Freue mich über den Austausch
Ich bleibe dabei, dass es schliesslich nur um das 'Managen' von Masse und Kraft gehen kann. Durch den Einsatz von der eigenen Masse und Kraft. Menschlicher Körper/menschlicher Körper. (Es sei dann, wir wagen uns in die dubiösen Gefilden des "kong jin" ('empty force') vor, was ich hier sicherlich nicht machen werde!). Erklärt man diese nach dem "Anspruch" des Tai Chi Chuan zu Nebensache, wird man meiner Erfahrung nach ganz schnell 'abgehoben'. "Do not give up the near in order to seek the far"
Es ist dann aber die Frage, wie man Masse und Kraft mit dem eigenen Körper einsetzt bzw. beeinflusst. Und dann kann der Geist (als steuernde Instanz) jede Menge machen. Ansonsten gehe ich mit den meisten deiner obigen Aussagen konform. Es geht nicht (nur) um Winkeln, nicht um Kraft gegen Kraft, zumindest im Sinne von stemmen oder sich gegen den anderen werfen, mit mehr Muckis oder Härte durchbrechen und auch nicht (nur) um 'geschickt ausweichen'. Dabei geht es sehr wohl, unter Anderen, um 'Muskeltonus besser steuern'. Es ist dann aber die Fragen, wie und zu welchen Zwecken man den verfeinerten Muskeltonus einsetzt.
Du nennst den Bespiel eines alten oder behinderten Mensch, der vielleicht "einen weitaus überlegeneren Partner überwältigen [könnte]". Ich bin recht zurückhaltend bei solchen Extrembeispielen aber ich fasse das so auf, dass es darum geht, wie ein kleinerer, leichterer, schwacherer Mensch sich im entscheidenden Moment durchsetzen könnte. Theoretisch. Auch hier geht es schliesslich genau doch u.A. um "Kraft, Masse, Beschleunigung (K,M,B)". Alles andere ist Yellow Bamboo, Kiai-Master. Aber eben doch nicht um K,M,B auf "konventionelle" Weise. Man kann die eigene K,M,B so einsetzen, dass man subjektiv das Gefühl hat, vor allem wenn man es erstmal erfährt, dass man doch "gar nichts" gemacht hat, um den anderen fliegen, fallen usw. zu lassen. Oder um einen effektiven Schlag auszuführen. Es fühlt sich ganz anders an, und es ist oft ziemlich 'kontraintuitiv' am Anfang. Wenn man jedoch Zugang dazu bekommt, geht es nicht nur um die eine Technik oder Möglichkeit, sondern um eine ganze Bandbreite von Techniken, Varianten, die alle jedoch darauf beruhen, die K,M,B des eigenen Körpers und des Körpers des Gegners auf eine andere Weise zu managen. Die dann u.A. viel mit der schon erwähnten Absichtslosigkeit zu tun hat. Aber auch mit klarem, starkem Absicht (Yi). Gewissermaßen...
Sehr, sehr vereinfacht gesagt: Wenn man so agiert, dann ist der Körper eher yin und der Geist eher yang. Wobei, genau wie in dem Tai Chi-Symbol, der yin-Körper ein wichtiges yang-Element hat und der yang-Geist ein wichtiges yin-Element hat. Wenn das alles nun zu 'eso' klingt, dann sorry, es wäre dann in ein paar Minuten hands-on viel besser zu zeigen, ganz ohne eso Und das kann man auch umsetzen, wenn die Sachen ein bisschen wilder oder chaotischer werden. (Ich selber schaffe das natürlich nicht immer, aber manchmal, und so bleibt es interessant).
Viele Grüße
PS. Im alten Fernsehserien "Star Trek"/"Raumschiff Enterprise", als Bones/Pille in seinen Mikroskop schaute, brachte er manchmal den Spruch: "It's life, Jim, but not as we know it!" Hinsichtlich Tai Chi Chuan habe ich für mich selber den Spruch, halb scherzhaft, "It's strength, Jim, but not as we know it."