"In other words, on a physiological level, there’s no difference between preparing to free fall from the edge of space and preparing to kick down a door in an insurgent-held sector of Ramadi."
Stimmt nachweislich nicht. Auch geübte Ringsportler frieren in realen Situationen oft ein. Gibt genügend Fäden hier auf'm KKB nach dem Motto "Ich mach seit 1000 Jahren Muay Thai aber in einer echten Selbstverteidigungssituation kann ich nichts!"
Auch Leute wie Ricky Hatton oder Dirk van Tichelt (Judoka) haben in realen Situationen schon die Backen voll gekriegt.
Andere Sportler haben damit gar keine Probleme - und das sind tatsächlich nicht unbedingt die, die dann im Ring oder Käfig alles plattmachen, s. Lenny McLean oder Lee Murray. Real und Ring sind halt zwei Paar Schuhe.
Geändert von Spud Bencer (28-04-2018 um 19:59 Uhr)
Ich will jetzt nicht auf den sportlichen Aspekt eingehen, den halte ich für teilweise wahr, aber ganz davon abgesehen:
Wow, was für ein mega interessanter Artikel
Nachweislich?
Hast Du Zugriff auf die physiologischen Daten von Baumgartner während der Vorbereitung auf seinen Sprung aus 34 km Höhe und die entsprechenden Daten eines Soldaten in der Vorbereitung, in feindlichem Gebiet eine Tür einzutreten?
Welche der beiden beschriebenen Situationen ist denn Deiner Meinung nach nicht real?
In dem verlinkten Artikel wird beschrieben, dass ein geübter Fallschirmspringer, Basejumper und VK-Kampfsportler den genannten Sprung aus Angst beinahe nicht angetreten hätte.
Haben die im Muay Thai-Training Angst und gelernt, trotz dieser Angst handlungsfähig zu bleiben?
Denn darum geht es nach meinem Verständnis in dem Artikel: Dass Mentaltraining, das sich im Sport zur Vorbereitung auf angstbesetzte Situationen bewährt hat, auch erfolgreich bei der Vorbereitung von Soldaten auf angstbesetzte Situationen eingesetzt werden kann, weil Angst auf einem fundamentalen Level Angst ist und die gleichen physiologischen Mechanismen dahinterstecken.
Es wird nach meinem Eindruck nicht behauptet, dass man durch Boxtraining auf einen Kriegseinsatz vorbereitet ist.
Allerdings kann man m.E. vermuten, dass jemand, der aufgrund seines Sports des Öfteren in angstbesetzten Situationen war und gelernt hat, in diesen Situationen trotz Angst handlungsfähig zu bleiben, auch in anderen Situationen mit ähnlichem Angstlevel handlungsfähig bleiben kann.
Wenn allerdings einer in 1000 Jahren Muay Thai noch nie auf einem Angstlevel wie in einer SV-Situation war, hatte er (in diesem Training) auch keine Gelegenheit zu lernen, mit einem entsprechenden Angstlevel umzugehen.
Wozu sollte ich die brauchen?
Darum geht's doch. Der Artikel sagt "Extremsport = selbe Gehirnaktivität wie Krieg -> Man kann sich durch extreme sportliche Erfahrungen auf den Krieg vorbereiten." Denn es geht ja um Gewöhnung.
Und das stimmt halt nicht - es sind zwei verschiedene Sachen, deswegen bereitet einen Sport nicht auf den Ernstfall vor. Der Artikel ist wohl eher der Sportverliebtheit der Amis geschuldet, und die Ergüsse vom Grossmann sind nun wirklich nicht unumstritten.
Anderes Beispiel: Aldo Nadis Geschichten über Sportfechter, die mal mit echten Waffen ranmüssen.
Um wirklich nachzuweisen, dass die zitierte Aussage falsch ist.
Denn wenn die nachweislich falsch ist, kann man das auch nachweisen.
Und wie sollte man nachweisen, dass in zwei extremen Situationen unterschiedliche physiologische Reaktionen auftreten, wenn man keine Daten über diese physiologischen Rektionen hat?
Das erscheint mir grobe Vereinfachung.
Der Artikel sagt, "physiologische Erregung ist physiologische Erregung" unabhängig davon, wie die nun konkret verursacht wurde.
Aber da gibt es natürlich unterschiedliche Erregungsniveaus, die nicht unbedingt mit der realen Gefahr korrelieren.
Das ist nun Deine Schlussfolgerung.
Laut Artikel haben ja Baumgartner seine 2000+ Fallschirmschprünge und 100+ Basejumps nicht gereicht, sich auf die Angst vor einem 34km-Sprung vorzubereiten:
When Baumgartner tried to back out of the jump, Red Bull called in their secret weapon: a renowned performance psychologist named Dr. Michael Gervais, who quickly got the 43-year-old athlete’s anxiety under control.
Tatsächlich las ich in dem Artikel nicht, dass man sich mit (Extrem)Sport auf den Krieg vorbereiten kann, sondern dass man mit den gleichen psychologischen Werkzeugen, die man nutzt, um die Performance von Sportlern zu erhöhen, auch die Performance von Soldaten erhöhen kann.
Diese Werkzeuge müssen dann nach meinem Verständnis aber bezogen auf die konkrete Ziel-Situation oder nahe daran angewandt werden.
Anything that we can use in the athletic world we can use in combat.
That’s one of the greatest revolutions of our time in improving performance on the battlefield.”
[...]
Courage isn’t the absence of fear. It’s an ability to control it, or replace it with something else: anger, compassion, focus, loyalty to a cause greater than oneself. For a soldier, that ability can be enhanced by an understanding of how the brain and body function under extreme stress. Being able to identify these physiological processes, and knowing that they’re completely normal, can prevent crippling self-doubt, and thus more fear, from taking hold when they’re experienced in the heat of battle.
Grossman behauptet, dass durch enstprechendes Training fast jeder in einer Gefahrensituation dazu gebracht werden kann, nicht einzufrieren, sondern in den Kampfmodus zu gehen:
“As the blood drains from the face, blood drains from the forebrain, and there’s no rational thought,” Grossman explains. “I call that ‘condition black.’ And at condition black, the midbrain is in charge, and you’ll do what you’ve been trained to do — no more, no less. You will do what you’ve been programmed to do — no more, no less.”
Thus, if a soldier reaches condition black and lacks adequate training, there’s a good chance he or she will freeze up. A well-trained soldier, on the other hand, will likely take action to neutralize the threat. “Given a clear and present danger, with today’s training almost everyone will shoot,” Grossman says.
[kanken sieht das, wenn ich das richtig verstanden habe, etwas anders: er meint, dass durch entsprechendes Training die "condition black" vermieden werden könne und das Frontalhirn nicht durch ursprüngliche Zentren übersteuert wird und man auch mehr tun könne, als man durch Drill einprogrammiert hat.]
Ich gehe mal davon aus, dass mit "Training" nicht Extremsport gemeint ist bzw. Extremsport höchstens dazu dient, den für Trainingssituation nötigen Erregungszustand herzustellen.
Im Muay-Thai Training müsste man sich da von einem überlegenen Gegner nahe an den Freeze prügeln lassen, um zu lernen, weiterzumachen.
In der SV gibt es für so was Stressdrills.
Es geht also weniger um Gewöhnung, die im Falle von Sport IMO eher hieße, dass ich einerseits die Situation kenne und daher vieles an das Unterbewusstsein delegieren kann, so mehr Übersicht bewahre und andererseits die Erfahrung gemacht habe, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn man mich schlägt, bzw. die Reaktionen geringer ausfallen.
Zitier doch mal bitte, wo Du meinst, dass in dem Artikel steht, dass man durch Sport auf den Ernstfall vorbereitet wird.
Wieso sollte Sportfechten den Körper in Todesangst versetzen?
Geändert von Pansapiens (29-04-2018 um 11:19 Uhr)
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