Aus dem Homöopathiethread von rambat über die angelsächsische Debattenkultur:
Zitat von
rambat
es kommt nicht darauf an, jemanden zu "überzeugen". wenn jemand einen standpunkt vertritt, den er mit stichhaltigen argumenten nicht verteidigen kann, dann wird derjenige widerlegt.
in der angelsächsischen debattenkultur hat man dann die größe, einzugestehen, dass man sich geirrt hat (oder es war zumindest bis vor etwa 10-15 jahren so).
Zitat von
Pansapiens
Und das ist dann kein "Konsens" wenn sich beide einig sind, welcher Standpunkt korrekt ist?
Zitat von
rambat
nein.
denn es wird zwar - zumindest in der angelsächsischen debattenkultur - erwartet, dass man zugibt, wenn man widerlegt wurde.
ABER das bedeutet eben NUR (und darin ist man sich dort weitgehend einig), dass der opponent die besseren argumente ins feld geführt hat.
das bedeutet NICHT, dass der opponent nun den "einzig korrekten standpunkt" für sich reklamieren kann und im besitz der alleinseligmachenden wahrheit ist.
und das ist den an solchern debatten beteiligten auch klar - anders als hierzulande.
gebildete angelachsen haben (zumindest bis vor einiger zeit) in ihren "prep schools" und ihren colleges ganz selbstverständlich an der kultur der "debattier-klubs" teilgenommen.
dort wurden/werden diskussionen geführt, bei denen es nicht ums "gewinnen" geht, sondern darum, dass man schon als junger und gebildeter mensch lernt, was "erörtern" heißt, wie man sachlich argumentiert und dass man erkennt, dass es sinnlos ist, sich in eine meinung zu verbeißen.
ich hab das ein paarmal in england erleben dürfen - DAVON sind wir alle hier lichtjahre entfernt.
leider.
und ich nehme mich da nicht aus ...
Zitat von
Julian Braun
Hmm, ich muss gestehen, ich habe da an mehreren Stellen eine andere Sichtweise. Wäre aber ein extra-Thread.
Da mich die Sichtweise von Julian Braun interessiert, hier der Extra-Thread.
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass es in Debattierclubs eher darum ginge, eine Diskussion zu gewinnen, als redlich zu diskutieren oder tatsächlich einen Standpunkt möglichst klar zu erörtern.
In Wikipedia finde ich zu diesem Thema:
Bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert stellen viele Highschools und Colleges in diesen Ländern [USA/England] debate teams auf, die im Rahmen lokaler, nationaler und internationaler Wettkämpfe gegen die Teams anderer Schulen antreten. Seine Blütezeit hatte das competetive debating in den USA in den 1920er und 1930er Jahren, gepflegt wird es jedoch bis in die Gegenwart.
Keine Ahnung, ob das stimmt, bestätigt aber mein Vorurteil.
Irre ich mich?
Erfüllen in angesächsischen Debattierclubs die Teilnehmer regelmäßig die schopenhauerschen Qualtitätskriterien, sind also Leute, die
Verstand genug besitzen, nicht gar zu Absurdes vorzubringen und dadurch beschämt werden zu müssen; und um mit Gründen zu disputieren und nicht mit Machtsprüchen, und um auf Gründe zu hören und darauf einzugehen, und endlich, dass sie die Wahrheit schätzen, gute Gründe gern hören, auch aus dem Munde des Gegners, und Billigkeit genug haben, um es ertragen zu können, Unrecht zu behalten, wenn die Wahrheit auf der anderen Seite liegt.
???