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Thema: Gewaltlosigkeit und die Entschärfung der Gewalt durch Ventilfunktionen

  1. #31
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    Standard

    Zitat Zitat von kelte Beitrag anzeigen
    Du hast keine Studien verlinkt, sondern nur deren Zusammenfassung.
    Außer der Information, dass es sich dabei um "chinesische Kampfkünste" gehandelt haben soll, hast du keinerlei Infos mitgegeben, die diskutiert werden können.
    Im verlinkten Thread hatte ich mir die Studien etwas angeschaut und Volltextversionen verlinkt:

    https://www.kampfkunst-board.info/fo...93#post3680893

    Ein paar Eckpunkte:

    In einer Studie mit jugendlichen jugendlichen Straftätern werden lehrreiche Ergebnisse berichtet (29). Eine Gruppe wurde dem traditionellen Tae-Kwon-Do zugeordnet (Betonung von Qualitäten wie Respekt, Demut, Verantwortung, Durchhaltevermögen und Ehre sowie körperliche Konditionierung; Fokussierung auf Selbstkontrolle und Selbstverteidigung). Eine weitere Gruppe wurde den modernen Kampfkünsten (Kampfkunst als Leistungssport) zugeordnet. Diejenigen im traditionellen Tae-Kwon-Do zeigten weniger Aggression und Angst und verbesserten ihre sozialen Fähigkeiten und ihr Selbstwertgefühl. Diejenigen in den modernen Kampfkünsten zeigten mehr Jugendkriminalität und Aggressivität und verminderten ihr Selbstwertgefühl und ihre sozialen Fähigkeiten.

    Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator


    Also: Traditionelles TKD gut für Sozialverhalten, moderner Kampfsport ohne (hier so verpönte) Charakterschulung eher schlecht.


    in einer anderen Studie zeigte sich, dass die Art der Vermittlung Einfluss auf den Outcome über die Fähigkeit, anderen Gewalt anzutun, hinaus hat:

    3. Ob EF-Gewinne zu erkennen sind, hängt von der Art und Weise ab, wie eine Aktivität präsentiert und durchgeführt wird (wie das Lied sagt: "'Tain't What You Do [It's The Way That You Do It])"). Trulson (1986) variierte bewusst die Art und Weise, wie Kampfkünste gelehrt wurden und fand in einem Fall Vorteile und in dem anderen Fall Effekte in die entgegengesetzte Richtung. Persönliche Eigenschaften derjenigen, die ein Programm leiten, können erhebliche Auswirkungen darauf haben, wie nützlich ein Programm ist; dies wurde in der Interventionsliteratur wenig beachtet.

    Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator

    Den Carlos hat man ja durch einen anderen Kriminellen unterrichten lassen....

    auch in einer weiteren Studie zeigte sich der traditonelle Ansatz, der mehr auf Charakterschulung und Disziplin setzt, als auf Gewinnen für die soziale Zielsetzung überlegen:

    Die Teilnehmer der Experimentalgruppe übten drei verschiedene Methoden aus
    Arten von Kampfsportarten (Karate, Kung Fu und Ju Jitsu),
    hauptsächlich unter Berücksichtigung traditioneller Stile. Der traditionelle Ansatz
    weniger auf Wettbewerbsaspekte fokussiert ist, sondern mehr auf die
    konzentriert auf Disziplin und Konfliktvermeidung.
    [....]
    Ergebnisse der vorliegenden Studie unterstützen diejenigen, die behaupten, dass
    Kampfkunstpraxis als Resozialisierung betrachtet werden kann.

    Verfahren zur Reduzierung der Aggression.44 Die erzielten Ergebnisse
    zeigen einen Rückgang der verschiedenen Formen von Aggression:
    körperliche Aggression, verbale Aggression, Wut und Feindseligkeit.

    Die Beteiligung an Kampfsport wurde andererseits als Beispiel dafür in Betracht gezogen,
    wie der Leistungssport mit der Zeit zu einer Steigerung der Aggressivität und
    antisozialem Verhalten führt;5 nach dem "sozialen Lernen
    Theorie", behaupten die Autoren oft, dass Aggressivität in
    einer Umgebung gelernt werden, die dies Verhalten nahelegt.[/B]


    Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator

    Also es kommt auf das Gesamtpaket der KK (und auch den Trainer / das Umfeld) an:
    Eine, die Wert auf Disziplin und Charakterschulung und Disziplin legt, wird darin mehr oder weniger Erfolg haben.
    Eine, die das Augenmerk darauf legt, die Leute "scharf" zu machen, und körperliche Gewalt als Konfliktlösung vermittelt, wird Persönlichkeiten schaffen, die eher sozial unverträglich sind aber natürlich gut darin sind, anderen Leuten Gewalt an zu tun, oder durch Drohungen Leute mit abweichenden Meinungen einzuschüchtern.
    Geändert von Pansapiens (28-07-2019 um 21:51 Uhr)

  2. #32
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Kampfsport senkt die Aggressivität von Kindern, das belegen die Studien. Darum ging es hier. Die Studien belegen es.
    Abstracts fassen die Ergebnisse der Studien zusammen. Die habe ich verlinkt.
    Es steht dir frei Dir die gesamten Studien zu besorgen und zu lesen. Mit den Angaben, die ich gemacht habe, ist dies ohne Probleme möglich. Kostet halt ggf. etwas.

    Ansonsten bleibt Dir nix anderes übrig als dich mit den Abstracts zu begnügen.
    Hallo?
    Du weißt doch, das es nur funktioniert, wenn du brav nickst, ihm zustimmst und alles auf dem Sibertablett servierst, wohingegen andersrum der Spruch immer ist: Such doch selbst.
    Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!

  3. #33
    oxox Gast

    Standard

    Ist Aggression eine notwendige Grundbedingung für Gewalt? Im Bezug auf klassische körperliche Gewalt scheint mir die nur eines der Mittel in Verhandlungsprozessen zwischen verschiedenen Parteien zu sein, das trotz Heftigkeit nicht unbedingt von Wut bzw. Zorn angetrieben werden muss. In der Regel läuft es vielleicht darauf hinaus, aber man kann Gewalt auch kaltblütig und mit Gleichgültigkeit anwenden, um den eigenen Willen zu erzwingen. Ein Aspekt der Gewaltprävention ist für mich so gesehen die Fähigkeit soziale Verhandlungsprozesse ohne körperliche Eskalation führen bzw. in angebrachte Bereiche verlagern zu können. Siehe zum Beispiel den Fussball, als ein alternatives Mittel um Dominanzhierarchien klären und angestaute Aggressionen abreagieren zu können. Oder Emotionen allgemein.

    Was ich mit einer Verneinung des Gewalttriebes meine ist, dass Gewalttätigkeit von manchen Menschen als grundsätzlich falsch erachtet wird und diejenigen der Meinung zu sein scheinen, dass man niemals unter irgendwelchen Umständen gewalttätig sein dürfe und das ihren Kindern auch so vermitteln. Auf der einen Seite halte ich das für nobel, auf der anderen Seite glaube ich ist so eine Einstellung nur in Gesellschaften möglich, in denen jemand Gewalt im Namen der Unwilligen ausübt. Das hört sich möglicher Weise krass an, aber ich halte Gewalt evolutionär gesehen für eine Grundkonstante, die zwangsläufig durch einen Wettbewerb um begrenzte Ressourcen und durch damit verbundene Anpassungsprozesse entstehen muss. Der Trick der Solidaritätsgemeinschaft war Gewalt umzuschichten und einen Teil dieser durch mehr Effizienz im Zuge von Kooperation unnötig zu machen, weil z.B. auf einmal jeder genug zu essen hatte. Der Gewalttrieb ist aber imho nicht verschwunden sondern ist eher in so einer Art Kälteschlaf. Andererseits scheint das Ringen um soziale Dominanz eben geblieben zu sein, was Phänomene wie Bullying in Wohlstandsgesellschaften erklären könnte. Oder gerade da, weil Leute in der Dritten Welt größere Probleme haben.

    Andere Baustelle: Ehrlich gesagt bin ich ein wenig verwirrt ob ich im Ursprungspost nicht eher von Aggression als von Gewalt hätte sprechen sollen, weil mir Aggression als Begriff eher dem zu entsprechen scheint was ich mit dem Ursprungspost gemeint haben könnte. Auch finde ich den Ansatz interessant eher von einer sinnvollen Kanalisierung zu sprechen als vom bloßen Dampf ablassen.
    Geändert von oxox (28-07-2019 um 22:24 Uhr)

  4. #34
    oxox Gast

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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Kampfsport senkt die Aggressivität von Kindern, das belegen die Studien. Darum ging es hier. Die Studien belegen es.
    Abstracts fassen die Ergebnisse der Studien zusammen. Die habe ich verlinkt.
    Es steht dir frei Dir die gesamten Studien zu besorgen und zu lesen. Mit den Angaben, die ich gemacht habe, ist dies ohne Probleme möglich. Kostet halt ggf. etwas.

    Ansonsten bleibt Dir nix anderes übrig als dich mit den Abstracts zu begnügen.
    Kampfsport im Allgemeinen? Ist grob spekuliert aber vielleicht sind Kampfsportarten mit einem Fokus auf gegenseitigen Respekt besser in der Hinsicht.

    Um auf das zu kommen was Kelte andeutet: Ein "schlechter" Kampfsportverein könnte doch ohne den richtigen Rahmen zu mehr Aggressivität führen. Wobei dabei streitbar ist ob es wirklich mehr davon ist, oder die jeweiligen Kinder jetzt nur ihre Aggressionen mit weniger Konsequenzen ausleben können und es eher die Softskills sind, die gegen Aggressionen helfen. Also in Verbindung damit, dass man das eigene Aggressionspotential überhaupt erst versteht.

  5. #35
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    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Was ich mit einer Verneinung des Gewalttriebes meine ist, dass Gewalttätigkeit von manchen Menschen als grundsätzlich falsch erachtet wird und diejenigen der Meinung zu sein scheinen, dass man niemals unter irgendwelchen Umständen gewalttätig sein dürfe und das ihren Kindern auch so vermitteln.
    Das ist eine sehr extrem Einstellung.
    Auch Ghandi und Rosenberg schlossen Gewalt nicht grundsätzlich aus.

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Auf der einen Seite halte ich das für nobel, auf der anderen Seite glaube ich ist so eine Einstellung nur in einer Gesellschaft möglich, in der jemand im Namen der Unwilligen Gewalt ausübt.



    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Andere Baustelle: Ehrlich gesagt bin ich ein wenig verwirrt ob ich im Ursprungspost nicht eher von Aggression als von Gewalt hätte sprechen sollen, weil mir Aggression als Begriff eher dem zu entsprechen scheint was ich mit dem Ursprungspost gemeint haben könnte. Auch finde ich den Ansatz interessant eher von einer sinnvollen Kanalisierung zu sprechen als vom bloßen Dampf ablassen.
    Wut ist zunächst auch nur eine Energie, die einem z.B. ermöglicht, gegen (als solches empfundenes) Unrecht aktiv zu werden.
    In spirituellen Traditionen wird die nicht also so schlecht angesehen, wie in unserer Kultur und davon ausgegangen, dass man diese Energie auch anderweitig als destruktiv nutzen kann.
    Wenn man die regelmäßig ausagiert, lernt man lediglich, die auszuagieren und bringt sich eventuell in Schwierigkeiten.
    Wenn man die lernt, die Emotion zu erkennen und auf andere Weise damit umzugehen, kann man die dahinter steckende Energie eventuell gewinnbringend einsetzen.

    In dem Link von Michael werden übrigens Experimente dargestellt, deren Ergebnis gegen das Abreagieren spricht:

    In einer Studie von Peper (1981) wurden 15 jährige Schüler während der
    Sportstunde bei einem Ballspieltest durch einen Sporthelfer provoziert und um
    ihre Punkte gebracht. Anschließend macht ein Teil der Schüler Übungen, die
    Kraft und heftige Bewegung erforderten. Die Vergleichsgruppe macht
    Geschicklichkeitsübungen. Eine motorische Abreaktion von Aggressionen
    durch den Kraftsport war nicht festzustellen.
    24
    o In einer Untersuchung von Stützle- Hebel (1993) verminderte Skigymnastik
    die durch Provokation entstandenen aggressiven Gefühle nicht stärker als
    gleich langes warten. Als wirksamer erwies sich eine
    Konzentrationsaufgabe.
    [...]
    Bohart (1980) bat Studenten sich vorzustellen, dass ihnen der Provokateur
    gegenübersitzt, und dann ein bis zwei Minuten zu schimpfen. Nach diesem
    Verfahren fühlten die Teilnehmer mehr Groll auf den Provokateur als
    vorher. Andere Vorgehensweisen, wie z.B. das Nachdenken über die
    eigenen Gefühle oder das Sprechen mit einem verständnisvollen Zuhörer,
    wurden dagegen als ärgermindernd empfunden.
    [...]

    Gelassenheit ist IMO übrigens cooler, als Ausrasten.
    Ideal wäre es aus meiner Sicht, wenn man gegebenenfalls kontrolliert "ausrasten" kann. Also durchaus wütend und auch aggressiv werden, ohne ein Gefangener der Emotion zu sein.
    Geändert von Pansapiens (28-07-2019 um 22:43 Uhr)

  6. #36
    oxox Gast

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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    In dem Link von Michael werden übrigens Experimente dargestellt, deren Ergebnis gegen das Abreagieren spricht:
    Meinst du es macht einen Unterschied ob man versucht sich bewusst abzureagieren, oder aufgezogen wird und sich unfreiwillig in einer aggressiven Umgebung wiederfindet? Vielleicht wäre es überlegenswert wenn man beide Ansätze mit einander verbindet und das Erkennen des eigenen Zustands mit dem Dampf-Ablassen kombiniert. Ansonsten erinnert mich das ein wenig an Studien bezüglich Meditation und Mind-Fullness (läuft das unter Achtsamkeit hierzulande?). Da war die Behauptung das aufkommende Gefühle sich mit der Zeit abschwächen, wenn man sie während der Meditation passieren lässt.

    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Gelassenheit ist IMO übrigens cooler, als Ausrasten.
    Ideal wäre es aus meiner Sicht, wenn man gegebenenfalls kontrolliert "ausrasten" kann. Also durchaus wütend und auch aggressiv werden, ohne ein Gefangener der Emotion zu sein.
    Das sehe ich prinzipiell genauso, andererseits sehen Leute wie Slavo Zizek da auch erhebliche Schattenseiten:
    Here Suzuki enters and says ‘I have this difficulty because I’m still caught in the false illusion of myself, you know? because I still think I’m the agent of my acts I feel falsely responsible and so on but, quote from Suzuki, a beautiful one: “if, the logic is that, if I reach nirvana then I no longer experience myself as an acting agent responsible for the act but, you know is this very beautiful? I admitted, this Buddhist view of the world as a free flow of phenomena where I whatever remains of me, I’m no longer an agent but just a pure gaze, an impassive observer which meditates on this crazy dance. This makes things easier because here, quote from Suzuki: “when I try to kill some of you it is really not me, but the sword itself that does the killing, he (the killer) has no desire to do harm to anybody but the enemy appears and makes himself a victim, it is although the sword performs automatically its function of justice which is the function of mercy”. Now, are you? and please don’t just tell me that this are the freaky Japanese and so on, all around you find this idea that, all around Buddhism, that reaching nirvana, getting rid of your false self makes you a much better warrior. This is why you have this long mythology of, you know? Zen Buddhists as perfect samurai because you can do it [das Töten] with proper distance and so on and so on.
    https://zizek.uk/the-buddhist-ethic-...al-capitalism/

  7. #37
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    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Für mich ist Gewalt im weitesten Sinne ein Handlungsdialog, in dessen Folge Schäden angerichtet bzw. bereitwillig in Kauf genommen werden. Schaden ist die Einschränkung von Funktion bzw. die Zerstörung von Formen und Strukturen.
    - bei "bereitwillig" mache ich das eine oder andere Fragezeichen. Speziell im Hinblick auf die Person, die die Sache nicht initiiert, sondern von der andern Person reingezogen wird.

    - Schmerz wäre noch ein Thema. Es gibt Dinge, die sind schmerzhaft, richten aber wenig bis keinen Schaden an; gmeinhin gilt es aber auch als verpönt, Schmerz zuzufügen, auch wenn keine dauerhaften Schäden daraus resultieren.
    unorthodox

  8. #38
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Wenn man die regelmäßig ausagiert, lernt man lediglich, die auszuagieren und bringt sich eventuell in Schwierigkeiten.
    Wenn man die lernt, die Emotion zu erkennen und auf andere Weise damit umzugehen, kann man die dahinter steckende Energie eventuell gewinnbringend einsetzen.
    ein gezieltes, kontrolliertes, sozialverträgliches Ausagieren dürfte doch ok sein.


    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    In dem Link von Michael werden übrigens Experimente dargestellt, deren Ergebnis gegen das Abreagieren spricht:

    24
    o In einer Untersuchung von Stützle- Hebel (1993) verminderte Skigymnastik
    die durch Provokation entstandenen aggressiven Gefühle nicht stärker als
    gleich langes warten. Als wirksamer erwies sich eine
    Konzentrationsaufgabe.

    [...][/I][/INDENT]
    Die meisten Kampfsportarten und Kampfkünste erfordern in der Tat reichlich Konzentration und Wachheit und Präsenz im Moment.



    Ideal wäre es aus meiner Sicht, wenn man gegebenenfalls kontrolliert "ausrasten" kann. Also durchaus wütend und auch aggressiv werden, ohne ein Gefangener der Emotion zu sein.
    ja genau
    unorthodox

  9. #39
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Also: Traditionelles TKD gut für Sozialverhalten, moderner Kampfsport ohne (hier so verpönte) Charakterschulung eher schlecht.
    Wie schon geschrieben, die Studie und das Thema hier ist der berühmte Vergleich Äpfel mit Birnen.
    Die Aussage, dass Kampfsport pauschal die Aggressivität reduziert, gibt die Studie nicht her - sie bescheinigt Kampfsport wie Boxen oder MMA auch keine positive Wirkung auf Gewalttäter.

    Wie dämlich die Annahme ist, dass allein durch die Ausübung von Kampfsport Menschen weniger zu Gewalttaten neigen kann man schon daran erahnen, dass sich heutzutage praktisch alle Hooligans, Schläger, Nazis etc. für ihre Kämpfe in Gyms vorbereiten und dort trainieren.

    Würde das Training deren Aggressivität und Gewaltbereitschaft negativ beeinflussen, würden die das Training meiden wie der Teufel das Weihwasser.

    Ich glaube die Nazis selbst hatten Boxen im Schulsport eingeführt - bestimmt nicht mit dem Ziel, ausgeglichene, friedliche und respektvolle Menschen zu erziehen. Die brauchten skrupellose, harte Soldaten, denen es nichts ausmacht, zu töten.

    Nach meinem Wissen ist der Ansatz, durch Boxen etc. Gewalttäter positiv beeinflussen zu können, nahezu komplett verworfen worden. Es hat wohl mal eine Zeitlang entsprechende staatlich geförderte soziale Projekte gegeben, die aber wohl nicht allzu erfolgreich waren.

    Heute wird das Thema eigentlich nur noch von Leuten hochgekocht, die selbst irgendeine Beziehung zum Kampfsport haben und dafür eine Rechtfertigung/Bestätigung suchen.

    Gerade der Fall Carlos aus der Schweiz hat nun ja eindrucksvoll gezeigt, dass derartige Ambitionen schon wegen der realen Gefahr riskant sind, dass die Gewalttäter Kontakt und Zugang zu anderen Gewalttätern bekommen und dadurch negativ bestärkt werden.

    Dort war wohl nicht nur der Trainer ein vorbestrafter Gewalttäter, in dem Gym ist wohl die halbe Unterwelt, Leute von den Hells Angels etc. ein- und ausgegangen. Da braucht es schon mehr als Optimismus um anzunehmen, dass ein Gewalttäter in so einem Umfeld resozialisiert wird.

  10. #40
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    Ich bitte darum hier beim Thema zu bleiben!
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
    https://www.hiltibjj.de


    http://www.jkdberlin.de

  11. #41
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    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Das sehe ich prinzipiell genauso, andererseits sehen Leute wie Slavo Zizek da auch erhebliche Schattenseiten:
    Ich hab doch nicht gesagt, dass ich die Verantwortung für mein Handeln aufgeben will?

  12. #42
    oxox Gast

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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Ich bitte darum hier beim Thema zu bleiben!
    Sorry das geht auf meine Kappe, mach den Anderen bitte keinen Strick daraus. Ich hätte das Thema besser formulieren sollten. War eigentlich klar, dass das früher oder später ins politische abgleiten würde. Wenn es geht würde ich gerne weiter diskutieren, ansonsten mach zu wenn es dir zu viel wird.

    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Ich hab doch nicht gesagt, dass ich die Verantwortung für mein Handeln aufgeben will?
    Ich wollte dir keinen Vorwurf in die Richtung machen. Zizek meint halt, dass es im Extremfall zu einer von Verantwortung losgelösten Art von Gewalt führen kann, oder diese halt als natürlichen Lauf der Dinge empfindet. Wenn ich es richtig verstanden habe.

  13. #43
    El Greco Gast

    Standard

    Ich finde die Diskussion etwas ungenau, weil man zwischen verbaler und Nonverbaler Gewalt unterscheiden muss. Beides ist Bestandteil jeder Gesellschaft und es gibt keine Gesellschaft die ohne Gewalt auskommen kann. Der Mensch kommt mit der Freiheit nicht klar, wenn man die heutigen und damaligen Verhältnisse in Europa sieht. Man kann Gewalt natürlich bis zu einem gewissen Grad kontrollieren und in Sportvereinen aufgreifen aber Gewalt wird immer ein Thema in der Gesellschaft sein.

  14. #44
    step-by Gast

    Standard

    Hallo oxox

    Du hast diesen Thread zur Diskussion gestellt.

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    In einem anderen Thread gab es eine kurze Diskussion zum Thema, die ich hier gerne weiterführen würde.

    Kann man Gewalt komplett verhindern oder ist Gewalt ein natürlicher Trieb, den man höchstens durch Ventilfunktionen wie Kampfsport entschärfen und auf designierte Bereiche beschränken kann? Führt die totale Verneinung natürlicher Gewaltpotentiale zu deren Manifestation an ungewünschter Stelle? Kann man den eigenen Gewalttrieb in konstruktive Bahnen lenken und unter welchen Bedingungen können Ventilfunktionen zu mehr Gewalt führen?

    Was denkt ihr?
    Klingt etwas wie der Spruch der Friedensbewegung:

    " Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin..."
    der Spruch geht noch weiter
    dann kommt der Krieg zu euch....

    Gewaltlosigkeit was verstehtst Du darunter?

    " Mann stößt Mutter und Kind vor ICE, Junge stirbt auf dem Gleisen, Frankfurt am Main, Montag, den 29.Juli 2019.
    Der Täter versuchte noch eine dritte Person auf die Gleise stoßen... klappte zum Glück nicht.

    Dann floh der Täter, wurde aber von Passanten - die hinterher rannten überwältigt - und der Polizei übergeben.

    Gewaltlosigkeit ... ist bestimmt nicht immer möglich.


    Bin auf Deine Antwort gespannt.
    Geändert von step-by (30-07-2019 um 13:27 Uhr) Grund: Text umgestellt, bevor jemand antwortet

  15. #45
    oxox Gast

    Standard

    Zitat Zitat von step-by Beitrag anzeigen
    Hallo oxox
    Gewaltlosigkeit was verstehtst Du darunter?
    Schwierig in Worte zu fassen. Ein gewaltloser Mensch würde kein Leid gegen den Willen bewusster Lebewesen verursachen und hätte auch keinen Drang dazu. Er würde keine Schmerzen erzeugen, niemanden missbrauchen, oder ausnutzen und dadurch auch keinen Schaden anrichten. Er würde alle so lassen wie sie sind und sich nicht wehren falls er selber angegriffen wird. Er wäre nicht gierig, nicht hasserfüllt, aber vielleicht ein bisschen ignorant.

    Das Problem ist, dass ich schon durch meine bloße Existenz Leid im weiteren Sinne verursache und selbst das bewusste Abschwören von Gewalt gewalttätige Folgen haben kann. Siehe zum Beispiel den Widerspruch der Tat, wenn das bewusste Auslassen der Tat selber eine Tat ist und so weiter. Lässt ein Gewaltloser Gewalt geschehen, selbst wenn sein Nichthandeln zu mehr Gewalt führt? Vielleicht, vielleicht nicht. Auf jeden Fall hat selbst ein gewaltloser Mensch einen Körper und muss essen. Selbst die Produktion veganer Lebensmittel tötet Tiere und die bloße Existenz in der körperlichen Welt muss imho zwangsläufig Leid verursachen. So gesehen kann man glaube ich Leid nur minimieren und versuchen unnötiges Leid zu vermeiden. Aber welches Leid ist nötig und welches ist unnötig? Das macht das ganze Konzept der Gewaltlosigkeit schwierig und ich glaube im engeren Sinne ist damit oft nur gemeint, dass man nicht herum läuft und Leuten nicht -unnötig- auf die Fresse haut. Aber da stellt sich wieder die Frage was ist nötig und was nicht.

    Alternativ könnte ein gewaltloser Mensch vielleicht Gewalt als Grundbedingung des Lebens akzeptieren, aber sich gleichzeitig von der Ausübung derer frei sprechen, weil er sie nicht mehr bewusst ausübt, weil er sich als Teil einer höheren Dynamik jenseits der eigenen Kontrolle empfindet. Der Teil von ihm, der meinte zu agieren wird als Bestandteil der Kettenreaktion aus Ursache und Wirkung empfunden und das eigentliche Selbst ist nur der Beobachter, der zwangsläufig die Entfaltung der Dinge tatenlos mit ansehen muss. Oder jemand sagt halt es ist Gott der handelt und nicht ich. Aber vielleicht ist dann auch nur Semantik.
    Geändert von oxox (30-07-2019 um 16:42 Uhr)

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