Der zweite Text ist von Tiwald, hat aber IMO nicht viel mit Judo im Speziellen zu tun, außer das als Beispiel Uchi-Komi-Training gewählt wird und Judo, warum auch immer, wohl als Beispiel einer "Zen-Bewegungskunst" sein soll....
Es geht nach meinem Verständnis am Beispiel vom Uchi-Komi-Training um den Unterschied zwischen "westlichem" Wiederholungstraining mit der von Tiwald wahrgenommenen Zielsetzung einer Wiederholungsgenauigkeit und Zen-Buddhistischem Ansatz, wie er von Tiwald verstanden wird (er scheint, wie gesagt, Judo den "Bewegungskünste des
Zen-Buddhismus" zuzuordnen) jede einzelne Wiederholung als etwas einzigartiges zu verstehen.
Er stellt dabei Sportarten, bei denen die Rahmenbedingungen möglichst standardisiert werden (z.B. Leichtathletik), solchen gegenüber, bei denen der Sportler mit mehr Freiheitsgraden und wechselnden Rahmenbedingungen umgehen muss (Kampfportarten, Sportspiele)
Bei ersterem, da hat er IMO recht, geht es darum, bestimmte Attribute (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer..) isoliert zu testen, bei Letzteren muss man sich auch noch auf die verändernden Umweltbedinungen (Gegner) einstellen, es werden also höhere Ansprüche an die Wahrnehmung gestellt. Für letztere hält er das "stumpfe" Wiederholen als Trainingsform für suboptimal.
er stellt die Frage:
Ist es wirklich "Wiederholung", was im Uchi-Komi
gemacht wird?
Kurz: um durch Wiederholung zu lernen, eine Bewegung möglichst immer wieder gleich durchführen zu können (Ziel: Wiederholungsgenauigkeit), müsste man die Bewegung ja von Anfang an schon gleich durchführen können, sonst wäre es ja keine Wiederholung...
Da frag ich mich, ob der Herr schon mal praktisch Sport getrieben hat. Beim Wiederholen geht es auch im Westen nicht nur darum, immer wieder die Bewegung so auszuführen, wie die am Ende sein soll, sondern natürlich auch, sich einer optimalen Form anzunähern und das passiert durch den Abgleich des Sollwertes mit dem Istwert.
Dazu ist auch in der Leichtathletik eine Selbstwahrnehmung notwendig.
Er behauptete nun:
Das bewusste Variieren bringt mehr als der Versuch
zu wiederholen!
"Wiederholung“ bedeutet daher im Zen-Buddhismus:
• nicht, das gleiche nochmals tun;
• sondern etwas tun, das möglichst wenig anders als das
Vorangegangene ist.
IMO macht man in Sportarten, die in sich dynamisch veränderten Umgebungen stattfinden, beides: Man "schleift" Bewegungsabläufe ein, trainiert Standardsituationen und versucht dann, die erlernten Bewegungsabläufe in verschiedenen Kontexten umzusetzen.
Wenn das so umgesetzt wird, dass es dazu führt, eine vorgegebene Technik bei nicht ganz passenden Rahmenbedingungen dann doch mit mehr Kraft und Gewalt durchzusetzen, dann ist das eventuell ein anderer (und vielleicht von manchem am Sportjudo kritisierter) Weg als sich den Gegebenheiten anzupassen und durch eine Variation der Technik erfolgreich zu sein.
Das konnten allerdings, zumindest früher, auch westliche Sportjudoka.