@alle außer rambat:
ich poste das, um noch einmal zu zeigen, dass sich selbst mediziner, deren fachgebiet infektionskrankheiten sind, nicht einigen können.
umso weniger werden wir hier, die wir fast alle medizinische laien sind, eine wirklich fundierte meinung haben und vertreten können ...
Ich stimme voll und ganz zu, dass jemand, der IMO die Kompetenz von Medizinern regelmäßig überbewertet, Recht hat, wenn er über sich selbst (als Teil von "wir") sagt, dass er keine fundierte Meinung zu der Wirksamkeit von Maßnahmen vertreten kann.
Aber natürlich ist er auch nicht in der Lage, eine fundierte Meinung darüber haben und vertreten, wer außer ihm noch in der Lage oder nicht in der Lage ist.
Auch, dass der Artikel zeige, dass sich "selbst Mediziner [sich] nicht einigen können", kann ich nicht nachvollziehen.
Zunächst mal, ist die Frage, welche Mediziner das denn sein sollen. Tanja Stadler keine Medizinerin ist, sondern Mathematikerin.
Dann ist die Frage, worüber die sich nicht einigen können sollen.
Der Infektiologe Vernazza (der ist wohl Mediziner) hatte laut Artikel Mitte April geschrieben:
«Die einfachen Massnahmen, Verzicht auf Grossveranstaltungen und die Einführung von Hygienemassnahmen, sind hoch wirksam.» Sie hätten die Epidemie fast gestoppt und die Spitäler vor dem Kollaps bewahrt
Offenbar haben nun die Forscher der ETH eine Neubewertung vorgenommen, aber wie Vernazza zu dieser Neubwertung einen Monat später steht, kann ich dem Artikel nicht entnehmen und daher auch nicht ob sich der Mediziner und die Mathematikerin nun einigen können oder nicht.
Und selbst wenn, würde zumindest ich bei der Bewertung von epidemiologischen Daten sicher nicht auf die Mediziner setzen.
Viele Mediziner wohl eher auch nicht.
Streeck lässt sich seine Daten von Experten in Biometrie auswerten, Drosten verweist auf einen Bekannten, wenn es darum geht, zu bestimmen, welchen Einfluss die Testkapazität auf die Zahl entdeckter Fälle hat.
Prof. em. Dr. med. Bhakdi hat im Worst Case 3.000 Tote vorhergesagt (auf welcher Grundlage ist unklar).
kanken hat angegeben, dass niemand in seinem Umfeld mit einem exponentiellem Anstieg gerechnet hat.
Wittkowski ist Informatiker und Biometriker (er müsste IMO also auf höherem Niveau argumentieren können, als auf dem simpler Merkregeln, wie "2 Wochen kommt sie, zwei Wochen bleibt sie", ).
Im weiteren Verlauf wird des Artikels wird übrigens auf eine Auswertung eingegangen, die die Auswirkungen von Maßnahmen quantitativ ausweist.
Auch von der Eidgenössischen Technischen Hochschule, von Wirtschaftsinformatikern und Mathematikern:
Feuerriegel sagt: «Die Massnahmen zeigten grundsätzlich Wirkung, aber nicht alle im gleichen Umfang.» Das habe man damals aber noch nicht wissen können, da Erfahrungswerte fehlten.
Hier der Originalartikel (hab ich nicht gelesen):
The estimated impact of non-pharmaceutical interventions on
documented cases of COVID-19: A cross-country analysis
Da sind dann auch die Fehlerbalken in der Schätzung eingezeichnet: