Hallo zusammen,

ich habe in der SuFu keinen ähnlichen Bezug gefunden, daher ein neues Thema.

Wie gestaltet sich für Euer SV-Training? Wie viel Zeit investiert Ihr auf Techniken, Drills, Deeskalation, Prävention und Szenarientraining? Informiert Ihr Euch neben den Trainingseinheiten auch eigenständig? Gibt es Literatur, die Ihr bevorzugt? Sonstige Wege?

Ein Beispiel: bei uns besteht eine SV-Einheit in aller Regel zu 80% aus Sparring und Techniktraining. Die Leute wollen zum Einen arbeiten, zum Anderen ist das der Bereich, der natürlich die meiste Trainingszeit erfordert. Die restlichen 20% werden auf Prävention und Deeskalation und rechtliche Hintergründe konzentriert. Szenariotrainings werden sporadisch durchgeführt, sowohl im Verein, als auch übergreifend auf Seminaren. Letzteres ist im Grunde die optimalste Konstellation, da man mit "Bad Guys" arbeitet, die man nicht kennt und somit auch keine Rücksicht auf spezielle Befindlichkeiten nehmen kann.
Wichtig ist uns natürlich, darauf hinzuweisen, dass in der Realität andere Vorzeichen herrschen und Prävention bzw. Deeskalation deutlich über 80% der Selbstverteidigung/Selbstbehauptung ausmachen. Das sollte man deutlich vermitteln. Bezug zu den rechtlichen Hintergründen wird eigentlich in jedem Training genommen, das lässt sich sehr praktisch an konkreten Konstellationen festmachen. Ab und an erfolgt auch mal eine allgemeine Diskussion mit unseren Polizisten und Juristen.

Wir empfehlen regelmäßig Bücher, insbesondere "facing violence" von Rory Miller, "Notwehrrecht in der Praxis" von Fabien Cathagne (allerdings eher theoretisch, trotzdem lesenswert und nicht allzu trocken) und "the gift of fear" von Gavin de Becker. Damit ist man grundsätzlich ganz gut aufgestellt. Der Rest ist dann individuelles Interesse.

Ach ja: wir trainieren in normaler Sportkleidung, Szenariotrainings werden dann in Straßenkleidung mit Schutzausrüstung durchgeführt.

Rickson Gracie hat übrigens im Interview einmal gesagt, dass 99 Prozent aller Kämpfe in der Selbstverteidigung unnötig sind. Das soll keine Diskussion über BJJ werden, aber die Aussage fand ich insbesondere mit Fokus auf Brasilien durchaus interessant.