Zitat von
ainuke
Das meinte ich in einem vorherigen Beitrag mit meinem Gen-Defekt: Ich habe auch in den 80er Jahren mit Karate angefangen. Und schon als Gelbgurt kamen bei mir ganz oft Fragen auf wie "Und das soll im Ernstfall funktionieren?".
Zu dieser Zeit hätte ich es sicher nicht besser machen oder gar erklären können, aber oft war offensichtlich, dass es entweder nicht anwendbar oder gar einfach Blödsinn war. Allerdings war es so, wie Du schreibst. Kein Mensch hätte sich getraut, einem japanischen Lehrer zu widersprechen. Fast alle "Schwarzgurte" waren heilig und wussten fast alles besser.
Und das meinte ich mit Schülern, die Fragen stellen sollen und müssen. Insbesondere in der Anfängerphase, in der man auf der einen Seite vielleicht Abläufe in der kompletten Anwendung noch nicht einordnen kann und auf der anderen Seite noch frei von der Gefahr der "Betriebsblindheit" (Gewôhnung, Abstumpfung, Bequemlichkeit) ist.
Wenn man lehrt, oder eine bestimmte Erfahrung besitzt (von mir aus diese heilige Bauchbinde), aufgrund derer die weniger Erfahrenen den Rat suchen, entdeckt man auch für sich selbst wieder eine neue Entwicklung. Es heißt ja salopp "Man beginnt erst zu lernen, wenn man lehrt". Das ist vielleicht zu hoch gestochen. Aber es beginnen weitere spannende Kapitel und jede Frage ist auch ein Fingerzeig, sich mit dem Unterricht und den Teilnehmern eben auseinanderzusetzen und keine Tanzstunden mit Vortrâgen anzubieten.
In den 80ern habe ich Judo in der Kindergruppe trainiert, keine Fragen, keine Vorstellungen, nur Zeitvertreib. Aber ich denke, es hat sich einiges gewandelt. Speziell das Ju-Jutsu ist seit Beginn der 2000er auf einem guten Weg, sich von der ewigen Gürtelhierarchie und vor allem von veralteten Unterrichtsinhalten ein wenig zu lösen. Aber das ist ein anderes Thema.
Es stimmt, dass ein Lehrer es idR "besser weiß" als seine Schüler. Aber Unterricht funktioniert nur, wenn eine Vertrauensbasis besteht. Der Weg dahin sind eben auch Fragen und vielleicht sogar Zweifel.
Das fûhrt dann wieder Richtung Freundschaft: wir hören Leuten zu, die in einem Gebiet besser sind. Wir hören keinen Leuten zu, die nicht hin und wieder auch uns zuhören.
It 's not who I'm underneath but what I do that defines me. Bruce Wayne
Dabei würdest Du sogar beim Schattenboxen verlieren. Kannix