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Thema: Diskussionskultur / angelsächsische Debattenkultur

  1. #16
    oxox Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    Das gibt was zum Nachdenken. Aber vll. gibt es eine Idee, wie man die Sache mit dem Wunschdenken realisieren kann?
    Gute Frage, weiß ich auch nicht. Prinzipiell würde ich für so etwas wie eine allgemeine Aufklärung plädieren, wobei manche wohl meinen die Aufklärung an sich wäre ja gescheitert. Das selbstständige Denken scheint mir heute eher nicht sonderlich erwünscht, was durch Identitätspolitik links wie rechts auch nicht unbedingt begünstigt zu werden scheint. Meinetwegen wenn da von Afro-Amerikanern erwartet wird nur die eine korrekte Partei zu wählen und sich auf ihre Gruppenzugehörigkeit zu besinnen, oder folglich als Uncle Toms verschrien zu werden. Die Parteien selber will ich gar nicht werten, aber ein Individuum sollte seine Entscheidungen eigenständig treffen und nicht weil es ein verordnetes Verhalten basierend auf der Gruppenzugehörigkeit ist.

    Was ich für nötig halte ist erst mal wieder überhaupt einen Rahmen zu haben wo freie Rede ungestraft stattfinden kann und die Leute überhaupt wieder mit einander reden zu lassen. Darüber hinaus wäre es schön wenn man sich gegenseitig als Menschen sieht und zu akzeptieren lernt, dass da jemand auch Unrecht haben kann und man sich unter Umständen ohne eine definitive Konklusion wieder trennt. Dann fällt es finde ich auch leichter nicht so krass auf dem eigenen Weltbild zu beharren.

    Das Problem mit der Aufklärung im Sinne der Mündigkeit ist, dass der aufgeklärte Mensch nicht einfach so vom Himmel fällt und der anfängliche Lernprozess etwas holperig sein kann. Wie halt bei Leuten die verlernt haben eigenständig zu gehen und erst einmal stark wanken. So gesehen ist's vielleicht zu viel erwartet von der Unterschicht zum Beispiel sofort perfekt formulierte Argumente im Sinne eines Bildungsbürgers zu fordern bzw. deren Empfindungen anhand der Form sofort zu unterdrücken. So bilden sich finde ich auch wieder nur quasi unerreichbare Filterblasen oder die Leute hören halt wieder auf selbstständig zu denken.

    Ergänzend würde ich auch betonten, dass mMn die Bildungsbürger selber gar nicht so aufgeklärt sein müssen wie sie vielleicht meinen. Der Bauarbeiter liest halt Bild und der Bildungsbürger SPON, aber bei den meisten Themen wird sowohl als auch nur der allgemeine Tenor übernommen und dann sozial verträglich runter gebetet. Ein Argument dafür, dass die Presse als meinungsbildendes Instrument nicht so ganz objektiv sein wird, ist das Fehlen von Schwankungsprozessen in der Meinungsbildung. Da sehe ich zum größten Teil nur ganz ganz kleine Wellchen, die sich in einem eng definierten Spektrum bewegen (wo noch freie Rede erlaubt ist). Das liegt vielleicht daran, dass die Journalisten nicht nur sehr viel von einander abschreiben bzw. Agenturmeldungen verkünden, sondern weil der überwiegende Teil aus einem bestimmten Milieu kommt. Ähnlich wie die britischen Politiker im Sinn der Internate.
    Geändert von oxox (04-12-2019 um 09:38 Uhr)

  2. #17
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    12

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    An dem Gymnasium, das mein Sohn besucht, gibt es aufgrund der Anbindung an die angelsächsische Kultur auch einen Debattierclub.

    Kann aber (noch) nichts davon berichten, müsste mich da erst informieren.
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
    https://www.hiltibjj.de


    http://www.jkdberlin.de

  3. #18
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Ich darf der Feststellung allgemein mit grundlegenden Restkenntnissen aus dem Physikunterricht begegnen: wir haben gelernt, dass ein Lichtjahr einer Distanz von 9,5 Billionen Kilometer (9 460 730 472 580 800 m, frei nach Wiki) entspricht, und ich darf darauf verweisen, dass mein Vorredner die Pluralform verwendet hat. Der Süden Grossbritanniens (z.B. Eaton) ist dagegen nur ca. 1200 km von Ballungszentren im Süden des deutschen Sprachraums (z.B. München) entfernt, und somit grad mal 1/250 einer Lichtsekunde. Nun mag es sein, dass einige geschätzte Mitglieder unseres Forums über grössere Teile des Erdballs verstreut sind; sofern aber nicht der Grossteil grad von einer Weltraummmission bisher ungekannten Ausmasses zugeschaltet ist, darf ich konstatieren, dass der Ausdruck "Lichtjahre" hier nicht in wörtlicher Form auf die Distanz der Mehrheit, ja, wahrscheinlich nicht mal eines einzigen unserer Forenmitglieder zur angelsächsischen Diskussionskultur zutreffen kann, sondern bestenfalls in übertragenem Sinne. Hiermit möchte ich meine diesbezüglichen Ausführungen schliessen - God save the Queen

    Beste Grüsse
    Period.
    splendid! indeed!

  4. #19
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    Zitat Zitat von Julian Braun Beitrag anzeigen
    Für mich persönlich ist Diskussion und Debattieren ein wesentlicher Bestandteil meiner Beschäftigung mit der abendländischen Philosophie. Für Griechenland möchte ich nur an die Sophisten sowie Sokrates und Platon erinnern; und praktisch für das gesamte Früh- bis Spätmittelalter war die Dialektik ein unverzichtbarer Bestandteil der philosophischen Ausbildung. Hier kann man als Beispiel mal einen Blick in die "Summe der Theologie" oder "Über die Wahrheit" von Thomas von Aquin werfen um zu sehen, wie differenziert und stringent dort Argumente und Gegenargumente ausgeführt sind. Aber es gibt natürlich noch eine große Fülle anderer Philosophen, welche sich ebenfalls damit beschäftigt haben.

    Damit zusammen hängt der von Rambat angesprochene Punkt, sich "einzugestehen, dass man widerlegt wurde bzw. der andere die besseren Argumente hat". Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass dies tatsächlich flächendeckend im angelsächsischen Raum in größerem Ausmaß passiert als hierzulande oder anderswo (ohne dass das jetzt natürlich Rambats konkrete Erlebnisse in Frage stellt). Ein paar wenige Blicke in zeitgenössische britische oder amerikanischen Politik erwecken bei mir jedenfalls nicht diesen Eindruck, ebenso wenig wie die etwas umfangreicheren Einblicke in englischsprachige Foren.
    Hm, eine gesunde Diskussionskultur lebt nicht nur vom Standpunkt, sondern auch von Charakterisierung der eigenen Argumente. Rabulistik oder Polemik kennt man heutzutage meist als unsachliche Diskussionsführung. Ich müsste einmal recherchieren, es gibt Lehrbücher über polemische Gesprächsführung, insbesondere ab dem 16. Jahrhundert wurde diese Sprachkultur regelrecht gepflegt.

    Scherzhaft könnte man auch ausdrücken, es ist ein wenig wie bei Monkey Island I. Oftmals gibt es weder richtig noch falsch, sondern es ist eine reine Standpunktfrage, man benötigt nur die passenden Schlüssel

    Zitat Zitat von oxox
    Dabei rede ich noch nicht mal unbedingt vom Kern der Inhalte, sondern schon alleine von der Präsentation.
    Hier zwei metaphorische Perlen:

    "Ich wollte mich eigentlich geistig mit Dir duellieren, doch sehe ich, Du bist unbewaffnet."

    Oder mein Favorit:

    "Du bist vielleicht ein blöder Wichser, bringst ein Messer mit zu ner Schießerei."

    Man benötigt schon die passende Abendgarderobe für sein Gegenüber. Zumindest macht das den Charme einer Debatte aus. Ich spiele ja ab und an noch immer Rollenspiele (in diesem Fall DSA, meine phantasiereichen Freunde!) und kann in entspanntem Rahmen stundenlang über Nonsens(e) diskutieren.

    Zitat Zitat von Julian Braun
    Was mich daher ggfs. interessiert, ist wie derjenige zu dieser oder jener Meinung kommt/gekommen ist
    Ansonsten ist auch keine Diskussion möglich. Kann man sich einfach merken. Begriffe wie "absolute Wahrheit" oder isolierte Tatsachenbehauptungen ohne Bezüge werden in diesem Forum zwar gerne von manchen Zeitgenossen praktiziert, aber das ist ein bisschen exhibistionistisch: bar jeder Diskussionskultur. Das ist nicht fein, man entblößt sich ja auch nicht in aller Öffentlichkeit

    Zu meiner Diskussionskultur gehört ja, dass ich Vorurteile liebe und pflege. Wer einmal verschissen hat, hat es einfach schwer. Insbesondere Diskussionspartner mit keltischem Ursprung oder aus der Filmindustrie sind sehr leicht aus der Reserve zu locken. Hey, ist nur Spaß... ... ...


    Oha, ein Nachtrag, der vielleicht die zeitliche Ordnung der Zitate stört, aber nicht unerwähnt bleiben sollte

    Last not least hat mich speziell an dem erwähnten Post aber die Vereinnahmung gestört, dass "wir alle Lichtjahre" davon entfernt sein sollen
    Da hat der gute rambat einen orthopraphischen Fauxpas eingeleitet. Ich korrigiere umgehend:

    Last not least hat mich speziell an dem erwähnten Post aber die Vereinnahmung gestört, dass "wir alle Lichtjahre" davon entfernt sein wollen
    Bemerken
    It 's not who I'm underneath but what I do that defines me. Bruce Wayne
    Dabei würdest Du sogar beim Schattenboxen verlieren. Kannix

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