Fajin!

[Hokum]

Man nehme:
- 3 1/2 Jahre recht moderat verfolgtes Taijiquan
- 4 Monate disziplinierte Pole-Shaking, Senkong und Balance-Board Übungen
- 1 gute Woche
- 1 durchzechte Nacht, zusammen mit Restalkohol und Schlafdefizit
- 1 pervers schönen Mai-Morgen in Schönbrunn

vermische es gut und voilà: meine ersten Fajin die man auch als solche bezeichnen darf.

Wenn auch moderat, gelegentlich, und eigentlich nur aus dem rechten Bein (vor allem beim Chen-Stampfer), aber tatsächlich wie beschrieben. ein ruckartiger, starker impuls, fast wie niesen, der sich unkontrolliert anfühlt.


Was ich sehr bezeichnend finde ist dass das ganze erst kam wie ich halb schlafwandelnd und gaga (mir fiel 15 minuten lang nicht auf dass ich seidenfaden in die verkehrte richtung wie die kollegen machte) form gelaufen bin, und ich somit wirklich nichts anderes im kopf hatte. überhaupt war die ganze form allererste klasse. hat sonst jemand erfahrungen mit solchen zuständen? (also unter einfluss von restalkohol, übermüdung uÄ.)





p.s. vielen dank nochmal an Thomas, Karl-Heinz, Friedhelm und Klaus, für Übungen, Hintergrundwissen und Motivation.

[T. Stoeppler]

Training zahlt sich doch aus

Daumen hoch!

Solche "Zustände" sind normal, man fährt dann eben in einem weniger intellektuellen Modus.

[Hokum]

Solche "Zustände" sind normal, man fährt dann eben in einem weniger intellektuellen Modus.

ich meinte eigentlich das training mit restalkohol, quasi. hab das schon öfters bemerkt, wir haben einen termin am samstag vormittag, und da gehts immer besonders gut

[john_doe]

Hallo Hokum!


Freut mich sehr, daß es endlich mal "geknallt" hat - meinen Glückwunsch!

Zu Deiner Frage kann ich Dir auf die Schnelle (muß gleich zum Unterricht) nur sagen, daß sich Dein beschriebener Zustand sehr entspannt - körperlich wie geistig - anhört, vielleicht liegt da der Hase im Pfeffer, wenn es sonst nicht funktionierte. Geistige Verkrampfungen (ich WILL das jetzt) sind genauso kontraproduktiv wie körperliche.


Schöne Grüße,
john_doe

[Spieler]

Wenn man so richtig fertig ist, meinst du?
Also ich kenne das, wenn ich so ca. 2 Stunden geübt habe und schon über all mal nen halben Krampf hatte. Dann passiert es manchmal, dass ich auf einmal die Form (egal welche) ganz entspannt und "im Körper" laufe.
Auf einmal fühlt sich alles richtig an und es fließt geradezu.

Mit Restalkohol hab ich meistens das Problem mangelnder Motivation

[scarabe]

ich hab auch die Erfahrung gemacht, daß man etwas müde und unter Restalkohol schön entspannt ist und somit einiges mehr "zulassen" kann als in normalem Zustand, aber es ist auch die Gefahr dabei, irgendwann zu meinen, man müsse bewußt unter dem Zustand des Restalkohols üben- was gar nicht gut ist.

Ich habe aber auch erfahren, daß man, wenn einem sowieso alles egal ist und man einfach nur so vor sich hin übt, oft dieselbe Gelöstheit auf gesündere Weise erlebt.
Hatte das kürzlich mit einem neuen Meister, der völlig ungewöhnte Dinge übte und dachte, ist sowieso egal, ich wurstel mich halt so durch... und bauz, schon war plötzlich der ganze untere Rumpf offen und Hüfte und Dantien machten sich "selbständig"...

[Klaus]

Care to elaborate ? Kannze die Übungen mal anreissen ohne exkommuniziert zu werden ?

[scarabe]

klar, es waren an sich keine wirklich ungewöhnlichen Übungen, sie waren nur für mich ungewöhnt, weil das in meiner früheren Schule nicht so intensiv betrieben wurde. Und ich denke auch, daß ich wahrscheinlich sowieso an einem Punkt war, wo eine weitere Entwicklung sozusagen fällig war-

wir hatten zuerst eine Stunde Qi Gong gemacht mit endlosem "Erd-Qi"hochbringen und "Himmelsqi" runterdrücken (sozusagen) und am Ende ewig langes Kreisen ums Dan Tien, um das Qi zu sammeln, samt Runterdrücken der Energie vom Mittleren ins untere Dantien.
Darauf war eine Rou Quan Form gefolgt, die ich noch nie gemacht hatte, ich rettete mich also mit einem "Wurstigkeitsgerfühl" irgendwie durch.
Im Taichi wird auch eine Form geübt, die ich nur teilweise kann, ich war als völlig locker unter dem Motto "ich machs mal, soweit ich halt mitkomme".
Anders als sonst ging es mir also gar nicht darum, alles möglichst perfekt zu machen.

Und dann kam endlos Seidenfaden, erst rechts, tief, mit Sinken und Hüftbewegung, dann links, dann beide Hände. Und immer schön die 8 in der Hüfte, an den Seiten etwas nach oben und dazwischen runtersinken....
Mir gehts in letzter Zeit dabei sowieso schon immer so, daß plötzlich jedes Anstrengungsempfinden abschaltet und ich die Übung einfach nur mache (wobei ich übrigens doch auch schwitze, hatte das nur gar nicht bemerkt...),

aber diesmal war es erst so, daß sich meine Hände irgendwie wie geführt anfühlten und auch super sensibel wurden und dann gab es wie gesagt diesen Impuls im Rumpf, der sich plötzlich wie ein hohler Behälter anfühlte, in dem eine Art Gewicht ist, das sowohl nach unten zieht, als auch die Bewegung koordiniert.
Tolle Sache, vor allem auch ausgesprochen nützlich beim Formenlaufen...

[Hokum]

öhm, klingt seltsam, aber quasi am selben tag noch hatte ich plötzlich und aus dem nichts heraus ziemlich heftige Hämorrhoiden entwickelt, die anfangs immer schlimmer wurden und jetzt gottseidank weg sind.

jemandem hier etwas ähnliches passiert?

[bluemonkey]

öhm, klingt seltsam, aber quasi am selben tag noch hatte ich plötzlich und aus dem nichts heraus ziemlich heftige Hämorrhoiden entwickelt, die anfangs immer schlimmer wurden und jetzt gottseidank weg sind.

jemandem hier etwas ähnliches passiert?

Ach das sind die Nebenwirkungen, über die Klaus nicht spricht?

[Yasha Speed]

öhm, klingt seltsam, aber quasi am selben tag noch hatte ich plötzlich und aus dem nichts heraus ziemlich heftige Hämorrhoiden entwickelt, die anfangs immer schlimmer wurden und jetzt gottseidank weg sind.

becken nich nach vorne gerollt, wa?

[tsange]

aus dem nichts heraus ziemlich heftige Hämorrhoiden entwickelt, die anfangs immer schlimmer wurden und jetzt gottseidank weg sind.

wenns wieder ganz weg sind, waren das vermutlich keine hämorrhoiden, sondern eine (peri)analthrombose, auch "falsche hämorrhoiden" genannt, was auch eher zu einem plötzlichem auftreten bei jemand in einem jugendlichen alter passt.

erster verdächtiger ist eine überdosis an bauchmuskelübungen.
zweiter verdächtiger ist exzessives pressen am klo.
(dritter verdächtiger, der vollständigkeit halber genannt, ist ungewohnt langes sitzen, vor allem auf einer unbequemen und kalten unterlage.)

ausführliche infos lassen sich sicherlich ergoogeln, aber es wird alles in richtung kraftanstrengung, die auf den betroffenen bereich massiv draufpresst, hinauslaufen. wieweit etwas in deinem training oder in deinem alltag darauf zutrifft, sollte relativ einfach herauszufinden sein.

[Hokum]

wenns wieder ganz weg sind, waren das vermutlich keine hämorrhoiden, sondern eine (peri)analthrombose, auch "falsche hämorrhoiden" genannt, was auch eher zu einem plötzlichem auftreten bei jemand in einem jugendlichen alter passt.

klingt so, der notwendige erhöhte tonus war ja da.

[Hokum]

Noch 10 Jahre später, die leider alles andere als konsequent und wirtschaftlich in Punkto IMA-Training verbracht wurden, wollte ich ein kleines Update schreiben und ein paar Erfahrungen teilen.



Zuerst noch einmal ein Dank an die Forums-Urgesteine Thomas, Karl-Heinz, Friedhelm und Klaus. Wie ich sie vor 10 Jahren besucht hab war ich in einem schwierigen Zustand. Körperlich defacto untrainiert, mit einer chronischen Bronchitis kämpfend und emotional ebenso durcheinander, da es damals nicht nicht mehr zu leugnen war dass ich meinen Lebensweg ändern musste, und ich wusste nicht wohin.

Thomas wird vielleicht lachen, ich habe in den 3 Stunden bei Ihm realisiert dass ich in den Gesundheitsbereich will, habe 4 Jahre Studium gekübelt und bin stattdessen Physiotherapeut geworden, was bei uns in Österreich eine gute Sache ist, und für mich die Größte. Nochmals, ein riesiges Danke. Senkong übe ich immer noch. Danke Klaus. Pole-Shaking habe ich dann verworfen, weil ich es zulange nicht so hinbekommen habe wie ich es wollte. Das werde ich wieder probieren.


Die Episode im ersten Post oben war leider eher Ausnahme, ich hatte bald - auch wegen des Taiji - diverse Wehwehchen am Bewegungsapparat entwickelt, die die IMA-Typische Entwicklung völlig gebremst haben (chronische ISG Blockade mit Hypermobilität auf der Gegensseite, unheimlich mühsam). Auch die Migräne die ich damals entwickelt hab (und inzwischen fast los bin) assoziere ich mit dem Taiji. Natürlich ist das alles multifaktoriell, aber IMA sind nicht nur Gesundheitsfördernd. Ein bisserl mehr Symmetrie täte dem Chenstil gut. Besser wurde es jedenfalls erst, als ich diese Probleme in den Griff bekam, viele Jahre später. Brauchte bloß noch ein Osteopathie-Studium und ca. 4 Jahre bis ich die Craniosacrale halbwegs in den Griff bekam. (auch das ging bei den Kollegen schneller, unfairerweise)

Heute lassen sich inzwischen wenn ich trainiert bin Fajin produzieren das ich mich so nennen traue, ich spüre dann auch den dantien und weiss, wenn ich untrainiert bin, ich wie ich ihn wiederbekomme. Ich übe immer noch zu wenig, aber das alles wäre prinzipiell da und gibt dem IMA-Training einen Sinn.


Folgendes möchte ich teilen.:

- Das Training darf nicht wiederholt Schmerz in den Gelenken verursachen. Unter Schmerzen kann man nicht lösen, sinken, Struktur und Kraft entwickeln. Unmöglich. Ab zum Therapeuten, Osteopathen, Knochenbrecher, TCM-Arzt oÄ, hauptsache der Therapeut wurde einem wärmtens empfohlen und es beginnt spätestens nach 2-3 Einheiten eine Besserung. Sonst wechseln, bis man den Richtigen findet.

- Unterschiedlich Lehrer suchen, nicht jeder Lehrer bietet jederzeit das, was man gerade braucht, bzw. wofür man bereit ist. Ohne Grundlagen ist es naturgemäß schwierig etwas mitzunehmen.

- Irgendeine Form der Meditation ist hilfreich. Mahasi-noting hat mir sehr geholfen. Wer beim Üben nicht bei der Sache ist verschwendet seine Zeit. To-do listen im Kopf habe ich leider viel zulange geschrieben.

- In Verbindung dazu: Ich spreche gerne hörbar mit, was ich gerade mache oder spüre oder woran ich arbeiten will.

- Ohne Intensive Trainingsperioden (à la Trainingslager) wäre es bei mir nicht gegangen, vielleicht nicht nötig wenn man auch so regelmäßig und genug trainiert. Aber man muss in den richtigen Zustand, geistig bei der Sache und körperlich offen, in 2 Stunden nach der Arbeit ist das vielleicht zu knapp.



Ich hatte gehofft mir fallt mehr hilfreiches ein, aber das Forum ist ja sowieso schon eine Goldgrube.

[Klaus]