man auch bereit bzw. mental in der Lage ist, sie im Ernstfalle einzusetzen sowie im Umgang damit ausreichend geschult ist.
    Auch Gaspistolen werden angesprochen, die Nachteile dabei gut aufgeführt, man könnte aber meiner persönlichen Meinung nach hier noch deutlicher herausstellen, dass sie zur SV eher nicht geeignet sind. Nicht überzeugt bin ich von den angesprochen Stichen zu Nervenpunkten beim Abschnitt über den Kubotan.
    Trotz diese Einschränkungen gibt dieses Kapitel einen sehr guten Einstieg in eine schwierige Thematik.

    Im Kapitel 7 „Selbstschutz Solotraining“ werden gute Tipps für das eigene Training gegeben. Dabei wird nicht nur auf den kämpferischen Teil eingegangen, sondern (was oftmals fehlt) auch auf Übungen um das eigene Auftreten sowie die Aufmerksamkeit zu verbessern. In wie fern die Übungen zur Verbesserung der Selbstsicherheit und Selbstbehauptung hilfreich sind, kann ich leider nicht beurteilen. Die Übung 5 in diesem Kapitel zu „Mindset und Gameplan“ trainieren, in der man potentielle Risikosituationen im Geist durchspielt ist aber durchaus sehr wichtig und kann einem dabei helfen im Ernstfall „den Schalter Scheller umzulegen“ zu können. Diese Übungsform wird auch im Sport bereits vielfach mit Erfolg genutzt.

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    Nicht Teil der Rez: Als weiterführende Literatur zu würde ich hier die Werke von Miller und De Becker empfehlen
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    Im letzten Kapitel „Selbstschutztraining“ im Verein gibt der Autor gute Ratschläge für die Auswahl eines Kampfsportvereins sowie für die Auswahl von SV Kursen. Dem Hinweis, dass man als Anfänger in diesem Thema eine geeignete Schule, geeignete Kurse besuchen soll, kann ich mich nur voll und ganz anschließen.

    Fazit:
    Christoph liefert eine gute Einführung in dieses sehr komplexe und umfangreiche Thema die auch sehr gut der Problematik gerecht wird, dass SV eben nur zu einem kleinen Teil „kämpfen“ ist.
    Beim kämpferischen Teil machen sich vor allem bei Lösungen aus „schlagenden Stilen“, seine Erfahrung im Muay Thai positiv bemerkbar. Kleinere Mängel beim Thema Clinch und Bodenkampf, sowie beim Thema „bewaffnete SV“ sind nicht weiter tragisch, da hier sowieso ein Training bei einem erfahrenden Lehrer unabdingbar ist.
    Positiv sticht auch die Ehrlichkeit bezüglich der Grenzen eines Buchs zum Erwerben von SV Fertigkeiten hervor, negativ allerdings das auch der allgemeine Trend zur überzogenen Verängstigung bedient wird.
    Insgesamt ein Buch, dass für Personen die sich bisher nicht oder nur wenig mit dieser Thematik beschäftigt haben, sowie für Personen mit Kampfsporterfahrung, aber ohne größere „praktische“ Erfahrung, sehr gut als Einstieg geeignet ist.
    Geändert von ThomasL (18-01-2019 um 08:35 Uhr) Grund: Besprechung Kapitel 6 hinzugefügt

  2. #107
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    Hallo Christoph,

    vielen Dank für die Möglichkeit dein Buch kostenfrei kennenzulernen. Ich schicke die bereinigte Version (unten) der Rezension dann in den nächsten Tagen an den Verlag.

    Gib mir bitte kurz per PM Bescheid ob ich sie bei Amazon einstellen soll.


    Viele Grüße

    Thomas

    Finale Fassung, außer ein netter Mensch korrigiert mir die nach statistischem Verfahren eingefügten Kommata:



    Teil 1: Über Selbstschutz

    In der Einleitung vermittelt der Autor den Eindruck einer stetig und dramatisch wachsenden Bedrohung. Das dabei entstehende Bild erweckt einen Eindruck von "früher war alles besser" der bei genauerer Betrachtung den Abgleich mit der Realität nicht standhält. Hier wäre eine differenzierte Betrachtung zu bevorzugen, in der zwar erläutert wird, dass jeder / jederzeit zum Opfer werden kann, in der aber das tatsächliche Risiko nicht überzogen dargestellt wird.

    Teil 2: Das Konzept zum Selbstschutz

    Im Kapitel "Konzept zum Selbstschutz" gibt der Autor einen guten Einblick in Themen wie die Auswahl von Opfern und viele sinnvolle Hinweise was man im Vorfeld beachten muss, um das eigene Risiko Opfer zu werden zu minimieren. Angenehm fällt hier auch auf, dass er zwischen verschiedenen Arten von Gewalt und damit verschiedenen Erfordernissen bezüglich der Verhaltensweise unterscheidet.

    Dieses Kapitel hätte meines Erachtens nach durchaus noch umfangreicher ausfallen können, in dem die vorhandenen Punkte etwas ausführlicher behandelt werden. Ein kleines Defizit das aber durch aufmerksames Lesen und gründliches Nachdenken vom Leser selbst "behoben" werden kann.

    In Kapitel 3 Grundfähigkeiten werden Basistechniken und Fähigkeiten zum erfolgreichen überstehen einer körperlichen Auseinandersetzung gegeben. Der Abschnitt zur Fußarbeit und den Schutzhaltungen ist insgesamt gelungen, allerdings wären für Kampfsportunterfahrene ein paar Bilder mehr vermutlich hilfreich gewesen. Bei der Beschreibung des Rückwärtsschrittes fehlt der Hinweis darauf, dass die Ferse angehoben sein sollte.

    Im Abschnitt „Angriffstechniken und Verteidigungsgrundlagen“ werden grundlegende Angriff- und Verteidigungstechniken aufgezeigt. Durch den Background des Autors im MT ist dieser Teil rundum gelungen.

    Lediglich bei der Beschreibung des Faustbodenschlags gegen Umklammerung von hinten habe ich einige Bedenken, der Fokus in dieser Situation sollte unbedingt darauf liegen, erst einmal nicht einfach ausgehoben zu werden.

    Teil 4: Der Ernstfall

    In Kapitel 4 „Der Ernstfall“ betont der Autor die Bedeutung eines „Gameplans“ und wie wichtig die richtige Einstellung (Mindset) und entschlossenes Vorgehen im „Ernstfall“ ist. Dazu gibt er gute Hinweise und Beispieltechniken wie man dieses Vorgehen konkret umsetzen kann. Wie auch in den vorherigen Kapiteln gibt es dort sehr viel sinnvolle Information in stark komprimierter Form. Hilfreich für den Leser sind hier ergänzende „Tafeln“ mit Zusammenfassungen der wichtigsten Punkte.

    Bei den Kampftaktiken gegen Hieb- und Stichwaffen wird zwar nur auf sehr grundlegende Angriffe eingegangen, sehr angenehm ist es aber, dass klar dargestellt wird, dass der Vorteil beim bewaffneten Angreifer liegt und dass die vorgestellten Kampftaktiken nur dann anzuwenden sind, wenn es keine Alternative zum waffenlosen Kämpfen gibt. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern/Videos, werden hier keine falschen Versprechungen bzgl. Chancen einer waffenlosen Abwehr vermittelt. Wie oft im Buch, wird auch hier darauf hingewiesen, dass man sich für dieses Thema an einen qualifizierten Lehrer wenden sollte. Auch die Empfehlung sich einen Lehrer zu suchen, der einen die Grundlagen im Umgang mit Waffen vermitteln kann, ist sehr zu begrüßen.

    Im Kapitel 5 „Befreiungstechniken“ werden grundlegende Befreiungstechniken vorgestellt, sowie der Bodenkampf kurz angesprochen. Bei den gezeigten Techniken fehlen meines Erachtens einige Details, was aber nicht weiter schlimm ist, da auch hier wieder die Empfehlung ausgesprochen wird, wenigstens einige Monate in einen Bodenkampfstil zu trainieren.

    Leider wird das Kapitel Clinch meines Erachtens nach nicht ausreichend gewürdigt. Hier würde ich mir von einer neuen Auflage etwas mehr wünschen.

    Beim Thema Bodenkampf wird zurecht betont, dass es in einer realen Auseinandersetzung meist Ziel sein muss, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Leider werden dazu keine geeigneten Techniken (Technical Stand-up) gezeigt, obwohl gerade diese gut im Selbststudium zu erlernen sind. Gefährlich finde ich hier, dass der Eindruck erweckt wird, dass man mit „Dirty Tricks“ auch einen im Bodenkampf überlegenen Gegner besiegen kann. Zwar ist es wichtig in einer lebensbedrohlichen Auseinandersetzung jede Chance zu nutzen, sei sie auch noch so klein - hier hat man dann auch nichts zu verlieren - in den viel häufigeren nicht lebensbedrohlichen Auseinandersetzungen möchte ich aber nicht derjenige sein, der einen Kampf auf diese Weise eskaliert. Den auch wenn man als Unterlegener in einer schlechten Position vielleicht einen Biss oder einen Augenstich setzen kann, kann das der überlegene Gegner in guter Position noch wesentlich besser.

    Dass diese Kapitel dadurch nicht wirklich für das Selbststudium geeignet ist, ist allerdings nicht weiter dramatisch. Um Grundlagen im Grappling (Clinch und Bodenkampf) zu erlernen, wird man nicht umhin wenigstens einige Zeit in einem Grapplingstil intensiv zu trainieren und darauf weist der Autor auch hin.

    In Kapitel 6 „Selbstschutz mit Waffen und Gegenständen“ werden gängige, legale Waffen, inklusive ihrer Vor- und Nachteil, sowie rechtliche Rahmenbedingungen vorgestellt. Dadurch erhält der Leser die Möglichkeit selbst zu bewerten und entscheiden ob und welche Waffe er führen möchte. Sehr positiv ist hier die Betonung, dass man eine Waffe nur dann zur Verteidigung mit sich führen sollte, wenn man auch bereit bzw. mental in der Lage ist, sie im Ernstfalle einzusetzen sowie im Umgang damit ausreichend geschult ist.

    Auch Gaspistolen werden angesprochen, die Nachteile dabei gut aufgeführt, man könnte aber meiner persönlichen Meinung nach hier noch deutlicher herausstellen, dass sie zur SV eher nicht geeignet sind. Nicht überzeugt bin ich von den angesprochen Stichen zu Nervenpunkten beim Abschnitt über den Kubotan.

    Trotz diese Einschränkungen gibt dieses Kapitel einen sehr guten Einstieg in eine schwierige Thematik.

    Im Kapitel 7 „Selbstschutz Solotraining“ werden gute Ratschläge für das eigene Training gegeben. Dabei wird nicht nur auf den kämpferischen Teil eingegangen, sondern (was oftmals fehlt) auch Übungen um das eigene Auftreten sowie die Aufmerksamkeit zu verbessern vorgestellt. In wie fern die Übungen zur Verbesserung der Selbstsicherheit und Selbstbehauptung hilfreich sind, kann ich leider nicht beurteilen, hier ist der Leser zum selbst ausprobieren aufgefordert. Die Übung 5 in diesem Kapitel zu „Mindset und Gameplan“, in der man potentielle Risikosituationen im Geist durchspielt, ist aber zweifellos sehr nützlich und kann einem dabei helfen im Ernstfall „den Schalter schneller umzulegen“ zu können. Diese Übungsform wird auch im Sport bereits vielfach mit Erfolg genutzt.

    Im letzten Kapitel „Selbstschutztraining“ im Verein gibt der Autor gute Ratschläge für die Auswahl eines Kampfsportvereins sowie für die Auswahl von SV Kursen. Dem Hinweis, dass man als Anfänger in diesem Thema eine geeignete Schule, geeignete Kurse besuchen soll, kann ich mich nur voll und ganz anschließen.

    Fazit:

    Christoph liefert eine gute Einführung in dieses sehr komplexe und umfangreiche Thema die auch sehr gut der Problematik gerecht wird, dass SV eben nur zu einem kleinen Teil „kämpfen“ ist.

    Beim kämpferischen Teil machen sich vor allem bei Lösungen aus „schlagenden Stilen“, seine Erfahrung im Muay Thai positiv bemerkbar. Kleinere Mängel beim Thema Clinch und Bodenkampf, sowie beim Thema „bewaffnete SV“ sind nicht weiter tragisch, da hier sowieso ein Training bei einem erfahrenden Lehrer unabdingbar ist.

    Positiv sticht auch die Ehrlichkeit bezüglich der Grenzen eines Buchs zum Erwerben von SV Fertigkeiten hervor, negativ allerdings das auch der allgemeine Trend zur überzogenen Verängstigung bedient wird.

    Insgesamt ein Buch, dass für Personen die sich bisher nicht oder nur wenig mit dieser Thematik beschäftigt haben, sowie für Personen mit Kampfsporterfahrung, aber ohne größere „praktische“ Erfahrung, sehr gut als Einstieg geeignet ist.

  3. #108
    step-by Gast

    Standard

    Hallo ThomasL,

    habe auf Dein Schreiben über das neue Buch von Christoph Delp gewartet.
    Sorgfältig gelesen und ..

    [QUOTE=ThomasL;3678789]

    Teil 1: Über Selbstschutz

    In der Einleitung vermittelt der Autor den Eindruck einer stetig und dramatisch wachsenden Bedrohung. Das dabei entstehende Bild erweckt einen Eindruck von "früher war alles besser" der bei genauerer Betrachtung den Abgleich mit der Realität nicht standhält. Hier wäre eine differenzierte Betrachtung zu bevorzugen, in der zwar erläutert wird, dass jeder / jederzeit zum Opfer werden kann, in der aber das tatsächliche Risiko nicht überzogen dargestellt wird.
    Da kommt meine ersten Nachfrage.
    Die Realität, was ist Gewalt, was hat sich geändert, warum sollte ich besser aufpassen,
    .. ist doch sehr davon abhängig, wo ich arbeite und lebe.

    Gewalt hat es schon immer gegeben.
    Aber, diese Sicherheitsvorkehrungen zu Silvester, am Weihnachtsmarkt, neue Vorschriften für Feste mit Sicherheitskontrollen,
    siehe auch Oktoberfest,
    das ist doch neu?

    Dann bin ich leider anderer Ansicht als Du.
    Achte ich sorgfältig auf meine Umgebung, vermeide nachts den Weg durch unseren schönen Stadtpark,
    ...kann ich vieles vermeiden.
    Nur das mußte ich vor einigen Jahren nicht beachten.


  4. #109
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    Hallo Thomas,

    danke für die interessante und ausführliche Rezension, und die ganze Mühe, die du dir damit gemacht hast.

    Gruß
    Christoph

  5. #110
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    Hallo Step-by,

    Die Realität, was ist Gewalt, was hat sich geändert, warum sollte ich besser aufpassen,
    .. ist doch sehr davon abhängig, wo ich arbeite und lebe.
    Absolut (können wir im von mir verlinkten Thread gerne weiterdiskutieren

    Aber, diese Sicherheitsvorkehrungen zu Silvester, am Weihnachtsmarkt, neue Vorschriften für Feste mit Sicherheitskontrollen,
    siehe auch Oktoberfest,
    das ist doch neu?
    Nein, nur anders. Auch hier, können wir gerne diskutieren aber in dem anderen Thread oder einen neuen.

    Viele Grüße
    Thomas

  6. #111
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    Hallo Christoph,

    sehr gerne. Vielen Dank für die Möglichkeit und für Deinen offenen Umgang mit (hoffentlich) konstruktiver Kritik.

    Veile Grüße
    Thomas

  7. #112
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    Zitat Zitat von ThomasL Beitrag anzeigen

    Leider wird das Kapitel Clinch meines Erachtens nach nicht ausreichend gewürdigt. Hier würde ich mir von einer neuen Auflage etwas mehr wünschen.
    Kannst du hier noch etwas weiter eingehen, was du unter Clinch verstehst und was für dich dafür im Selbstschutz entscheidende typische Situationen sind? sowie in welchem Stil/System du diese geübt hast?
    Das fände ich noch interessant, um deinen Ansatz besser zu verstehen.

    Ich habe eine Menge gelöscht, da Buch viel zu lang war. Clinchsituationen nur anzudeuten, ist auch schwierig, da das oft leicht missverstanden werden kann.

  8. #113
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    Hallo Christoph,

    Ich fange mal mit Antworten auf die leichteren Frage an:

    Kannst du hier noch etwas weiter eingehen, was du unter Clinch verstehst
    Unter Clinch verstehe ich eine stehende Kampfsituation bei der mindestens einer der Beteiligten durch den anderen in seiner freien Bewegungsentfaltung eingeschränkt ist (Griffe an der Kleidung, Handkontrolle, Armkontrolle, Kopfkontrolle, Körperkontrolle, Beinkontrolle etc…).


    sowie in welchem Stil/System du diese geübt hast?
    Verkürzt aus meiner bereits angeführten KK/KS Historie.
    Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, die geprägt war von Bruce Lee und Van Damme und entsprechend war meine Vorstellung von Kampfkunst immer durch Schlagen und Treten geprägt. Im Kyokushin Budo Kai lernte ich dann ziemlich schnell, wie leicht man im Clinch landet und wie schnell von da auf dem Boden (leider hatten wir nur ein sehr eingeschränktes Clinch- und Wurftraining, meist ergab sich der Übergang zum Boden aus dem „Chaos“ im Clinch (Knie, Schläge, Ellenbogen sowie einfache Würfe). Zu dieser Zeit machte ich auch keine kurzen Ausflug ins Ringen (kurz deshalb, weil kein systematisches, aufbauendes Training für Späteinsteiger geboten wurde, ein paar Basics konnte ich aber dennoch aufschnappen). Später beim Sparring in WT- und Escrima sowie im HF merkte ich immer wieder, wie wichtig der Clinch auch dann ist, wenn es keine Einschränkungen bzgl. der Angriffe (Fingerstiche, Unterleib, etc…) gibt. Das war mit einer der Gründe, später Judo dazu zunehmen (um diesen Teil meines Karate auf ein „höheres Level“ zu heben). Ergänzend zum Judo übte ich Übergänge in den Clinch (mit Schlagen, Treten sowie mit Waffen) sowie den No-Gi Clinch. Basis dafür waren Trainingspartner aus dem Ringen, Lehrgänge (BJJ, MMA, SV Clinch, Escrima) sowie vereinzelt auch DVDs und Online Lehrmaterial.
    Etwas unschön fand ich dabei, dass vieles davon nur in unbewaffneten Kontext sinnvoll war. Hier hat sich mir jetzt mit Bagua eine komplett neue Welt erschlossen.
    Soviel aus der KK/KS Motivation und Erfahrung.

    Neben diesem sportlichen Hintergrund steht das „draußen“ erlebte (größtenteils bevor ich ernsthaft KK/KS trainierte, keine Kampf auf Leben und Tod - allerdings einige wenige Situationen die in diese Kategorie hätte enden können, die ich aber anders lösen konnte).
    Bei diversen Auseinandersetzungen in der Kindheit / Jugend habe ich ebenfalls erlebt (und gesehen), wie schnell man im Clinch landen kann. Mehr als einmal begannen Auseinandersetzung (Bar, Kneipe, Dorffeste) bereits auf engstem Raum und oft genug direkt im Clinch.
    Mein Mittel der Wahl war meistens (Dank Bodybuilding) den anderen in den Schwitzkasten zu nehmen und zu Boden zu bringen, egal ob es jemand war der mir richtig „auf’s Maul hauen“ wollte oder jemand den ich nur „beruhigen“ musste (was viel häufiger vor kam) – mit ein Grund für diese Preferenz war vermutlich eine gewisse Schlaghemmung und oftmals auch der Charakter der Auseinandersetzung (meist viel es unter Nothilfe da ich nicht einfach zuschauen kann, teils auch darunter eigene Leute vor Unsinn zu bewahren).
    Technisch wie taktisch aus heutiger Sicht alles andere als optimal, hat aber fast immer funktioniert. Gerade auch (nicht nur) für vergleichweise harmlose Auseinandersetzungen (du erwähnst ja auch in deinem Buch oft, dass nicht jede Auseinandersetzung eine auf Leben und Tod ist), finde ich Clinch- und Bodenkampftraining (Kontrolle von oben) sehr nützlich.
    Geändert von ThomasL (22-01-2019 um 23:20 Uhr)

  9. #114
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    Der Clinch ist DIE wichtigste Position überhaupt, da die meisten Leute dort „irgendwie“ instinktiv landen werden, gerade solche die keine Ahnung von KK haben.
    Macht auch Sinn, da die erste Reaktion sein wird die Arme des Anderen zu kontrollieren und nah ran zu kommen.

    Im Angriff ist es, zumindest in den CMA, auch so. Man „arbeitet“ sich in den Infight vor und beendet es entweder auf dem Weg dorthin, oder macht dann im Clinch weiter, bis es vorbei ist.

  10. #115
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    In jedem Selbstverteidigungssystem finden sich Clinchsituationen, und so auch in wohl jedem Buch von jedem Autor zu dieser Thematik.

    Wenn man den Obergriff "Clinch" als eigenstehende Thematik (Kapitel/Unterkapitel) behandeln will, dann muss man es m.E. genau definieren.
    Da versuche ich noch Anregungen zu finden und bin für die Rückmeldungen dankbar. Einiges gibt es bereits im Buch (wenn auch der Bereich viel umfangreicher sein könnte).
    (Ich habe von MMA-Leuten ein paar Ansätze gesehen, die fand ich interessant. Vielleicht hat jemand hierzu Video-Links)

    Generell habe ich hierzu unterschiedliche Sachen und Verständnis gesehen und ich fand es oft wenig gut (wenn man aus MT -Hintergrund betrachtet). Weil man beispielsweise keinen vernünftigen Griff am Hals anlegt und sich dann wundert, warum die Kontrolle nicht richtig funktioniert bzw. warum sich der Gegner verteidigen kann. (Gab im Forum auch dazu mal Thread zu Youtube-Vdo.)

    Ich würde die Trainingsgestaltung von Selbstverteidigung/Selbstschutz-Kampfsituationen so beschreiben:
    Grundsätzlich ist jede Kampfsituation dynamisch und es gibt keine Sicherheit, nur Wahrscheinlichkeiten, dass eine Situation/Resutat/Verhalten häufiger als das andere auftrifft.
    Wenn man nun Techniken (oder ganzes Kampfsystem) anbietet, dann muss man eine Auswahl treffen aus allen Facetten wie u.a. Präventiv, Distanzkampf, Nahkampf, Clinch, Boden, bewaffnet, unbewaffnet, Alltagsgegenstände, mehrere Gegner...Dann ist aber die Problematik mit Verständnis - in wieweit es hilfreich ist und nicht so gar gegenteiligen Effekt hervorruft. (Deshalb würde ich beispielsweise Messerangriff nicht ausführlich vorstellen als die minimalen Infos im Buch. Das fände ich verharmlosend.)

    Ich möchte versuchen mein Ansatz so zu beschreiben: man wählt Kampfsituationen im Kurs/System oder auch Buch, und durch das Training dieser Situationen wird Kampfverhalten geschult. Was man auswählt, ist von vielen Faktoren wie Alter der Kursteilnehmer, vorhandene Zeit, Erfahrung, Mindset, Zielsetzung...abhängig. Man darf aber in einer Kampfsituation nie erwarten, dass es genauso eintrifft. Mit sinnvoller Kampfverhaltensschulung erhöht man nur seine Wahrscheinlichkeit.
    Wie gut/effektiv das Training dann gestaltet wird/passt, ist die spannende Fragen zu der wir hier alle im Forum diskutieren und Anregungen finden und suchen.

    Schwierig ist für mich nur wenn Leute sagen, es ist genau so und funktioniert genauso, da es m. E. so viele unterschiedliche Faktoren gibt. Und in Selbstverteidigung/Selbstschutz gibt es keine Sicherheit.
    Sind einfach mal so meine Gedanken, die ich zum Hintergrund beschreiben wollte.

    Danke für eure Rückmeldungen, lasse die erstmal wieder wirken und bei weiteren Ideen/Fragen melde ich mich.
    Geändert von Christoph Delp (23-01-2019 um 10:18 Uhr)

  11. #116
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    Erstmal vorne weg ein Hinweis. Auch wenn ich einiges in der Richtung gemacht habe bin ich doch (noch) kein Clinchexperte und habe mir auch nie Gedanken machen müssen was man einem Anfänger für SV (zuerst) beibringen sollte und was davon sinnvoll in einem Buch abgehandelt werden kann. Es gibt hier in Board einige Experten für den Clinch, die dazu vermutlich besser Auskunft geben können. Daher nur ein paar Ideen (Brainstorming):

    Persönlich würde ich als erstes betonen, wie wichtig das Thema Clinch (Beispiele, siehe auch Kankens Beitrag) ist und das man dafür um eine qualifizierten Trainer und regelmäßiges üben kaum herumkommen wird. Ich glaube gerade Leuten die neu im Thema sind, ist dies oftmals nicht bewusst.

    Dann gibt es 2 Themenbereiche, die man meiner Meinung nach behandeln könnte (auch wenn dies eine künstliche Trennung ist):
    Zum einen wie man aus häufigen Standardangriffen heraus kommt bzw. wie man sich dort verhält (z.B. Schwerpunkt absenken um nicht ausgehoben zu werden). Das Ganze beschränkt auf Situationen die man öfters draußen sieht, wie Schwitzkasten (siehe mein Beispiel), Würger von vorne und hinten (Guillotine, Rear Nacked Choke), div. Klammerungen und einfach Ausheber. Wer sagt, Würger von hinten darf man erst gar nicht zulassen: Korrekt, aber so mancher lässt es sich halt nicht nehmen auch mal auf engen Raum zu feiern und da geht das ganz schnell (Streitsuchender vor einem, seine Freunde / Bekannten hinter einem). Ich kenne einige Bücher die hier ganz brauchbare Beispiele zeigen (Krav Maga, BJJ und MMA) – für eher harmlose Auseinandersetzung kann man dies vermutlich auch im Selbststudium mit ein paar Kumpels auf ein brauchbares Level bringen.

    Zum anderen eine Einführung in den „ringerischen Clinch“ (ein Training in diesem beinhaltet die zuerst angesprochene Themen automatisch und auf einem höheren Level):
    - Wie kontrolliere ich den anderen und hindere im am effektiven Schlagen (und wie komme ich in so eine Position)
    - Wie verhindere ich Kopfstöße und wie nutze ich sie
    - Wie kontrolliert man einen Arm
    - Was ist ein Overhook, Underhook, Collar-Tie und wie werden dies angewandt (Nachteile, Vorteile), insbesondere auch im Hinblick auf mögliche Waffen
    - Wie kommt man in den Rücken (Duck under, Arm Drag)
    - Event. Einfache Takedowns
    - Event Wie sorge ich dafür, dass ich im Clinch eine eigene Waffe ziehen oder ziehen verhindern kann (Armdrag etc…)
    - Event. Kurzer Hinweis auf das Nutzen von Wänden
    Hier mach ich mir wenig Illusionen bzgl. Training in Eigenregie, aber mit so einer Einführung anhand von grundlegenden Erläuterungen und Beispielen kann man verdeutlichen wie wichtig und umfangreich dieser essentielle Bereich ist und vielleicht den ein oder anderen dazu bringen, sich einen qualifizierten Trainer zu suchen und dies unter Anleitung zu trainieren. Ein sehr gutes Beispiel wie so eine Einführung aussehen kann, habe ich vor kurzem im Buch GunFight von R. Nance gesehen (auch aus dem BJJ, MMA kenne ich da einige gute Beispiel für einen gelungenen, kurzen Einstieg in dieses Thema).

  12. #117
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    Hi Thomas, danke dir für die vielen Infos.

    Zum ersten Themenbereich:
    Der Teil mit Standardangriffen ist im Buch abgedeckt.

    Was man diskutieren kann, ob Doppel-Nelson, Rear-Naked Choke, Guillotine etc. in einem Buch mit dieser Ausrichtung sein sollte, oder nicht.
    Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich schon 50 Seiten löschen musste. Bei z.B. Doppel-Nelson oder Rear-Naked Choke ist m. E. sehr unwahrscheinlich, dass da jemand in Selbstverteidigungssituation z.B. in Disco oder Kneipe herauskommt. Vieleicht dann auch noch unter Alkoholeinfluß. Im Training mag es ja noch funktionieren, aber wenn beispielsweise Türsteher einen Doppel-Nelson angelegt hat (berechtigt oder unberechtigt) und man fängt dann zu kämpfen (beispielsweise mit inneren Fuß nach hinten zu bringen oder was man hier vorzieht), dann würde ich da höchstens eine Eskalation erwarten.

    Ja man kann hier Techniken einfügen, aber ich finde in einem Fortgeschrittenen-Buch. Gerne andere Meinungen dazu.

    Zum zweiten Teil muss man es definieren, ob ringerische Ausrichtung (wie du schreibst), Muay Thai/Muay Boran, MMA, Sanda...vorher der Ansatz kommt. Denn es gibt soviel Möglichkeiten und wenn man von einem grundlegend unterschiedlichen Ansatz (z.B. eigenen Griff) ausgeht, erscheint es mir sehr schwer, einen sinnvollen für viele gültigen Nenner zu finden.

    Das von dir genannte Buch ist zu Gun fight und zumindest zeigt die Blick ins Buch-Funktion diese Inhalte. Kommt da eine allgemeingültige Einführung zu Clinch ohne Waffen?

    Was ich mir sinnvoll vorstellen kann, vielleicht im Buch bzw. Training ein paar wenige Grundsituationen (Kampfsituationen) zu ergänzen (z.B. auch Wandsituation) und hierfür eine Standard-Auflösung anzubieten. Da sammel ich noch weitere Gedanken und bin für weitere Anregungen dankbar, insbesondere für welche genaue Kampfsituationen/Kampfposition es allgemeingültig sinnvoll erscheint, ein Kampfverhalten einzustudieren/im Training zu ergänzen.
    Geändert von Christoph Delp (24-01-2019 um 11:23 Uhr)

  13. #118
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    Christoph
    Der Teil mit Standardangriffen ist im Buch abgedeckt.
    Was man diskutieren kann, ob Doppel-Nelson, Rear-Naked Choke, Guillotine etc. in einem Buch mit dieser Ausrichtung sein sollte, oder nicht.
    Richtig, ich habe meine Vorschlag/letzten Post auch jetzt weniger an dem orientiert was im Buch enthalten ist und was nicht (Brainstorming Ansatz zum Clinch eben). Allerdings hätte ich einige wenige Sachen mehr dort aufgenommen, ich gebe aber gerne zu das es schwer ist zu entscheiden was man aufnimmt und was nicht.
    Wichtiger fände ich bei den im Buch behandelten Standardangriffen auf grundlegende Verhaltensweisen / Details einzugehen (da fehlen leider einige!). Wer z.B. überraschend umklammert wird und nicht instinktiv (erlernt) seinen Schwerpunkt zu senken kann auch von einem Laien problemlos ausgehoben und zu Boden geschmissen werden. Da brauchen wir dann über Gegenmaßnahmen gar nicht nachzudenken.

    Christoph
    Bei z.B. Doppel-Nelson oder Rear-Naked Choke ist m. E. sehr unwahrscheinlich, dass da jemand in Selbstverteidigungssituation z.B. in Disco oder Kneipe herauskommt
    Christoph
    Wenn der richtig sitzt und der Angreifer Ahnung hat: Stimmt! Gegen jemand der Ahnung hat (Ringer, Judoka, etc….) wird man mit grundlegenden SV Kenntnissen im Clinch sowieso keine wirklich Chance haben (ohne „Gleichmacher“). Allerdings habe ich gerade das „Würgen“ von hinten (Rear-Naked) bzw. von vorne „draußen“ bisher nur eher laienhaft ausgeführt gesehen. Und dagegen gibt es recht „einfach“ zu lernende Mittel / Verhaltensweisen die viele, wenn auch eher weniger ernste, Situationen abdecken können.
    Bzgl. Doppel-Nelson: Wäre ich mir auch nicht sicher ob ich den mit aufnehme. Wie häufig ist der heutzutage noch? 1*


    Christoph
    Zum zweiten Teil muss man es definieren, ob ringerische Ausrichtung (wie du schreibst), Muay Thai/Muay Boran, MMA, Sanda...vorher der Ansatz kommt. Denn es gibt soviel Möglichkeiten und wenn man von einem grundlegend unterschiedlichen Ansatz (z.B. eigenen Griff) ausgeht, erscheint es mir sehr schwer, einen sinnvollen für viele gültigen Nenner zu finden.
    Es gibt bei SV Anbietern (z.B. SCInt) dazu ganz gute Ansätze (ist eine Auswahl von Clincharten die sich auch im MMA etabliert haben unter Berücksichtigung von Waffen). Auch hier wieder, um über einige absolute Grundlagen hinauszugehen muss man natürlich einen entsprechenden Stil lernen (mit einer der Gründe warum ich Bagua so begeistert).

    Christoph
    Das von dir genannte Buch ist zu Gun fight und zumindest zeigt die Blick ins Buch-Funktion diese Inhalte. Kommt da eine allgemeingültige Einführung zu Clinch ohne Waffen?
    Das Buch geht in erster Linie um Nahdistanzkampf mit Waffen (Nahdistanzschiessen, Retention, Ziehen verhindern, Gelegenheit zum Ziehen erkämpfen, etc…). Dabei wird eine gute Einführung in Grundlagen (Positionen) des waffenlosen (!) Clinchs gegeben. Auf die Vor- und Nachteile sowie die Wertigkeit der einzelnen Position wird dabei auch eingegangen (im Kontext einer bewaffneten Auseinandersetzung). D.h. man erhält eine Idee was Clinch ist ohne das der Eindruck erweckt wird, man könnte es alleine aus einem Buch lernen. Eine noch besser Einführung (mit etwas mehr Beispielen) findet man es in Brazilien Jiu Jitsu von R. Gracie und J. Danaher – das würde aber dann doch eher den Rahmen deines Buches sprengen.

    Christoph
    Was ich mir sinnvoll vorstellen kann, vielleicht im Buch bzw. Training ein paar wenige Grundsituationen (Kampfsituationen) zu ergänzen (z.B. auch Wandsituation) und hierfür eine Standard-Auflösung anzubieten. Da sammel ich noch weitere Gedanken und bin für weitere Anregungen dankbar, insbesondere für welche genaue Kampfsituationen/Kampfposition es allgemeingültig sinnvoll erscheint, ein Kampfverhalten einzustudieren/im Training zu ergänzen.
    Hier ein paar Bücher, die dazu Anregungen liefern können:
    Brazilian Jiu-Jitsu Self-Defense Techniques, Royce Gracie
    Krav Maga, D. Levine
    MCMAP Handbook

    Nachtrag:
    1* Doppel-Nelson:
    Lustigerweise war dies die erste SV Technik, die ich als Kind aus einem Buch lernte (Bruce Lee’s SV Techniken, Falken Ohara). Grund dafür, war die Beliebtheit dieser Technik auf dem Schulhof. Funktioniert dann auch mit reinem abgucken und in der Praxis ausprobieren auf dem Schulhof (waren eher harmlose Raufereien).

  14. #119
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    Ich habe das Buch ja nicht gelesen, aber wenn man „Basics“ mit reinnehmen will, dann würde ich doch MAXIMAL grundlegendes wie „Kinn runter“, „Arme vor den Körper / Handflächen auf die Backen“, „Hinsetzen“, „zum Gegner drehen“ und „Distanz einnehmen“ in das Buch bringen. Wenn man es noch einen Schritt weiter macht, dann „Pfeffer ziehen“ und „über Daumen zielen“.
    Das in Kombi mit „Mindset“ und „Raum halten“ ist doch schon mehr als die halbe Miete, für jemanden der keine Ahnung hat.
    Für noch einen Schritt weiter „Kobutantechniken“ mit der Dose (NACH der Leerung!) und 2-3 sichere Ziele (Nasenwurzel, Schläfe, Ohren, Schlüsselbein). Evtl. noch (für die, die sich ganz hart fühlen wollen), den Schwedenkuss erklären und bei der Körperhaltung evtl. noch Ellbogen zeigen (hoch und Stoß) und zeigen was man beachten muss.

    ALLES ANDERE gehört nicht in ein Buch. Schlagen, treten, sogar Kniestöße! wird ein Anfänger NIEMALS in einer solchen Stresssituation anbringen können.
    Die goldene Regel „Nimm ihm die Sicht, nimm ihm das Gleichgewicht, nimm ihm die Motivation“, sollte so einfach und effektiv wie möglich erreicht werden.
    „Keep it simple, stupid (KISS)“. Nach 25 Jahren als Trainer habe ich so viele Anfänger gesehen und keinem würde ich zutrauen unter Vollast effektiv zuzuschlagen oder zuzutreten. Nach 6-12 Monaten mit Fokus genau da drauf sieht die Welt wieder ganz anders aus, aber davon reden wir ja nicht.

    Basiskörperhaltung, Pfeffer, Ziele, Mindset. Lieber wenig richtig als viel nur halb.
    Die Serienmörder, mit denen ich gesprochen habe, fanden es „geil“ wenn jemand versucht hat sich zu wehren. Die Fälle von häuslicher Gewalt, die ich immer wieder sehe, wird man nicht mit halbgelernten Schlagen oder Treten beenden.
    Die Gewalt in einem gewissen Umfeld wird man GANZ SICHER nicht mit 6-12 Monaten Training im Schlagen oder Treten beenden, im Gegenteil das würde erst richtig gefährlich werden. Solche Jungs holen sich keine SV Bücher...

    Die müssen verstehen dass 95% SV im Kopf ist und das kann man mit Kopfstoß, Ellbogen, Körperhaltung und Pfeffer am besten üben. 2-3 einfache Drills abfotografieren und fertig.
    Geändert von kanken (25-01-2019 um 10:41 Uhr)

  15. #120
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    Ich habe das Buch ja nicht gelesen,
    Wenn Du mal reinschauen willst, bringe ich es Dir beim nächsten Besuch mit

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