Mal ganz provokant anhand Deiner Fragen: Also kann ich Ausheber, die Guard, Triangle Chokes und viele weitere Dinge direkt aus meinem Programm schmeißen? Alles davon erfüllt (bei mir) (je nach Situation und Partner/Gegner) nicht Deine Anforderungen.
Das wirst Du doch vermutlich trotzdem unterrichten, wieso da - bei diesen Techniken - die Ausnahmen?
Wieso interessiert es mich, ob es evtl. gegen Leute funktionieren könnte, gegen die ich nie antreten werde, nie wissen kann, ob es funktioniert hätte oder überhaupt je eine Chance hätte und wie sieht es mit vielen der Techniken aus, die erst ab einem bestimmten Niveau nicht mehr wirklich gut funktionieren, was weniger an der Technik selbst, sondern dem Gegner liegt?
Schlussendlich sind meine Gegner und Trainingspartner die Personen, die mir ein Feedback liefern, mit dem ich arbeiten und mich verbessern kann - ich kann nur sagen, ob es tatsächlich funktioniert hat oder nicht und mich dann entscheiden, woran ich arbeite und was ich verbessere. Ob eine offensive Technik funktioniert, kann ich nur an Personen testen, die ungefähr auf meinem Niveau sind und bei denen ich die Technik überhaupt anbringen kann, sonst gäbe es (für mich) nicht eine Technik, die funktioniert. Dementsprechend wertvoll sind auch die Ratschläge und das Teilen von Erfahrungen der Leute, die viel fortgeschrittener sind und ähnliche Dinge bereits probiert haben.
Es gibt mMn schlicht nicht die Möglichkeit, sich zu fragen, wie das wohl gegen den „perfekten“ Gegner funktionieren würde oder gegen wen nicht. In der jeweiligen Situation war es eine legitime und effektive Technik, sie hat funktioniert; was in der Zukunft liegt, ist eine andere Frage und ein wichtiger Punkt ist mMn, dass jeder lernen muss, auch mit dem Zeug klarzukommen, sonst wird man evtl. doch mal auf dem falschen Fuß erwischt.
Es geht (mMn) im Training nicht darum, zu gewinnen, sondern sich möglichst dem Optimum anzunähern und sowohl offensiv wie defensiv dazuzulernen. Es ist also nicht das eigentliche Ziel, den Partner damit zu bekommen, aber es ist ein gutes Feedback, woran man noch arbeiten kann/will und mir wurde nach 6 Monaten zu verstehen gegeben, dass ich ruhig (/e: mehr) Kraft einsetzen oder auch mal rein mit der Physis gegen Submissions arbeiten solle und nicht „aufgeben“ (/e: i. S. v. bis zum eigentlichen Tap und dem Punkt, an dem ich aufgeben muss, nicht mit viel Kraft verteidigen, sondern lediglich leicht gegenhalten und versuchen technisch rauszukommen, bis man dann tatsächlich klopfen muss), weil ich merke, dass ich mich technisch nicht mehr befreien kann oder der Hebel/Würger (langsam) sitzt und nur noch beendet werden muss. (Stimmt, so kann der Partner seine bereits (gegen mich) funktionierende Technik noch weiter verbessern, auch wenn es für beide Seiten (noch) nicht so effizient ist.) Gleichzeitig habe ich, wenn mal intensiver oder härter gerollt wird, je nach Absprache und Partner, ein gutes Feedback darüber, wie gut ich die Technik bereits anbringen kann, ob ich es überhaupt „kompensieren“ kann/könnte - so wurde mir bspw. ausdrücklich gezeigt, was ich machen kann, wenn ich die Triangle beim individuellen Partner nicht geschlossen bekomme und das ist weder effizient noch eine schöne Technik - oder ich überhaupt ein Gefühl dafür habe, ob sich das „Risiko“ lohnt.
Egal ob Kampf, SV oder Wettkampf. Da zählt für mich ausschließlich die Effektivität. Ich (persönlich) werde im Kampf kein Risiko eingehen, um die bereits ausreichend effektive Technik noch effizienter zu machen; das ist der Weg bis zum Wettkampf. Da gibt es nur die eine Person, die relevant ist und gegen die es funktionieren muss. Im Stand heißt das, dass ich notfalls auch das sonst so effiziente und effektive Zeug über Bord werfen muss, wenn es nicht zur Situation oder dem Gegner passt und alles, was mir zum Erfolg verhilft, in diesem Moment gewünscht wird. Es spielt mMn keine Rolle, ob ich einen Gegner bezwinge, indem ich ihn schön sauber und effizient zum Abklopfen bringe oder nur mit einer effektiven Technik, die halt gerade bei ihm funktioniert hat. (Ersteres ist das langfristige Ziel, das Gewinnen jedoch erst einmal das primäre.)
Wirklich relevant wäre auch weiterhin die Frage, ob das eine improvisierte Technik ist oder etwas, worauf ich tatsächlich hinarbeite. Wenn ich nicht mehr weiter weiß oder nichts zu verlieren habe, klar. Wenn ich nur noch gewinnen kann, indem mein Gegner klopft, werde ich (persönlich) auch viel größere Risiken eingehen und immer die Submission suchen. Natürlich erst einmal die zuverlässigen, aber wenn die nicht funktionieren und man eine Idee hat, was klappen könnte oder es zumindest versuchen will... Darauf hinarbeiten würde ich nicht/nie und dafür „funktionierende“ Wege und Techniken aufgeben auch nicht. Ein Beispiel aus dem Stand wäre da bei mir eine Backfist. Ich werde sie nicht oft bringen, ich werde sie nicht verwenden, wenn ich merke, dass es auch sonst gut läuft und ich werde auch nicht aktiv darauf hinarbeiten, aber wenn es sich anbietet, warum nicht...
Dasselbe bei „unkontrolliertem Positionsverlust“, wenn man die Konsequenzen akzeptieren kann und weiß, dass man auch damit klarkommt, wenn es schief geht.
Im Training ist das für mich relativ irrelevant, da gibt’s eh kein gewinnen und verlieren, da wird dann eher getestet, was einem den Weg zum Sieg ebnen könnte, was funktioniert und risikoreich gespielt und geübt. Wieso sollte ich Techniken nicht verwenden, nur weil sie bei den BBs kaum noch (erfolgreich) eingesetzt werden und wie bereite ich mich darauf vor, dass man mich nicht genau mit dieser Technik bekommt, weil ich sie nie gesehen oder mit ihr trainiert habe?
Wieso interessiert es mich, ob die Technik evtl. auch gegen jemanden funktionieren könnte, der in jedem Bereich mit mir den Boden aufwischt und gegen den ich die Technik nie anbringen können werde?
Wünschens- und erstrebenswert, schlussendlich zählt jedoch primär das Ergebnis, oder? Das ist der Anreiz im Training, aber keinerlei Ausschlusskriterium (für mich) für eine Technik. Wie gesagt, ich mag Ausheber und habe sie auch als legitime Technik kennengelernt .
Wieso 20kg? Vermutlich einfach eine aus dem Bauch gewählte Zahl für einen schwereren Partner/Gegner? Falls das nur eine willkürliche Zahl ist, stellt sich mir die nächste Frage, warum das dann relevant ist und man nicht lediglich sein Spiel daran anpassen sollte? Auch unsere 70kg Leute, die bevorzugt ihre Guard spielen, verzichten darauf gegen die >100kg Jungs und sei es nur für den Rücken.
Das ist doch das Sahnehäubchen, das definitiv ein Ideal darstellen kann und Perfektionismus anzustreben ist doch sehr geläufig, aber schlussendlich sehe ich persönlich immer wieder, dass, bereits lange bevor dieses Ideal überhaupt erreicht wird, der Kampf beendet ist.
Definitiv ein Ziel, hat aber doch nichts mit der Ausgangsfrage zu tun, oder? Schlussendlich wird doch jeder im Wettkampf die Lücken füllen und nicht einfach akzeptieren, dass die andere Person technisch besser ist. Gleichzeitig sind beides absolut essentielle Punkte für den Erfolg einer Technik, wo ziehe ich also die Grenze? Ich war anfangs ziemlich überrascht auf Open Mats, wie viel Kraft doch dieses „möglichst kraftlose“ Arbeiten beinhaltet und wie wenig Erfolg ich bereits im Techniktraining hatte, so ganz ohne Kraft und nur mit (möglichst) sauberer Technik .
Mich würde die Antwort immer noch sehr interessieren, wer das überhaupt als Technik bezeichnet hat, ob es gezielt eingesetzt und darauf hingearbeitet wurde oder ob es lediglich Gelegenheitsaktionen sind? Ich habe auch noch nicht erlebt, dass jemand bewusst die krafteinsetzende und brachiale Variante oder das mit Kraft Herumreißen trainiert oder man es ihm erklärt hätte, das wird dann einfach beim härteren Rollen oder bei Wettkämpfen gemacht, oder?
Wie gesagt, ich hab - was bei meiner Erfahrung nicht viel heißen mag - noch nicht erlebt, dass das aktiv trainiert, erklärt oder geübt wurde. Es wurde immer erklärt, wie man technisch zum Ziel kommt und das Kompensieren lief dann "automatisch" und von den "Improvisationen" hab ich auch kaum eine als "Technik" kennengelernt und wenn doch, hatten die immer ihre Berechtigung.
Ich meine es im sport- und bewegungswissenschaftlichen Sinne und finde die Bezeichnung offen gesprochen unglücklich gewählt - in diesem Faden.
(Deshalb tue ich mir auch so schwer etwas bzw. eine Bewegung als „falsch“ oder „richtig“ zu bezeichnen - sowohl hinsichtlich der äußeren als auch der inneren Biomechanik. Das gibt es (in meinem Verständnis der Biomechanik) schlicht nicht, sie liefert nur, aber wertet nicht im direkten Sinne. )
Zum Rest nur ein +1 .
Das wäre eine „solide Technik“? Erneut die Frage: Wer hat es als Technik bezeichnet oder sind es eher improvisierte oder verzweiflungsbedingte Angelegenheiten? Wenn sie jedes 10. Mal funktioniert, würde ich sie zumindest im Hinterkopf behalten, wenn der Rest nicht funktioniert...
Was wären denn „gängige“ Techniken, die keine ‚vollkommenen Exoten‘ sind, um die es sich überhaupt zu diskutieren lohnt? Wie gesagt, Müll bleibt Müll, da gibt’s doch nix zu diskutieren.
Es gibt Techniken, die ab einem bestimmten Niveau/Level des Gegners kaum noch funktionieren oder angewendet werden, generelle Exoten (Flying Armbar), die einfach kaum jemand vom Stapel lässt oder Techniken, die dem Regelwerk geschuldet sind oder nur unter diesem so gut funktionieren (können), wie sieht’s damit aus?
Wieso ist das ein anderes Thema? Das sind genau die Bedingungen, die Du in Deinen eigenen Fragen selbst aufgeführt hast. Genau das waren doch Ausschlusskriterien für eine Technik?
Das kann man messen und daraus kann man folgern, aber das (Folgern) macht nicht die Biomechanik .
LG
Vom Tablet gesendet.