Hi Martin,
Sorry, hat ein wenig gedauert. Hatten gerade langes Wochenende.
Du, sollte Iizasa-Soke heute sagen, dass wir ab morgen Gekiken machen: Count me in. Ich bin der letzte, der sich diesem entgegen stellen würde - solange dieses auf vernünftigem Boden fruchtet. Ich habe für meine Schule einfach keine handfesten Fakten, die belegen, dass wir irgendwann mal aktiv in Gekiken involviert waren. Ja, es gibt da ein, zwei ominöse Einträge - aber die laden nur zum spekulieren ein. Was man aber sagen kann ist, dass gewisse Shiai-Techniken unterrichtet wurden. Aber ein eigenes Keiko hierfür? Das wäre mir neu.
Für meine zweite Schule sieht es ähnlich aus - ebenfalls keine Informationen zu einem gesonderten Gekiken-Keiko, obwohl man hierzu auch sagen muss, dass in diesem Fall der Bo im Vordergrund stand und nicht das Schwert.
Eure Ansichten bzgl. Authentizität sind halt ganz klar von der Zeit beeinflusst, in der die Schulen aufblühen konnten. Das aber alle Schulen jenes praktiziert haben wage ich zu bezweifeln. Und wenn doch, lasse ich mich natürlich gerne belehren.
Mein Satz bezogen auf die Effektivität zielte eher nicht auf technische Dinge ab. Schlussendlich weiß man bei einem Shiai, dass es schlussendlich nur ein Shiai ist. Wie soll man z.B. den Umgang mit Angst trainieren? Die Angst, dass man jemanden unter Umständen das Leben aushaucht? Oder die Gewissheit, dass man selbst Schaden nehmen, wenn nicht sogar getötet werden kann? Welchen Einfluss haben solch Dinge auf die Psyche? Wie bereits mehrmals geschrieben: Gekiken ist ein gutes Tool und es offenbart interessante Einsichten, aber hierbei schlussendlich von Authentizität zu sprechen? Mir fehlt da das entscheidende Etwas: Die reale Auseinandersetzung im Kampf - und der bleibt heutzutage gänzlich aus.
Schlussendlich bin ich der Meinung, dass in eurem Fall vieles ein wenig ungeschickt (vielleicht unbewusst?) kommuniziert wird. Wieso muss man z.B. immer von Herausforderungen sprechen? Das hat für mich immer einen faden Beigeschmack. Als ich das Vergnügen hatte mit der Tennen Rishin-ryu zu trainieren wurde ich eingeladen und nicht herausgefordert (bzw. habe eine Herausforderung von meiner Seite aus ausgesprochen). Alles verlief sehr unspektakulär: Ich habe einfach nur an derem Keiko teilgenommen - mehr nicht.
An Tai_Eule:
Ich hatte es oben bereits kurz erwähnt, dass in meinen Schulen kein Gekiken, etc. trainiert wird bzw. mir auch keine Aufzeichnungen vorliegen, die anderes behaupten. Daher sind meine Nachforschungen diesbezüglich (bis jetzt) auch sehr limitiert. Wie ich erwähnt hatte, existieren Shiai-Techniken innerhalb der Shinto-ryu. Wer mehr darüber erfahren möchte, der kann die entsprechende Passage bei Otake Risuke im "Heiho" nachlesen. Weshalb Gekiken aber schlussendlich nicht praktiziert wurde, kann ich nicht beantworten.
Nachtrag: Aber ein paar Gedankenspiele:
- Zunächst war die Shinto-ryu keine an eine Han gebundene Schule. Sprich: Niemand konnte ihr von oben herab vorschreiben was sie zu tun oder lassen hat.
- Sie war nicht in Edo angesiedelt und stand daher nicht wirklich in Konkurrenz zu anderen Schulen und musste sich diesen "anpassen"
- Trotzdem kamen - insbesondere während der Bakumatsu-Zeit - viele Schüler nach Katori um sie zu lernen. Also muss die Schule einen gewissen Reiz gehabt haben. Das Ausüben von Gekiken war hier wohl einfach eine Nebensache.
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