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Thema: Kraft "auflösen"

  1. #1
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    Standard Kraft "auflösen"

    Im Kaiten Otoshi-Faden tauchte der Begriff "Kraft auflösen" auf und führte zu einer "Physik-Diskussion".

    Mich interessiert die Physik jetzt eher weniger. Was mich interessiert, ist was damit gemeint ist, also wie sich das in der Praxis anfühlt, eventuell mit einer Situationsbeschreibung.

    Hintergrund ist, dass ich mir dazu leider nichts vorstellen kann, also keine Ahnung habe was damit gemeint ist.

    Nochmal, es geht mir um das was, nicht das wie.


    Liebe Grüsse
    DatOlli

  2. #2
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    Wahlweise wie ein Stromschlag oder ein Stolpern, je nachdem was der Andere gerade vor hat

  3. #3
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    Ich gebe mal ein einfaches Beispiel Akuzawa Sensei nimmt mich mit zwei Fingern an meinen T-Shirt, macht eine Bewegung und ich fliege durch den Raum und lande am Boden. Hat er Kraft benutzt? Nein, denn sonst wäre ganz einfach mein dünnes Shirt zerissen.

    Er hat mein Nervensystem so manipuliert, das ich mehr oder weniger freiwillig seiner Bewegung gefolgt bin. Er hat also meine Kraft, bzw. meinen Widerstand aufgelöst......

  4. #4
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Wahlweise wie ein Stromschlag oder ein Stolpern, je nachdem was der Andere gerade vor hat
    Ja klar, in 10 Jahren + ist mir dann auch klar was du meinst.

    Ok, ich gehe dann mal davon aus, dass man das nicht wirklich verbal "rüber bringen" kann. - Schade.


    Liebe Grüsse
    DatOlli

  5. #5
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    Zitat Zitat von Björn Friedrich Beitrag anzeigen
    ...
    Er hat mein Nervensystem so manipuliert, das ich mehr oder weniger freiwillig seiner Bewegung gefolgt bin. Er hat also meine Kraft, bzw. meinen Widerstand aufgelöst......
    Danke, darunter kann ich schon eher etwas vorstellen.

    Liebe Grüße
    DatOlli

  6. #6
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    Kraft "auflösen" heisst eigentlich, dass man den Ansatzpunkt verändert. Ganz simpel vereinfacht, wenn du mit der Handfläche gegen die Faust drückst, und bei der empfangenden Seite im Handgelenk wegklappst, dann drückt die Hand drüber weg weil kein Ansatz mehr da ist. Wenn die Kraft mit einem oder zwei Punkten auf den Körper gebracht wird (mit einer Hand ziehen/zerren oder schubsen), dann hat man eine Reihe anatomischer Möglichkeiten diese Ansätze zu verschieben. Man kann sich drehen (Wirbelsäule, Hüfte, Knie), nach hinten oder vorne lehnen, in die Knie gehen, sich in der Wirbelsäule krümmen oder aufrichten, und dabei noch mit den Armen und Händen arbeiten.

    Das ganze noch verbunden mit Schritten um Winkel und Abstände grob zu ändern. Alles zusammen gibt diverse Möglichkeiten, die man dann in einem Ringen-Setup intuitiv üben kann. Große Bewegungen am Anfang zum Lernen, später immer diffusere unmerkliche. Man hat dann keine Wand mehr zum Anschieben, sondern einen Mehlsack oder eine wassergefüllte Wurst die man nicht packen schafft. Das hat aber wenig mit grossen langen Bewegungen wie in dem Video zu tun, da geht es weniger um "unmerkliche Veränderungen" sondern um offensichtliche Änderung von Winkeln, Richtungen und Ansatzhöhen die sehr grob wirken. Das ist wie wenn man den Stuhl wegzieht auf den sich einer setzen will, das hat nichts mit esoterisch-geheimnisvollen "Manipulationen" zu tun. Funktioniert in dem Moment aber trotzdem.

    Das was Björn beschreibt ist das Auflösen der Struktur, Körperwahrnehmung und intrinsischer Steuerung durch körperlich-nervliche Regulierung. Das ist was völlig anderes, kann man aber auch mit der o.g. Mechanik verbinden. Das hat dann aber nichts mit Mechanik zu tun, bestenfalls noch mit organischer Reaktion auf Berührungsreize.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  7. #7
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    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Kraft "auflösen" heisst eigentlich, dass man den Ansatzpunkt verändert. Ganz simpel vereinfacht...
    Danke sehr, damit kann ich bisher am meisten anfangen. Stelle fest, dass der Begriff durchaus verschieden besetzt ist.
    Spannend (zumindest für mich).

    Liebe Grüsse
    DatOlli

  8. #8
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    Was Klaus meint ist aber nur die eine Hälfte, die andere findet IM Körper statt, da man nie komplett verhindern kann dass der Gegenüber Kraft auf einen ausübt. Beides greift eh ineinander.

  9. #9
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Was Klaus meint ist aber nur die eine Hälfte, die andere findet IM Körper statt, da man nie komplett verhindern kann dass der Gegenüber Kraft auf einen ausübt. Beides greift eh ineinander.
    Mittlerweile (a.m.S.) selbstverständlich, dass lässt sich nicht trennen. Nur lässt sich das "IM" verbal eher nicht oder nur schlecht ausdrücken. - Fürchte ich.

    Ging mir auch nicht um "Richtig" oder "Falsch" bzw. machbar oder nicht. Ich wollte nur (grob) verstehen um was sich die "Diskussion" gedreht hatte. - Aus praktischer Sicht.

    Liebe Grüsse
    DatOlli

  10. #10
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    Das sind sogar mehr als zwei Hälften, je mehr ich formuliere desto mehr Dinge fallen mir ein die ich noch vergessen habe. "Im Körper" sind auch verschiedene Dinge. a) die Mechanik, weil man ja quasi eine Schwabbelmasse auf Beinen ist die sich an vielen Stellen auf mehreren Achsen bewegen kann, b) die Steuerung durch das Gehirn, c) die Sensorik anhand der das Gehirn meint zu erkennen was passiert, d) die Biochemie und organische Aktoren usw. die Reaktionen ermöglicht.

    Die meisten Menschen können bewusst damit aber nichts anfangen, da ist schon die Grobmotorik schwierig, und der Rest ist "Intuition" und Prägung durch Erfahrung oder Übung. Das was Björn da beschreibt ist eine "Fernbeeinflussung", deren Mechanismen ich nicht endgültig aufzählen möchte, die aber weitgehend nicht mechanisch ist. Ich habe damit auch lustige Erfahrungen beim Sport gemacht, kann aber eben nicht sagen "was ich da gemacht habe". Ich habe nichts gemacht, ich war einfach nur da. Mein Körper und Geist machen irgendwas, und der andere Sportler beschwert sich weil ihm das nicht gepasst hat und er das was er eigentlich machen wollte irgendwie nicht hinbekommen konnte. Ich bin ein großer Fan von intuitivem Agieren, weil das letzten Endes meinem Empfinden nach gesünder für den Gesamtmensch ist.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  11. #11
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    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Das ist wie wenn man den Stuhl wegzieht auf den sich einer setzen will, das hat nichts mit esoterisch-geheimnisvollen "Manipulationen" zu tun. Funktioniert in dem Moment aber trotzdem.



  12. #12
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    Situation: ich hab meine Triangel um Dan‘s Kopf und Arm, ordentlich zugezogen. Ich bilde mir ein, unter seinem sehr spärlichen Haupthaar schwellen ein paar Adern usw... ich bin kein Modellathlet, aber hab schon Judo Schwarzgurte so getappt, Kraft allein hilft da nicht mehr. Und dann ändert Dan das Spiel und räumt meine Beine weg als seien die aus Butter. Ich bin 20 Jahre jünger als er und wiege fast 100 kg.
    Geändert von aikibunny (10-02-2020 um 19:30 Uhr)

  13. #13
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    Zitat Zitat von aikibunny Beitrag anzeigen
    Situation: ich hab meine Triangel um Dan‘s Kopf und Arm, ordentlich zugezogen. Ich bilde mir ein, unter seinem sehr spärlichen Haupthaar schwellen ein paar Adern usw... ich bin kein Modellathlet, aber hab schon Judo Schwarzgurte so getappt, Kraft allein hilft da nicht mehr. Und dann ändert Dan das Spiel und räumt meine Beine weg als seien die aus Butter. Ich bin 20 Jahre jünger als er und wiege fast 100 kg.
    Wenn das stimmt, dann wäre für mich der Begriff "Kraft auflösen" dafür angemessen. Gibt es denn BJJ'ler, die das gelernt haben und in Turnierkämpfen anwenden können?

    Der Begriff "Kraft auflösen" wurde ja des öfteren in Aikido-Threads verwendet. Den Begriff habe ich aber noch nie von meinen Lehrern gehört und habe in diesen Diskussionen auch nicht verstanden, was damit gemeint ist.

    Wird der Begriff eigentlich in anderen Kampfkünsten benutzt? Wenn ja, wie ist die englische und ggf. japanische oder chinesische Übersetzung dafür?
    Geändert von Aiki5O+ (10-02-2020 um 19:59 Uhr)

  14. #14
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    Erst mal vielen Dank. Ich glaube ich habe jetzt eine Idee was gemeint ist. Mal sehen.

    Nehmen wir an, ein Halbkreis-Fußschlag kommt auf mich zu, als Low-Kick oder wegen mir auch zum Körper, den ich nehmen muss (ausweichen und abwehren geht - warum auch immer- nicht).
    Also bewege ich mich leicht in den Angriff hinein und nehme ihn vor dem Kraftmaximum.

    Ich soll mit einer Aussensichel geworfen werden, durch leichte Positionsveränderung wird der Hebelweg für die Sichel so ungünstig, dass mein Partner sich selbst aus dem Gleichgewicht bringt und fällt.

    Sofern die Beispiele richtig gewählt sind, wäre also gemeint, die Krafteinwirkung so zu verändern, dass die Auswirkungen stark verringert werden bzw. Zu meinem Vorteil werden.
    Die obigen Beispiele waren nun rein äußerlich/körperlich. In den tcma und "verwandten" kämen dazu noch "innere Prozesse" die das ganze subtiler bzw. effektiver gestalten.
    Eine weitere Möglichkeit wäre die Struktur und das Alignment so zu beeinflussen (Triangle-Beispiel), dass die Kraftentwicklung gestört wird.

    So in etwa?

    Liebe Grüße
    DatOlli

  15. #15
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    Hi,
    weiß nicht, ob es als Beispiel taugt, aber bei einem Aunkai Workshop hat der Rob an mir so ein Art "heavy hands" gezeigt. Danach sollte ich mich neu ausrichten, er hat es dann nochmal gemacht und die Schläge waren viel weniger unangenehm und gingen nicht mehr so in die Tiefe, obwohl die Schlagstärke und Art gleich geblieben ist.

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