Die natürliche Selektion in Sportarten mit Gewichtsklassen fördert eine sehr hohe Relativkraft. "Grösser" ist allerdings nur bedingt typisch, tendenziell ringen die meisten (wenn auch nicht alle - gelegentlich trifft man auch bis 68 kg Leute über 1.90) über 1.80 im Schwergewicht oder Superschwergewicht. Häufig wird die Gewichtsklasse auch danach gewählt, wo man in Hinblick auf die physischen Attribute mithalten kann. Oben braucht man v.a. stabile Gelenke und natürlich mehr Kraft, unten v.a. Schnelligkeit und mehr technische Finesse.
Beste Grüsse
Period.
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ist die größe trotz leichtem gewicht im ringen ein vorteil? eher nicht klein und gedrungen ist doch ein vorteil oder nicht?
Das ist meiner Meinung nach aber ein Hauptgrund warum es nur so ein Schattendasein führt. Wenn du nicht schon als Kind angefangen hast, bzw wieder auf Breitensportniveau einsteigen willst und nicht für Turniere trainieren willst sondern nur "für dich" den Sport machen willst bist du de facto unwillkommen/wird nichts derartiges angeboten. Wäre das anders würde Ringen möglicherweise ganz anders aufgenommen werden.
PS: Judo ist eh besser
Jein. Beides hat Vor- und Nachteile, mit denen man klarkommen muss. Die Mehrheit der Ringer ist meiner Erfahrung nach nicht besonders gross für ihr Gewicht, eher relativ massiv - aber das ist je nach Schule etc. unterschiedlich. Die, die lang sind, versuchen Reichweite (v.a. Freistil) und Höhe (z.B. Heben im Greco) zu ihrem Vorteil zu nutzen, z.T. ergeben sich auch im Parterre Hebelvorteile. Auf der anderen Seite muss der grössere Ringer den Gegner auf seine Höhe heben (mit Underhooks usw.), während der kleinere Ringer wesentlich gemütlicher tief stehen und den Gegner auf sein Level herunterziehen kann. Ich würde sagen, für ihre Gewichtsklasse lange Ringer müssen deshalb auf dem gleichen Niveau konditionell tendentiell etwas stärker sein. Diverse Spitzenringer waren allerdings ziemlich gross und drahtig, Buvaisar Saitiev z.B. war über 1.80 in der Klasse bis 74 kg, und er gilt als ringerisches Genie.
Beste Grüsse
Period.
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Vielleicht - aber dafür hat sich auch noch nie jemand beschwert, dass im Ringen inzwischen alles verwässert ist und fürher eh alles besser war Jede Herangehensweise hat nun mal Vor- und Nachteile, und wenn Du möchtest, dass das Niveau durchgehend hochgehalten wird, schliesst das den Breitensport nunmal weitgehend aus. Das hat zur Folge, dass kaum jemand vom Ringen leben kann, aber ganz ehrlich, wir regen uns darüber nicht auf, und ich zumindest habe nicht vor, das zu ändern, nachdem mir die mit sowas einhergehenden Nebenwirkungen nicht gefallen. Das Popularitätsphänomen hat aus meiner Sicht übrigens andere Gründe - Fussball fängt auch selten jemand im Erwachsenenalter neu an, und populär ist es trotzdem. In gleichem Masse ist Ringen in Russland populär, und auch da kommt niemand auf die Idee, als Erwachsener damit anfangen zu wollen. Ich nehme an, Du ziehst da den Vergleich mit BJJ etc, den ich persönlich mässig passend finde - und BJJ ist ohnehin auch primär bei seinen Anhängern populär. Der Haupt-Unterschied sind Vermarktung, Geschäftsmodell und Hierarchie.
Beste Grüsse
Period.
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Dann bin ich jetzt derjenige, der sich beschwert und ja, früher war "alles besser"! Ringen ist zwar nicht verwässert, aber technisch erheblich ärmer, eindimensionaler gewurden und deutlich kraftorientierter! Es ist selbst im Freistil nur noch geschiebe wie früher maximal im GR. Es schaut echt nimmer schön aus.
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN JOBI
Ich weiss nicht, wann Du früher ansetzt und welche Kämpfe Du als Referenz heranziehst, aber ich würde dem widersprechen. Ein paar der grössten Technik-Zauberer im Freistil waren in den 1990ern unterwegs - Saitiev, Beloglazov, Smith -, aber dadurch, dass der Ostblock zerbrochen ist, ist die Leistungsdichte an der internationalen Spitze seither grösser geworden. Ich finde die aktuellen Kämpfe eher athletischer und oft genug auch spektakulärer, diverse Varianten mit Rad und Salto sind erst in den letzten zehn Jahren dazugekommen. Nur Geschiebe würde ich nicht unterschreiben, natürlich ist der Kampf am Mattenrand durch die neuen Regeln wichtiger geworden, aber reines Rausschubsen bringt auch keinen Punkt. Vor zehn Jahren wurde in beiden Stilarten deutlich mehr geschoben, zumindest meiner Erinnerung als Aktiver nach... Wenn ein Bereich technisch begrenzter geworden ist, dann ist es Parterre - international sieht man fast ausschliesslich Aufreisser/Durchdreher/Wälzer/gut wrench und Beinschraube/leg lace. Aber das ist meine Meinung, ich verlange nicht, dass man die teilt.
Beste Grüsse
Period.
Geändert von period (02-02-2021 um 17:42 Uhr)
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Das dürfte aber auch daran liegen, dass die allermeisten schon mal in der Jugend Fußball gespielt haben. Es gibt also relativ wenig Leute, die Vereinsfußball bis in ihr Erwachsenenalter noch nicht ausprobiert haben. Und dazu kommt dann noch, das eingentlich fast jeder mal im Schulsport damit in Berührung gekommen ist.
“Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
- Evolution
So isses. Aber der Einstieg ins Kinderringen ist ja auch sehr einfach und unproblematisch, und mit extrem geringen Kosten behaftet (selbst im Vergleich zum Fussball). Folglich ist das Problem im Ringen auch nicht, dass man als Erwachsener nicht ohne weiteres und überall in eine Liga-Mannschaft gehen und mittrainieren kann. Wie gesagt, mir gefällts so, wie es ist, und um ehrlich zu sein, ich kenne keinen Kampfsport, wo ich persönlich das System diesbezüglich besser finde. Wer etwas daran ändern möchte, darf das selber tun
Beste Grüsse
Period.
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@period:
in den 1980`ern und 90`gern war das technische Niveau zumindest auf Deutschland bzw. den deutschen Ligen bezogen deutlich höher. Mag am Regelwerk liegen, aber gerade im Freistil war sowohl im Stand als auch im Boden eine erheblich höhere technische Vielfalt verbreitet. Ich war zwar damals kein Nationalkader, denke aber, das Ringen von damals gut beurteilen zu können.
Das Ringen von heute beurteile ich, was ich im Ligabereich so seh, wenn ich mal zu schau. Athletisch hat sich sicherlich viel getan, Kraft und Schnelligkeit ist mMn. noch enorm viel wichtiger geworden als damals, aber wir waren früher auch gut ausgebildete Atlethen.
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN JOBI
Es gibt kein breitensportliches Ringen, genauso wenig wie breitensportliches Boxen - wer nicht Champion werden will, der braucht sich nicht blicken lassen. War vor 100 Jahren mal anders. Deswegen geht man heute zum Kickboxen, BJJ, MMA... denn dort gibt es breitensportliche Angebote. Wenn ich Mitte 40 bin und fit werden will, kann ich problemlos zum Muay Thai Gym gehen, im Ringerclub lassen sie mich nicht mal durch die Tür. Das ist das ganze "Problem".
Dass das Niveau in Deutschland früher im Schnitt höher war, unterschreibe ich gerne, meine Trainer in meiner Zeit dort haben das auch so gesagt. Damals hat Deutschland auch mit grösserer Häufigkeit Spitzenleute produziert. Versteh mich bitte nicht falsch - ich bin auch insofern ein untypischer "moderner" Ringer, als ich eine erklärte Schwäche für Technikspielchen im Parterre habe und nach wie vor der Meinung bin, dass die DDR-Handbüchern vielen modernen Handbüchern didaktisch um Längen überlegen sind. Es liegt mir also fern, den Ringern der 80er und 90er ihre Kompetenz abzusprechen, auch wenn ich da aus der Zeit nur die internationalen Bewerbe gesehen habe. Allerdings spielen da in Summe aus meiner Sicht diverse Faktoren eine Rolle, und gerade in den oberen Ligen in Deutschland sind viele der Leistungsträger heute internationale Legionäre, die ihren Stil mitbringen. Auch da wurden meines Wissens die Bestimmungen gelockert, bzw. werden mehr Leute eingebürgert als früher, um die Bestimmungen zu umgehen. Was das angeht, war Deutschland meines Wissens insbesondere in den frühen 2000ern Weltspitze, damals hat fast alles, was Rang und Namen hatte mal in Deutschland gerungen. Inzwischen scheint das nicht mehr ganz so der Fall zu sein, auch weil sich gerade in Russland immer höhere Prämien für die Turniere etabliert haben. Ich würde die Entwicklung aber eher als allgemein "athletischer" beschreiben, weniger rein in Richtung Kraft - da gab es m.E. eher eine Spitze bereits in den 60ern und 70ern als die Schwergewichtsklasse oben noch offen war, ein Wilfried Dietrich war z.B. ein deutlich besserer Gewichtheber als so ziemlich alle, die aktuell auf die Matte gehen.
Beste Grüsse
Period.
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