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oxox
Was ich mit einer Verneinung des Gewalttriebes meine ist, dass Gewalttätigkeit von manchen Menschen als grundsätzlich falsch erachtet wird und diejenigen der Meinung zu sein scheinen, dass man niemals unter irgendwelchen Umständen gewalttätig sein dürfe und das ihren Kindern auch so vermitteln.
Das ist eine sehr extrem Einstellung.
Auch Ghandi und Rosenberg schlossen Gewalt nicht grundsätzlich aus.
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oxox
Auf der einen Seite halte ich das für nobel, auf der anderen Seite glaube ich ist so eine Einstellung nur in einer Gesellschaft möglich, in der jemand im Namen der Unwilligen Gewalt ausübt.
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oxox
Andere Baustelle: Ehrlich gesagt bin ich ein wenig verwirrt ob ich im Ursprungspost nicht eher von Aggression als von Gewalt hätte sprechen sollen, weil mir Aggression als Begriff eher dem zu entsprechen scheint was ich mit dem Ursprungspost gemeint haben könnte. Auch finde ich den Ansatz interessant eher von einer sinnvollen Kanalisierung zu sprechen als vom bloßen Dampf ablassen.
Wut ist zunächst auch nur eine Energie, die einem z.B. ermöglicht, gegen (als solches empfundenes) Unrecht aktiv zu werden.
In spirituellen Traditionen wird die nicht also so schlecht angesehen, wie in unserer Kultur und davon ausgegangen, dass man diese Energie auch anderweitig als destruktiv nutzen kann.
Wenn man die regelmäßig ausagiert, lernt man lediglich, die auszuagieren und bringt sich eventuell in Schwierigkeiten.
Wenn man die lernt, die Emotion zu erkennen und auf andere Weise damit umzugehen, kann man die dahinter steckende Energie eventuell gewinnbringend einsetzen.
In dem Link von Michael werden übrigens Experimente dargestellt, deren Ergebnis gegen das Abreagieren spricht:
In einer Studie von Peper (1981) wurden 15 jährige Schüler während der
Sportstunde bei einem Ballspieltest durch einen Sporthelfer provoziert und um
ihre Punkte gebracht. Anschließend macht ein Teil der Schüler Übungen, die
Kraft und heftige Bewegung erforderten. Die Vergleichsgruppe macht
Geschicklichkeitsübungen. Eine motorische Abreaktion von Aggressionen
durch den Kraftsport war nicht festzustellen.
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o In einer Untersuchung von Stützle- Hebel (1993) verminderte Skigymnastik
die durch Provokation entstandenen aggressiven Gefühle nicht stärker als
gleich langes warten. Als wirksamer erwies sich eine
Konzentrationsaufgabe.
[...]
Bohart (1980) bat Studenten sich vorzustellen, dass ihnen der Provokateur
gegenübersitzt, und dann ein bis zwei Minuten zu schimpfen. Nach diesem
Verfahren fühlten die Teilnehmer mehr Groll auf den Provokateur als
vorher. Andere Vorgehensweisen, wie z.B. das Nachdenken über die
eigenen Gefühle oder das Sprechen mit einem verständnisvollen Zuhörer,
wurden dagegen als ärgermindernd empfunden.
[...]
Gelassenheit ist IMO übrigens cooler, als Ausrasten.
Ideal wäre es aus meiner Sicht, wenn man gegebenenfalls kontrolliert "ausrasten" kann. Also durchaus wütend und auch aggressiv werden, ohne ein Gefangener der Emotion zu sein.