Seite 15 von 16 ErsteErste ... 513141516 LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 211 bis 225 von 236

Thema: Hintergrundwissen

  1. #211
    Registrierungsdatum
    15.09.2013
    Beiträge
    3.147

    Standard

    oxox:
    Nun wenn einer Mitglied,Funktionär z.B. in der staatlich kontrolierten Chinese Wushu Association ist , dann sollte er aufpassen was er tut,sagt.

    Versuch mal einem Shaolin Mönch oder einem Shaolin Quan Anhänger in China zu erklären das Bodhidharma(Damo) eine legendäre Figur ist und er nicht das Yi Jin Jing und Xi Sui Jing verfasst,begründet hat und Shiba luohan shou (die 18 Hände der Arhats) etc. .

    Oder in einigen Kreisen das Zhang Sanfeng nicht das Taijiquan erfunden hat ,
    nicht zu sprechen von bestimmten Qigong Arten,rel. Sekten etc. die tabu sind.

    Aber dieses Verhalten ist auch in Korea und Japan zu beobachten , wenn man über bestimmte Themen spricht.

    Wenn man in einer relativen Demokratie aufgewachsen ist und freie Meinungsäußerung gewohnt ist, so muss man bei bestimmten Themen in China lernen den Mund zu halten.(Tibet,Hong Kong,Kritik an der KP etc.)

    Die Regierung hat überall Spitzel!
    Geändert von Huangshan (12-11-2019 um 17:32 Uhr)

  2. #212
    Gast Gast

    Standard

    Gibt es objektive Bücher oder Artikel über Jigiro Kano oder wurde alles glatt gebügelt?
    ich habe leider keinen überblick über sämtliche publikationen zu kano und dessen judo.
    ich bezweifle, dass man in japan etwas finden würde, das die von mir angesprochenen ungeklärten fragen aufgreift.

    in deutscher sprache ist tatsächlich nur niehaus zu empfehlen. allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass niehaus erstens selbst kein judoka ist, zweitens seine arbeit vorrangig bis ausschließlich das pädagogische wirken kanos zum inhalt hat und drittens auch ein andreas niehaus mit enorm hoher wahrscheinlichkeit viele dokumente zum thema judo im kodokan gar nicht zu gesicht bekam.

    carl de creé ist im augenblick der einzige, dem ich zutraue, in seinem (lange angekündigten) buch auch umfassend auf die ungeklärten fragen und ungereimtheiten in der historie des judo einzugehen.
    empfehlenswert sind meiner meinung nach noch joe svinth, cunningham und verschiedene andere englischsprachige freelancer, die vor allem im (untergegangenen) amerikanischen judoforum vor etwa zehn jahren ihr enormes wissen teilten (und auch belegten).

    allerdings setzen sich selbst belegte aussagen in den "offiziellen" nationalen verbänden (die ohnehin wenig bis kein interesse an der geschichte des judo haben und völlig zufrieden sind mit dem albernen, geschönten und unrealistischen unfug, der als "geschichte des judo" gilt) nicht durch, sobald sie von dem abweichen, was im jeweiligen verband so verkündet wird ...

    damit muss man halt leben.
    ich hab auch kein interesse mehr, all die wirklich spannenden und zumindest z.t. sehr gut belegten details, die ein ganz anderes licht aufs judo werfen, mit aller welt zu teilen. es genügt mir, dass ich hier und da auf das eine oder andere puzzlestück stoße, das eine ganz andere erklärung bestimmter vorgänge zulässt als die "offizielle" sichtweise.

  3. #213
    Registrierungsdatum
    15.09.2013
    Beiträge
    3.147

    Standard

    rambat:

    Danke für deine Erläuterung und die Empfehlungen.

    Ja alles erinnert an Heiligenverehrung und an die Inquisition.

    Leute die objektiv,kritisch bestimmte Themen,Personen,Geschichte betrachten sind in einigen Kampfkunst/Sport Kreisen nicht beliebt.

    Abseits von China und Japan:
    Als Beispiel ist auch die Aufarbeitung der Taekwondo Geschichte in Korea zu nennen und das Abschneiden der jap. Wurzeln.

    Wenn man glaubt das im 21 Jh. die Wissenschaft,Aufklärung ...... den Aberglauben,religiösen,politischen Fanatismus,Unwissenheit etc. in die Schranken gewiesen hat , so wird man eines besseren belehrt wenn man sich einige Kampfkunstkreise,Organisationen anschaut.
    Geändert von Huangshan (13-11-2019 um 08:16 Uhr)

  4. #214
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.516

    Standard

    Zitat Zitat von Huangshan Beitrag anzeigen
    Leute die objektiv,kritisch bestimmte Themen,Personen,Geschichte betrachten sind in einigen Kampfkunst/Sport Kreisen nicht beliebt.

    Wenn man glaubt das im 21 Jh. die Wissenschaft den Aberglauben,religiösen,politischen Fanatismus,Unwissenheit etc. in die Schranken gewiesen hat , so wird man eines besseren belehrt wenn man sich einige Kampfkunstkreise,Organisationen anschaut.
    Aus genau diesem Grund habe ich ja u.a. auch diesen Faden eröffnet.

    Gegen solche Tendenzen hilft nur Wissen. Wissen hilft Aussagen einzuordnen. Wissen hilft zu hinterfragen. Wissen hilft Unwissen aufzudecken.

    Wie viele Leute in den CMA schwafeln vom „Taiji“ haben aber noch nie das Yijing gelesen oder das Dao De Jing.

    Wie viele Leute reden von der „Natürlichkeit“ (Zi Ran) und dem „Wu Wei“, haben aber keine Ahnung von „Bu Wei“ und „You Wei“? Daraus entsteht dann so etwas wie „als Daoist läßt man wirken“ etc. Nette New-Age Philosophie, die ja mittlerweile selbst in China dankend den Westlern verkauft wird, denn in für die ist ja genau das „Daoismus“. Man bekommt was man sucht, denn dafür zahlt man ja schließlich Geld...

    Wie viele Leute können denn „ 道“ des Kong Zi von dem „ 道“ des Lao Zi unterscheiden und können daher erklären wie „Budo“, „Karate-do“ einzuordnen sind und wo der Unterschied zu dem Verständnis in den daoistisch geprägten KK liegt?

    Wie viele Leute reden von „li“, „jing“ etc. können aber nicht erklären aus welchen Gedankengut dies hervorgeht und wie sich das im Menschen kontrollieren läßt (was ja auch in den klassischen Texten beschrieben wird).

    Wir viele Leute können denn dann auf der Matte erklären wie diese Begriffe IN DER PRAXIS umgesetzt werden und wie man dies entwickelt?
    Da kommt dann ein „wenn ich drücke mußt du nachgeben“... Alles klar.

    Schau dir an was für ein Aufsehen um „den Kontaktpunkt“ im WT, gemacht wird oder die Kreise, oder die „Bögen“.

    Aber wo kommt es her, was für Prinzipien manifestieren sich da und vor allem wie entwickelt man das weiter, bzw. wofür war das gedacht. Wo ist Körperarbeit und wo ist Kampf. Wie manifestiert sich Körperarbeit im Kampf? Was für ein Kampf überhaupt?

    Am Anfang des Fadens hier haben ja schon viele geschrieben dass es so scheint dass die Leute, die eine traditionelle Kampfkunst üben, ihr Gehirn mit Anlegen ihrer Uniform ausschalten und nix mehr hinterfragen. Man übernimmt die Definition von Begriffen, die einem der Trainer sagt, der wird es schon wissen. Was aber, wenn der Trainer genau das Gleiche gemacht hat und auf seinen Trainer vertraut hat? Was aber wenn der keine Ahnung hatte (warum auch immer)?
    Auf einmal haben wir eine Definition eines Begriffes, der nichts mehr (oder nur oberflächlich) mit der ursprünglichen Definition etwas zu tun hat (oder mit der ursprünglichen Tiefe).

    Einhergehend damit geht dann auch die praktische Umsetzung verloren. Wenn ich einen Begriff nur zu 1% verstehe, dann verliere ich auch 99% des in der Praxis umsetzbaren.

    Dann muss man sich nicht wundern wenn die „Traditionalisten“ in China vom MMA auf‘s Maul bekommen.

    Andere sind wenigstens so schlau und holen sich die fehlenden praktische Umsetzung in anderen Bereichen (oder versuchen es zumindest), dann hat das Produkt aber auch nix mehr mit dem Ursprünglichen zu tun, es wird aber teilweise trotzdem noch unter dem Namen „verkauft“.

    Leute die, auf Grund von Wissen, Dinge in Frage stellen, waren noch nie gerne gesehen, aber das darf kein Grund sein sich kein Wissen anzueignen oder anderen Leuten Wissen vorzuenthalten.

    Man sollte immer versuchen zu lernen, man sollte immer hinterfragen und sich nie mit theoretischen Floskeln abspeisen lassen! Auch wenn man sich dadurch keine Freunde macht. Dann muss man sich halt diejenigen suchen, die auch so denken.
    Geändert von kanken (13-11-2019 um 08:58 Uhr)

  5. #215
    Registrierungsdatum
    24.01.2014
    Alter
    38
    Beiträge
    2.290

    Standard

    @Huangshan Ich denke ja, dass Objektivität nicht gewissen KK Kreisen nicht gerne gesehen.

    Ich gehöre ja zu den wenigen Leuten denen die KK Mystik und Budo Romantik abgeschreckt hat. Mich interessieren harte historische Fakten mehr. Bin aber was das betrifft in der Minderheit. Viele Leute an die gängigen Mythen glauben, mit dem all wissenden und herzensguten Meistern die keiner Fliege was zu Leide tun würden.

    Die Leute verkennen dabei, dass diese Meista auch nur Menschen wären mit Ecken und Kanten. Bei den japanischen Kampfkünsten ist ja Ueshiba ein gutes Beispiel. Der schien eine sehr komplexe Persönlichkeit zu sein die auch politisch eng verstrickt war.

    Bei den CMA ist ja besonders auffällig, dass die guten Leute aus dem Jahrhundert, nicht gerade das waren was man heute als brave gesetzestreue Bürger bezeichnen würde.

    Ist immer wieder interessant, wie sich die Realität von den Mythen unterscheiden kann.

    Solange es Leute gibt die daran glauben wollen, werden diese Mythen aber nicht verschwinden, denke ich.

  6. #216
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    Bei den japanischen Kampfkünsten ist ja Ueshiba ein gutes Beispiel.
    Im Falle Ueshibas scheint mir wichtig, unterschiedliche Linien der Rezeptionsgeschichte zu differenzieren:

    Gruppen, die sich weitgehend vom ursprünglichen historischen Kontext abgelöst haben und das Bild Ueshibas in ihren eigenen kulturellen und weltanschaulichen Kontext assimiliert haben, verstehen ihn als weisen alten Mann und als Vertreter einer pazifistischen "Liebesreligion".

    Gruppen, die eine Verbindung zum historischen, bzw. kulturellen Kontext erhalten haben (also konkret eine enge Verbindung nach Japan und zu den japanischen Vertretern seiner Schule), deuten ihn im Rahmen und nach Mustern dieses Kontextes.
    Das bedeutet dann eine weitere Differenzierung, nämlich das nach Außen, in der Öffentlichkeit transportierte Bild "des Begründers". Und das Bild, das im Inneren der Schule vermittelt wird. (Klassisches Beispiel dafür sind die je nach Fragesteller unterschiedlichen Antworten ein und derselben Schüler auf die Frage, ob Ueshiba am Ende seines Lebens tatsächlich noch werfen konnte, oder ob sie aus Respekt vor ihrem Lehrer gefallen sind. Oder die Aussagen über Ueshibas Verhalten als Familienmensch.)

    Eine dritte Rezeptionslinie besteht in dem Bild, das Vertreter anderer Schulen, die Berührung mit Ueshiba hatten, von ihm haben. Und auch da ist wieder zu unterscheiden zwischen dem Bild, das nach Außen, in der Öffentlichkeit transportiert wird. (Weiser Begründer einer anderen Schule, dem aller Respekt gebührt.) Und dem Bild, das schulintern vermittelt wird. (Jemand der kein aiki hat, oder weniger als gedacht. Jemand, der nicht mit dem Schwert umgehen kann. usw. ...)

    Diese Differenzierung von Innen und Außen ist ja ein grundlegender Aspekt der japanischen Kultur. Und die schein-Heiligkeit des im Westen rezipierten Bildes von Ueshiba hat m.E. u.a. damit zu tun, daß es durch Mensch vermittelt wurde, die nicht wirklich Zugang zum Innen hatten. - Oder eben dieses Innen ganz bewußt nicht öffentlich transportieren wollten.
    Geändert von carstenm (13-11-2019 um 11:00 Uhr)

  7. #217
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.516

    Standard

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    Ist immer wieder interessant, wie sich die Realität von den Mythen unterscheiden kann.
    Klar, man muss sich aber auch bemühen die Realität zu erkennen! Zugegeben, da macht es einem die „Öffentliche Meinung“ nicht immer leicht, aber jeder einzelne ist seines Glückes Schmied.

    Nimm doch mal die „großen drei Richtungen“ Asiens. Man behandelt sie immer getrennt. Konfuzianismus ist Konfuzianismus, Buddhismus ist Buddhismus und Daoismus ist Daoismus. Jeder meint die Kernaussagen zu kennen und schon sind die Schubladen im Kopf auf.

    Das sich in der Realität z.B. Daoismus und Buddhismus immer gegenseitig beeinflusst haben und eigentlich nicht getrennt betrachtet werden können (zumindest in China),das wird geflissentlich ignoriert. Geldsetzer und Hong bringen es ja schön auf den Punkt wenn sie sagen

    Das der indische Buddhismus in China Eingang finden konnte, beruht offensichtlich darauf, das er sich in späteren Zeiten als bessere Ausarbeitung der Dao-Philosophie des Lao Zi darstellen konnte.
    Zack. Das Begreifen und Wirken der daoistische Leere wird auf einmal durch den Buddhismus erklärt. Was Lao Zi und Zhuang Zhou versucht haben den Leuten klar zu machen wird durch die Worte Buddhas ergänzt und das Ganze findet in einer konfuzianischen Gesellschaft statt.

    Da ist nichts mit „vermeintlichen Wissen über Teilgebiete“ man muss das Wissen verknüpfen.

    Es genügt nicht zu wissen dass man das Dao über das Wirken von Yin und Yang verstehen lernt. Man muss auch erkennen wie Yin und Yang in der Natur wirken, wobei „Natur“ nicht nur alles um uns herum meint, sondern auch alles in uns. Das wiederum meint nicht nur den Körper, sondern auch unseren Geist. Wie die Leere in unserem Geist wirkt, damit hat sich ja auch der Buddhismus befasst. Dies hat dem konfuzianischen Staat im Laufe der Geschichte aber auch nicht immer gefallen.

    Alles hängt zusammen und man muss Lernen viele Gebiete miteinander zu verknüpfen, was jedoch voraussetzt das man sich auch mit vielen Gebieten beschäftigt. „Everything makes everything better“, wie mein Lehrer immer zu sagen pflegt...

    Im Westen kommt dann noch dazu dass wir ein gänzlich anderes Verständnis der Welt haben. Da muss man dann die „östlichen“ Gebiete auch noch mit den „westlichen“ versuchen zu verknüpfen, also gucken wie sich dieses Wissen mit unserem Wissen überschneidet, aber auch das setzt fundiertes Wissen auf allen Gebieten voraus.

    Die Verantwortung sich dieses Wissen anzueignen liegt jedoch bei dem Schüler, nicht beim Lehrer. Der Lehrer gibt nur Tipps, er zeigt die Tür...
    Geändert von kanken (13-11-2019 um 10:40 Uhr)

  8. #218
    oxox Gast

    Standard

    Das ist wahrscheinlich auch unpopulär, aber ich persönlich mag mich generell keiner Ideologie mehr exklusiv verschreiben. Ich finde das alles interessant, trotzdem sind es eher Anregungen um sich selber ein (idealer Weise kohärentes) Weltbild zusammen zu basteln, so ein bisschen wie die Schnittmenge eines Mengendiagramms. Das gesagt, mit eher magischen Ausprägungen des Daoismus z.B. kann ich nicht viel anfangen, auch wenn ich da neugierig sein sollte. Von wegen dem Streben nach Unsterblichkeit und vielleicht übermäßigen Wohlstand, Spiritismus [sic], oder der chinesischen Medizin und dem Streben nach einem langen Riemen (mit der Hilfe von Gewichten). Anderseits mag ich bestimmte Konzepte wie das Wu-Wei, oder halt spezielle Auslegungen, selbst wenn ich mir bewusst bin das mein Verständnis limitiert ist und nicht unbedingt dem Konsens entsprechen muss. Dem Handlungsparadox bin ich mir trotzdem durchaus bewusst, selbst wenn ich noch nie was von You-Wei gehört habe und setze das für mich eben in Kontext zu meinetwegen buddhistisch inspirierten Konzepten. Von wegen Mittelweg, das Wunschparadox im Sinne von sich wünschen nicht zu wünschen, etc. Wobei ich die Bhagavad Gita im Kontext sehr interessant finde, auch wenn ich ebenso wenig Hindu bin. Oder nimm eben eher westlichen Philosophien wie der Stoa und dem Kynismus.

    Das soll nicht heißen, dass ich denke es wäre irgendwie unredlich einem Weg "authentisch" und bis ins Detail der Gebrauchsanweisung nach zu folgen, aber für mich ist es nichts mehr und mag mich halt in erster Linie auf mich selber konzentrieren. Ich will kein Supermann sein, ich möchte keine übernatürlichen Kräfte, und glaube an kein neues Zeitalter, wo auf einmal alles schlechte gut wird. Vielleicht könnte ich irgendwie nach zwanzig Jahren harter Arbeit und viel Hintergrundwissen lernen über Wasser zu laufen, aber warum nicht einfach ein Boot benutzen? Mich beschäftigt persönlich eher die Frage danach was ich überhaupt möchte und warum, oder ob meine Wünsche erfüllbar sind bzw. ob deren Erfüllung erstrebenswert ist. Im Moment denke ich mir, dass ich einfach nur ein normaler Mensch sein möchte, der irgendwann mal stirbt und tut was er kann, aber nicht versucht das Meer mit dem Löffel auszuschöpfen. Aber ich glaube auch, dass alles irgendwie einer höheren Dynamik gehorcht, die sich nicht wirklich greifen lässt.

    Keine Ahnung ob einer versteht wie ich das meine. Das soll nichts schmälern und wenn es jemanden erfüllt cool, aber ich bin halt kein Chinese und werde auch keiner mehr werden. Andererseits haben Chinesen, Japaner, usw. auch nichts anderes gemacht als sich verschiedener Einflüsse zu bedienen und zu einem Amalgam zusammen zu fügen. Aber muss nicht stimmen.
    Geändert von oxox (13-11-2019 um 10:42 Uhr)

  9. #219
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.516

    Standard

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Anderseits mag ich bestimmte Konzepte wie das Wu-Wei, oder halt spezielle Auslegungen, selbst wenn ich mir bewusst bin das mein Verständnis limitiert ist und nicht unbedingt dem Konsens entsprechen muss. Dem Handlungsparadox bin ich mir trotzdem durchaus bewusst, selbst wenn ich noch nie was von You-Wei gehört habe und setze das für mich eben in Kontext zu meinetwegen buddhistisch inspirierten Konzepten.
    „You-Wei“ ist ur-daoistisch und genau darum geht es:

    Die Philosophien sind kein Selbstbedienungsladen bei dem man sich einfach mal das nimmt was man gerade meint verstanden zu haben und was einem in die eigene Weltsicht passt.
    Klar, man kann entscheiden was man für sich übernimmt und was evtl. nicht, aber man sollte diese Entscheidung auf Grund von fundiertem Wissen treffen.

    Man kann nicht für sich entscheiden „Wu-Wei ist Klasse“, aber noch nichts von „You-Wei“ gehört haben. Da fehlt einem die Hälfte zum Verständnis von Wu-Wei und was man dann „für sich nimmt“ ist eben auch nur die Hälfte der ursprünglichen Bedeutung.

    Wenn man dann von Wu-Wei spricht erzählt man auch nur die Hälfte.

    Es ist wie in den klassischen Kampfkünsten: Man durfte erst lehren wenn man genug verstanden hatte, denn nur dann konnte man für das gelernte Konzept sprechen.

    Es geht darum genug Wissen über einen Bereich zu haben, ehe man über einen Bereich spricht. Wenn sich ein Medizinstudent im ersten Semester hinstellt und jedem auf der Party erklärt wie man eine Sepsis behandelt, dann würden ihn wahrscheinlich einige bewundern. Erfahrene Intensivmediziner im Raum würden wahrscheinlich die Augen rollen und ihn nicht mehr ernst nehmen...

    Aber genau das passiert leider in den KK. Es wird oberflächliches „Wissen“ den Schülern verkauft und dann will der Partygast aus dem oberen Beispiel auf einmal auf einer Intensivstation den septischen Patienten mit akutem Nierenversagen, Spenderleber und EXCOR behandeln, weil er ja vom Medizinstudenten im ersten Semester alles über die Sepsis gelernt hat...

    Wenn ein Lehrer unterrichtet, dann hat er, in meinen Augen, auch die Verpflichtung sich in dem Gebiet genauestens auszukennen, oder den Schüler bei einer bestimmten Fragestellung zu demjenigen zu schicken, der sich damit auskennt.
    Geändert von kanken (13-11-2019 um 11:07 Uhr)

  10. #220
    oxox Gast

    Standard

    Was meinst du denn jetzt mit You-Wei? Das Nicht-Handeln handeln sein kann und Handeln halt Nicht-Handeln?

    Was Philosophie angeht ist die meiner Meinung nach tatsächlich ein Selbstbedienungsladen, auch wenn man sich auf einen gemeinsame Terminologie einigen muss um überhaupt sprechen zu können und die eigene Interpretation in sich schlüssig sein muss. Das sehe ich durchaus ein, aber es halt nichts handfestes wie einen Autoreifen zu wechseln, oder sowas.

  11. #221
    Registrierungsdatum
    28.06.2017
    Ort
    Siegerland
    Alter
    56
    Beiträge
    2.182

    Standard

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    .... Das sehe ich durchaus ein, aber es halt nichts handfestes wie einen Autoreifen zu wechseln, oder sowas.
    Soweit ich Kanken verstanden habe, werden diese Philosophien durchaus "handfest". In den Anwendungen (speziell auch im "freien" Bereich).

    Liebe Grüße
    DatOlli

  12. #222
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.516

    Standard

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Was meinst du denn jetzt mit You-Wei? Das Nicht-Handeln handeln sein kann und Handeln halt Nicht-Handeln?
    Wu-Wei meint nicht „Nicht-Handeln“. Es meint „die Leere wirken lassen“. „Nicht handeln“ ist „Bu Wei“.

    Wenn ich im Kampf „Nicht-Handel“ bekomme ich aufs Maul. Wenn ich „die Leere wirken lasse“ muss man wissen wie man das tut. Wenn man es kann, dann bekommt der Andere aufs Maul (es sei denn er kann es besser, dann bekomme wieder ich aufs Maul).
    Geändert von kanken (13-11-2019 um 11:40 Uhr)

  13. #223
    oxox Gast

    Standard

    Also ich meine damit auch nicht sich einfach aufs Maul hauen zu lassen. Deswegen halt mein Einwurf im Bezug auf den Widerspruch zwischen Handeln und das Nichthandeln. Würde ich es für mich definieren würde ich denken Wu Wei meint mit dem "natürlichen" Fluss der Dinge zu gehen, aber keine Ahnung. Ich sehe den Begriff in erster Linie als einen Fingerzeig in die Richtung dessen was ich meine, wobei der Begriff halt ein Mittel zum Zweck ist und es bei der breiten Bevölkerung grob klar ist was gemeint ist. Wenn ich Zollstock statt Gliedermaß sage, oder Schraubenzieher anstatt Schraubendreher wird ein Handwerksmeister auch mit den Augen rollen, aber für die normale Kommunikation ist es ausreichend.

    Die Amis nutzen den Begriff "Enlightenment" umgangsprachlich eher im spirituellen Sinn und wenn ich da mit Kant anfange muss ich auch erst einmal erklären das "Aufklärung" nicht unbedingt das Gleiche ist wie Erleuchtung und Kant mit "Was ist Aufklärung?" afaik kein metaphysisches Erweckungserlebnis meint, selbst wenn die englische Übersetzung "What is enlightenment?" schreibt. Da muss man sich halt unterhalten. Wenn man das nicht möchte ist das auch in Ordnung, aber deswegen ist der gemeine Ami auch nicht automatisch blöde.

    Versteh das alles nicht falsch, ich respektiere was du schreibst und meine zu verstehen worauf du hinaus willst, aber ganz so einfach ist es finde ich nicht.

  14. #224
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.516

    Standard

    Wenn ich einen Begriff in einem bestimmten Kontext gebrauche, dann meint er ganz konkrete Dinge. Dazu muss halt klar sein was der Begriff meint.
    Wu-Wei, also die Leere wirken lassen, ist zum einen ein philosophischer Begriff des Lao Zi, er wird aber in den Kampfkünsten, die ihn nutzen, ganz konkret genutzt.
    Wenn ich, als Westler, jetzt jedoch unter „Wu-Wei“ fälschlicher Weise „Nicht-Handeln“ verstehe und diese Definition dann versuche auf die Kampfkünste anzuwenden, weil ich auch da keinen Lehrer habe der es mir erklärt, dann bringt es nix.

    Wie ich „die Leere“ konkret im Kampf zur Anwendung bringe, dass muss mir mein Lehrer zeigen und ich muss natürlich noch sehr viel mehr der damit verbundenen Begriffe und Konzepte verstehen.

    Es ist eine „Fachsprache“ und die muss man Lernen. Es darf einem nicht „grob klar sein“, da bei „grob klar“ sehr viel eben unklar ist und dann wird aus „die Leere wirken lassen“ „Nicht handeln“ und man bekommt ihm Kampf eins auf die Nuss.

  15. #225
    oxox Gast

    Standard

    Meine wenn ich mich mit einem Ami unterhalte und sowas sage wie, "I consider myself enlightened" (tue ich nicht, aber ich bin in diese Richtung bemüht und halte Aufklärung nach Kant für wichtig) wird der erst mal komisch gucken und denken ich halte mich für erleuchtet, bis ich dann die Kant-Definition erkläre oder sowas. Von wegen der Ausgang aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit, Unmündigkeit als Unvermögen selbstständig zu denken, etc. Die amerikanische Sprache hat halt keine direkte Übersetzung für Aufklärung soweit ich meine zu wissen. Trotzdem können die den Begriff im Kant-Sinn oder meinetwegen nach Voltaire benutzen und müssen nicht zwangsläufig ein spirituelles Erwachen meinen.
    Geändert von oxox (13-11-2019 um 12:09 Uhr)

Seite 15 von 16 ErsteErste ... 513141516 LetzteLetzte

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Hintergrundwissen zu den phlippinen
    Von trioxine im Forum Arnis, Eskrima, Kali
    Antworten: 16
    Letzter Beitrag: 29-10-2007, 13:13
  2. Hintergrundwissen als Prüfungskriterium
    Von Nadine im Forum Kung Fu, Wushu, Kuoshu Sanda, Lei Tai
    Antworten: 8
    Letzter Beitrag: 29-07-2002, 21:31

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •