das gericht bekommt zur urteilsfindung übrigens eine schöne dicke akte mit den ermittlungsergebnissen, kann sich in der hauptverhandlung ein unmittelbares bild von den beteiligten und ihren geschichten machen, zeugen hören, fragen stellen etc. und hier reimen sich einige anhand eines kurzen zeitungsartikels was zusammen, was gerade ins weltbild passt und diskutieren dann hier über ihre kopfgeburten im luftleeren raum. grosses kino.

am ende des tages kommt es darauf an, wer die bessere, in sich stimmigere geschichte präsentieren kann, die von möglichst vielen außenstehenden bestätigt wird und insgesamt nicht widerlegt wird.

in dem zeitungsartikel hier steht:

Der schmale, nicht besonders große Angeklagte behauptete in der Verhandlung, er habe sich schon im Lokal vor seinem Gegner gefürchtet und sei deshalb nach draußen gegangen. Dieser sei ihm nachgegangen, habe ihn zum Stehenbleiben aufgefordert, ihn schließlich eingeholt, zu Boden geschmissen und sei dann auf ihn gesprungen. Dabei habe der 16-Jährige ihm den Daumen gebrochen. Der andere Bursch habe sich dann auch noch auf ihn gesetzt und ihn verdroschen: „Er hat mich geschlagen wie ein Kämpfer. Vor meinem Auge war alles schwarz, ich konnte nichts mehr sehen.“ Da habe er das Messer aus seiner Hosentasche genommen und „blind hingestochen“.


Verteidiger: „Messer als letztes Mittel zur Abwehr“
Für den Verteidiger war der Griff zum Messer „das letzte Mittel zur Abwehr“. „Ich wollte nur, dass er weggeht“, pflichtete der Angeklagte bei. Er habe schon gespürt, „dass ich ihn verletzt habe. Ich wusste nicht, wie schwer ich ihn verletzt habe“. Er sei dann in Panik nach Hause gelaufen, wo er seinen Eltern vom Vorfall berichtete. Die gesamte Familie begab sich aus Angst vor einer möglichen Revanche der Angehörigen des Verletzten für eine Woche nach Holland, ehe sich der 17-Jährige auf den Rat seines Anwalts der Polizei in Wien stellte.
sind eigentlich alle klassiker vorhanden, um erfogreich durchzukommen:

- körperliche unterlegenheit des opfers
- furcht/angst auf seiten des opfers
- opfer will sich entziehen
- täter zwingt opfer kampf auf
- täter hat überlegenes kampfkönnen
- opfer sieht "die lichter ausgehen" (oder schlimmeres)
- opfer zieht waffe als "letzes mittel"
- opfer arbeitet nicht gezielt, handelt in panik, will täter "runterbekommen"
- opfer flieht ins ausland aus angst vor rache

oder kurz zusammengefasst: opfer schafft erfolgreich, anhand eines bunten strausses verschiedener punkte, sich als opfer darzustellen.

insgesamt ist das hier zu lesende weder neu noch großartig ungewöhnlich, von daher kann ich die künstliche aufregung einiger teilnehmer hier nicht nachvollziehen...