Zitat Zitat von Antikörper Beitrag anzeigen
Ja das "möglich tödlich" relativiert die ganze Aussage halt. Ist die Krafteinwirkung groß genug, kann so einiges potentiell tödlich sein.



Also du würfelst da einiges Durcheinander.

Der Begriff "Vitalpunkt" ist aus medizinischer Sicht nicht definiert und so auch zu unpräzise/unsinnig. Das Wissen über die Anatomie des Gegners ist in den "alten"/"traditionellen" Kampfkünsten essentiell, aber IMMER im Bewaffneten Kontext zu sehen. Also wo die relevanten Stellen im Körper sind (Gefäße, Sehnen), wie die Beschaffenheit des Zieles ist (weich, hart) und wie man effektiv Schaden daran anrichtet (Stich (Ein- und Austrittswinkel), Schnitt) usw. usf. Es gibt Stellen im menschlichen Körper wo sensible Nervengeflechte exponiert direkt "unter der Haut" liegen, z.B. der seitliche Hals. Eine große stumpfe Einwirkung in diesem Bereich hat definitiv auch Wirkung. Und dann gibt es die "Akupunktur-Punkte" in der TCM, die im Wesentlichen auf das System der Meridiane basieren.

Das alles hat aber im Endeffekt nichts damit zu, dass ich nur präzise auf die Stirn tippen muss und schon kann sich ein, wie schreibst du, "kleinerer schwächerer gegen (vermeintlich) überlegene Gegner wehren". Das Wissen über die Anatomie des Gegners ist sicherlich wichtig, aber diese Formulierung ist halt einfach Wunschdenken. Dieses "die alten Meister haben das geheime Wissen über tödliche Punkte am Körper nicht weiter gegeben" kann man getrost in die Bullshito Ecke schieben...
Zur ersten Aussage: Nein, es geht nicht um "genügend große" Krafteinwirkung! Es ist eher das Wissen um das "Wie".

Zur zweiten Aussage, erster Satz: Auch da irrst Du, da das fasziale System des menschlichen Körpers im wesentlichen in seinen Funktionsbahnen die Meridiane der TCM abbildet. Und wenn man "aus medizinischer Sicht" schreibt, dann ist da wohl in erster Linie die westliche Medizin gemeint und diese Diskussion sollten wir uns hier sparen, das wird unendlich. Ich habe glücklicherweise einen Hausarzt, der auch alternative Methoden praktiziert und zulässt. Ebenso, wie ich Lehrer habe, die mit "asiatischer" Medizin vertraut sind. Die Mischung macht's! (Dass Globuli nicht gegen Streptokokken helfen sollte klar sein...). Dem Rest stimme ich zu.

Was an dem zweiten Absatz auszusetzen sein soll, entzieht sich meiner Vorstellung. Natürlich gehört, wie immer und überall, Übung und Training, verbunden mit dem Wissen und der Art und Weise der Anwendung dazu, das wird niemand abstreiten. Aber die von mir o.a. Punkte (bei Funakoshi "Jintai kyushô) sind real und wirksam.

Auch den letzten Satz kapiere ich nicht - wir "streiten" uns bis heute mit den "alten" Meistern über diese Techniken und ihre Relevanz in der KK (ich spreche jetzt speziell vom Karate). Einigen sind die Sachen bekannt, aber sie lehren es nicht (ich frage mich dann immer, was sie an bestimmten Stellen in bestimmten Kata machen???). Andere "wissen" es, zeigen es aber nicht. Warum kann man nur mutmaßen. Fakt bleibt aber doch, dass die gesamte verfügbare (Karate)Literatur (auch vieles aus Judo, Ju-jutsu usw. - meine Budobibliothek hat derzeit über 550 Titel) diese Sachen (früher!!!) gelehrt hat und man - sagen wir mal spätestens - ab den späten 50er-Jahren das alles weggelassen hat.
Wer sich die Nakayama-Video-Reihe der Shotokankata HEUTE (!) anschaut, kann doch über das dort gezeigte Bunkai nur müde lächeln - teilweise ist es sogar peinlich, was da gezeigt wird.
Einen Sinn würde Deine Aussage machen, wenn Du das allgemein bekannte Bunkai der "alten" Meister in die Tonne treten oder in die "Bullshido-Ecke stellen würdest, so von wegen Gedan-Barai vs Mae-Geri usw.