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Thema: Amt als Schöffe

  1. #1
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    Standard Amt als Schöffe

    Hallo,

    ich habe mich als Schöffe beworben. Ist hier jemand, der es schon mal gemacht hat und seine Erfahrungen teilen mag und ggf. ein paar Fragen beantworten möchte/kann.
    Wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass ich das nicht bin, dann würde ich sagen, das bin ich nicht!
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  2. #2
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    Irgendwo im Rheinland.
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    Standard

    Man kann sich bewerben?
    Ich dachte die werden ausgewählt.
    "Ruhig bleiben und dann, wenn der Typ nochmal aufsteht, dann trittst Du ihn voll ausm Bild!" - Bruce Lee

  3. #3
    * Silverback Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Kohleklopfer Beitrag anzeigen
    Man kann sich bewerben?
    Ich dachte die werden ausgewählt.
    Sowohl als auch.

  4. #4
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    Ich habe mich auch als Schöffe beworben.
    Bei Spiegel Online im Archiv findet man einen recht ausführlichen Erfahrungsbericht.
    Wer faul ist, darf nicht dumm sein.

  5. #5
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    Zitat Zitat von küken Beitrag anzeigen
    Hallo,

    ich habe mich als Schöffe beworben. Ist hier jemand, der es schon mal gemacht hat und seine Erfahrungen teilen mag und ggf. ein paar Fragen beantworten möchte/kann.
    Schieß los, was möchtest du genau wissen ?
    Geändert von Willi von der Heide (05-03-2018 um 16:52 Uhr) Grund: Rechtschreibung

  6. #6
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    Zitat Zitat von Willi von der Heide Beitrag anzeigen
    Schieß los, was möchtest du genau wissen ?
    Hui,
    mein Gott, ich komm grad zu nix.

    Also:
    - Wie ging es nach der Bewerbung weiter. Wurdest Du auch informiert, wenn Du nicht genommen wurdest?
    - Wie oft im Jahr warst Du ca. im Einsatz?
    - Wie lange gingen dann die Verhandlungen?
    - Hast Du Dich irgendwie drauf vorbereitet?
    - Wie sind Deine Erfahrungen in der Beziehung zum Hauptrichter? Wurdest Du ernst genommen?
    - Hattest Du den Eindruck, dass Du Dich einbringen konntest oder eher, dass Du nur Statist bist?
    - Haben Dich Sachen/Fälle/Menschen emotional beeinträchtigt oder sogar längerfristig mitgenommen?

    Das sind so die Sachen, die mir spontan eingefallen sind. Danke schonmal!
    Wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass ich das nicht bin, dann würde ich sagen, das bin ich nicht!
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  7. #7
    Sven K. Gast

    Standard

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3...icher_Richter)

    Gerade heute im Radio gehört, dass die wohl stark gesucht werden.

    Einsätze sind ca. 11 Verhandlungstage. Es wurde auch erwähnt, dass es sein kann, das es öfter geht, da es auch mal Prozesse gibt, welche mehr Verhandlungstage haben und Schöffen nicht ausgetauscht werden.

    Die "Macht" der Schöffen ist recht hoch. Bei 3 Richtern und 2 Schöffen auch nicht verwunderlich. Ich wollte das auch mal machen, aber als Selbstständiger ist das mit der Zeitmanagement nicht so leicht.

    http://www.ardmediathek.de/tv/zibb/S...entId=49048364
    Geändert von Sven K. (07-03-2018 um 16:19 Uhr)

  8. #8
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    Zitat Zitat von Sven K. Beitrag anzeigen
    ...Ich wollte das auch mal machen, ...
    Ich auch, aber bei den Bereichen, die mich interessieren, darf ich nicht.
    Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!

  9. #9
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    Zitat Zitat von küken Beitrag anzeigen
    - Wie ging es nach der Bewerbung weiter. Wurdest Du auch informiert, wenn Du nicht genommen wurdest?
    - Wie oft im Jahr warst Du ca. im Einsatz?
    - Wie lange gingen dann die Verhandlungen?
    - Hast Du Dich irgendwie drauf vorbereitet?
    - Wie sind Deine Erfahrungen in der Beziehung zum Hauptrichter? Wurdest Du ernst genommen?
    - Hattest Du den Eindruck, dass Du Dich einbringen konntest oder eher, dass Du nur Statist bist?
    - Haben Dich Sachen/Fälle/Menschen emotional beeinträchtigt oder sogar längerfristig mitgenommen?
    Zuerst mal, ich arbeite in der Justiz und habe daher auch mal mit Schöffen zu tun. Selber bin ich davon freigestellt - Gefährdungslage.

    1.) Du wirst ein Schreiben bekommen, so nach 1 - 2 Wochen a la:" Wir bedanken uns für ihre Bewerbung, benötigen aber noch etwas Zeit bla bla. " Im Falle einer Ablehnung solltest du ebenfalls ein Schreiben erhalten.
    2 + 3.) Das erfährst du wenn du zum Gespräch geladen wirst. Bist ja schließlich nicht der/die einzige dort und auf den pers. Terminkalender wird schon Rücksicht genommen.
    4.) Du bekommst Akteneinsicht und wirst vorab informiert. Berücksichtige aber, daß du 50 % nicht verstehst - oder hast du Jura studiert ?
    5.) Hängt vom Richter und dem Staatsanwalt ab. Hierzulande sind Gerichte überfordert und da muß es schon einmal schnell gehen und da hat man mitunter nicht die Zeit alles haarklein zu erklären.
    6.) Anfangs wirst du wohl nur Statist sein, aber mit der Zeit und Erfahrung wirst du dich mehr einbringen. An deiner Lebenserfahrung sollte jedenfalls keiner zweifeln und gesunden Menschenverstand hast du ja eh, oder ?
    7.) Uff ... da schreibe ich später einen gaaanz langen Text zu ...

  10. #10
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    Zitat Zitat von Willi von der Heide Beitrag anzeigen
    Zuerst mal, ich arbeite in der Justiz und habe daher auch mal mit Schöffen zu tun. Selber bin ich davon freigestellt - Gefährdungslage.

    1.) Du wirst ein Schreiben bekommen, so nach 1 - 2 Wochen a la:" Wir bedanken uns für ihre Bewerbung, benötigen aber noch etwas Zeit bla bla. " Im Falle einer Ablehnung solltest du ebenfalls ein Schreiben erhalten.
    2 + 3.) Das erfährst du wenn du zum Gespräch geladen wirst. Bist ja schließlich nicht der/die einzige dort und auf den pers. Terminkalender wird schon Rücksicht genommen.
    4.) Du bekommst Akteneinsicht und wirst vorab informiert. Berücksichtige aber, daß du 50 % nicht verstehst - oder hast du Jura studiert ?
    5.) Hängt vom Richter und dem Staatsanwalt ab. Hierzulande sind Gerichte überfordert und da muß es schon einmal schnell gehen und da hat man mitunter nicht die Zeit alles haarklein zu erklären.
    6.) Anfangs wirst du wohl nur Statist sein, aber mit der Zeit und Erfahrung wirst du dich mehr einbringen. An deiner Lebenserfahrung sollte jedenfalls keiner zweifeln und gesunden Menschenverstand hast du ja eh, oder ?
    7.) Uff ... da schreibe ich später einen gaaanz langen Text zu ...
    Dankeschön für die schnelle Antwort. Dann harre ich man den Dingen, die da kommen. Und auf deine Ausführungen zum letzten Punkt bin ich schon gespannt.

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    Wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass ich das nicht bin, dann würde ich sagen, das bin ich nicht!
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  11. #11
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    Sooo ... wie geht es den zu vor deutschen Gerichten ?

    " Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand " hört man oft und ja, da ist was dran.

    Gerichtsgebäude sind häufig nüchterne Zweckgebäude aus den 60er und 70er Jahren. Von außen meint man, hier ist nichts los - doch weit gefehlt ! Gerichtssäale sind Bühnen auf denen Kömodien und Dramen, die das Leben höchstselbst schrieb, stattfinden.
    Selten wird gelacht, es wird gestritten, geheult, geschrien und manchmal fliegt Mobiliar. Man erlebt Staatsanwälte und Richter die wahre Virtuosen der StPO sind. Nicht fehlen dürfen die Auftritte der Winkeladvokaten. Manch eine gut überlegte Geschichte von Beschuldigten " hält " ... andere zerbröseln, weil jemand auspackt und sein Gewissen erleichtert. Es gibt gekaufte Zeugen und plötzliche Amnesie. Es gibt ganz arme Würstchen und ausgebuffte Ganoven. Es gibt Höhepunkte in denen Recht gesprochen wird und man sich freut, daß wir dieses System haben. Es gibt aber auch die Situationen, wo unser Rechtssystem an seine Grenze stößt. Es gibt Geschichten, wo man den Leuten an der Nasenspitze ansehen kann, daß sie nicht stimmt ... man bekommt sie aber nicht geknackt.
    Es gibt völlig mittelose Täter, noch keine 25 Jahre alt, mit Jogginganzügen die mit einem AMG-Mercedes ( geleast auf jemand anderes ) vorfahren und den teuersten Strafverteidiger der Stadt haben. Es gibt arme Würstchen die sich an nichts mehr erinnern können und die als Zeugen geladen wurden, weil sie für besagte Person regelmäßig Handys anmelden und dadurch Kosten in Höhe von 1000,- € im Monat haben.

    Ich erinnere mich an einen Hooligan der mit Trikot, kurzer Hose, Fußballschuhen und Ball unter dem Arm in den Saal kamen und dem Richter sagten:" Sie müßen sich etwas beeilen, ich habe nachher noch ein Spiel ! " Der verdutze Richter entgegnete:" Legen sie den Ball mal an die Seite, daß dauert hier so lange wie es dauert." Am Ende der Verhandlung sagte der Richter:" Wenn ich so ins Publikum schaue, sitzen da ja auch mir bekannte Gesichter. " Gelächter im Zuschauerraum " Herr X/Y, wenn sie mir versprechen sich von diesen Leuten fern zu halten, dann kommen sie noch einmal davon ! " " Herr Richter, ich sage ihnen ja auch nicht, mit wem sie Tennis spielen sollen. " " Gut ... sie sind nicht einsichtig ! " Der Hooligan hätte nur sagen müssen:" Ich verspreche mich von diesen Personen fern zu halten !" Dann hätte er noch einmal Glück gehabt. So ging es für 1 Jahr ohne Bewährung ins Cha-Bum ( Knast ).

  12. #12
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    Es gibt natürlich nicht nur spektakuläre Sachen. Das meiste ist doch recht trockener Stoff. Leute die gegen ihre Versicherung klagen, gegen den Entzug der Fahrerlaubnis oder arbeitsrechtliche Angelegenheiten. Daß sind dann so die überwiegenden Sachen.

    Erinnern kann ich mich an vieles. Einmal war da eine Suchtkranke, die wurde im Krankenbett reingerollt. Warum die jetzt wieder vor Gericht stand, weiß ich nicht mehr, aber die war richtig am Boden. Sie sagte:" Ich habe in meinem Leben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. " Die wußte gar nicht mehr, wie viele gescheiterte Entzüge die hinter sich hatte. Ein paar Monate später starb sie an Organversagen. An so etwas erinnert man sich natürlich.

    Hier noch ein interessanter Link:

    https://www.schoeffen.de/

    Ein Tipp von mir ... wenn es Besuchsmöglichkeiten gibt, also höhere Gerichte, Polizei, JVA, Therapieeinrichtungen ... unbedingt nutzen. Ist äußerst hilfreich in der Tätigkeit.
    Geändert von Willi von der Heide (07-03-2018 um 23:34 Uhr)

  13. #13
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    Hi. Tausend Dank Dir für die Eindrücke. Und guter Tip mit den Besuchsmöglichkeiten, da hab ich gar nicht dran gedacht, das werde ich mal recherchieren, inwiefern das hier möglich ist.

    Eine Frage hab ich noch: Wie bist Du denn damit um gegangen, wenn Du genau wußtest, dass jemand lügt? Ich stelle mir immer vor, dass wenn es so offensichtlich ist, dass es jeder merkt, es vielleicht schwierig ist, da noch objektiv zu bleiben???
    Wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass ich das nicht bin, dann würde ich sagen, das bin ich nicht!
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  14. #14
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    Zitat Zitat von küken Beitrag anzeigen
    Eine Frage hab ich noch: Wie bist Du denn damit um gegangen, wenn Du genau wußtest, dass jemand lügt? Ich stelle mir immer vor, dass wenn es so offensichtlich ist, dass es jeder merkt, es vielleicht schwierig ist, da noch objektiv zu bleiben???
    Um es noch einmal klar zu sagen, ich bin kein Schöffe. Ich arbeite im Vollzug.

    Ich werde mehr oder weniger täglich angelogen, daß bringt die Tätigkeit so mit sich. In den letzten 20 Jahren, gab es nicht eine Geschichte ( oder Variation davon ) die ich nicht gehört hätte. Ich merke es mittlerweile sofort wenn einer schwindelt. Ich habe da ein Gespür für. Trotzdem muß ich das alles ausblenden, auch die Tat die die Person begangen hat. Es darf keine Rolle spielen, den vor einem steht immer ein Mensch. Und wer am Mittwoch und am Donnerstag " Gladbeck " gesehen hat ... auch Degowski und Rösner sind Menschen und müßen als solche behandelt werden.

    Das Stichwort heißt Lebenserfahrung ... je mehr man sieht, hört und macht desto mehr bekommt man davon. In unserem Bereich halt mit geballter Ladung.

  15. #15
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