um auf die ausgangsfrage zurückzukommen ...

als trainer / lehrer liegt einem natürlich viel daran, dass die trainingsgruppe funktioniert (in dem sinne, dass ein erfolgreiches training in angenehmer atmosphäre möglich ist), und dass JEDER trainingsteilnehmer im training fortschritte macht.
ich persönlich hab bisher keinen trainer erlebt, der das anders gesehen hat (außer damals in der DDR im leistungssport, aber das ist eine andere geschichte).

meiner meinung nach steht der trainer vor der gruppe und unterrichtet, weil er auf diesem speziellen gebiet eben sehr viel weiter ist als die trainingsteilnehmer.
natürlich wäre es wünschenswert, wenn der trainer immer auf jeden teilnehmer ausführlich eingehen und dessen besonderheiten berücksichtigen könnte - nur geht das eben nicht immer.
das liegt daran, dass die zeit begrenzt ist (in drei stunden training pro einheit kann man eben nicht jedesmal auf die bedürfnisse eines jeden teilnehmers eingehen).

nun sehe ich das so: bis vor etwa zehn jahren war es eine selbstverständlichkeit, dass sich prospektive teilnehmer VORAB informierten, was so ein kampfsporttraining eigentlich beinhaltet. da wurden fragen gestellt nach schwerpunkten (würfe? schläge? bodenkampf?), da wurden fragen gestellt nach intensität (vollkontakt? wettkampf? oder eher wellness?).
es kamen fragen wie "lerne ich da auch ... (hier entsprechende interessen einsetzen) ..."

und nachdem all diese dinge geklärt waren (manchmal geschah das vorab, manchmal während oder nach den ersten beiden probetrainingseinheiten) war allen beteiligten klar, ob das nun etwas werden würde oder nicht.
diejenigen, die blieben und weiter trainieren wollten, wussten von vornherein, dass sie sich einer gewissen disziplin unterzuordnen (!) hatten, ohne die ein kampfsporttraining einfach nicht möglich ist.
ich habe nie erlebt, dass zu jener zeit irgend ein teilnehmer auf die idee kam, eine übung zu verweigern (es sei denn, er hatte gesundheitliche defizite, die besagte übung erschwerten oder unmöglich machten, und darauf wurde und wird ohnehin stets rücksicht genommen.

heute hingegen erlebe ich manchmal schneeflöckchen, die offenbar intellektuell überfordert sind, wenn sie sich VORAB mal darüber informieren sollen, worauf sie sich beim kampfsport (in diesem fall judo und bjj) einlassen.
ich erlebe schneeflöckchen, die schon im ersten probetraining FORDERN, ich solle mich gefälligst die ganze zeit mit ihnen befassen, als permanent-erklärbär nicht von ihrer seite weichen und sie als den mittelpunkt jedes nur denkbaren universums ansehen.
gleichzeitig stellen sie jede, aber auch wirklich JEDE übung, die ich anordne, unverzüglich in frage.
"wieso soll ich mich jetzt auf den rücken legen und diese komische ringerbrücke machen?"
tja, häschen, weil danach eine übung kommt, die "trap and roll" heißt, und die verlangt nach einer gewissen vorbereitung, sonst klappt sie nicht ...

"wieso soll ich jetzt mit einem partner diese ulkigen armbewegungen machen? das ist voll unangenehm!"
tja, häschen, weil sich das "pummeling" nennt und dich irgendwann mal befähigen soll, im standkampf deinen griff durchzusetzen, damit du den anderen werfen kannst ...
"aber wieso muss ich denn dazu diese komische übung machen? geht das nicht auch anders?"
nein.
und wenn du das nicht verstehst oder nicht verstehen willst, bist du hier falsch ...

solche trainees hatte ich noch vor zehn jahren NICHT in meinem training. auch zum probetraining nicht.
insofern hat sich durchaus einiges geändert ...

ABER ich erlebe auch das komplette gegenteil, und die "neuen", die sich in den vergangenen zwei jahren in meiner gruppe angemeldet haben, sind trainingswillig, diszipliniert, neugierig und äußerst interessiert daran, etwas zu lernen.
UND sie sind selbst auch sehr daran interessiert, in einer angenehmen (wenngleich sehr fordernden) trainingsatmosphäre zu agieren.
die schneeflöckchen muss man wohl hin und wieder (kurzzeitig) ertragen, die gehen von allein.
ich sehe also eher optimistisch in die zukunft.