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Thema: Was ist bei traditionellen Kampfkünsten schief gelaufen?

  1. #16
    oxox Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Schnueffler Beitrag anzeigen
    Das ist bei mir so, nach Tagen getrennt.
    Montags: Wir turnen in weißen Schlafanzügen unser Programm ab und schwitzen ein wenig dabei, die Pratzen klatschen und ich fühle mich gut.
    Donnerstags: Fuck, Deckung war schei*e, das gibt ein blaues Auge, aber ich habe ihn danach zu Boden bekommen und dann kalt gestellt....
    Die reinen Montagsleute sieht man nie am Donnerstag (okay, einmal, aber dann haben die die Schautze voll), wohingegen man die Donnerstagsleute an allen Tagen sieht, teilweise mit den Sprüchen: Basics aufarbeiten, Kondition powern, ...
    So oder so ähnlich kenne ich das auch. Alles gut im normalen Training aber an den Sparringstagen ist bis auf den harten Kern tote Hose, obwohl es da nicht mal unbedingt grob zugehen muss. Wenn man Pech hat passt sich das restliche Training immer mehr den Anfängern an und die Älteren hauen irgendwann ab. Wobei ich auch nicht weiß wie man so ein Dilemma elegant lösen kann, ohne neuere Schüler zu vergraulen. Andererseits finde ich es komisch wenn die Laune besser als der Ausbildungsstand ist und manche teilweise überheblich werden, weil sie nie getestet wurden. Gilt teilweise auch für die Fortgeschrittenen, wenn die nur untereinander trainieren. Wenn man dann mal woanders hingeht bekommt man auf einmal den ***** aufgerissen und weiß nicht warum.


    Zitat Zitat von DatOlli Beitrag anzeigen

    Meine persönliche Sicht ist da eigentlich:
    Solange man jung und fit ist, in den sportlichen (Wettkampf) Bereich gehen, wenn man merkt, man wird dafür langsam zu alt, in die traditionellen Sachen einsteigen. Dann hat man eine gute Basis und merkt auch wenn der "Meister" nur schräges Zeug oder Wellness rüber bringt,
    Klingt sehr vernünftig. Schwierig wird es imho wenn in einer Gruppe verschiedene Auffassungen zusammenstoßen. Ist sicherlich auch nicht so toll wenn man als Anfänger nur etwas neues ausprobieren möchte und sich dann im Breitensport mit übermotivierten Paranoiden hauen muss, die jede Übung mit Vollgas durchziehen.

    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Die traditionellen Kampfkünste (im Sinne von ursprünglich mal im Militär und zivilen Bereich mit Waffen ausgeübt) haben verschiedene Probleme.

    1. Durch den Wandel in der Kriegsführung und Technologie wurden Klingen und Bögen so gut wie überflüssig, dadurch musste das traditionelle Training umgestellt werden. Weg vom Ringen und Anwendungen mit den Waffen, hin zur modernen Kriegsführung.

    2. Umstellung der Regierungssysteme und „Klassen“ (im weitesten Sinne). Dadurch wurden viele Bereiche, neben dem Militär, umorganisiert in denen früher die „traditionellen“ Kampfkünste ausgeübt wurden.
    Auf Okinawa/ Japan wurde der Adel „abgeschafft“ und musste nun keine Ordnungsfunktion mehr übernehmen, das würde durch die neue „Polizeistruktur“ mit „modernen“ Methoden übernommen.
    In China wurde das Yamen-System abgeschafft und die Yayi, die sonst als Leibwächter, Kopfgeldjäger oder Steuereintreiber gearbeitet haben, wurden durch neue Polizeibeamte mit modernen Waffen und Methoden ersetzt (siehe Faibairn).

    3. In China und Okinawa/Japan wurden die „traditionellen“ Kampfkünste, die dort als „rückständig“ angesehen wurden (Stichwort „Sick man of Asia“), auf Grund von unterschiedlichsten Motiven, abgeändert und zur Leibesertüchtigung nach preußischen Vorbild eingesetzt. Das hatte aber zur Folge dass man sich nur auf die Förderung der Körperertüchtigung konzentrierte und die alten Methoden (also Kampf mit Klinge, Ringen und Bogenschießen) nicht mehr geübt wurden. Kurz: Weg von partnerorientierten Training (sprich „Anwendungen First“) hin zu „Gruppengymnastik“ (sprich „Formen/Kata“).

    4. Bei der Übertragung in den Westen wurde sehr oft diese „reformierte“, „alte“, Kampfkunst als traditionelle Kampfkunst missverstanden, da das Wissen nicht vorhanden war dass die alten Methoden abgeändert wurden um den Volkskörper zu stärken.

    5. Im Westen wurde also hauptsächlich Körperarbeit/Gymnastik als „traditionelle Kampfkunst“ geübt, manchmal noch mit der Adaption an den modernen Wettkampfsport (Wettkampfkarate, Sanda, etc.).

    6. Asiatisches Flair klang bei einer gewissen Klientel Ende des 20. Jhd. cool und traf den Nerv der Zeit (Kung Fu Hype, New Age etc.).

    7. Wer friedlich und gewaltablehnend war fand sich beim Tai Chi wieder, wer sich hauen wollte ging, mangels Alternative, zum Karate und/oder Kung Fu, bzw, TKD.

    8. Sowohl die Chinesen, als auch die Japaner, entdeckten das Geschäftspotential hinter dem Interesse an den „traditionellen“ Kampfkünsten und bauten darum eine Marketingmaschiene auf.

    9. Heutzutage gilt das als „traditionell“ was die Mehrheit glaubt das es ist (Shaolin, „Okinawakarate“, Wudang etc.).

    10. Dadurch sind in den „traditionellen“ Kampfkünsten heutzutage eher nicht mehr diejenigen, die wirklich noch die gewalttätige Seite darin suchen.
    Diejenigen, die das Ende des 20. Jhd. taten, merkten, mehr oder weniger schnell, dass die „Gymnastikkampfkunst“ nicht wirklich praxistauglich war und wechselten entweder zu „moderneren“ Sachen, oder kreierten ihr eigenes Ding (letzteres oft auch um Geld zu verdienen, der Markt ist groß).

    11. Die wenigen, die noch die wirklich alten Methoden kennen, findet man im großen Grundrauschen der „Kampfkunstwelt“ oft gar nicht, bzw. können viele auch gar nicht einschätzen was wirklich „alt“ ist und was nur eigenkreierter Mist ist.
    Man muss nur mal bei YT nach „Bagua Applications“, „Tai Chi Applications“, „Kata Bunkai“ etc. suchen und sich angucken was man da gezeigt bekommt.
    „Traditionell“ müßten da jede Menge ringerischere Anwendungen drin sein (die man in jedem Ringerstil der Welt kennt) und jede Menge Anwendungen mit Schwert und Speer. Viel Spaß beim suchen (sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt )

    Das Problem „viele Menschen wissen heute gar nicht was Gewalt ist“ würde ich nicht auf die „traditionellen Kampfkünste“ anwenden, denn das ist ein generelles Problem. Leute, die da einen realistischen Blick drauf haben, suchen sich eh das zusammen was sie, für ihre spezielle Lebensrealität, brauchen.
    Danke für den Beitrag Kanken!

    Kann man sagen, dass sich die Überbleibsel authentischer Systeme teilweise bewusst von der Außenwelt abschirmen, oder gehen die tatsächlich nur im weißen Rauschen unter bzw. vermarkten sich halt nicht? Habe mal so Gerüchte gehört über irgendwelche Kampfkunstschulen in Paris, die angeblich nur Asiaten unterrichten usw. Ich meine, wenn man die politische/gesellschaftliche Komponente in Betracht zieht müssen da einige Stile sicherlich in den Untergrund getrieben worden sein, oder sind halt in der Halbwelt aufgegangen. Von wegen Triaden usw.

    Zitat Zitat von El Greco Beitrag anzeigen
    Die KK in Deutschland sind zu sehr verwässert worden und damit meine ich das es weniger mit Kämpfen und SV zu tun hat sondern
    mehr mit Breitensport und Vereinsmeierei. Was für die KK nicht gut ist und beim Kampfsport geht es halt um Fitness und Wettkampf
    was bei vielen KK verloren gegangen ist. Deswegen werden KK wie Karate oder Kung Fu belächelt.
    Macht Sinn.
    Geändert von oxox (22-07-2019 um 21:12 Uhr)

  2. #17
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    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Kann man sagen, dass sich die Überbleibsel authentischer Systeme teilweise bewusst von der Außenwelt abschirmen, oder gehen die tatsächlich nur im weißen Rauschen unter bzw. vermarkten sich halt nicht? Habe mal so Gerüchte gehört über irgendwelche Kampfkunstschulen in Paris, die angeblich nur Asiaten unterrichten usw. Ich meine, wenn man die politische/gesellschaftliche Komponente in Betracht zieht müssen da einige Stile sicherlich in den Untergrund getrieben worden sein, oder sind halt in der Halbwelt aufgegangen. Von wegen Triaden usw.
    Ich denke man kann es nicht pauschal sagen.
    Einige gehen mit Sicherheit im Grundrauschen unter (wie mein jetziger Lehrer). Es gibt aber auch einige die ganz bewußt nur auf ausdrückliche Empfehlung zu finden sind und „offiziell“ gar nicht unterrichten, aus den unterschiedlichsten Gründen (wie z.B. der Lehrer meines Lehrers).
    Wieder andere sind z.B. an eine komplette Kultur angebunden (z.B. die Koryu), da kommt man auch nicht „mal eben“ wirklich rein.

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