Um dieses Age/Jodan-Soto-Shuto-undwasauchimmerfuer-Ukes-Ding und dieses ständige bahnenlaufen habe ich mir auch über Jahre den Kopf zerbrochen; das sind nahezu ausnahmslos Techniken, die man -zumindest im echten Leben und in wettkampforientierten Schulen- später nie sehen wird (ausser in der Prüfungsvorbereitung); und dennoch machen sie vor allem in den ersten 2 Jahren einen recht großen Teil des Trainings aus.
Realistisch gesehen hat man das damals wohl nur eingeführt, um dem Karateka ein muskuläres Training zu bieten (also in Zeiten, wo an Fitnessstudios noch lange nicht zu denken war). So, wie es auch bei den Kata(s) ist: es ermöglicht einem allein zu trainieren und gibt einem auch irgendwo ein "Ziel" (besser zu werden) - man kann sich in seiner Fitness-Übung direkt mit anderen vergleichen (der/die sind besser/schlechter) und es hat immer etwas wie eine Geschichte. Wahrscheinlich ist all das nur erdacht worden, weil die meisten Menschen einfach trainingsfaul sind: es ist leichter, sich für eine Kata zu begeistern als für 10xButterfly, 10xwasauchimmer.
Ich z.B. war nie für Fitness zu begeistern, aber hab Kata trainiert wie ein Irrer
Was es tatsächlich bringt: relevante Muskulatur wird gebildet/gestärkt (ganz sicher nicht so effektiv, wie das bei 21-Jahrhundert-Traingsmethodiken der Fall ist, aber er passiert)und man gewinnt eine gewisse Sicherheit in die Mechanismen des Körpers und irgendwie trennt es auch die Spreu vom Weizen, denn Karate ist die ersten 2 Jahre wirklich scheisse-langweilig bzw hat aus der Sicht der Teilnehmers irgendwo gar keinen Bezug zu dem was einem Filme und Turniere so vorleben (die, die nie den Willen aufbringen werden, sich durchbeissen, wirklich zu kämpfen, wenn es nicht so einfach ist...die hören auch schnell auf)
Wenn man ganz ehrlich sein mag, muss man wohl eingestehen, dass die Kihon/Kata-Seite des Karate einer längst vergangenen und überholten Zeit angehört und (sicherlich mit Bedacht) ersetzt werden sollte durch moderne Trainingsmechanismen (die den Karateka aber auch eine Motivation mitgeben - ein großes Manko von Fitnessstudios).
Aber zugleich sollte gesagt sein, dass es an der Sache vorbeigeht, wenn man Age-Uke, Soto-Uke anführt, um Karate zu diskreditieren: in einem normalen Verein, auf jeden Fall aber in guten Vereinen, hat Kihon nicht viel mit dem zu tun, was einem dann im Kumite beigebracht wird.
Kurz: so richtig effektiv (muskulär betrachtet) ist Karate nicht, aber am Ende erfüllt es seinen Zweck (wenn auch nicht optimiert)