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Thema: Neue SV Prüfung im Judo, was wird da gelehrt?

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  1. #15
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    Zitat Zitat von Tobi Beitrag anzeigen
    Ich bin ja auch kein Freund von dem Szenariogehampel. Meiner Meinung nach sollte beim Prüfen lediglich der Kanon der Techniken demonstriert werden. Ohne ein Szenario drumherum.
    ich sehe da ein prinzipielles problem.
    einen "kanon von techniken" zu demonstrieren sagt nichts aus.
    es wird lediglich vorgeführt, dass man an einem kooperativen partner bestimmte bewegungen ausführen kann - so wie ein turner, der an einem turngerät (barren / pferd) turnt.

    wozu soll das nützlich sein? was beweist man damit?
    unter einer PRÜFUNG verstehe ich, dass der prüfling zeigt, DASS und WIE er erworbenes wissen / können anwendet.
    wohlgemerkt: anwendet!

    und genau das ist "sv-bezogen" mit judotechniken nicht möglich, wenn man nur "griffe" übt. nach dem motto: "wenn der so macht, dann mach ich so ...!"
    wenn man die techniken des judo nicht entsprechend trainiert (szenario-sparring usw.), wird man sie im ernstfall nicht anwenden können.
    ein echter angreifer verhält sich nie so wie der kooperative partner im "judo-sv-training" des sportjudo. sollte sich langsam mal rumgesporchen haben ...

    was also tun?
    tja ... entweder der kooperative partner ist beim üben und vor allem in der prüfung gar nicht kooperativ und wehrt sich, und zwar nach kräften ... und greift sogar selbst ernsthaft an, weil der prüfling ( = "verteidiger") ja zeigen soll, dass er gelernt hat, sich wirksam zu verteidigen ... dann ist der ausgang dieser "prüfung" höchst ungewiss.
    genau wie der ausgang eines echten kampfes im ernstfall.
    der prüfling kann und wird bei dieser art der prüfung auch ziemlich was auf die glocke kriegen. er wird sich mindestens fette hämatome einhandeln, und im schlimmsten fall möglicherweise kampfunfähig umkippen.
    weil er keine nehmerqualitäten entwickelt hat.
    weil er nie "sv"-sparring ernsthaft betrieben hat.
    oder er wird psychisch zusammenbrechen, wenn er ernsthaft attackiert wird und die ersten fäuste mit voller wucht in seinem gesicht gelandet sind.
    möglicherweise rollt er sich dann in embryonalhaltung zusammen und wimmert nur noch - ich hab das bei mehreren leuten (auch judoka) erlebt, die sich auf ein "sv"-sparring eingelassen und sich dabei völlig überschätzt hatten.

    oder aber der prüfling hält durch, beißt sich durch, langt kräftig hin - und verletzt den (ernsthaften) angreifer, was in einem echten kampf ohnehin sehr wahrscheinlich ist (ich beziehe mich da auf langjährige eigene erfahrungen).
    tja ... wird nicht gern gesehen im verein, nicht wahr?

    es ist also eher unwahrscheinlich, dass auf diese weise "geprüft" wird, wie "sv"-fähig jemand ist, der zweimal pro woche breitensport-judo trainiert.
    geht also nicht.

    deshalb stuft man das ganze herab auf ein lächerliches vortanzen von techniken.
    niemand kann dabei sagen, OB der prüfling im stress überhaupt irgend etwas zustande kriegen würde, oder ob er sang- und klanglos untergeht und sich an einer interessanten neuanordnung seiner zähne erfreuen darf.
    scheint aber niemanden zu interessieren.
    lieber lügt man sich selbst in die tasche ...

    und ich möchte noch einmal auf ein problem hinweisen, das viele so gar nicht wahrnehmen: WER sitzt denn da vorn am prüfertisch und "prüft", was der arme wicht auf der matte da an "sv" vorhampelt?
    ich sag's nochmal - in der regel sind das leute, die im judo honorige sportler (oder verbandsfunktionäre) sein mögen, aber die sich mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit zum letzten mal als kinder auf dem schulhof ihrer grundschule gerauft haben.
    ich bezweifle einfach, dass da wirklich leute sitzen, die sich mit realer gewalt im ernstfall auskennen.
    es sind (bestenfalls!) theoretiker, die meinen, ihre wettkampferfahrung oder ihre randori-erfahrung auf den ernstfall 1:1 übertragen zu können.

    ich fasse es nochmal zusammen: "sv" als prüfung im sportjudo besteht aus dem vortanzen abgesprochener choreographien.
    mit einem absolut kooperativen partner, in ruhiger, entspannter atmosphäre, in dem sicheren wissen, dass weder dem prüfling noch dem "angreifer" irgend etwas passieren kann.
    und "geprüft" wird in der regel von leuten, die selbst keine eigene erfahrung mit dem ernstfall haben, aber dem armen prüfling bescheinigen, "sv"-fähig zu sein (oder eben "durchgefallen" zu sein).

    wo bitte liegt denn der sinn dieser ganzen übung?
    welche realen, messbaren fähigkeiten erwirbt man durch so etwas?
    Geändert von Gast (04-02-2020 um 14:54 Uhr)

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