Kanken, ich bin nur einer kleiner Niemand, völlig uninteressant. Vorallem postuliere ich aber auch nicht allenthalben den wahren Jakob der Kampfkünste gefunden zu haben. Bei dir und Gong Fu sieht das ja anders aus, deswegen mein Interesse.
Wie genau hast du die Situationen gelöst? Jemanden mit Tötungsintention abgestochen ja schonmal nicht, warst ja selber unbewaffnet, was deine Aussage weiter oben wohl ad absurdum führt. Was von diesen beiden Erfahrungen lässt sich jetzt wie genau für dein Training generalisieren und bringt damit welchen Mehrwert im Vergleich zu Trainern die sowas nicht "durchlebt" haben?
Geändert von Kensei (28-03-2018 um 20:50 Uhr)
Ich weiß welche Ansätze funktionieren und vor allem wie unterschiedlich sie funktionieren. Fall 1 war zu meinen Karatezeiten, Fall 2 zu meinen Baguazeiten. Fall 2 war dtl. anders, ich habe viel „kontrollierter“ in dieser Situation „gearbeitet“ und hatte jederzeit die Kontrolle.
Wie ich das genau im Training umsetze gehört nicht in ein Forum. Wie ich meine Erfahrungen bzgl. Gewalt, Tod und den Umgang damit umsetze ebenfalls nicht. Kannst mich ja besuchen kommen, dann reden wir...
Ich kann für mich jedoch sagen dass ich das Zeug, was ich trainiere, im Ernstfall erprobt habe und es funktioniert hat.
Ich habe spitze Gegenstände in alle Körperhöhlen gesteckt und weiß wie es sich anfühlt und vor allem weiß ich wie ich das machen muss. Ich habe Menschen das Leben genommen (nicht im Kampf, aber man kann sich ja fragen ob es ein großer Unterschied ist einen Knopf zu drücken und jemand stirbt, oder einen Abzug zu ziehen. Der Kontext legitimiert das Handeln für einen selbst...). Oft.
Ich habe Leichen durch Schusswaffen, durch spitze und scharfe Waffen gesehen. Ich habe zerrissene Körper gesehen. Ich habe Herz, Gehirn und andere Eingeweide von Menschen in den Händen gehalten. Ich habe Leuten die Hand gehalten die einen Bergungstod sterben (=ausbluten wenn man den Kompressionsdruck entfernt) und ihnen dabei in die Augen gesehen.
Ich habe um das Leben von vielen Menschen gekämpft. Manchmal gewonnen, manchmal verloren. Ich weiß wie es aussieht und riecht wenn Körperhöhlen eröffnet werden. Wie Menschen schreien wenn das passiert. Wie Blut klebt und spritzt. Mich schocken solche Dinge nicht mehr im geringsten. Wenn das passiert mache ich meinen Job. Ich bleibe handlungsfähig. Das ist wichtig.
Handlungsfähig wenn dich jemand töten will und wenn die Bedingungen um dich herum traumatisierend sind.
Ich mag keine Theoretiker, die die Welt erklären. Ich mag keine Leute die mir vorwerfen ich schwafel, ohne mich zu kennen (vor allem wenn sie selber keine nennenswerte Erfahrung haben).
Kämpfen ist nicht schön, sterben ist nicht schön und Gewalt ist nicht schön. Wer all diese Dinge nicht erlebt hat, der sollte die Klappen halten wenn es um Messer geht.
Wenn ich ein Produkt anbiete, dann muss ich es ausfüllen können, vor allem wenn es um Leben und Tod geht (und um das geht es bei Klingen).
Niemand würde auf die Idee kommen sich einen Herz-Bypass operieren zu lassen von jemandem der das bisher nur „simuliert“ hat...
Geändert von kanken (28-03-2018 um 22:24 Uhr)
Ach der Ton im KKB ist halt rau. Muss man mit leben.
Ich habe keine Ahnung wo du dort gutes Bagua findest. Such dir einen Lehrer der Schwert- und Speeranwendung macht und dessen Gruppentraining zu 80-90% aus Anwendungstraining besteht.
Es gibt in Hamburg jemanden der einen Trainingspartner sucht und ab und an bei uns in MS ist. Außerdem kannst du uns auch gerne jederzeit besuchen.
Besten Dank für die Info.
Ja der Ton mag rauer sein, ich finde aber trotzdem, kann man freundlicher fragen.
Finde diese Grabenkämpfe und beleidigte FMALer tun auch nicht Not.
Die Thematik ist halt eine spezielle und Leuten beim sterben zu sehen ist noch ein mal eine ganz andere.
Steht ja nicht umsonst mittlerweile auf den Lehrplänen in den Pflegeausbildungen. Nicht vergleichbar, aber Leuten beispielsweise beim verhungern zuschauen zu müssen ist auch nicht ohne.
Wenn man den User Gong Fu mal live und in Farbe erlebt hat, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Mann - im Gegensatz zu vielen anderen - weiss, wovor er spricht und in 'ner ganz anderen Liga spielt als so manch andere. Aber grundsätzlich ist das ja wirklich eine interessante Diskussion…
(Eigene Erfahrungen)
Ich bin sicher alles andere als ein Experte für Hieb- und Stichwaffeneinsatz (von meinem FMA-Training mal abgesehen) aber ich war - aus verschiedenen Gründen - in jungen Jahren mehr als einmal aktiv in handfeste Auseinandersetzung involviert, war Augenzeuge von ebensolchen Auseinandersetzungen und hatte vor vielen Jahren auch das zweifelhafte Vergnügen, mich am falschen resp. spitzen Ende eines (kurzen) Messers zu befinden. Das Ganze ist nur gut gegangen, weil ich sehr viel Glück, dicke Kleidung, alle Götter auf meine Seite und die Hilfe von ein paar sehr aufmerksamen und hochmotivierten, bis unter die Augenbrauen zugestopften Kollegen hatte (Roidrage ist manchmal hilfreich, wenn man solche Leute von der Kette lässt). Der Angreifer - polizeibekannt und vorbestraft - ist für diese Aktion übrigens ein paar Jahre eingefahren (von wegen Gewalttätern passiert ja nix in Deutschland).
Wenn ich irgendwas aus diesen Begebenheiten gelernt habe sind es folgende Punkte:
- ein wirklich entschlossener, mi aller Konsequenz vorgetragener Messerangriff ist nicht abzuwehren/entwaffnen. Selbst als Opfer (siehe oben) und als Zeuge (Kollege an der Türe) erlebt. Es ist vorbei, bevor man weiss, was da gerade eingeschlagen hat. Scheisse, was is'n das so nass hier am Hals? Ende aus, Mickey Mouse
- Angst, Wut, Adrenalin spielen eine weitaus größere Rolle, als sich so mancher Breitensporttrainer ohne eigene Gewalterfahrung auszumalen mag. Wer selber einmal den Tunnelblick, Rauschen in den Ohren, Kurzatmigkeit, Pochen in der Nierengegend, Zeitlupenwahrnehmung und wirkliche Angst gefolgt von einer Wahnsinnswut hatte, bevor er entweder selber die Kauleiste gerade gerückt bekommen hat oder jemanden am liebsten in den Boden gestampft hätte, weiss was ich meine.
- Eine „richtige“ Auseinandersetzung ist für den Normalsterblichen chaotisch, grobmotorisch, nicht zu kontrollieren und einfach ganz grosse Scheisse. Und ganz besonders dampft die Kacke, wenn Waffen im Spiel sind.
- Umgebung, Gelände, situativer Kontext etc. haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Wer mal über einen Stuhl bei `ner Kneipenschlägerei gefallen ist und sich dabei den Kopf angeschlagen hat, weiss was ich meine. Da ist man auch nicht mehr eins mit dem Universum und besiegt den Gegner auch nicht emotionslos mit einem fröhlichen Zen-Gedicht auf den Lippen.
- auch ein Stock oder Regenschirm werden nicht viel helfen, wenn Dir jemand mit einer Klinge entschlossen die Luft rauslassen will...
- es kommt immer, stets und überall anders als man denkt
- man kann zwanzig Jahre Tapi-Tapi mit verbundenen Augen, Hubud Lubud mit female und male Triangle Footwork gleichzeitig, Deflections, Disarms, Ritarada mit und ohne Waffe in der Hand und ringerische Messerabwehr hüfthoch im Wasser oder mit Sprung durch den Feuerreifen trainiert haben, unter o.g. Einfluss von Todesangst, Wut, Adrenalin, Druck wird vieles zerbröseln (ich habe mir mal vor Angst in die Hosen gepinkelt, als es richtig rundging. Muss man auch erstmal mit klarkommen. Nein, ist nicht schön und auch nicht lustig. Echt nicht.)
(Wenn ich es denn wirklich lernen will und nicht nur bestätigt haben will, dass ich eh der Bär vom Blocksberg bin…)
Wenn ich denn den Einsatz des Messers lernen will und nicht nur die Bestätigung bekommen will, dass ich eh den längsten Lurch von allen habe, gehe ich sicherlich nicht zu irgendwelchen Theoretikern oder Breitensporttrainern, sondern such mir Leute der Kategorie „Professional“ und hoffe, dass diese mir das zeigen. Und da fallen mir ehrlich gesagt ausser den Libre-, Piper- und Artes Tenebris-Leuten nicht viel Ansprechpartner sonst ein. Ja, ich bin ziemlich rumgekommen. Ja, ich habe da Vergleichsmöglichkeiten. Nein, bei den FMA würde ich mittlerweile nicht mehr suchen. Been there, done that...
(Wenn ich Autorennen fahren lernen will, such ich mir auch ‚nen richtigen Rennfahrer als Coach. Ich hatte das Glück, jemanden Entsprechendes mit professionellem Hintergrund in der Familie zu haben. Profis sind - gleich auf welchem Gebiet - 'ne ganz andere Liga ;-)).
Zum hier angesprochenen Libre Fighting/Piper/Artes Tenebris: ich habe jetzt seit Mai 2017 diverse derer Seminare besucht und kann es nur jedem, der wirklich die böse Seite in Sachen Messer (und andere böse Dinge) kennenlernen will, wärmstens empfehlen. No nonsense, no fancy moves, straight. Concepts over collecting techniques. Repetition, repetition, repetition...
Man sollte sich aber schon im klaren darüber sein, dass diverse Wolkenkuckucksheime zerstört werden und danach vom eigenen Kram vieles für’n knallroten Frosch sein wird. Wer ein übergroßes Ego hat, wird damit vielleicht nicht klarkommen. Wer bereit ist zu lernen und sich selbst in Frage zu stellen, wird extrem profitieren. Aber was weiss ich schon, ich bin ja nur ein alter Opa mit körperlichen Einschränkungen und beginnendem Altersstarsinn :-D
“Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
- Evolution
Der Ton insgesamt in diesem Thread zeigt, dass im Internet meistens nur irgendwelche Besserwisser und Wichtigtuer posten, die in ihrer Blase leben und gar nicht diskutieren möchten, sondern nur ihre engstirnigen eigenen Vorstellungen von richtig oder falsch anderen aufzwingen wollen. Wahrscheinlich, weil sie im Leben offline niemals Gehör finden und daher meinen, sich hier interessant machen zu müssen. Aber die Erfahrung lehrt, dass es überall auf der Welt Spacken und geistige Tiefflieger gibt, also wohl auch hier. Denen kann man nur raten: Kopp dicht und Gehirn suchen gehen...
Wie ist deine Definition von Hetze? Jede Meinung die dir nicht gefällt?
“Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
- Evolution
Sie haben ja auch beide echt was zu bieten!
Glaube aber nicht das nur innere chinesische und
moderne Distelstile das zu bieten haben,
derbes Training in gutem Stil mit geneigter Klientel
geht in die Richtung... but try and find it!
Darüberhinaus: es wird immer eine Kleingruppe und echt schwer zu finden sein!
Kanken und Gong Fu zeigen hier den Weg auf!
Geändert von concrete jungle (28-03-2018 um 22:19 Uhr)
Ganz bei Dir. Es kommt auf den an der unterrichtet. Ist eigentlich ziemlich egal was er macht. Er muss halt Erfahrung haben.
Neben Piper und Libre halte ich übrigens auch von einigen behördlichen Dingen recht viel. Da sind gute Jungs mit Erfahrung, angepasst an ihren Kontext.
Geändert von kanken (28-03-2018 um 22:22 Uhr)
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)