Hallo Lugasch,
danke für’s aufmerksame Lesen! Die beiden Beispiele habe ich bewusst gewählt und es freut mich, dass Dir die Problematik mit dem Schneidersitz aufgefallen ist! Denn sie zeigt deutlich, dass G. Funakoshi mehr als nur „äußere Form“ beherrscht haben muss, wie von H. Kinjō fälschlicherweise vermutet. (Wie Yoda in den Filmen sitzt oder sich bewegt, weiß ich nicht, da ich sie nur beiläufig kenne.) Was G. Funakoshi in der Schneidersitzsituation vollbrachte, ist kein Zufallsprodukt. Da ich nicht dabei war, kann ich nicht auf den Zentimeter genau nachvollziehen, wie weit er sich bewegt hatte. M. Takagi beschreibt jedenfalls dasselbe Erlebnis in verschiedenen Texten immer ähnlich. Die 1,50 Meter entsprächen bei so einem Angriff ungefähr dem Mindestabstand, um sich in Sicherheit zu bringen.
Die dafür nötige Sprungkraft einerseits stammt gesichert aus seinem Training unter seinen Lehrern. Z. B. erarbeitete A. Itosu laut einem 1915 erschienenen Artikel über ihn bereits in seiner Jugend verschiedene Sprungmethoden (
Band II, S. 21). Hinzu kommen Sprünge in den Kata (Heian Godan, Kankū, Gankaku, Meikyō usw.) und Kumite, die er übte.
Auf der anderen Seite gehörten verschiedene Übungsformen, die er später als „Iai“ bezeichnete, zu seinem Repertoire. Das sind Verfahren aus ungünstigen Ausgangspositionen. Er selbst lehrte ein paar einfach zugängliche aus dem japanischen Fersensitz (Seiza) und aus liegender Position. Teil dieser kampfkünstlerischen Kultur, die G. Funakoshi vermittelt bekam und die er lebte, ist natürlich auch der entspannte Schneidersitz, wobei es möglich ist – aber davon berichtet M. Takagi nichts –, dass G. Funakoshi ihn auf eine Weise eingenommen hatte, die ihm ein schnelles Aufstehen ermöglichte. Falls es so gewesen sein sollte, erkannte das M. Takagi nicht, weswegen ich einleitend das Verb "scheinen" nutzte ...
Grüße,
Henning Wittwer