Zitat von
Inryoku
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Es belustigt mich nur das ein deutscher Aikido-Schüler glaubt, er habe als nicht-Japaner einen tieferen Einblick in die japanischen Schwertschulen, als jemand, der sein Leben lang kaum etwas anderes getan hat als Budo zu üben, mit den bekanntesten Budomeistern seiner Zeit Umgang hatte, mit ihnen befreundet war oder die sogar seine Schüler waren, und Austauschmöglichkeiten hatte von denen ein deutscher Aikido-Schüler nur träumen kann, auch wenn er ein paar Leute kennt die eine Koryu üben.
Ich verstehe CarstenM. da ganz anders - meiner Meinung nach versucht er eine Einordnung des Dargestellten vorzunehmen, nicht aber eine normative Bewertung und schon gar keine "ich-bin-besser-als" Logik anzubringen. Im Übrigen sehe ich diesen Versuch auch bei den Herren im Video: sie sehen das Gezeigte und bewerten es im Rahmen ihrer Übungslogik. Und mal ehrlich: dieser ganze Faden ist voller Spekulationen über das Können von Ueshiba. Entscheidend finde ich persönlich auch gar nicht so sehr, wie groß das Können O'Senseis mit dem Schwert tatsächlich war und ob dies einem bestimmten Niveau einer spezifischen Schule entsprach, sondern welche Auswirkungen auf das Aikido erkennbar sind. Dazu halte ich es für zielführend sich bewusst zu machen, welche Schulen tatsächlich Einfluss auf sein Üben hatte - eine Bewertung seiner Qualität in eben diesen aber für weniger relevant.
Zitat von
Inryoku
Genau, aus deiner Sicht. Und die könnte ja begrenzt sein...
du bist einer von was weiß ich wie vielen, die eine persönliche Sicht auf Ueshibas Aikido haben, und für sich da etwas gefunden haben was sie verfolgen können.
Aber das ist vielleicht doch nur der Rüssel des Elefanten...
Nebenbei: das halte ich für ein schwaches Argument. Jede mennschliche Perspektive ist begrenzt, also wird es auch die von O'Sensei gewesen sein. Die Frage ist doch nicht ob die subjektive Perspektive Grenzen hat, sondern ob das vorgebrachte Argument nachvollzogen werden kann. Im übrigen glaube ich, dass aus Aussagen wie eben dieser der Vorwurf von CarstenM. resultiert, dass du O'Sensei mystifzierst, denn das dahinterliegende Argument ist, dass es uns unmöglich ist den ganzen Elefanten zu sehen, da dieser nur von einem in seiner Toatlität erfasst werden konnte. Natürlich ist es so, dass der Erfinder von etwas sehr wahrscheinlich den tiefsten Einblick in das Wesen der Erfindung hat, diese Feststellung ist jedoch banal. Ihr liegt aber die Vorstellung von der einen wahren Lehre zu Grunde (einer ahistorischen Konstanten), die von keinem sonst erfahren oder durchdrungen werden kann - dies ist mMn problematisch, da die Vorstellung tatsächlich eine Gestalt auf einem Podest produziert, die unnereichbar ist, woraus resultiert, dass man ihr niemals kritisch, auf Augenhöhe begegnen kann. Ich würde stattdessen vorschlagen, sich von der Idee des einen Aikido zu lösen (die mMn historisch auch nicht haltbar ist) und sich stattdessen auf historisch verankerte Aspekte des Übens zu beziehen und diese in ihrem Kontext zu reflektieren.
"Leicht einen sitzen und keine Termine." Harald Juhnke