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Thema: Wann ist ima eigentlich ima?

  1. #301
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Das jin besteht aber nicht nur aus einer physisch übertragenen Segmentbewegung, sondern steht auch in Verbindung mit dem qi 氣 und yi 意, der Vorstellung, und anderen feinstofflichen Elementen. Eine Bewegung, die aus allen diesen physischen und feinstofflichen Ressourcen erzeugt wird, bezeichnet man als jin.
    [...]
    Die innere Bewegung lässt sich in zwei Arten unterteilen. Auf der einen Seite steht die eigentliche physische Bewegung wie z.B. die Bewegung der Schulter und Hüftgelenke.

    Auf der anderen Seite steht die feinstoffliche Bewegung (qi), kontrolliert durch das yi. Die Organfunktion [15] kann durch den Fluss des qi in den Leitbahnen (jingluo 經絡) [16] beeinflusst werden.

    Das Zusammenspiel von yi, ji, jingluo, den Organen und deren Verbindung stellt somit die andere Art der inneren Bewegung dar.
    Wenn man weiß dass die innere Bewegung eben auch eine Bewegung ist (also die Wahrnehmung einer Spannungsänderung), dann ist „feinstoffliche Bewegung“ letztendlich eine sehr feine Bewegung, etwas das man lernen muss zu fühlen. Kein Hokus Pokus. Nix ominöses. Eine gute Eigenwahrnehmung in einem speziellen Lehrmuster für Bewegung.

    Man kann Knochen, Knochenmark, die Leber, die Nieren, das Zwerchfell, die Augen etc. fühlen und auch deren Bewegung. Man kann sogar das Blut fließen fühlen (nein, nicht den eigenen Puls fühlen...). Man braucht die richtigen Ideen um das zu lernen, aber es geht.
    Man muss wissen wie man die Sprache in Gefühle dekodiert. Dann wird es logisch und nachvollziehbar. DAS macht einen guten Lehrer aus. WXZ scheint es ein großes Anliegen gewesen zu sein diese alte Sprache in „moderne“ Begriffe zu übertragen, bzw. zurück zu den natürlichen Bildern zu gehen, mit denen diese Empfindungen ursprünglich mal verknüpft waren, bevor die Begriffe der taoistischen Sekten zum „Standard“ wurden. Wo wir wieder bei der Wichtigkeit von Sprache zum Transport von Ideen sind....

    Unser Körper hat sehr viele Möglichkeiten auf unterbewusster Ebene unser motorisches System zu beeinflussen. Aus unseren emotionalen Zentren treffen permanent Erregungen in den unwillkürlichen Schaltzentren, z.B. im Hirnstamm, ein. Unsere Basalganglien unterliegen auch permanent Doppel- und Dreifachbelastungen, da sie Emotionen, Verstand und Lernen gerecht werden müssen und dazu noch dem Hirnstamm und dem Thalamus Bericht erstatten müssen, während sie auch eine gewichtige Rolle in der Ausführung von Bewegungen spielen. Von all diesen, unter der Oberfläche ablaufenden, Vorgängen bekommen wir nichts mit, da „wir“ mit „wichtigeren“ Dingen beschäftigt sind (z.B. diesen Text lesen oder Kaffeetrinken).

    Jetzt sind unsere Straßennetze im Gehirn aber nicht überall gleich gut entwickelt. Es gibt, auf Grund unserer Erfahrungen, Engstellen, Sackgassen, Autobahnen und Trampelpfade. Insbesondere die Straßen unserer Körpereigenwahrnehmung sind oft sehr dürftig ausgebaut, eben weil unser Körper sehr viel instinktiv macht und wir unser Gehirn für andere Dinge nutzen, als uns bewusst (achtsam) zu bewegen. Durch ein permanentes Dauerfeuer aus den emotionalen Zentren und den Ansprüchen unseres Verstandes gehen die Informationen aus unserem Körper oft unter und finden keine Beachtung. Der Hirnstamm und das Kleinhirn steuern die Muskelspannung autonom und „belästigen“ den Verstand nicht mit genaueren Einzelheiten. Der Preis dafür ist jedoch ein Zurückbauen des entsprechenden Straßennetzes.

    Über den Einsatz von Bildern zur Bewegungssteuerung nutze ich nun sehr viele Straßen in meinem Gehirn gleichzeitig, insbesondere dann, wenn ich versuche alle Teile meines Körpers wahrzunehmen und harmonisch zu bewegen. Ich will dann z. B. nicht nur meine Arme anheben, sondern ich möchte ein Gefühl an meinem ganzen Körper erzeugen, als ob ich unter Wasser stehe und der Auftrieb des Wassers meine Arme nach oben bewegt, während mein ganzer Körper durch die Eigenbewegung des Wassers bewegt wird und sich austarieren muss.

    Eine Idee ermöglicht mir auf die sonst unbewussten Informationen der Körperspannung zuzugreifen und diese mit Hilfe von dazugehörigen Bildern zu verändern und anzupassen, indem ich mich bewusst und sehr diffizil und fein abgestuft bewege.
    Über Straßen, Netze und Bewegung
    Geändert von kanken (08-07-2018 um 16:44 Uhr)

  2. #302
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    Wegen der „Sprache der taoistische Sekten“ wiederhole hier einfach noch einmal Post 71 aus diesem Faden:

    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Ich weiß nicht ob es für die Mods zu sehr OT ist wenn wir das jetzt besprechen, aber ich gebe mal den Hinweis auf „gui“ die Vereinigungen der beiden Erdezeichen von Herz und Niere.
    WuJi ist die Harmonie von Geist und Körper (Wesensnatur/Wahres-Selbst, das im Herzen wohnt und Lebenskraft/körperliche Form, die in den Nieren wohnt).

    Beim WuJi geht es darum das Wahre-Selbst in sich zu erkennen (den goldenen Embryo zu entwickeln) und ihn in der materiellen Welt zu spüren (zunächst einmal im eigenen Körper).

    Geistige Entwicklung und körperliche Übungen (u.a. zur Verbesserung der eigenen Wahrnehmung) gehen Hand in Hand. Das ist die Essenz (und Ziel) der taoistischen Lebenspflege.
    Je mehr sich mein Wahres Selbst entwickelt und durch den materiellen Körper wirkt desto weiter schreite ich auf dem Weg zur Unsterblichkeit (i.S. der Erkenntnis der „universellen Wahrheit“, nicht der körperlichen Unsterblichkeit, zumindest im Neidan) voran.

    Die Idee das „in einem Hirsekorn die ganze Welt enthalten ist“, zeigt dass sich das universelle Prinzip, das Dao, zu dem unser Wahres-Selbst den Kontakt kennt, in allem und jeden existiert.

    Die, für die Taoisten der Neidan-Schule, logische Konsequenz war also, dieses Prinzip zunächst theoretisch zu benennen (in den Texten) und es dann im Hier-und-Jetzt zu erforschen. Was haben sie genommen? Den Körper, denn er ist immer und permanent um uns herum. Wenn ich versuche zu verstehen wie das Tao in meinem Körper wirkt, dann kann ich mich dem Tao annähern, so die Idee.
    Was nimmt man im Körper, wenn man das Tao erforschen will? Den Wechsel. Was wechselt? Der Atem. Was noch? Muskelspannungen zwischen Agonisten und Antagonisten. Wo passiert das? Beim Atmen und Gehen.

    Wenn ich das „Nichts“ verstehen will, dann muss ich das „Nicht-Nichts“ erforschen (ein zentrales Element im Lankavatara). In den Gegensätzen finde ich den Hinweis auf die Wahrheit.
    Das Webermädchen liebt den Kuhhirten...

    Jetzt noch mal Chen Peishan

    Neijin in ein paar wenigen Worten zu erklären ist sehr schwierig. Es sind viele Ausführungen notwendig, nicht nur verbal, vor allem auch praktisch. Von manchen wird neijin als innere Energie bezeichnet, doch ich denke nicht, dass es als Energie bezeichnet werden kann. Es ist vielmehr eine Bewegung.
    und

    Das jin besteht aber nicht nur aus einer physisch übertragenen Segmentbewegung, sondern steht auch in Verbindung mit dem qi 氣 und yi 意, der Vorstellung, und anderen feinstofflichen Elementen. Eine Bewegung, die aus allen diesen physischen und feinstofflichen Ressourcen erzeugt wird, bezeichnet man als jin.
    Um Qi und Yi zu verstehen Bedarf es der (Er-) Kenntnis des Tao(-ismus) und der dazugehörigen Ideen. Das ist etwas was im Frontalhirn passiert. Mein Verstand beschäftigt sich mit diesen Ideen und verknüpft sie mit Gefühlen, bzw. über die Ideen in meinem Kopf lerne ich meine Gefühle zu erkennen und zu verstehen.
    Diese Ideen muss ich zunächst aber hören (lernen), dann formen sie meine Wahrnehmung und beeinflussen letztendlich alle meine Wahrnehmungen. Stichwort „kombinierte Errgungsmuster“:

    Jetzt gibt es das Phänomen der „kombinierten Erregungsmuster“. Wenn ich durch eine Idee eine bestimmte Anzahl an Dörfern und Städten zum Leuchten bringe, also das Straßennetz dorthin nutze, dann baue ich diese Straßen aus. Wenn ich jetzt eine andere Idee nehme, die ebenfalls ein bestimmtes Straßennetz zum Leuchten bringt, und sie mit der vorherigen Idee koppele, dann leuchten auf einmal deutlich mehr Straßen und werden so besser ausgebaut. Ich habe das Netz erweitert. Letztendlich ist es dann egal in welcher Stadt die Idee entsteht, durch das Straßennetz breitet sie sich auf allen Wegen aus und erreicht alle angeschlossenen Dörfer und Städte.

    Durch diese kombinierten Erregungsmuster erhalten auf einmal Gehirnregionen Anschluss an das Straßennetz die ich evtl. vorher nicht, oder nur mit Mühe, erreichen konnte. Je besser die Infrastruktur desto effektiver die Transportwege.

    Das Ziel des Trainings in den chinesischen Kampfkünsten ist es ein möglichst gut ausgebautes Straßennetz zu bekommen. Zwischen den Städten und in den Städten und Dörfern des Gehirns. Dadurch kann ich versuchen das gesamte Potential des menschlichen Geistes zu nutzen und mich zu entwickeln.

    Die Arbeit mit den Muskeln des Körpers spielt dabei eine große Rolle, da das motorische System an vielen Stellen des Körpers beeinflusst wird und man über die Arbeit damit viele Straßennetze und Städte des Gehirns erreichen kann.
    Über Straßen, Netze und Bewegung
    Geändert von kanken (08-07-2018 um 17:25 Uhr)

  3. #303
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    Möchte mich nur kurz bei allen hier im Faden und denen die mit mir PN't haben bedanken.

    Für mich persönlich habe ich jetzt eine Definition.

    Für mich ist es ima, wenn mit "Bewegung durch Vorstellung" und/oder "innerer Bewegung" gearbeitet wird, sofern irgendein kämpferischer Bezug besteht oder zumindest mal bestanden hat. Dabei ist es mir egal ob das chinesisch, russisch oder welches Ursprungsland auch immer. Auch ist es mir dabei egal ob buddhistisch, taoistisch oder welches Welterklärungsmodell.

    Liebe Grüße und nochmals Danke
    DatOlli

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