Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
Auch wenn es keinen Kollaps der Wellenfunktion gibt, so entziehen sich doch die anderen Zweige der universellen Wellenfunktion durch den Verschränkungsprozess dem Zugriff eines lokalen Beobachters.
Richtig

Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
Was heißt das nun für die Frage, ob die Welt/Natur deterministisch oder deterministisch ist?
Kommt drauf an, was man unter "Welt" oder "Natur" versteht:

D.h. auch die Vielwellendeutung sagt voraus, dass sich das Partialsystem eines lokalen Beobachters (seine Welt) prinzipiell indeterminiert verhält, auch wenn das Gesamtsystem, von dem dem lokalen Beobachter nur sein Partialsystem zugänglich ist, deterministisch ist.
Dabei scheint mir dieser Determinismus von einer anderen Qualität zu sein, als der Determinismus der klassischen Physik.
Bezogen auf einen klassische Münze sagt ja letzterer, dass das Ergebnis eines Münzwurfes durch die Anfangsbedingungen so festgelegt sind, dass ein Beobachter zwangläufig ein bestimmtes Ergebnis vorfinden wird. In der Vielwelten-Interpretation gibt es für jedes mögliche Ergebnis einen Beobachter, der dieses Ergebnis auch beobachtet.
Ja. Man kann das Gedankenexperiment mit den Quanten-Münzen so erweitern, dass der Spieler die Münze nicht nur einmal sondern viele Male, z.B. 500 mal wirft. Dann würde es 2500 mögliche Ergebnisse und entsprechend viele diesbezüglich unterscheidbare Welten (oder Verzweigungen) geben. In fast allen Verzweigungen sieht der Beobachter ca. 50% Kopf und 50% Zahl mit einer zufällig erscheinenden Sequenz (also kein Muster wie 010101010...). So erklärt Max Tegmark in seinem Buch "Unser mathematisches Universum"*, warum einem lokalen Beobachter Ereignisse zufällig indeterminiert erscheinen, obwohl sie aus globaler Sicht vollständig deterministisch sind.**


Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
Der Lesch hat übrigens mal in einem Vortrag über Dekohärenz die Multiwelten-Interpretation als "hirnrissiger Quatsch" bezeichnet...
Scheint also Anhänger einer Kollaps-Hypothese (gewesen?) zu sein ("indKoll" in Deinem vierten Link):
Das nehme ich auch an. "indKoll" = "Durch die Umgebung ausgelöster Kollaps der Wellenfunktion". Die Einschätzung wird bestätigt durch eine aktuellere Sendung (2015) "Schrödingers Katze und die Dekohärenz"

Lesch ist ja wohl nicht der einzige Physiker, der die Multiwelten-Intepretation als Quatsch oder Unfug bezeichnet hat (so auch Nobelpreisträger Prof. Dr. Theodor W. Hänsch). Eine einfache, vermutlich bei Experimental-Physikern beliebte Philosophie ist das "shut-up and calculate", was aber für theoretische Physiker und an Naturphilosophie interessierte natürlich völlig unbefriedigend ist.




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*) Leider kann ich den Inhalt nicht verlinken. Das Taschenbuch ist aber mit 11,- recht preiswert.
**) Das ist übrigens die Anwendung eines mathematischen Theorems von Borel aus dem Jahre 1909.