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Thema: Tom Bisio - Ba Gua Circle Walking Nei Gong. The MEridian Opening Palms of Ba Gua Zhan

  1. #1
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    Standard Tom Bisio - Ba Gua Circle Walking Nei Gong. The Meridian Opening Palms of Ba Gua Zhan

    Outskirts Press (broschiert/20)
    ISBN 978-1-4327-9689-1
    250 Seiten


    Ba Gua ist – wenn überhaupt – eher als eine Kampfkunst bekannt, deren vollständiger Name Ba Gua Zhang ist. Aber wenn man einer der verbreitetsten Entstehungsgeschichten glauben darf, dann ist diese Kampfkunst von ihrem Bu Fa (der Beinarbeit) her von einer daoistischen Gehmeditation abgeleitet, die auch präventive und therapeutische Effekte hat.

    Tom Bision stellt in diesem Band Ba Gua als eine Art des Nei Gong (inneren Energiearbeit) vor, das genau diesen Ansprüchen genügen soll, wobei er allerdings die Darstellung ein wenig modernisiert hat. Erfreulicherweise weist aber eines der Kapitel auf die ursprüngliche Daoistische Form zurück. Oder zumindest auf eines davon, denn innerhalb der verschiedenen Daoistischen Schulen und Traditionen gibt es durchaus auch unterschiedliche Formen des Ba Gua Zhangs und so wahrscheinlich auch unterschiedliche Formen des Ba Gua Nei Gongs. In diesem Fall scheinen der Autor – und seine UnterrichtendenZHao Da Yuan und Li Zi Ming – der Longmen Pai-Tradition zu folgen.

    Das Buch beginnt mit einer Dastellung von Ba Gua Kreisgehmediation im Allgemeinen und erläutert dann kurz Qi Gong nd Nei Gong, Meditation und das Atmen, so wie einige Grundlagen der Chinesi-schen Medizin, wie Qi, die Meridiane, die Harmonien und die Vereinigung von Feuer und Wasser im Zusammenhang mit dem I Ging. Das Meridian-System wird dann in einem eigenen Kapitel näher beschrieben, bevor im vierten Kapitel das Bu Fa erläutert wird. Zunächst in gradliniger und dann in Kreisform. Hierbei wird ein Übungsregime für die beiden Geharten vorgegeben, das Anfänger sicherlich sehr schnell frustrierend finden dürfte, weswegen ich denke, dass dieses Buch eher für bereits etwas erfahrendere Praktizierende als Referenz von Nutzen sein dürfte.

    Als Nächstes werden die Acht Haltungen des Ba Gua Nei Gong vorgestellt und zwar mit Bildern und einer gut nachvollziehbaren Beschreibung. Darauf folgt eine tiefergehende Betrachtung des Meridiansystems und auch der sogenannten Sondermeridiane und ihrer Funktionen und Wirkungen, bevor im neunten Kapitel die Übungen des Ba Gua Nei Gong direkt mit diesem System in Verbindung gebracht wird. Dieses ist gefolgt von einer langen Symptomliste für die einzelnen Meridiane und Sondermeridiane, die eher ermüdend sind und vom Praktizierenden wohl nur in Krankheitsfällen zurate gezogen werden werden. Gerade hierfür wäre am Ende des Buchs ein alphabetischer Index nützlich gewesen, denn in der vorliegenden Form muss der nicht in chinesische Medizin Eingeweihte eventuell sehr lange nach „seinen“ Symptomen suchen.

    Das Buch schließt ab mit der Beschreibung einiger alternativer Laufmuster, was gerade für langjährige Kreisläufer eine willkommene Bereicherung des eigenen Trainings darstellen wird. Und schlussendlich – direkt vor der umfangreichen Bibliographie gibt es noch ein Kapitel über die Energiearbeit mit Bäumen und anderen Pflanzen, wobei auch die in der Longmen Pai gängige Zuordnung der Bäume zu bestimmten Anwendungen vorgestellt wird.

    Wie gesagt, für Anfänger auf jeden Fall „bitteres Essen“, das sicherlich besser verträglich ist, wenn man es mit einem guten Trainer angeht. Aber für diejenigen, die schon seit einiger Zeit im Kreis laufen auf jeden Fall eine gute Ergänzung – und auch Beitrag zu einigen Fragen, die man sich vielleicht noch gar nicht gestellt hatte.

    K.-G. Beck-Ewerhardy, Eigenzitat aus amazon.de
    Geändert von ErSunWukong (29-11-2019 um 18:16 Uhr)
    Mehr Meinungen zu Büchern finden sich auf Sandammeer und Lesezeit hier. Hilfe, die ankommen soll geht an Ärzte ohne Grenzen.

  2. #2
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    Standard

    Komisch, in der Longmen Pai Tradition hat das Kreisgehen nichts mit „Meridianen“ im Sinne der TCM zu tun, sondern mit dem Abschreiten kosmischer Muster um „Unsterblichkeit“ zu erlangen. Yubu und Bugang sind die Stichwörter dazu. Repräsentiert wird es z.B. im Neijing Tu der Drachentorschule durch den Kreis zu Füßen des Hirtens in der Brust.

    Bugang is categorized into two ritual functions, either serving purposes of exorcism (focusing on Taiyi's outward movement and distribution of strength) or purposes of ascent (focusing on his return to the center). Bugang 布剛 "distribution of strength" occurs in the Chunqiu yundou shu 春秋運斗樞describing the Sanhuang 三皇 "Three Sovereigns", "They contained all vastness and walked in the centre; they opened up yin and yang and distributed strength"
    Andersen, Poul (1989), "The Practice of Bugang", Cahiers d'Extrême-Asie 5.5:15–53. und
    Andersen, Poul: “bugang − walking along the guideline”. In: Pregadio, Fabrizio (Hrsg.): Encyclopedia of Taoism, Oxford 2007, S. 237−240.
    sowie Robinet, Isabelle: Geschichte des Taoismus. München 1995.

    Baguazhang hat auch nichts damit zu tun. DHC hat seine KK erst sehr viel später in Baguazhang umbenannt, vorher nannte er sie drehende Hände. Baguazhang ist eine Kampfkunst. Erst später haben einige Schüler die esoterischen Aspekte vermarktet. DHC hat zwar wahrscheinlich, laut Prof. Kang Ge Wu, Quanzhen Daoismus gelernt, und es könnte auch sogar Longmen Pai sein, aber die esoterischen Dinge waren ihm für den Kampf nicht wichtig, die Körperarbeit (Neidan) schon eher...

    Es geht bei dem daoistischen Aspekt des Bagua nicht um TCM sondern um esoterischen Daoismus mit Ritualen zu Dämonenbeschwörungen, Schutzzaubern, Exorzismen etc. und den Donnerritualen.
    Man macht aus dem Körper quasi eine Sigille. Die Tiere, die in den Haltungen sind, repräsentieren Götter und Dämonen und werden durch die Riten (das Kreisgehen mit den Wechseln), beschworen/„aktiviert“.

    All manifestations in the universe can be generated by the practitioner’s physical body, through the hand. The function is determined by the will of the practitioner. The mechanics are determined by the practitioner’s mind.
    und

    Magic is not sacred. Magic is philosophy. To understand magic, don’t try to understand Heaven and Earth. Instead, try to understand the changing seasons and four directions.
    beides aus: „Yellow Emperor’s Classics of the Esoteric Talisman“ nach Wen B, 2016

    Robinet, Anderson und Wen habe ich dazu ja oben schon als Quelle genannt. Ansonsten ist noch Despeux dazu zu empfehlen.

    Einige der fortgeschrittenen Ideen, mit denen man im Baguzhang arbeitet, entstammen dieser mystischen Arbeit, sie dienen jedoch der Verbesserung der Körperarbeit um sich effektiver bewegen zu können. Des Weiteren hilft es die Terminologie zu kennen, da Bezeichnungen wie „Der große Vogel öffnet die Schwingen“ oder „Der grüne Drache streckt seine Klauen“ ursprünglich Zauberformeln waren um Schutzzauber zu wirken, Wen hat dazu einiges geschrieben (ist auch interessant wenn man Bezeichnungen aus diversen „Bronze Mann Büchern“, wie dem Bubishi, betrachtet).

    Edit:
    Habe gerade das hier im sehr lesenswerten Interview mit Zhao Da Yuan gefunden (dem Lehrer von Bisio):

    There are specific ways to train Nei Gong and specific ways to modify Ding Shi to adapt the practice to the needs of the individual student. However, there are also other methods of Nei Gong that the teacher may give to an individual student. Here is a handwritten manuscript on Lohan Nei Gong, a method that Ba Gua practitioners use to help build up power and internal energy. It is 200 years old. It was not originally a part of Ba Gua, but was included later. Li Zi Ming said if other methods have useful material they also should be studied and incorporated into one’s training.
    das erklärt wieso da die Meridiane reinkommen.
    Geändert von kanken (29-11-2019 um 22:07 Uhr)

  3. #3
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    Es ist wahrscheinlich nicht ganz so deutlich geworden. Das Buch behandelt die daoistische Betrachtung der Kreismeditation tatsächlich in einem eigenen Kapitel mit einer anderen Begrifflichkeit und einer anderen Gewichtung als die hier im Mittelpunkt stehende Meridiananwendung. Aber danke für die Hinweise auf die anderen Texte.
    Mehr Meinungen zu Büchern finden sich auf Sandammeer und Lesezeit hier. Hilfe, die ankommen soll geht an Ärzte ohne Grenzen.

  4. #4
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    Klingt ja schon mal gut. Das Wissen um die philosophischen Grundlagen und Hintergründe findet man ja nicht oft in der Bagualiteratur. Da hört es ja schnell mit frühen und späten Himmel auf und wie sich das konkret im Kampf umsetzen läßt findet man eh so gut wie gar nicht.

    Geht er auf die Donnerrituale und auf das Erkennen des Wesens der Natur durch Yi ein und wie das in den Kampfanwendungen genutzt wird, bzw. wie die Handhaltungen die Brücke dazu bilden?

    Erwähnt er das Neijing Tu und das Xiuzhen Tu?

  5. #5
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    […] das Erkennen des Wesens der Natur durch Yi ein und wie das in den Kampfanwendungen genutzt wird, bzw. wie die Handhaltungen die Brücke dazu bilden?

    Erwähnt er das Neijing Tu und das Xiuzhen Tu?
    Es ist zwar einige Jahre her (müsste bei mir so zwischen 2009 und 2013 gewesen sein), da habe ich einige Bücher und DVDs von ihm gelesen und aufmerksam verfolgt. Seit dem habe ich ihn aber quasi aus den Augen verloren, da mich dann andere Dinge interessierten. Soweit ich aus der Erinnerung heraus sagen kann, war sowas immer mal wieder Thema bei ihm bzw. wurde angerissen. Ob das nun in exakt diesem Buch der Fall ist, weiß ich natürlich nicht.
    Geändert von Nagare (30-11-2019 um 18:41 Uhr)
    Man kann Energie investieren, darum zu kämpfen, dass alles so bleibt wie es ist oder um sich Neuem zuzuwenden. Ich jedenfalls werde keine Energie investieren, um dem Pferd von Buddha zu erzählen.

  6. #6
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Klingt ja schon mal gut. Das Wissen um die philosophischen Grundlagen und Hintergründe findet man ja nicht oft in der Bagualiteratur. Da hört es ja schnell mit frühen und späten Himmel auf und wie sich das konkret im Kampf umsetzen läßt findet man eh so gut wie gar nicht.

    >> Vorsichtig. Wie geschrieben ist der Bezug auf den Daoistischen Hintergrund nur ein Kapitel, das eher ergänzenden Charakter hat. Ihm geht es hier in erster Linie um die medizinische Anwendung bzw. um den präventiven Aspekt.

    Geht er auf die Donnerrituale und auf das Erkennen des Wesens der Natur durch Yi ein und wie das in den Kampfanwendungen genutzt wird, bzw. wie die Handhaltungen die Brücke dazu bilden?

    >> Das Erkennen der eigenen Natur wird thematisiert und im Zusammenhang mti der Baummeditation auch die Verbindung und der Austauch mit der Natur. Ich muss gestehen, das der Begriff "Wesen der Natur" mich gerade ein wenig ratlos lässt.

    Kampfanwendungen spielen hier überhaupt keine Rolle, denn Bisio geht es hier wirklich beinahe ausschließlich um eine medizinische Betrachtungsweise in Verbindung mit dem Meridiansystem und der Meditation, sowie eine eher vage Berücksichtigung der Himmelsstämme.

    Erwähnt er das Neijing Tu und das Xiuzhen Tu?
    >> Zumindest die Struktur des Neijing Tu wird angesprochen, das Bild selbst allerdings nicht explizit genannt. Das Xiuzhen Tu findet keine Erwähnung. Wie gesagt fehlt dem Buch leider ein Index. In der Bibliographie finde ich einige Texte, die zumindest auf ein Wissen um diese beiden Abbildung und die damit zusammenhängenden hindeuten, aber es wird nicht explizit darauf eingegangen.

    Ich denke, er wollte das Prinzip des Ba Gua Nei Gong für einen westlich erzogenen Menschen mit medizinischem Interesse zugänglich machen, ohne ihn allzu sehr mit tiefergehender Daoistischer Theorie zu verschrecken.

    Schönen ersten Advent an Alle.
    Geändert von ErSunWukong (01-12-2019 um 12:15 Uhr)
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  7. #7
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  8. #8
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    Gern geschehen.
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