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Thema: Was ist Achtsamkeit?

  1. #31
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    Zitat Zitat von Lubo ILC Beitrag anzeigen
    Ergibt es irgndwie Sinn für dich, was ich versuche zu beschreiben?
    Ich denke ich verstehe was du meinst, ist, in meinen Augen, nur eine etwas „komplizierte“, bzw. „eigene“ Herangehensweise (wertungsneutral!) an das Thema.
    Ich persönlich finde da die buddhistische Terminologie und Methodik (in Kombination mit dem Daoismus), so wie ich sie im Bagua lerne, sehr viel angenehmer und, für mich, zielführender.

    Ich denke aber schon ich weiß worauf du abzielst. Noch spannender finde ich den Schritt vom Körper und der Umgebung zum eigenen Verstand/Geist. Dann kommen wir in diese Richtung:

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Nochmal übergeordnet gibt es vielleicht noch eine Wahrnehmung der Wahrnehmung selbst

  2. #32
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Ich persönlich finde da die buddhistische Terminologie und Methodik (in Kombination mit dem Daoismus), so wie ich sie im Bagua lerne, sehr viel angenehmer und, für mich, zielführender.
    Ich denke aber schon ich weiß worauf du abzielst. Noch spannender finde ich den Schritt vom Körper und der Umgebung zum eigenen Verstand/Geist. Dann kommen wir in diese Richtung:
    Kannst du bitte Methodik die du im Bagua lernst, einwenig erläutern? Wäre sehr interessant.
    Die Betrachtung des eigenen Geistes ist ja Teil des ganzen. Da Achtsamkeit im Geist entsteht ist die Betrachtung des Geistes der Beginn des Ausdehnung erst dann geht man über auf den Körper und betrachtet weiter den Geist wie er den Körper betrachtet usw.

    Eine weitere interessante Komponente, auf die mein Sifu mich mal hingewiesen hat, ist dass man bei Awarness die Bereitschaft zur Veränderung mit der Veränderung (Flow with nature (Dao)) hat, während man bei Mindfulness nur am betrachten ist. Was sagt ihr dazu?

  3. #33
    oxox Gast

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    Ganz grob kann ich mir vorstellen was er damit meinen könnte und würde das als Nichtkleben bezeichnen bzw. die Fähigkeit das Momentum einer Situation zu nutzen, bzw. der entsprechenden Dynamik ohne Widerstand zu folgen. Also sowas in Richtung Wu Wei, also tun ohne zu tun. Wobei das auch wieder ein eigenes Thema ist, das unterschiedliche Auslegungen hat. Manche sagen Wu Wei ist nur langer harter Arbeit möglich, nachdem man so gut geworden ist, dass die Tätigkeit mühelos wird. Andere sagen Wu Wei ist nur möglich wenn man alle Konzepte hinter sich lässt und vergisst, andere sagen es wäre ein Zwischending. Ein Sinnbild wäre da zum Beispiel nicht an Gras zu ziehen damit ist schneller wächst.

    So wie ich das für mich persönlich interpretiere ergeben sich innerhalb von Situationen immer wieder kleine Gelegenheit, die bei Nutzung eine gewisse Eigenenergie entwickeln können. Die Tür klingelt, ich gehe zur Tür, mein Nachbar bittet um Zucker, ich bitte meinen Nachbarn herein und wir unterhalten uns, er läd mich zum Grillen ein, ich sage ja, beim Grillen treffe zufällig jemanden der in der gleichen Branche arbeitet und jemanden sucht, und so weiter. Blödes Beispiel, aber sowas ungefähr.

  4. #34
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    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Ganz grob kann ich mir vorstellen was er damit meinen könnte und würde das als Nichtkleben bezeichnen bzw. die Fähigkeit das Momentum einer Situation zu nutzen, bzw. der entsprechenden Dynamik ohne Widerstand zu folgen. Also sowas in Richtung Wu Wei, also tun ohne zu tun. Wobei das auch wieder ein eigenes Thema ist, das unterschiedliche Auslegungen hat. Manche sagen Wu Wei ist nur langer harter Arbeit möglich, nachdem man so gut geworden ist, dass die Tätigkeit mühelos wird. Andere sagen Wu Wei ist nur möglich wenn man alle Konzepte hinter sich lässt und vergisst, andere sagen es wäre ein Zwischending.
    Auf der allerletzen Seite des ZXD ILC Leitfadens steht:
    # Abandon Concepts, Realize All - Encompass Emptiness, And dissolve all Duality #
    Das geht in die Richtung was du beschreibst (Wu Wei). Das ist aber so weit weg für mich dass ich es mir noch kaum vorstellen kann.

    Ich verstehe die Fähigkeit sich durch Achtsamkeit (Awareness) sich mit den Veränderung mit zu Verändern so: Man sieht/spührt die Haltung des Gegenübers und kann daraus erkennen welche Möglichkeiten er hat und ist bereit zu "fliessen", also passend zu agieren. Im Gegensatz zu: man sieht einen Schlag kommen und reagiert aus einer Gewohnheit/Reflex heraus. (sehr banal ausgedrückt)

  5. #35
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    Zitat Zitat von Lubo ILC Beitrag anzeigen
    Kannst du bitte Methodik die du im Bagua lernst, einwenig erläutern?
    Das ist für ein Forum wohl etwas zu komplex...

    Es geht darum die Natur der Dinge zu erkennen.

    Im Bagua übt man zunächst mit dem Körper und „erforscht“ diesen um ihn dann mit der Umgebung und dem Anderen in einen Kontext zu setzen.
    Dazu benutzt man bestimmte Bilder und Ideen, mit denen man arbeitet. Sie helfen zu fühlen und zu interagieren.
    Diese Bilder und Ideen kommen aus der buddhistischen und daoistischen Lehre.

    Man will, durch Harmonisierung von Körper und Verstand, zur „ursprünglichen“ Natürlichkeit zurück gelangen.
    Geändert von kanken (03-09-2019 um 14:03 Uhr)

  6. #36
    oxox Gast

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    Kanken, wie geht ihr mit sich vielleicht ergebenden Intentions-Paradoxen um? Von wegen wollen nicht zu wollen, künstlich versuchen natürlich zu sein, etc. Wird das bewusst angestochen oder eher ausgeblendet?

  7. #37
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    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Wird das bewusst angestochen oder eher ausgeblendet?
    Es wird natürlich angesprochen. Mit den richtigen Übungen, Ideen und Anweisungen lernt man aber damit umzugehen, bzw. zu vermeiden.

    Passt hier evtl. ganz gut rein:

    Was ist Realität

    Es geht, in der Übung, zunächst darum seinen Körper zu fühlen. Alleine, in Bewegung und an einem Partner.
    Dann geht es darum weiter in sich hineinzufühlen und mit der Realität „zu arbeiten“.

    Die Arbeit mit dem Verstand und die Erkenntnis über den Verstand spielt jedoch auch eine große Rolle.

    Die Erforschung des Zusammenhangs von Verstand, Körper und Natur hat eine lange Tradition, auch wie man sich dies in Kämpfen zu Nutze macht.

    Wenn wir „achtsam“ sind arbeiten wir mit diesen „tieferen“ Hirnzentren. Unser Verstand „achtet“/„hört“ auf das, was ihm seine „emotionalen Zentren“ rückmelden.
    Geändert von kanken (03-09-2019 um 14:40 Uhr)

  8. #38
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Ich denke man muss halt gucken in welchem Kontext man „Mindfullness“ oder „Awareness“ betrachtet.
    Das sind Modewörter, die mittlerweile in sehr vielen Ansätzen vorkommen.

    Ich zitiere mich mal aus einem anderen Faden:
    Ein Thema mit dem Potential, sich zu verlieren *g* Die "Aufhänger" fand/finde ich gut...und streue mal ein wenig ein:

    1) Kabat-Zinn versteht mindfulness durchaus als 'way of being' im Sinne ‘paying attention in a particular way: on purpose, in the present moment, and non-judgementally’, aber es gibt Anfragen bzw. Hinweise darauf, dass dieses Verstndnis - oder noch genauer: mindfulness als Sorge dafür, dass das betrachtete nicht abhanden kommt - nur ein erster Schritt einer 'mindfulness proper' zu einer 'wise mindfulness' ist - hier kommen dann Aspekte von orienting/mindfulness/concentration ins Spiel (vgl. in: Purser et al., 2016: Handbook of Mindfulness: Culture, Context, and Social Engagement. Springer, pp. 30f., 38; Dreyfus, 2013: 48ff.). Insgesamt anzuraten ist Jonardon Ganeris Buch "Attention, not Self" (Oxford, 2017), aber das würde hier definitiv zu weit führen

    2) Nhat Hanhs (zen-bezogene, politisch anmutende) Ausweisungen eines 'interbeings' verstehen mindfulness als "keep your attention focused on the work, be alert and ready to handle ably and intelligently any situation which may arise" und können, je nach Umgang mit Impermanenz, 'klassisch-buddhistisch' anfragbar sein (vgl. in: Purser et al., 2016: Handbook of Mindfulness: Culture, Context, and Social Engagement. Springer, pp. 12, 40f., 158, 385).

    3) In der deutschsprachigen Literatur gibt es Zusammentragungen (auch zu 1+2) von Möhle (2011: Der Do der Kampfkunst und die Entwicklung einer Lebensform der Achtsamkeit, S. 72ff.), die bspw. Achtsamkeit als eine "Selbstregulation der Aufmerksamkeit und der Einnahme einer bestimmten Haltung gegenüber der momentanen Erfahrung" fasst und ergänzend könnte Horst Tiwald (Psycho-Training im WingTsun, Taiji und Budo-Sport, 2012: 170ff.) veranschlagt werden, der unterschiedliche Arten von Aufmerksamkeit differenziert und dabei auf Gehirnhälften zurückgreift: Führt die linke Gehinrhälfte die Aufmerksamkeit, so sei diese linear und einzeln objektbezogen, wohingegen die rechte Gehirnhälfte ganzheitliche Aufmerksamkeitsprozesse führt: Mensch ist (nicht-)denkend verflochten anstatt "über Ich-Vorurteile gebrochen"...

    Viele Grüße
    Baghira
    "Empty your mind... be formless, shapeless, like water..." (Bruce Lee)

    www.kampfkunst-ewald.de

  9. #39
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Das ist für ein Forum wohl etwas zu komplex...

    Es geht darum die Natur der Dinge zu erkennen.

    Im Bagua übt man zunächst mit dem Körper und „erforscht“ diesen um ihn dann mit der Umgebung und dem Anderen in einen Kontext zu setzen.
    Dazu benutzt man bestimmte Bilder und Ideen, mit denen man arbeitet. Sie helfen zu fühlen und zu interagieren.
    Diese Bilder und Ideen kommen aus der buddhistischen und daoistischen Lehre.

    Man will, durch Harmonisierung von Körper und Verstand, zur „ursprünglichen“ Natürlichkeit zurück gelangen.
    Bis auf die Arbeit mit Bildern und Ideen ist es genau wie wir es im ZXD ILC anstreben. Also würde ich schon behaupten dass wir das gleiche Ziel haben, nur die Wege sind leich unterschiedlich.

    Oft wird das Wort "Achtsamkeit" verwendet, um simple Aufmerksamkeit zu beschreiben und manchmal sogar eine Art Paranoia. Liegt es daran dass richtige "Achtsamkeit" so schwer zu erlangen ist, oder weil das Wort modern ist, oder sind einfach viele zu ahnungslos?

  10. #40
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    Weil das Wort nunmal nur ein Wort ist. Wenn man so ein Wort benutzt, kann man nicht seine eigene "Definition" mitbringen, sondern sollte sich daran orientieren was das im jeweiligen Kontext bedeutet.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Achtsamkeit_(mindfulness)

    Im Kontext ZXD hat es dann eine eigene Bedeutung, die muss man kennen, eventuell verstehen, und dann kann man sich über die Effekte und Erlebnisse Gedanken machen. Oder sie einfach zulassen. Und das gut oder nicht so universell richtig empfinden. Meist greifen Beschreibungen zu kurz, es fällt einem immer noch ein "ausser wenn", "meistens" usw. ein. Eine Methode oder ein Zustand sind nicht dasselbe.

    Es sind normalerweise auch zwei völlig verschiedene Aktivitäten, ob ich mich in einen Stuhl setze und in verschiedenen Varianten meditiere (auf den Horizont sehen und das was passiert machen lassen, oder Augen zumachen und fühlen was los ist, begleiten, helfen, beruhigen, "loben", verbinden), oder ob ich eine Partnerübung mache und auf das was der andere anbietet reagiere, oder auf meine Empfindungen währenddessen. Wenn ich meditiere hat das selten bis gar nicht mit "Kampfkunst" zu tun, sondern mit (meinem) Leben und aktuellen von selbst sich formierenden Empfindungen, wenn ich "Kampf" übe bin ich in einem Wuji-Zustand und "etwas" macht das mit mir. Das ist dann wie im Sport, da denke ich auch nie.

    Wenn man jetzt abstrakt von "Achtsamkeit" spricht, stellt sich die Frage "worauf". Worauf "achte" ich. Auf das was von aussen kommt, oder von innen, Gefühle, oder Dinge die so passieren.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  11. #41
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    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Wenn man jetzt abstrakt von "Achtsamkeit" spricht, stellt sich die Frage "worauf". Worauf "achte" ich. Auf das was von aussen kommt, oder von innen, Gefühle, oder Dinge die so passieren.
    Nun ja alles was in dir passiert ist eine Reaktion auf deine Wahrnehmung. Ich verweise hier auf Körper, Wahrnehmung, Empfindung, Gedanke, Bewusstsein.
    Es geht darum zu erkennen wie unser Geist auf die Wahrnehmung von Aussen reagiert. Tatsache ist dass alles in uns entsteht. Egal welches Sinnesorgan wir betrachten, dieses vermittelt nun mal Impulse die unser Körper generiert. Zb wir sehen nur die Reflektion auf unserer Netzhaut...

    Mein Sifu sagt: "Put your intention on attention." Daraus kann dann Achtsamkeit entstehen.

  12. #42
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    Zitat Zitat von Lubo ILC Beitrag anzeigen
    Liegt es daran dass richtige "Achtsamkeit" so schwer zu erlangen ist, oder weil das Wort modern ist, oder sind einfach viele zu ahnungslos?
    Ich denke dass sich das Wort zum Einen einfach abgenutzt hat und zum Anderen die Wenigsten wissen dass man es im jeweiligen Kontext betrachten sollte.

  13. #43
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    @Lubo:

    Du sprichst mit jemandem der das seit 50 Jahren macht, und der einen Zustand hat der auf externe Ereignisse ohne Verzögerung reagiert. D.h. mein Körper und mein innerer Geist reagieren bevor mein Verstand mitbekommt dass es nötig ist. Leider inzwischen nicht mehr mit "Jin" weil es nicht mehr da ist, aber durchaus immer noch mit Reaktion. Z.B. mit Ausweichmanövern bei 180 mit dem Auto, verzögerungsfrei und bevor ich verstehe was ich sehe. Ich kann nur nicht jedem erklären "wie man das macht", und "wie man da hin kommt", ausser die Übung. Sowohl der Körper als auch die Seele können sehr unterschiedlich reagieren, mit unterschiedlichen Präferenzen. Ich kann als Reaktion auf eine Absicht in einem Menschen damit anfangen ihm den Kopf abzureissen, oder emotional reagieren. Oder beides. Diese Reaktionen sind nicht fest verdrahtet, und sie können und werden sich auch verändern. Aber sie kommen irgendwoher, und das ist real, kein Zufall. Ich lasse jetzt seit 25 Jahren zu, dass "etwas" das in mir zum Besseren verändert, ohne dass ich weiss was "besser" ist, warum das nötig ist, und was sich genau verändert. Aber das tut es.

    In einem jeweiligen Kontext, also z.B. bei der ruhenden Meditation ohne "Zielvorgabe" (ausser ich möchte dass es mir besser geht), kann Achtsamkeit in der Übung heissen, ich achte die Empfindungen die kommen, und sehe mir die an. In aktiven Übungen z.B. im Sport habe ich diese Zeit nicht, da bedeutet Achtsamtkeit dass ich alles empfinde und sehe was um mich herum passiert, in den Menschen, im Raum. Und es wird DIREKT ohne Verzögerung in Handlung umgesetzt, die von innen kommt, von einer artistischen Improvisation die Raumgefühl, Zeit, Timing, Ressourcen, Spielziele und Gefahren unmittelbar einbezieht. Was mit mir ist, ist solange egal bis es eine überragende Wichtigkeit bekommt, z.B. eine Verletzung. Sonst ziehe ich auch mit Schmerzen durch. Wenn man mit Achtsamkeit alles und jedes bezeichnet, bezeichnet man gar nichts mehr.

    Ich halte auch überhaupt nichts von Definitorik, wo man den Leuten einen davon erzählt dass es sowieso keine Realität gibt, da ja auch die Wahrnehmung von einer eindringenden Klinge in meinen Körper eigentlich nur die Sinneszellen sind die gerade von der Eisen-Kohlenstoff-Mangan-Verbindung durchtrennt werden. So als könnte man das philosphisch betrachten, und dann blutet man gar nicht mehr. Wird man doch. Darum hilft es, wenn man die Realität bzw. die Wahrheit als führend nimmt, nur der jeweilige Ausschnitt ändert sich. Falle ich aus dem Fenster ohne Fallschirm bei ausreichender Höhe werde ich verletzt. Unabänderlich. Die entsprechenden instinktiven Reaktionen sind aber schon da in einem, man kann helfen dass die sich entwickeln, immer besser, genauer werden, artistisch, improvisiert. Indem man dem Instinkt vertraut, und sich mit den Empfindungen beschäftigt die das wiederum auslöst. Eine Zeit lang habe ich mit extremer Gewalt auf unfreundliche externe Ereignisse reagiert, wie ein Baryshnikov nur mit kaputt machen. Das hatte eine gewisse Artistik, war am Ende aber immer Gewalt, mit entsprechenden Folgen. Das ist im Laufe der Zeit zurückgegangen. Ich konnte so nicht leben, obwohl es aus Gründen des Selbstschutzes "perfekt" war. Emotional aber nicht.

    Am Ende hat der Geist, und der Körper drumherum, konkrete, endliche und faktische Fähigkeiten, Mechanismen, Ressourcen. Die sind alle veränderbar, aber in Grenzen. Das zu ändern ist eine komplexe Optimierungsaufgabe, für die es "etwas" in einem gibt was man machen lassen kann. Dieses Etwas kennt all diese Mechanismen und optimiert sie, aber nicht immer so wie man will, sondern so wie die Aufgaben und Folgen erfordern. Sonst zwingt man sich zu Dingen die falsch sind, weil man nicht alle Fakten kennt. Dabei helfen auch Übungen. Am Ende macht aber alles entweder die Optimierungsfähigkeit des Körpers, oder die des Hirns, und entwickelt komplexe Abläufe. Wir haben mehr Fähigkeiten als viele glauben, aber nicht unendlich, oder beliebig. Es gibt Dinge die gehen einfach nicht, und der Geist muss frei sein darauf Rücksicht zu nehmen. Es kann aber Dinge geben die da sind und gehen, aber wir wissen sie nicht. Und hätten auch Angst das auszusprechen. Das überlässt man dann dem Teil in sich der diese Fernbedienung in der Hand hält und den Knopf drücken kann, und erfreut sich an der genialen Aktion die plötzlich aus dem Lameng entsteht. "Planen" kann man das alles nicht. Man muss seinem Instinkt auch zugestehen, im Fall der Fälle einfach mal abhauen zu dürfen, wenn das der beste Weg ist.


    Um mal konkret zu werden, wenn man das in einer Übung mit Partner macht, der versucht einen zu schlagen, man leitet ab, es entstehen Kollisionen, Drehmomente, man erlebt ein Timing - dann lernt man. Mechanik, und Absichten. Man empfindet was der andere denkt, man erlebt Abläufe, erlebt wie es funktioniert etwas zu vermeiden, und wie nicht. Was dauert wie lange, wieviel Kraft hat was, aber es gibt auch eine emotionale Dynamik. Eigene Empfindungen und die des Angreifers. Ich habe mal einem Lernenden gezeigt wie ich sein Setup einfach verlasse, ich sehe ihn an, gehe auf ihn zu, drücke ihn an die Wand, und er kann nichts machen. Weil es keine Mechanik war, sondern emotionale Interaktion wo seine Reaktion fallen lassen war. D.h. ich habe ihm klar gemacht, dass er sich mit dieser Angst auseinandersetzen muss, und eine Lösung finden. Mechanik ist alleine nicht genug. Die Reaktion in der Realität kann auch sein, wegzulaufen, weil er das nicht schafft, oder momentan kann. Kann er mental in einen Zustand kommen in dem sein Unterbewusstsein, seine Seele mitkämpft, kann er auch mechanisch probieren. Aber, die entscheidet ob sie das tut, oder in dem Kampf den um die goldene Ananas sieht, und nicht mitspielt. D.h. er musste auch lernen, seinem Instinkt zu vertrauen was das Richtige jeweils ist. Reden, Verhandeln, Nachgeben, Abhauen, oder Kämpfen. Mein Bruder z.B. kämpft immer. Der kämpft aber auch seine Freundin nieder wenn es darum geht welche Reifenmarke sie für ihr Auto kauft, was ihn nicht sonderlich angenehm macht. Achtsamkeit dreht sich hier also um die physikalischen Abläufe einer Konfrontation, Körpermechanik, Timing, Kräfte, und emotionale Abläufe in Konfrontationen und Aktionen.

    In Meditation dreht sich bei mir aber z.B. momentan alles um Empfindungen zu Beziehungen. Immer. Das ist so komplex dass ich auch nicht weiss was da abläuft, ich kann es oft nur zeitlich zuordnen weil ich das Gefühl kenne. Das war 1989 bei der und der, das war 1976, und so weiter. Aber die Bedeutung ist nicht zu erfassen, es sind komplexe Verflechtungen, von Wünschen, Instinkten, Erfahrungen, Ängsten. Zusammengemengt in körperlicher Emotion. Ich bin da auch in einem völlig anderen Zustand als beim Fangen von Bällen in einer Sporthalle. Es ist trotzdem Achtsamkeit, nur nicht in Bezug auf Mechanik und das Prallverhalten von 280g-Lederbällen und menschlichen Körpern. Sondern auf die Logik von Beziehungen, die Fähigkeiten, Abläufe, Empfindungen, Veränderungen. Das was sich da ändert liegt, hirntechnisch und emotional, ganz woanders, und beschäftigt sich auch mit anderen Dingen. Ganz exakt das gleiche was beim Lernen von Spielzügen passiert, nur sind manche Dinge abgeschaltet, und die Achtsamkeit arbeitet mit anderen Gegenden im Geist. Und wenn man möchte dass das funktioniert, mischt man sich auch genauso nicht ein was dieses "Etwas" genau tut, was es entgewichtet, was es fördert, wo "mehr" von gemacht wird und wovon "weniger". Oder was komplett abgebaut wird, weil es Irrglaube ist. Wäre schön, ist aber leider nicht so.

    Das mal als komplexere Abhandlung was "Achtsamkeit" alles sein kann, und was es einbezieht. Verkürzt kann man es mit "Leben" bezeichnen. Leben mit allem was man ist, möchte, nicht möchte, erlebt hat, kann.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  14. #44
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    Danke Klaus für deine ausführliche Schilderung deiner Sichtweise. Aus meiner persönlichen subjektiven Sicht beschreibst meistens Achtsamkeit. Jedoch habe ich das Gefühl das es einige Dinge gibt, die dir nicht ganz klar sind. Natürlich kann ich mich täuschen. Bei manchen deiner Beispiele beziehst du dich auf Zukunft oder Vergangenheit. Achtsamkeit ist aber immer gegenwärtig. Wenn ich etwas betrachte und in meinem Verstand das Wort entsteht bin ich nicht mehr im Jetzt sondern greife auf etwas Erlerntes aus meiner Vergangenheit. Das ist eine Art Wertung und ist nicht present. Zusätzlich entsteht aus dem Wort meistens ein ganzer Gedanke der wiederum zu weiteren Gedanken führt. Das ist keine Achtsamkeit. Siehst du das auch so?

  15. #45
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    Die Gefühle die kommen sind in der Vergangenheit entstanden, sind aber noch da. Sonst würden sie nicht kommen. Also ist es die Gegenwart. Und die Zukunft, wenn das die Gegenwart erschwert und es sich nicht löst. Dinge die einen belasten ewig zu verdrängen statt sich die Zeit zu nehmen sie zu lösen tut nicht gut. Man weiss aber nicht wie lange es braucht, und "schneller machen" geht auch nicht. Manchmal geht es aber auch darum was neues zu erschaffen, ich habe so zum Beispiel auf neue Weise Ski fahren gelernt. Es hat Klick gemacht, und ein neuer Satz Moves war fertig. Sah komisch aus, sehr rund, hat aber prima funktioniert, wesentlich Kraft sparender als der Fahrschulenstil. Oder Wut haben, da habe ich geträumt jemandem ne Bratwurst an den Kopf zu werfen. Konnte ich vorher nie.

    Worte sind nur eine Umschreibung, wenn man inneres beschreibt. Und ja, es kann so schwierig werden das was hinter den Worten steckt zu beschreiben, dass man nicht nah dran bleiben kann an dem was man aus dem Empfinden meint. Passiert mir häufig. Der eigentliche Vorgang geht ohne Worte. Beim Mitteilen kommt es aber vor dass sich gewaltige Gefühle lösen, und das wiederum verändert tatsächlich. Beim Meditieren redet man natürlich nicht.

    Versuch mal, das zu sagen was du selbst empfindest.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

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