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Julian Braun
Mit ein bisschen Mühe meinte ich, dass du dich doch selbst damit beschäftigen kannst, was es so für Leute mit viel Erfahrung vor Ort gibt, und was die so gemacht haben, wo die mehr angedockt sind und wo weniger etc. Da musst du doch nicht 1-1 auf die gleichen Leute kommen wie ich. Vielleicht findest du ja auch ein paar interessante Gegenbeispiele!
pffft...
das ist doch nur eine Variante von "Google es Dir selbst".
Warum veröffentlicht man z.B. Interviews mit Dietmar Stubenbaum, wenn doch jeder mit "ein bisschen Mühe" herausfinden kann, was der so gemacht hat und wo der angedockt ist?
Das hängt doch größtenteils davon ab, was die Leute bereit sind, selbst preis zu geben und dann bedarf es sicherlich einiger Mühe, herauszufinden, ob das, was die erzählen stimmt.
Dann muss man noch zu den Leuten hinfahren und prüfen, ob die, bzw. deren Schüler nennenswerte Fähigkeiten aufweisen....
Zitat von
Julian Braun
Mein Beitrag im Zusammenhang des Threads war:
"Kurzum: Man muss wissen, was man mit Stehen üben und erreichen will. Einfach nur 30 min abreißen bringt da nur sehr begrenzten Nutzen.
Davon abgesehen ist Stehen, vor allem längeres Stehen (und damit ist natürlich kein starres Festhalten gemeint, sondern Stehen in Bewegung, aber vielleicht richtiger gesagt ohne Schritte) nicht der unverzichtbare Universal-Key für die Entwicklung von Taijiquan- oder Xingyiquan-Qualitäten. (Für das Yiquan mag das durchaus anders sein!)"
Dann erst kam die Frage von Bücherwurm, warum CXW und JS soviel Wert darauf legen.
Meine Antwort:
"Das musst du sie fragen. Vielleicht weil eine Stunde pro Seminartag damit schon mal abgehakt ist?
Aber im Ernst: dass langes Stehen erst in den 90er-Jahren in Chenjiagou Einzug gehalten hat, ist weithin bekannt unter Leuten, die die Szene aus der Zeit und davor kennen (direkt und indirekt)."
Du hast dich nicht dazu geäußert, ob dir das bekannt war, ist oder wie du dazu stehst.
Wenn du aus dieser Antwort meinst entnehmen zu können, dass ich keine Ahnung habe was da geübt wird und welchen Teil es im Curriculum hat, schön.
Ja tatsächlich.
Wenn jemand gefragt wird, warum eine Person etwas macht, und antwortet: "Das must Du sie [selbst] fragen", dann gehe ich davon aus, dass derjenige nicht weiß, warum die Person das macht.
Offenbar ist Dir ja auch nicht bekannt, dass die Darstellung in dem Verband des hier Diskutierten eher ist, dass CXW die stehende Säule in den Chenstil eingeführt hat, als dass das eine traditionelle Übung sei.
Das kann man auch in dem weiter vorne verlinkten Text über die vier Buddhawächter nachlesen:
CHEN XIAOWANG systematisierte die grundlegende Übungen des Chen Taiji.
So entwickelte er eine eigene Form der "Stehende Säule"[...]
Da wird Chenstil, zumindest der große Rahmen nach CXW nicht als irgendwas statisches betrachtet, das sechzehnhundertschlagmichtot oder noch früher durch einen Geniestreich/göttliche Eingebung einer Einzelperson entwickelt wurde, sondern etwas was durchaus weiterentwickelt wird:
Das komplette, ganzheitliche System, so wie es von GM Chen Xiaowang in der heutigen Form gelehrt wird, hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte von der Verbindung aus Bewegungen der damals bekannten Boxsysteme mit der Lehre innerer Energieführung durch den Begründer des Taijiquan, Chen Wangting (9. Generation), über die „Zusammenfassung“ seiner 7 Formen in die erste und zweite Form des "Alten Rahmens", so wie wir sie heute noch kennen, durch Chen Changxing (14. Generation), die „Erneuerung“ mit dem „neuen“ Rahmen (Xinjia Yilu und Xinjia Erlu) durch Chen Fake (17. Generation) bis zu Chen Xiaowang (19. Generation) mit der „Vereinfachung“ durch die 19er und 38er Form sowie der „Vervollständigung“ des Systems im Zusammenhang mit der „Stehenden Säule“ und den Seidenübungen, weiterentwickelt.
Zitat von
Julian Braun
Aber natürlich hätte ich korrekterweise auf die ausführlichen Texte dazu verweisen können, die es dazu gibt (WCTAG-Homepage, das Buch von J. S. etc.). Mir ging es darum darauf hinzuweisen, dass das lange Stehen (speziell in der heute gängigen Pose) eben kein Teil des traditionellen Curriculums ist.
Hättest Du können, aber auch wenn es Dich vielleicht überrascht, der Verweis auf die Stelle wo man etwas nachlesen kann, reicht nicht aus um bei mir den Eindruck zu erwecken, jemand hätte von etwas Ahnung.
Er sollte das schon zumindest eine passende Textstelle zitieren können oder noch besser in eigenen Worten widergeben.
Obigen Text, dass der große Rahmen, wie er von CXW gelehrt wird eher als Ergebnis einer lebendigen Entwicklung als der detailgetreuen Widergabe von uralten Übungsmethoden begreift, findet man ja auch von einem der von Dir genannten Orte.
Eventuell steht auch in einem der Bücher von J.S. dass CXW die stehende Säule, wo wie er sie unterrichtet, in den Chenstil eingeführt hat.
Man kann auf der Homepage übrigens zur Zeit auch nachlesen, dass CXW schon 1990 aus China ausgereist ist:
1978-1981 Entwicklung der Grundsätze des Chen Taijiquans, Seidenübung-Konzepte (1981)
März 1981 Japaner in Chenjiagou, Chen Taijiquan wird öffentlich bekannt
1982 erste chinesische Taiji-Schüler kommen nach Chenjiagou
1983 erste Einladung CXW nach Japan, nicht genehmigt worden
Juli 1985 Auslandsreise Japan, viele Herausforderungen, Goldmedaille beim 1. Internationalen Kampfkunstturnier in Xian
April 1987 Auslandsreise Singapur, viele Herausforderungen
1988 erste Reise in die USA, Chen Pengfei wird geboren
1989 Höchstes Traineramt von Henan verliehen, „lebendiger Staatsschatz der Volkrepublik Chinas“
1990 Ausreise nach Australien, um mobiler zu sein
Warum man dann, nach Deinen nicht näher genannten Quellen, in Chenjiagou in den 90ern angefangen hat länger zu Stehen, können eventuell die von Dir nicht näher genannten Quellen beantworten.
Es gibt übrigens weniger geheimnisvolle Quellen, denen man entnehmen kann, dass die Entwicklung von Chenshi im Chendorf keineswegs eine so ungebrochene Entwicklung darstellt, wie vielleicht mancher meint...
Chen Peishan: So weit ich mich erinnern kann, wurde von xinjia in Chenjiagou erstmals um 1976 gesprochen. Während dieser Zeit kam Chen Zhaokui, der Sohn von Chen Fake, aus Beijing in das Dorf Chenjiagou zurück, um dort Taijiquan zu unterrichten. Damals versammelten sich die lernwilligen Schüler morgens auf dem Dorfplatz, um von Chen Zhaokui zu lernen. Der stand oft auf einem Podest, welches extra aufgestellt wurde, damit man ihn bei seinen Taijiquan-Aufführungen besser sehen konnte. Abends unterrichtete er eine kleine Gruppe ausgewählter Schüler. Diese standen in der Gunst, die Form (taolu) mit vielen Details und fajin-Bewegungen zu erlernen.
Während der Kulturrevolution konnte Taijiquan eigentlich nur versteckt geübt werden. Viele Meister verließen das Dorf, um woanders, im Untergrund, zu leben. Es gab Verschleppung, Inhaftierung und viele schlimme Dinge in dieser Zeit. Chen Zhaokuis Vorführungen unterschieden sich von den Formen, die damals im Dorf im großen Rahmen praktiziert wurden. Wahrscheinlich führte das bei manchen Dorfbewohnern zur Vermutung, es müsse sich hier um etwas Neues oder eine neue Form (xinjia) handeln.
Der Vater von CXW ist ja auch nicht im Gefängnis gefoltert worden, weil er Äpfel geklaut hat, sondern aus politischen Gründen.
Das ist ja auch der Grund, warum manche meinen, dass traditionelle Kampfkunst eher in Hongkong, Taiwan und anderen chinesischen Gemeinden außerhalb der Volksrepublik überlebt hat.
Zitat von
Julian Braun
Muss ich also mich erst erkundigen, was deine Referenzpunkte oder deine Meinung bezüglich CXW sind, um zu sagen, dass er meiner nicht ist?
Nein, aber es wäre durchaus kommunikativ geschickt, nachzufragen, bevor man dem anderen etwas unterstellt oder in eine Schublade einordnet.
Natürlich ist mir klar, dass das hier eine öffentliche Plattform ist, und vieles nicht an das Gegenüber gerichtet, sondern an das Publikum...
Falls das bei Dir anders sein sollte, könntest Du Dir mal überlegen, wie es auf jemanden wirkt, der eventuell tatsächlich CXW als Referenz nimmt und nun erfährt, dass diese Meinung nicht von allen geteilt wird, wenn seine Frage, nach konkreten Personen und Kriterien mit:
"Wieso sollte ich? Wenn die beiden für dich/euch (inkl. Panspiens) wichtige Referenzpersonen bezüglich Chen-Taijiquan und IMA/CMA sind - fein.
Und ja, „gut“ ist natürlich ein problematischer/subjektiver Begriff. Ich weiß nicht, mit wie vielen Leuten du/ihr in Kontakt seid, die über viele Jahre in China und Taiwan die Kampfkünste erforscht haben/erforschen."
abgefertigt wird...
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Julian Braun
Und Ich habe ja geschrieben: WENN es deiner ist! Also warum die Aufregung?
An dieser Stelle würde ich in anderem Umfeld ein einfaches Beispiel bringen, um deutlich zu machen, dass die Verwendung von "wenn" keinen großen Unterschied macht.
Aber das ist hier ja das KKB und ich hab schon mal jemanden, der darauf hinwies, dass er "es scheint" geschrieben hätte und nicht "es ist" und das wäre ja was ganz anderes, entgegnete: "Du scheinst ziemlich dumm zu sein".
Daraufhin bekam ich eine Verwarnung wegen "Beleidung anderer User", was natürlich eindrücklich zeigte, was ich zeigen wollte, aber ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das irgend jemand außer mir verstanden hat...
Zitat von
Julian Braun
Der Rest dreht sich dann wohl darum, warum ich oder andere CXW nicht als höchste Instanz sehen, woran ich/wir Qualität festmachen, oder was mich/andere sonst noch so davon abhält, die Meinung des "most outstanding" zu teilen?
Teilweise.
Es ging tatsächlich darum, woran jemand, der anderen die Qualität abspricht, denn diese Qualität festmacht.
Das ist für mich eine naheliegende Frage.
P.S.: Aus diesem Text wird nun der ein oder andere messerscharf folgern, dass ich ein Fanboy von CXW bin, nur weil ich gewisse Ansprüche an Argumentation und die Art und Weise, wie Kritik geäußert wird, habe....da verweise ich auf meine Signatur