Hallo zusammen!
Also zunächst einmal gefällt mir die Diskussion in dem Thread so gut, dass ich mir jetzt alle 19 Seiten durchgelesen habe.
Ich bin ein Freund der Polizei. Ich behandle jeden Polizisten mit Respekt. Genauso wie ich jeden anderen Menschen zunächst mit Respekt behandle. Ein Polizist der mir z.B. in einer allgemeinen Verkehrskontrolle begegnet begegne ich mit noch mehr mit Zurückhaltung, da die armen Polizisten mitunter sehr gestresst sind. (das ist ja hier auch schon irgendwo im Verlauf des Threads genannt worden) Oftmals sind das junge Burschen die noch nicht so routiniert und daher auch ziemlich gestresst sind. Ich habe auch erlebt, dass man sich mit Polizisten normal unterhalten kann sobald der grundsätzliche Vorgang geklärt ist. Ich sehe auch überhaupt keinen Grund - wirklich keinen - einen Polizisten bei einer einfachen Personenkontrolle oder Verkehrskontrolle nicht zu unterstützen.
Meine Frau ist Strafverteidigerin und somit bekomme ich als Ehemann viele Dinge mit die nicht jeder Otto-Normal-Bürger so erfährt. Man macht sich keine Vorstellung davon was es für Leute unter unseren Mitbürgern gibt. Damit meine ich natürlich nicht Beschuldigte - sondern zweifelsfrei verurteilte.
Das beschriebene Verhalten, dass es Leute gibt die auf peinlicher Einhaltung der Gesetze bei anderen bestehen - aber bei sich selbst nicht so - habe ich auch schon öfter erlebt. Das ist auch bei Polizisten mitunter so. Wie schon geschildert ist hier die Gewaltenteilung das kostbare gut, dass alles in Balance hält. Zusammen mit der Dienstaufsicht. (Zum Thema "Who watches the Watchers") Natürlich gibt es ausnahmen von der Dienstaufsicht. Eine die ich sehr gut verstehen kann: Richter. Eine die ich nicht 100%ig unterschreibe: Professoren. Da könnten wir jetzt drüber streiten - wäre aber nicht das Thema des Threads.
Ja - es gibt auch bei der Polizei mitunter Fehltritte. (welch "Überraschung")
Früher habe ich eine Zeit lang im Nachtleben gearbeitet und so kam ich im laufe von 8 Jahren auf einige Erfahrungen mit der Polizei. Meistens weil wir die Polizei gerufen haben. Der Grund war oftmals, dass sich Gäste äußerst daneben benommen haben. Zum Beispiel eine Schlägerei bei einer Veranstaltung. Der Reflex der meisten Menschen die mit Gewalt konfrontiert werden ist Flucht. Es gibt Ausnahmen von manchen äußerst unvernünftigen Frauen (und ja - mehrheitlich Frauen) die meinen sich zwischen zwei Prügelnde Männer zur Schlichtung stellen zu müssen. (da sind schon schlimme Dinge passiert wegen dieser Dummheit) Aber abgesehen davon - die Leute haben eine Tendenz eine Schlägerei zu meiden und nicht derjenige sein zu wollen der da reinhüpft um für Ruhe zu sorgen. Jetzt ist ein Polizist (welche weitere Überraschung) einfach nur ein normaler Mensch mit den besonderen Aufgaben die ihm als Polizist gestellt werden. Wir halten also fest: die meisten verlassen den Ort der Probleme. Die Polizei wird gerufen und muss jetzt zu dem Ort der gerade ein Problem hat (und wo die meisten eher gehen) um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Ich hätte da keine Lust drauf.
Viele Leute haben ein völlig falsches Bild vom Durchschnittspolizeibeamten. Wie ich das mitbekommen habe schreiben hier ein paar mit. Berichtet doch mal wie oft ihr schießen gehen müsst. Wie oft geht ihr von Dienstwegen her zum Kampfsport. Also nicht aus Eurem privaten Wunsch heraus - sondern weil der Dienstherr es angeordnet hat?
Wir haben bei uns im Training einen Polizisten der deswegen bei uns trainiert weil das was er während der Ausbildung und nach der Ausbildung dafür gemacht hat - in seinen Augen nicht ausreichend war.
Weiter vorne wurde mal berichtet von der Polizei die gerufen wurde weil jemand eine Waffe abgefeuert hat. Ich meine wie undankbar ist das denn? Man wurde angerufen "Da schießt jemand mit einer Waffe" und man steigt in das nächste Auto und sucht denjenigen der mit einer Waffe herumgeschoßen haben soll. Das da die Situation "angespannt" ist ist ja wohl mal mehr als verständlich. Ich verstehe auch nicht warum hier immer gleich eine "Verschwörung" gewittert wird. Genauso das gelaber mit links und rechts. Lasst doch den Käse weg. Last die armen Menschen ihre Arbeit machen.
Was auch nicht selten ist, vor allem Seitens der Strafverfolgung: (damit meine ich nicht nur die Polizei sondern auch die Staatsanwaltschaft) die Forderung nach mehr Information. Eine Kennzahl zur Bewertung "wie gut ist unsere Strafverfolgung" ist die Anzahl der aufgeklärten Verbrechen. Mehr Information hilft eher mehr dabei ein Verbrechen aufzuklären als weniger Information. Daher: Videoüberwachung und was weiß ich noch alles. Das kollidiert aber (und da kann man nichts machen) mit der Privatsphäre des Einzelnen. Da führen dann die meisten die wirklich unglaublich dämliche Aussage "aber ein unbescholtener Bürger der nichts verbrochen hat, hat auch nichts zu verbergen" an. Das ist schlicht und ergreifend nicht wahr. Wer auch immer dieses Statement von sich gibt hat nicht lange genug darüber nachgedacht ob es Informationen gibt die "privat" sind. Beispiel: mein Glauben, wen ich Liebe, meine Sexualität, meine Gesundheit und vieles weitere mehr. Der Einzelne soll bei manchen Informationen darüber entscheiden können wem er eine Information gibt und wem nicht.
Insofern ist das Thema Datenschutz immer wieder Streitpunkt. Da gibt es einfach unterschiedliche Blickwinkel mit unterschiedlichen Informationsbedürfnissen.
Gut. Dann wurde das Thema Berlin angesprochen. Resultat: Weihnachtsmärkte werden jetzt bewacht.
Ganz gleich was passiert: die Leute schreien anschließend, dass dagegen etwas unternommen werden soll. Die Politik ist dann gezwungen "etwas zu unternehmen" damit man sich nicht vorwerfen lassen muss nichts getan zu haben. Aber ganz ehrlich: das Leben ist so, dass auch schlimme Dinge passieren. Egal wie viele Maßnahmen wir ergreifen, wir werden keine zukünftigen Tragödien ausschließen können. Suizid ist in Deutschland zum Beispiel nicht verboten. Es springen jedes Jahr immer wieder Leute von Dächern. Da könnte man jetzt als hysterische Maßnahme ergreifen, dass jeder Hausbesitzer einen extrem hohen Zaun auf sein Dach bauen muss, damit da keiner mehr runterspringen kann. Dann springt er halt aus dem Fenster. Oder erhängt sich, oder was weiß ich. Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will.
Dann gab es bei einem Konzert einen der sich mit einer Bombe in die Luft sprengen wollte. Konsequenz: Taschenkontrolle. Wir sind uns einig, dass eine Taschenkontrolle aufwändiger ist als die bloße Kontrolle eines Tickets. Heißt: das dauert länger. Eventuell erschwere ich, dass jemand im Konzert eine Bombe bei sich trägt. Nur bilden sich jetzt deutlich größere Warteschlangen. Dadurch die Menschenmasse bei der Taschenkontrolle in Gefahr. Ich brauche jetzt nicht mal mehr ein Ticket um relativ viele Menschen noch vor dem Konzert zu erwischen. Das heißt: es gibt keine absolute Sicherheit. Das weiß auch die Polizei. Insofern ist das Credo mit Sinn und Verstand Maßnahmen zu ergreifen und nicht einfach nur "weil was schlimmes passiert ist". Manche Dinge lassen sich nicht verhindern. Das ist tragisch - ja - aber es ist so.
Unsere Polizisten - wir können froh sein das wir sie haben (genauso wie Sanitäter, Feuerwehrleute und das THW) - sind normale Menschen. Wenn ein Polizist zum Beispiel bei einer unrechtmäßigen Aktion Beweise finden würde - dann sind die ungültig. Beispiel: bei einer unrechtmäßigen Hausdurchsuchung werden Drogen gefunden. Da gibt es viele Beispiele für. Wenn der Polizist also keinen Stress mit dem Staatsanwalt will - dann passt er auf, dass seine Aktionen rechtmäßig sind. Alles in allem kann man also sagen: die Polizisten haben einen undankbaren Job. Ich bin dankbar das es sie gibt.
Gruß
wusau