Hallo,

erstmal Danke für’s Lesen meines neuen Buchs und dann natürlich für die Nachfrage!

Y. Funakoshis (1906–1945) Ratschlag finde ich tatsächlich wichtig, und zwar aus drei Perspektiven. Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich voranstellen, dass der Adept den Kern des Karate bereits kennt und einigermaßen verkörpert. Andernfalls kann dieser Ratschlag „Chaos“ verursachen. Die erste Perspektive ist kampftechnischer und –taktischer Natur. Wenn ich als Karate-Anhänger z. B. „nur“ Karate „kenne“, nicht aber das Bajonett (Jūken), dann könnte es schnell Probleme geben, wenn ich von einem Bajonettträger angegriffen werde. Folglich versuchte Yoshitaka sein Karate (im Übungsumfeld) gegen solche Stichbewegungen einzusetzen.

Ein Karate-Adept sollte zweitens ab einem bestimmten Punkt keine Probleme mehr damit haben, eine Waffe aus einer anderen Kampfkunst in die Hände zu nehmen und mit seiner „Karate-Körpermechanik und –Taktik“ einzusetzen. D. h. er sollte z. B. ein Bajonett nehmen und auf der Grundlage seines Karate einsetzen können.

Die dritte Perspektive betrifft das Lernen und Lehren. Wie bei jeder Kunst kann ich als Übender (oder Lehrender) hin und wieder gegen eine Wand laufen, d. h. an einem Punkt nicht weiterkommen, obwohl vom Kern her klar ist, was ich lernen/umsetzen (oder lehren) möchte. In dem Fall kann es hilfreich sein, das Training einer anderen Kampfkunst (oder einer Sportart) zu beobachten, um deren Methodik oder Trainingsabläufe kennenzulernen. Möglicherweise helfen sie mir, ein bestimmtes Übungsziel in meinem Karate mit einem anderen Mittel zu erreichen. Nochmal: der Kern bleibt derselbe, aber je nach Person (oder Kultur) können sich bestimmte Äußerlichkeiten der Methodik u. Ä. ändern.

Grüße,

Henning Wittwer