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Thema: Ueshiba's Weapons

  1. #61
    Gast Gast

    Standard

    Naja, die "Experten" der Diskussionsrunde bescheinigen ihm dieses hohe Level ja aufgrund des Fiilmmaterials der späteren Jahre, und auch Ellis Amdur tut das in "hidden in plein sight" (powerful cuts with abreviated movements, efficient and powerful use of his body, etc.), natürlich hat keiner von denen ihn jemals lebend gesehen.
    Aber es gibt ja noch genügend Berichte von Personen, die ihn lebend gesehen haben, und ihm ebenfalls ein hohes Können nicht nur mit dem Schwert, aber auch mit dem Speer bescheinigten.

  2. #62
    Registrierungsdatum
    25.05.2011
    Beiträge
    294

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    Zitat Zitat von Inryoku Beitrag anzeigen
    Natürlich nicht, aber es geht darum dass er Fähigkeiten entwickelt hat, die denen hochrangiger Schwertmeister ebenbürtig sind, und das schafft man doch nicht aus sich selbst oder aus dem Üben eines Budo heraus, dass an sich mit Waffen nichts zu tun hat.
    Jetzt geraten mMn Dinge durcheinandern: mit Waffen nichts zu tun haben und eine spezifische Schwertschule "ordentlich" lernen sind zwei vollkommen verschiedene Sachen. Wie du ja schon schriebst, finden sich im Daito ryu sehr wohl Parallelen zur Schwertführung (Struktur, Schneiden, usw.). Jemand, der also sehr gut im Daito ryu war (was bei O'Sensei ja bescheinigt ist) kann diese Grundfähigkeiten doch auf andere Bewegungsformen übertragen, wenn er sich mit diesen beschäftigt. Das ersetzt natürlich nicht das Üben einer spezifischen Schwertschule, ermöglicht aber einen wesentlich anderen Zugang zum Schwert. Oder anders ausgedrückt: jemand der mit dem Schwert kämpfte und intensiv Daito ryu trainierte wird nach einem halben Jahr Training mit dem Schwert wesentlich besser sein als jemand ohne dieses Vorwissen. Soll heißen: für O'Sensei war es gar nicht nötig eine Schwertschule intensiv zu üben um eine Bewegungsform mit dem Schwert zu entwickeln die zu seinem Budo passt.
    "Leicht einen sitzen und keine Termine." Harald Juhnke

  3. #63
    Gast Gast

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    Mir kommt es darauf an, was jemand zeigen kann, oder was er machen kann, und nicht, wie viele ura-katas einer bestimmten Schule er gelernt hat, was manchen anscheinend als Beleg dafür dient, wie gut jemand gelernt hat mit dem Schwert umzugehen.
    Wenn jemand offensichtlich auf einem sehr hohen Level seinen Trainingspartner/Angreifer/Gegner kontrollieren kann, perfekte Kontrolle über den Abstand hat, mit dem richtigen Tempo extrem schnelle und kraftvolle Techniken anbringen kann, worüber wird dann diskutiert?
    Das Ueshiba keine klassische Schwertschule unterrichtet hat steht doch außer Frage, das sind alles keine neuen Erkenntnisse.

  4. #64
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Captain Kürbis Beitrag anzeigen
    Jetzt geraten mMn Dinge durcheinandern: mit Waffen nichts zu tun haben und eine spezifische Schwertschule "ordentlich" lernen sind zwei vollkommen verschiedene Sachen.
    Aber das ist doch genau das, was Carsten so gerne postuliert: Das Ueshiba seine Waffentechnik aus einem taijutsu entwickelt hat, dass mit Waffentechniken nichts zu tun hatte, und keinen Bezug zu Prinzipien und Bewegungsmechaniken des Waffenkampfes hatte, und das deshalb sein Schwert eben auch nur eine Art taijutsu mit einem Stück Holz in der Hand sein konnte.
    Und er versucht es immer wieder damit zu belegen, dass er einen "vertieften Einblick" in zwei Koryu hat, was immer das heißen mag, wenn man weder eine Graduierung in einer Koryu hat, Mitglied in einer ist (was ja angeblich auch überhaupt nichts bedeutet, selbst wenn man Keppan geleistet hat), oder irgendwie sonst ein überzeugender Beleg dafür existiert, dass man da vertiefte Kenntnisse hat, außer dass man ein paar Jahre ein für Aikido angepasstes, von der Ursprungsschule nicht akzeptiertes Derivat einer Schwertschule geübt hat.

    Das Gegenteil ist aber der Fall, Ueshiba und auch Takeda haben immer betont, dass daito ryu und eben später Aikido auf den Prinzipien des Schwertes beruht.
    Daito ryu ist eine Schule, deren taijutsu oder dessen Bewegungsmechanik eben aus den Waffenkünsten kommt, und auch technisch einen engen Bezug zu den Waffentechniken hatte.
    Geändert von Gast (23-01-2019 um 09:55 Uhr)

  5. #65
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Eskrima-Düsseldorf Beitrag anzeigen
    Wenn ich das hier richtig verfolgt habe, ist genau das die Frage.
    Ja, das ist in der Tat auch aus meiner Sicht das Thema dieses threads. Und seit ich übe auch die Frage, die mich in Bezug auf das aiki ken von Ueshiba beschäftigt.

    Ich habe es von Anfang an so kennengelernt, das sowohl aiki ken, als auch ken jutsu unterrichtet wurden. In dem dôjô meines ersten Lehrers wurden diese beiden Weisen mit dem Schwert umzugehen technisch klar gegeneinander abgegrenzt. Und waren auch im Stundenplan des dôjô voneinander unterschieden. In dem Verein, in dem ich heute übe und unterrichte, ist das ebenso: Es gibt das Waffentraining im Rahmen des aikidô. Und es wird – an einem anderen Tag – kenjutsu (u.a.) unterrichtet.
    Ich meinen Ohren klingen daher die Aussagen der Diskutanten in dem Video, das Luggage gepostet hatte, ganz selbstverständlich:
    Daß nämlich die Schwertarbeit Ueshibas nicht an anderen kenjutsu zu messen sei, sondern kontextuell, also im Rahmen seines eigenen budô zu verstehen ist. Ein Übungssystem mit Schwert, das er aus dem tai jutsu des aikidô entwickelt hat.
    Wie Alex Bennett in dem Folgevideo sagt: „Whether this is perfective swordmanship or whatever … umh … I dont really think it’s significant at all. I hink what he’s doing here is … he is really … uhh … like a conductor ... he is controlling his opponent’s movements making him do, what he want’s him to do.“

    In jedem Falle danke für die anregende Diskussion!

    Ich fand es für mich persönlich interessant, mir den zeitlichen Verlauf der Entwicklung der Schwertarbeit Ueshibas noch einmal deutlich zu machen. Vielleicht isses ja allgemein von Interesse …

    1924 – Shioda Gozo erwähnt in „Aikidô shugyô“, daß Ueshiba nach dem Schneiden von Menschen Probleme mit den Rückständen an seinem Schwert hatte, die die Klinge verklebt haben, so daß das Schneiden mit jedem Mal schwieriger wurde.
    Ein autorisierter Lehrer einer koryû, den ich dazu gefragt habe, bestätigt mir das Problem und sagt, daß in seiner Schule – und seines Wissen so auch in anderen Schulen, in die er Einblick hat – im Rahmen des Curriculums gelehrt wird, wie dieses Problem gelöst werden kann.
    Nebenbei: Er erwähnt, daß es in „Last Samurai“ ein Szene gibt, in der eine Methode gezeigt wird.

    Das heißt, just die Zeit, in der Ueshiba das Schwert tatsächlich benutzt um zu kämpfen – wie auch immer das in jener Situation konkret ausgesehen haben mag – und tatsächlich Menschen verletzt und tötet, ist auch die Zeit in der Ueshiba noch vollkommen ungeübt ist.

    Fast unmittelbar danach folgt eine Dekade, in der Ueshiba offenbar intensiv um die Schwertarbeit traditioneller Schulen bemüht. In welchem Maße das im Einzelnen auch immer gelingt, oder nicht – Ueshiba sucht erkennbar im Außen nach Kompetenz.
    ab 1926 – Takeshita Isamu erwähnt in seinem Tagebuch, daß Gejo Kosaburo dem Training von Ueshiba zuschaut, dann später auch selber übt. Ab Mai 2017 gibt es Einträge, die besagen, daß Gejo mit zweien seiner Schüler bestimmte kata der Yagyu shinkage ryû gezeigt habe. Alle weiteren Einträge sprechen davon, daß Takeshita zugeschaut habe. Keiner der Einträge besagt, daß Gejo unterrichtet habe. Ueshiba wird in keinem der Einträge erwähnt.
    Soweit ich weiß, sind diese Einträge – in denen Ueshiba selbst nicht erwähnt wird - die einschlägigen Hinweise für Ueshibas Berührung mit der Yagyu shinkage ryû.

    Mittelbar zeigen diesen Kontakt die kata, die Ueshiba an Hikitsuchi weitergegeben hat. Dabei ist zu bedenken: Der Kontakt zwischen Gejo und Ueshiba endete etwa 1930. Hikitsuchi hat ab 1937 – also sieben Jahre nach dem Kontakt von Gejo und Ueshiba - als 14jähriger in Shingu zwei Jahre lang während der Besuche Ueshibas in Shingu bei ihm aiki budô geübt. Neben anderen budô, wie z.B. kendô. 1949 hat der dann begonnen, ausschließlich aikidô zu üben. Die Übermittlung der gokui der von Ueshiba aus dem Kontakt mit Gejo (1926-1930) abgeleiteten shochikubai no ken hat nach Aussage Hikitsuchis 1957 – also gut 30 Jahre später – stattgefunden.

    1935 – Fünf Jahre nach der Berührung mit der Yaguy shinkage ryû durch Gejo Kosaburo datiert folgendes Video von Ueshiba (ab 11:00):



    Zum Vergleich ein Video, das das kenjutsu der Yagyu shinkage ryû zeigt:




    In die Phase, in der dieses Video von Ueshiba entstanden ist, fällt auch Anfang bis Mitte der 30er Jahre die Suche nach einem Nachfolger, der ein kenjtusu mitbringt:

    - Nakakura Kyoshi, heiratet Ueshibas Tocher, wird adoptiert und als Nachfolger installiert. Er unterrichtet im im kobukan in Ueshiba Auftrag kendô. Und zwar eigenständig neben dem aiki budô, das Ueshiba unterrichtet.
    Er läßt sich scheiden, löst die familiäre Verbindung zu Ueshiba und verläßt das dôjô, da er mit der Bindung des dôjô an die Ômoto kyô nicht einverstanden ist.

    - Sugino Yoshio wird binnen kürzester Zeit gebeten, „seine Stelle einzunehmen“. D.h. adoptiert zu werden, einzuheiraten und als Ueshibas Nachfolger installiert zu werden. U.a mit dem Ziel, im kobukan das Curriculum der Katori shintô ryû zu unterrichten.
    Sugino kann diese Bitte aufgrund seiner familiären Verpflichtungen allerdings nicht nachkommen. 1935 erhält er von Ueshiba die Erlaubnis, sein budô zu unterrichten und ein offzielles shibu des kobukan zu eröffnen. (Diese enge Verbindung blieb bis vor einigen Jahren bestehen. Das Sugino dôjô war nach dem PazifischenKrieg eines der ersten shibu des aikikai hombu, in dem u.a. Yamguchi sensei jede Woche unterrichtet hat.)

    Wiederum unmittelbar nach dieser Absage, leistet Ueshiba im Juni 1936 das keppan der Kashima shintô ryû. Da er kurz vorher noch bestrebt war, das kenjutsu der Katori shintô ryû für das Kobukan zu gewinnen halte ich es für nahezu sicher, daß das keppan Voraussetzung für die Zulassung zum keiko der Schule ist. (Ich hatte eigentlich vor, nachzufragen, aber der zeitliche Ablauf macht diese Deutung – mindestens im Falle m.E. ganz klar.)
    Ueshiba beobachtet etwa ein Jahr lang das keiko seines Sohnes und Akazawa senseis im Kobukan.

    Hie ein Video, das das kenjutsu der Kashima shintô ryû zeigt:



    Der Krieg und der Rückzug Ueshibas nach Iwama 1942 markieren in seiner Biographie in mehrfacher Hinsicht einen Wendepunkt.

    In Bezug auf seine Schwertarbeit such er nun nicht mehr im Außen, sondern beginnt nun aus seinem eigenen Können heraus mit der Entwicklung von kata, die z.T. erkennbare Bezüge zu der äußeren Form von kata der Kashima shintô ryû haben, die er etwa fünf Jahre zuvor beobachten konnte.
    Die aber auf der anderen Seite – das ist jedenfalls meine Deutung – nicht mehr die Intention haben, die einem kenjutsu sonst zugrunde liegt und die Ueshibas erste Erfahrungen im Umgang mit dieser Waffe geprägt haben.
    Seine Schwertarbeit zielt nicht mehr darauf ab, den Gegner zu schneiden. Sondern sie versucht, eine Form der Kommunikation, des körperlichen Austausches mit dem Partner zu etablieren. Noch einmal Bennett: „ … like a conductor ... he is controlling his opponent’s movements making him do, what he want’s him to do.“
    Dazu braucht es vieles, was auch in klassischen kenjutsu für die Beziehung von shidachi und ukedachi essentiell ist. Gerade in Bezug auf das tai sabaki. Es braucht aber eben umgekehrt nicht die Angriffe auf Schwachstellen der yoroi, die Schnitte zu Arterien, das Ausnutzen der Krümmung oder insgesamt betrachtet: Ueshiba kann all die Aspekte loslassen, die konkret für das Erreichen der physischen Schädigung des Gegners notwendig sind. Und dagegen all jene Aspekte betonen, die für das Beziehungsspiel ausschlaggebend sind.

    Sein Schwert ist weder satsujinken, noch katsujinken.

    1955 entstand dieses Video:

    https://youtu.be/YtkG2yKqCbQ?t=553

    Mir persönlich erscheint es – ähnlich wie den Diskutanten in den Videos, die den thread eröffnet haben - tatsächlich mit am interessantesten, was die originiäre Schwertarbeit Ueshibas anbetrifft.
    Geändert von carstenm (23-01-2019 um 13:50 Uhr) Grund: Das letzte Video will sich partout nicht einbetten lassen ...

  6. #66
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Es braucht aber eben umgekehrt nicht die Angriffe auf Schwachstellen der yoroi, die Schnitte zu Arterien, das Ausnutzen der Krümmung oder insgesamt betrachtet: Ueshiba kann all die Aspekte loslassen, die konkret für das Erreichen der physischen Schädigung des Gegners notwendig sind.
    Hat er aber nicht. In den Schwert-Kata der Iwama-Richtung, die laut Aussage Morihiro Saitos von Ueshiba herkommen, kommen gerade diese Aspekte zum tragen.

  7. #67
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Inryoku Beitrag anzeigen
    Hat er aber nicht. In den Schwert-Kata der Iwama-Richtung, die laut Aussage Morihiro Saitos von Ueshiba herkommen, kommen gerade diese Aspekte zum tragen.
    Du beziehst dich auf diese kata?

  8. #68
    Gast Gast

    Standard

    Ich beziehe mich auf Erläuterungen, die ich dazu erhalten habe, u.a. von führenden Vertretern dieser Richtung.

    Zudem gibt es in unserer eigenen Übertragungslinie durchaus Erläuterungen zu solchen Aspekten.
    Vielleicht nicht so detailliert wie in Koryu, aber zu sagen es gäbe dss nicht weil Ueshiba all diese Aspekte losgelassen hätte, halte ich für falsch.
    Genauso wie im taijusu Atemi enthalten sind, was ja auch von manchen versucht wird zu negieren.
    Geändert von Gast (23-01-2019 um 14:24 Uhr)

  9. #69
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Daß nämlich die Schwertarbeit Ueshibas nicht an anderen kenjutsu zu messen sei, sondern kontextuell, also im Rahmen seines eigenen budô zu verstehen ist. Ein Übungssystem mit Schwert, das er aus dem tai jutsu des aikidô entwickelt hat.
    Wieso denn überhaupt "messen"? Und was beduetet es denn nun, es "kontextuell zu verstehen"? Das scheint mir eine etwas hilflose Formulierung zu sein.

    Und es gibt eben nicht "das taijutsu des Aikido", es gibt Riai, die Einheit des taijutsu und der Waffen. Das hat sich beides parallel entwickelt, aus dem was Ueshiba aus der daito ryu und vielleicht auch aus anderen Waffenschulen mitgenommen hat.
    Als er nach Iwama gegangen ist, gab es noch nicht das taijutsu des heutigen Aikido, es gab daito ryu.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Mir persönlich erscheint es – ähnlich wie den Diskutanten in den Videos, die den thread eröffnet haben - tatsächlich mit am interessantesten, was die originiäre Schwertarbeit Ueshibas anbetrifft.
    Man sieht in den Videos genauso wenig die originäre Schwertarbeit, wie man das originäre Techniktraing sieht, man sieht ein Endprodukt seiner Bewegung, aber nicht die "Arbeit" die dazu geführt hat.

  10. #70
    carstenm Gast

    Standard

    -
    Geändert von carstenm (24-01-2019 um 08:50 Uhr)

  11. #71
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    Zitat Zitat von Inryoku Beitrag anzeigen
    Naja, die "Experten" der Diskussionsrunde bescheinigen ihm dieses hohe Level ja aufgrund des Fiilmmaterials der späteren Jahre, und auch Ellis Amdur tut das in "hidden in plein sight" (powerful cuts with abreviated movements, efficient and powerful use of his body, etc.), natürlich hat keiner von denen ihn jemals lebend gesehen.
    Aber es gibt ja noch genügend Berichte von Personen, die ihn lebend gesehen haben, und ihm ebenfalls ein hohes Können nicht nur mit dem Schwert, aber auch mit dem Speer bescheinigten.
    Da stellt sich mir nur die Frage wie genau man Können definiert? In der Theorie oder in der Praxis? Und gab es diese praktische Erfahrungen in Japan überhaupt noch? Mir ist schon bekannt, dass Japan im Weltkrieg noch Schwerter wirklich benutzt hat, aber das waren auch oft nur Kriegsverbrechen gegen Wehrlose. Die Ausführenden waren auch keine Meister, sondern wohl nur einfache Soldaten.

    Bin ja was das Studium der Geschichte der japanischen KK betrifft noch ein Anfänger und könnte daher wesentliche Punkte übersehen, aber man hört immer wieder, dass sich öffentliche KK Figuren positiv über andere KK Figuren äußern. Die Frage ist nur, ob das ein ernst gemeintes Lob war und nicht nur eine PR Aktion wie man heute sagen würde.

    Ueshiba ist ja eine überaus interessante historische Persönlichkeit, gerade weil es so schwer ist, die Mythen und die Realität auseinander zu halten.

  12. #72
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    Standard

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    Da stellt sich mir nur die Frage wie genau man Können definiert? In der Theorie oder in der Praxis? Und gab es diese praktische Erfahrungen in Japan überhaupt noch? Mir ist schon bekannt, dass Japan im Weltkrieg noch Schwerter wirklich benutzt hat, aber das waren auch oft nur Kriegsverbrechen gegen Wehrlose. Die Ausführenden waren auch keine Meister, sondern wohl nur einfache Soldaten.
    Ich glaube, niemand spricht von Können, wenn es um die Tötung von gefesselten Gefangenen geht.
    Aber in der Tat ist die Frage nach dem Können und ob dieses in der Praxis oder in der Theorie bestand, absolut zulässig. In Bezug auf Ueshiba und seinen Schwertfertigkeiten liest und hört man ja oft, wie er Gegner mühelos kontrollieren konnte und auch das sein Können dem hochrangiger Schwertmeister entsprach.

    Dabei fehlen mir einfach gewisse Vergleichsdaten:

    - In welchem Kontext wurde diese offensichtlich perfekte Kontrolle der Gegner ausgeübt? Während Ueshiba's Lebenszeit waren Taryû-jiai noch Gang und Gäbe. Nahm er je an solchen Teil und falls ja, wer waren die Gegner aus anderen Schulen?
    Oder wurde dies während dem üblichen Training gezeigt mit befreundeten Trainingspartner und/oder Schülern?

    - Mit welchen Schwertmeistern wurde er genau verglichen (oder ist das lediglich umgangssprachlich zu verstehen)?

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    Bin ja was das Studium der Geschichte der japanischen KK betrifft noch ein Anfänger und könnte daher wesentliche Punkte übersehen, aber man hört immer wieder, dass sich öffentliche KK Figuren positiv über andere KK Figuren äußern. Die Frage ist nur, ob das ein ernst gemeintes Lob war und nicht nur eine PR Aktion wie man heute sagen würde.
    Ueshiba ist ja eine überaus interessante historische Persönlichkeit, gerade weil es so schwer ist, die Mythen und die Realität auseinander zu halten.
    Ja, die Legendenbildung in Bezug auf Ueshiba hat schon lange eingesetzt und sollte bei der Betrachtung nicht ausgeblendet werden.
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
    schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten

  13. #73
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    Standard

    Das Problem ist ja meiner Meinung nach, dass man unter dem Wort Können alles mögliche verstehen verstehen @Ryoma. Wir wissen nur das man Ueshiba höhes Können mit dem Schwert attestiert hat. Nur war das Können aus der künstlerischen KK Sicht oder können in der praktischen Effektivität der Schwertarbeit?

    Da wir hier ja von den 1920er und 30er Jahren sprechen könnten durchaus noch Leute am Leben gewesen sein, die noch die Samurai Aufstände der frühen Meiji Zeit erlebt haben und somit auch andere Aspekte der Schwertarbeit erlebt haben. Die wären dann zwar schon ur alt, aber ein paar Leute könnten theoretisch gesehen noch am Leben gewesen sein um Ueshiba praktisches Können zu attestieren.

    Denke die Legende des Ueshiba Morihei ist zu sehr mit Fakten vermischt das man noch schwer filtern kann. Selbst Shioda Gozo schreibt ja in seinem Buch die Geschichte des Ueshiba Lichstrahlen sehen konnte und damit schon im Vorfeld wusste wo die Kugeln die man auf ihn abfeuern würde landen würde.

    Und Shioda gehört zu den Leuten die Aikido eher praktisch gesehen haben. Wenn schon einer der eher für die praktischen Aspekte des Aikido bekannt ist so etwas schreibt kann man Fakten nur Schwer von Mythen unterscheiden. Da man nicht weiß, was er ernst meint und was er bewusst ausschmückt um seinem Lehrer die Ehre zu erweisen.

  14. #74
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    ... man hört immer wieder, dass sich öffentliche KK Figuren positiv über andere KK Figuren äußern. Die Frage ist nur, ob das ein ernst gemeintes Lob war und nicht nur eine PR Aktion wie man heute sagen würde.
    Nach meiner Erfahrung ist bei diesen Aussagen - wie auch sonst in der japanischen Sprach-Kultur - darauf zu achten, in welchen Kontexten sie stattfinden.

    Sehr vergröbert gesagt:
    Es ist zu erwarten, daß man im öffentlichen Raum, also außerhalb der eigenen Gruppe (soto), in aller Regel keine Kritik an anderen hören wird, sondern abgestufte Formen von Lob bzw. Bestätigung. Wenn, dann läßt sich eine Einschätzung an der Abstufung des Lobes ablesen. Zudem ist zu erwarten, daß der Sprecher sich im Vergleich selbst "klein macht". ("... dieses mein Geschenk für Sie ist ganz unpassend und unwert ..."
    Ebenso ist zu erwarten, daß man keine Kritik gegenüber Personen hören wird, die in der gesellschaftlichen Hierarchie einen Rang hat, oder in der Hierarchie gar über einem selbst steht, sondern auch da abgestufte Formen von Lob.

    Das, was wir als "ehrliche Meinung" bezeichnen würden, hört man nicht öffentlich, sonder im Rahmen der eigenen Gruppe (uchi).

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    In Bezug auf Ueshiba und seinen Schwertfertigkeiten liest und hört man ja oft, wie er Gegner mühelos kontrollieren konnte und auch das sein Können dem hochrangiger Schwertmeister entsprach.
    Ich muß zugeben, daß ich da eine Wissenslücke habe: Ich kenne gar nicht so viele solcher Aussagen. Und alle, die ich kenne, stammen tatsächlich aus dem Kreis von Schülern Ueshibas. Ich würde mich freuen, solche lobenden Äußerungen von Vertretern anderer Schulen kennen zu lernen, um diesen blinden Fleck zu schließen. Welche gibt es denn da?

    Von Personen, die neben Ueshibas budô eine traditionelle Schwertschule geübt haben, kenne ich Aussagen, die sein tai jutsu ausdrücklich loben, seine Schwertarbeit jedoch nicht erwähnen.

    Oder wurde dies während dem üblichen Training gezeigt mit befreundeten Trainingspartner und/oder Schülern?
    Ich kenne nur Aussagen, die sich auf das Üben mit den eigenen Schülern beziehen. So wie in diesem Video von 1958 zu sehen.

    Zeugnisse gibt es allerdings für Herausforderungen, bei denen es dem Angreifer jeweils unmöglich war, mit dem Schwert zu treffen. Nach allem was ich weiß, war Ueshiba dabei allerdings unbewaffnet, bzw. hatte nicht die Intention, selber zu treffen.
    (Es war eine solche Herausforderung, die Mitte der 50er Jahre zu dem Verbot von Kämpfen im aikidô durch Ueshiba geführt hat, da sein Herausforderer als Ueshiba ihm ausgewichen ist, aufgrund seiner massiven Vorwärtsbewegung sich die Schulter irreparabel verletzt hat.)

    - Mit welchen Schwertmeistern wurde er genau verglichen (oder ist das lediglich umgangssprachlich zu verstehen)?
    Ich weiß von einen Fall Anfang der 60er Jahre, in dem einem Schüler Ueshibas ausdrücklich geraten wurde, das yawara Ueshibas zu üben, das Schwert jedoch bei Kunii zu erlernen. (Dieser Schüler erzählt das selbst öffentlich so.)
    Seit den 30er Jahren gab es viele Schüler, die das aiki budô Ueshibas geübt haben, das Schwert jedoch in einer traditionellen Schule erlernt haben. Die Verbindung von aiki budô/aikidô zur katori shintô ryû ist seitdem einigermaßen häufig. Und später dann ergab sich oft eine Verbindung zur kashima shin ryû. Das mag wohl u.a. auch damit zu tun haben, daß Sugino und Kunii befreundet waren.

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    Da wir hier ja von den 1920er und 30er Jahren sprechen ...
    Ich meine, daß sich alle positiven Aussagen über Ueshibas Fähigkeiten mit den Schwert auf die 50er und 60er Jahre beziehen.
    Das ist es gerade, was ich oben durch die Chronologie versucht habe, deutlich zu machen.

    1924 berichtet Shioda, daß Ueshiba Menschen mit dem Schwert getötet hat, aber nicht wußte, daß dabei Anhaftungen an der Klinge bleiben und wie man mit diesem Problem umzugehen hat. Hätte er zuvor Unterricht einer klassischen ryû gehabt, hätte er dazu etwas gelernt. Mal ganz davon abgesehen, daß seine Angreifer nach allem, was man weiß wohl oft schlicht mit Holzstöcken bewaffnet waren.

    Ab 1926 findet die Begegnung mit der Yagyû shinkage ryûin Person von Gejo Kosaburo statt. Davon wissen wir durch die Tagebucheinträge von Takeshita Isamu. Diese Einträge erwähnen nicht, daß Ueshiba regelmäßig unterrichtet wurde und geübt habe. Interessant aber aus meiner Sicht vor allem das Video von 1935. Wenn Ueshiba das Schwert dieser Schule geübt hätte, müßte man doch etwas davon sehen. Damit meine ich gar nicht die Form, sondern die Art, sich zu bewegen, maai und dergleichen.

    Dieses Video markiert jedenfalls den technischen Stand Ueshibas 1935. Und es ist in der Zeit entstanden, in der er Nakakura und Sugino nacheinander gebeten hat, im kobukan Schwert zu unterrichten. Auch das hat m.E. Aussagekraft. Ueshiba hat Lehrer anderer Schulen gesucht, um in seinem dôjô Schwert zu unterrichten. Und zwar Vertreter ganz unterschiedlicher Stile kurz nacheinander Hätte er sich diese Kompetenz selber zugebilligt, hätte er das gewiß nicht getan.

    Und als das nicht realisiert werden kann, leistet er 1936 selbst keppan, um die notwendige Kompetenz zu erwerben. Wiewohl er dann selber gar nicht übt.

    Aus meiner Sicht macht all das deutlich, daß in den 20er und 30er Jahren Ueshiba noch keine herausragenden Fähigkeiten im Umgang mit dem Schwert erworben hatte. - Und sich dessen auch bewußt war.

    PS: Auch in Bezug auf das yari hat er übrigens Sugino gebeten, ihn zu unterrichten.
    Geändert von carstenm (24-01-2019 um 19:44 Uhr)

  15. #75
    carstenm Gast

    Standard

    Nachtrag

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    In Bezug auf Ueshiba und seinen Schwertfertigkeiten liest und hört man ja oft, wie er Gegner mühelos kontrollieren konnte und auch das sein Können dem hochrangiger Schwertmeister entsprach.
    Es gibt ja viele Berichte darüber, daß Herausforderer oder Zweifler zu seinen Schülern wurden, nachdem sie sein tai jutsu am eigenen Leib erfahren haben.

    Ich kenne bisher keinen Bericht darüber, daß jemand Schüler Ueshibas wurde aufgrund von dessen Fähigkeiten mit dem Schwert.
    Meines Wissens auch keiner derjenigen, die ihn mit einem Schwert herausgefordert haben und dann nicht treffen konnten.

    Gibt es solche Fälle?

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