Ein Artikel, warum reiho nicht nur ein traditioneller Ballast sind:
https://shotokantimes.com/2019/12/12...-for-fighting/
Ein Artikel, warum reiho nicht nur ein traditioneller Ballast sind:
https://shotokantimes.com/2019/12/12...-for-fighting/
Danke für den Link!
Einen Satz möchte ich rauspicken: "This lack of appreciation often shows in sloppy reihō".
Ich habe das auch schon anderweitig angemerkt; dieses sog. "Reihô" in den modernen jap. KK, welches beinahe schon schmerzt beim zusehen.
Da werden die Handflächen gegen die Oberschenkel geklatscht, gefolgt von einem Kopfnicker... Oder im Seiza geht der Ar... in die Höhe. Etc...
Sensei die so etwas nicht beanstanden und entsprechend korrigieren, sind es wirklich nicht wert, "Lehrer" genannt zu werden. Punkt.
In den klassischen Kriegskünsten wird dem Reihô, welches meist schulspezifisch ist, sehr hohe Bedeutung zugemessen und entsprechend hart und eingehend unterrichtet,
Es kann durchaus auch vorkommen, dass wer dem Reihô gegenüber gleichgültig bzw. respektlos ist, ein Hamon kassiert.
Geändert von ryoma (13-12-2019 um 11:41 Uhr)
Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten
Grundlegend betrachte ich Reiho als essentiell, insbesondere wenn man eine konteroffensive Kunst betreibt,
die Ausführung ist mir persönlich aber total egal, ob man sich mit Verbeugung, Handschlag, moin oder irgendwelcher
anderer Gesten begrüßt ist ja wohl eher kulturabhängig, von mir aus auch subkulturabhängig
Gruß
Franck
Die Bedeutung des Aufstehens aus dem Seiza/Heiza erkennt man sehr schön bei Tezusan Kuroda (ab 3:17), auch wenn diese Form sicher schulspezifisch ist:
Überhaupt sieht man bei guten Leuten, dass die vom Boden anders aufstehen als Normalos. Alles connected aus der Mitte, ohne Vor- oder Zurückbeugen etc.
Grüße
Sowohl in den beiden japanischen budô, die ich übe, als auch in dem daoistischen nei gong, das ich übe, sind bereits im reiho wesentliche Aspekte dessen enthalten, was in der jeweiligen Kunst geübt wird. Erfahrene Lehrer können bereits an der Ausführung der Etikette viel über den Stand eines Schülers ablesen.
In den japanischen budô, die ich lerne, wir daher auch die Ausführung der Etikette im Einzelnen unterrichtet.
Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
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Wenn die mal nicht brechen...
hier ein Interessanter Beitrag von Gibukai bezüglich Traditionen und Ritualen
https://www.kampfkunst-board.info/fo...20#post3708020
Ihr wollt mir jetzt nichts von irgendwelchen Traditionen oder Ritualen chinesischer oder japanischer Kampfkünste der letzten hundert Jahre erzählen oder?
Lustige Interpretation des Seiza in Verbindung mit dem Tragen eines Schwertes? Gleichzeitig null (0) Plan warum die Bewegungen, die man so treibt eher wenig mit leerer Hand zu tun haben?
Verwendung von "Do" weil man mit dem "Jutsu" nichts anfangen konnte?
Wenn hier einer irgendeinen Schwert- oder Boxstil betreibt, der seit 300 Jahren unverändert überliefert ist,- bitteschön, sehe ich alles ein, ist ein komplettes Kulturpaket.
Wenn ich mit jemandem sparre, langt mir das völlig, wenn wir uns vorher, nacher mit Handschlag oder -stoß begrüßen oder die Waffen kreuze.
Das man zu Trainingsbeginn und Ende grüßt finde ich auch selbstverständlich, ob das nun mit einer Verbeugung stattfinden muß, bezweifle ich stark.
Zumal es taktisch betrachtet auch sinnlos ist, eine formelle japanische Verbeugung paßt ja eher nicht in einen modernen europäischen Kontext in der Öffentlichkeit,
könnten Leute ja schon fast als Provokation auffassen.
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Ich find Reiho auch wichtig. In den Nijukun, dem achten Satz glaube ich, heißt es ja sinngemäß das man Karate mit in den Alltag nehmen soll. Und dort erinnere ich mich am häufigsten an die erste Regel: Alles beginnt und endet für mich mit Höflichkeit.
Wie man diese ausdrückt ist natürlich kontext und kulturabhängig. Aber Karate als (Kampf)Kunst
ist etwas kulturelles und im Karate Training bin ich eben in dessen Kontext. Daher gehört für mich die Form von Verbeugung und Seiza (beim Mokuso) dazu. Wenn das einer nicht will, dann will ich mit ihm kein Karate trainieren. Handschlag und Moin sind schön und gut, mache ich auch immer, aber eben zusätzlich. Ausnahme ist natürlich wenn jemand starke Hüft und Knieprobleme hätte. Aber wer gesundheitlich keine einfache Verbeugung schafft, kann auch sonst kein Karate trainieren. Mit der Argumentation man könne auf Verbeugung und Seiza verzichten, könnte man auch begründen das wir keine Gi's mehr anziehen, denn bei uns ist ja T-Shirt und Jogging Hose üblich, und dann kann man auch gleich auf gewisse Übungsformen wie Kihon verzichten, sondern bewegt sich gleich so, wie man es in der Anwendung tun würde.
Im Übrigen hat Mokuso zu Beginn und Ende des Trainings ja auch noch mehr Sinn als Körperhaltung und Verbeugung. Die Visualisierung dazu wird leider auch nur selten gelehrt. Kanazawa widmet dem die komplette Seite 45 seines Buches Black Belt Karate. Und der Diamantsitz wird auch im Yoga nicht ohne Grund empfohlen.
Vom Alltag wegzukommen und sich auf das Training zu fokussieren dazu dienen Rituale, nicht nur im Karate.
Das "warum" ist weniger die Frage, als das was man persönlich daraus entnimmt. Es ist die erste Strukturübung des Trainings - stimmt meine Ausrichtung, bin ich genügend gedehnt das merke ich an der Stelle schon. Es geht um Aufmerksamkeit. Beim Verbeugen soll das Umfeld im Auge behalten werden, aus den Augenwinkeln wird alles noch wahrgenommen. Es ist einfach nützlich, wenn es irgendwo Stress gibt unauffällig schauen zu können ohne den Kopf zu drehen. Desweiteren gibt es auch Kumiteformen im Karate, die im Seiza beginnen. Klar, man kann nicht immer davon ausgehen, dass ein Kampf im Stand beginnt oder dort bleibt. Dann brauche ich meine Hände für andere Dinge, als zum Abstützen um irgendwie hochzukommen. (Leichter geschrieben als getan, aber man sieht woran man arbeiten kann ).
"Ich habe alle diese Degen selbst geschmiedet und übe täglich acht Stunden mit ihnen, um einen Piraten töten zu können." "Du brauchst dringend ein Mädchen mein Freund!" (Fluch der Karibik)
Und ich glaube solche Rituale, selbst wenn man sie eigentlich weglassen könnte, geben Menschen psychologischen Halt. Eine Art Heimat, wo sie hingehen können, und etwas das immer da ist, das sich nicht verändert, eine Routine die sie und andere ausführen, auch wenn es in ihrem Leben gerade drunter und drüber geht. Dazu kommt ein Zugehörigkeitsgefühl: wenn mehrere Personen gleiche Kleidung tragen und gleiche ritualisierte Handlungen ausführen, hat man unmittelbar einen Rapport zwischen diesen Leuten.
Geändert von Vegeto (13-12-2019 um 14:52 Uhr)
Nönö Feuerfliege das haben wie schon richtig verstanden, andere haben das auf das Seiza bezogen (vermutlich wegen dem hinweis im verlinkten Artikel),
wie gesagt, ich halte das für essentiell, aber halt in einem modernen Kontext.
General Mattis, USMC , retired: "Be polite, be professional, but have a plan to kill everybody you meet."
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