Ausgelagert aus https://www.kampfkunst-board.info/fo...74#post3672174

Zitat Zitat von DatOlli Beitrag anzeigen
Ich gebe dir Recht, dass das Kampfkunst Training nicht Gewalt beinhalten muss.
Ernsthaft? Für mich bedeutet KK/KS Gewaltkompetenz aufzubauen.
Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
Gehört Gewaltkompetenz auch zu den sozialen Kompetenzen?
Zitat Zitat von DatOlli Beitrag anzeigen
Für mich persönlich ja. Aus meiner Sicht war Gewalt schon immer ein Begleiter unser Spezies und auch ein Mittel um Gesellschaften zu kontrollieren bzw. zu lenken.
Und ein Mittel, um sich gegen die Kontrolle und Lenkung zu widersetzen.

Zitat Zitat von Münsterländer Beitrag anzeigen
Zumal auch Gewalt in dieser Gesellschaft immer noch Gang und Gäbe ist.
Nur meistens nicht mehr körperlich.
Fängt ja schon bei staatlichen Regelungen an (Zwang). Geht über den Chef ("du machst so, sonst raus" ist genau genommen eine Art Erpressung)
(Auch?) ich verstehe unter Gewalt, dass jemand gezwungen wird oder werden soll, gegen seinen Willen und/oder seine Bedürfnisse zu handeln.
Bei einem Arbeitsverhältnis hat da allerdings jemand einen Vertrag unterschrieben und sich damit freiwillig der Weisungsbefugnis der Vorgesetzten untergeordnet.
Wenn er diese vertragliche Vereinbarung bricht, ist der Arbeitgeber natürlich auch nicht mehr an seinen Teil der Abmachung gebunden.
(Klar kann man die Durchsetzung des Hausrechts ("raus") als Gewalt bezeichnen, aber dabei geht es um Gewalt, um Regeln durchzusetzen, ohne die ein geordnetes Zusammenleben in der Komplexität der modernen Welt IMO nicht möglich wäre.
In diese Regel habe ich zwar nicht eingewilligt, aber ich finde es grundsätzlich gut, dass es so etwas gibt, weil ich dieses Recht auch selbst in Anspruch nehmen will.)

Ähnlich sehe ich es mit Kampfsport: Dort wird mir zwar vom Gegner Gewalt angetan, in dem er mit mir Dinge macht, die ich ausdrücklich nicht will, ich habe aber darin eingewilligt. Umgekehrt darf ich das gleiche. Dass sich der andere wehrt und meinen Bemühungen Widerstand entgegen setzt, ist ja Teil des Spiels.
Daher ist für mich Kampfsport auf einer Metaebene nicht wirklich Gewalt, sofern man freiwillig daran teil nimmt und darüber gewacht wird, dass die Regeln eingehalten werden.
So wie SM auch nicht wirklich Folter ist, wenn man freiwillig mitmacht und jederzeit abbrechen kann.

Zitat Zitat von Münsterländer Beitrag anzeigen
Und natürlich muss man damit umgehen können, sowohl aktiv wie passiv. Ist m.E. eine ganz wichtige soziale Kompetenz.

BTW.: Körperliche Gewalt (die hat man ja meist vor Augen bei dem Thema) wurde jüngst ziemlich geächtet, was prinzipiell auch gut ist.
In unserer Gesellschaft ist es in der Tat für die meisten eine wesentliche soziale Kompetenz (Fähigkeit, die das Zusammenleben mit anderen erleichtert), Konflikte nicht mit körperlicher Gewalt auszutragen.
Kinder müssen das erst mal lernen.
Gewaltkompetenz, im Sinne von "Fähigkeit, effektiv körperliche Gewalt auszuüben" braucht man dagegen, natürlich abhängig von dem Umfeld, nicht unbedingt.
Wir leben ja in einer arbeitsteiligen Gesellschaft und bei uns wird auch körperliche Gewalt delegiert.
Selbst die Wehrpflicht ist ja abgeschafft.

Zitat Zitat von Münsterländer Beitrag anzeigen
Nur finde ich, wir übertreiben es bisweilen, bzw. wir erachten körperliche Gewalt m.E. als unverhältnismäßig schlimmer.
"Der, der als erster haut, ist immer schuld" ist ja nicht selten die Denke. Finde ich je nach Einzelfall auch nicht immer richtig.

Der reissende Fluss wird gewalttätig genannt,
aber das Flussbett, das ihn einengt, nennt keiner gewalttätig.

-Bert Brecht-

Ich sehe mich dabei nicht als Teil dieses "wir".