Zitat von
Julian Braun
Für mich persönlich ist Diskussion und Debattieren ein wesentlicher Bestandteil meiner Beschäftigung mit der abendländischen Philosophie. Für Griechenland möchte ich nur an die Sophisten sowie Sokrates und Platon erinnern; und praktisch für das gesamte Früh- bis Spätmittelalter war die Dialektik ein unverzichtbarer Bestandteil der philosophischen Ausbildung. Hier kann man als Beispiel mal einen Blick in die "Summe der Theologie" oder "Über die Wahrheit" von Thomas von Aquin werfen um zu sehen, wie differenziert und stringent dort Argumente und Gegenargumente ausgeführt sind. Aber es gibt natürlich noch eine große Fülle anderer Philosophen, welche sich ebenfalls damit beschäftigt haben.
Damit zusammen hängt der von Rambat angesprochene Punkt, sich "einzugestehen, dass man widerlegt wurde bzw. der andere die besseren Argumente hat". Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass dies tatsächlich flächendeckend im angelsächsischen Raum in größerem Ausmaß passiert als hierzulande oder anderswo (ohne dass das jetzt natürlich Rambats konkrete Erlebnisse in Frage stellt). Ein paar wenige Blicke in zeitgenössische britische oder amerikanischen Politik erwecken bei mir jedenfalls nicht diesen Eindruck, ebenso wenig wie die etwas umfangreicheren Einblicke in englischsprachige Foren.
Hm, eine gesunde Diskussionskultur lebt nicht nur vom Standpunkt, sondern auch von Charakterisierung der eigenen Argumente. Rabulistik oder Polemik kennt man heutzutage meist als unsachliche Diskussionsführung. Ich müsste einmal recherchieren, es gibt Lehrbücher über polemische Gesprächsführung, insbesondere ab dem 16. Jahrhundert wurde diese Sprachkultur regelrecht gepflegt.
Scherzhaft könnte man auch ausdrücken, es ist ein wenig wie bei Monkey Island I. Oftmals gibt es weder richtig noch falsch, sondern es ist eine reine Standpunktfrage, man benötigt nur die passenden Schlüssel
Zitat von
oxox
Dabei rede ich noch nicht mal unbedingt vom Kern der Inhalte, sondern schon alleine von der Präsentation.
Hier zwei metaphorische Perlen:
"Ich wollte mich eigentlich geistig mit Dir duellieren, doch sehe ich, Du bist unbewaffnet."
Oder mein Favorit:
"Du bist vielleicht ein blöder Wichser, bringst ein Messer mit zu ner Schießerei."
Man benötigt schon die passende Abendgarderobe für sein Gegenüber. Zumindest macht das den Charme einer Debatte aus. Ich spiele ja ab und an noch immer Rollenspiele (in diesem Fall DSA, meine phantasiereichen Freunde!) und kann in entspanntem Rahmen stundenlang über Nonsens(e) diskutieren.
Zitat von
Julian Braun
Was mich daher ggfs. interessiert, ist wie derjenige zu dieser oder jener Meinung kommt/gekommen ist
Ansonsten ist auch keine Diskussion möglich. Kann man sich einfach merken. Begriffe wie "absolute Wahrheit" oder isolierte Tatsachenbehauptungen ohne Bezüge werden in diesem Forum zwar gerne von manchen Zeitgenossen praktiziert, aber das ist ein bisschen exhibistionistisch: bar jeder Diskussionskultur. Das ist nicht fein, man entblößt sich ja auch nicht in aller Öffentlichkeit
Zu meiner Diskussionskultur gehört ja, dass ich Vorurteile liebe und pflege. Wer einmal verschissen hat, hat es einfach schwer. Insbesondere Diskussionspartner mit keltischem Ursprung oder aus der Filmindustrie sind sehr leicht aus der Reserve zu locken. Hey, ist nur Spaß... ... ...
Oha, ein Nachtrag, der vielleicht die zeitliche Ordnung der Zitate stört, aber nicht unerwähnt bleiben sollte
Last not least hat mich speziell an dem erwähnten Post aber die Vereinnahmung gestört, dass "wir alle Lichtjahre" davon entfernt sein sollen
Da hat der gute rambat einen orthopraphischen Fauxpas eingeleitet. Ich korrigiere umgehend:
Last not least hat mich speziell an dem erwähnten Post aber die Vereinnahmung gestört, dass "wir alle Lichtjahre" davon entfernt sein wollen
Bemerken
It 's not who I'm underneath but what I do that defines me. Bruce Wayne
Dabei würdest Du sogar beim Schattenboxen verlieren. Kannix