Zitat von
Pansapiens
Die Aussage ist nicht, "Du bist verzichtbar", sondern "Deine Tätigkeit ist verzichtbar"
Das ist ein wesentlicher Unterschied, das eine bezieht sich auf die Person, das andere auf die Tätigkeit.
Zitat von
Tyrdal
Naja so riesig ist der Unterschied nicht. Ich bin was ich tue. Bzw wenn das was ich tue verzichtbar ist, dann bin ich verzichtbar.
Zitat von
Pansapiens
Was tust Du denn so?
Zitat von
Tyrdal
Ich für meinen Teil habe zum Beispiel die letzten Jahre Software für Bahnbetrieb entwickelt. Da haben schon ein paar Leute was von, auch wenn ich kein Intensivbett betreuen kann. Bei anderen Berufen wird das ähnlich aussehen.
Meinst Du, Du bist der einzige auf der Welt, der Software für den Bahnbetrieb entwickeln kann?
Wenn nicht, wärst Du, selbst, wenn das entwickeln von Bahnsoftware unverzichtbar oder sogar in Notzeiten systemrelevant wäre, austauschbar und damit - als Arbeitnehmer - verzichtbar.
Und so wird es erst recht Leuten gehen, die in der Pflege, dem Einzelhandel oder im Transportgewerbe arbeiten.
Glaubst Du, ein LKW-Fahrer oder Paketzusteller fühlt sich nun besonders "wertgeschätzt", weil er aufgrund seiner systemrelevanten Tätigkeit einen Passierschein ausgestellt bekam oder früher geimpft wird?
Oder die Pflegekraft, die ein dreistelliges Bußgeld zahlen musste, weil die während der Ausgangssperre früher zur Arbeit losging, als es Polizisten meinten, dass es nötig wäre, weil sie vor der Frühschicht noch gemütlich einen Kaffee am Arbeitsplatz trinken wollte?
Glaubst Du die Pflegekräfte fühlen sich wertgeschätzt, wenn man für die klatscht, aber dann bei den Zulagen knausert, während eine Baerbock einen (nicht zu versteuernden) Corona-Bonus in Höhe von 1.500 Euro bekommt?
Glaubst Du, ein deutscher Polizist fühlt sich wertgeschätzt, weil er etwas früher geimpft wurde, wenn er regelmäßig den Körpersäften, Beleidigungen und Bedrohungen von asozialem Pack ausgesetzt ist?
Bei was würde wohl der durchschnittliche Deutsche ein feuchteres Höschen bekommen?
Bei einem Treffen mit einem random LKW-Fahrer/Paket-Zusteller/Altenpfleger/Regaleinräumer beim Discounter oder bei einem Treffen mit einem Fußballstar, Popmusiker oder einem Jens Spahn?
Auf Letztere kann man IMO leichter verzichten bei manchem wär das eventuell sogar förderlich für das System, zumindest wenn die die bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben.
Dennoch haben die einen persönlichen höheren soziales Status als die erstgenannten.
Zitat von
Tyrdal
Es geht um das Lebensgefühl. Und ich denke dast istn die Erklärung warum sich soviele nicht geschätzt fühlen. Wenn du ne bessere Erklärung hast, her damit.
In dem Bericht über die Studie der TUI-Stiftung ging es, das kann man auch schon dem Beitrag von Hafis entnehmen, der Anerkennung für den Verzicht in der Corona-Studie.
Eine Mehrheit junger Europäer findet einer Studie zufolge, dass ihr Verzicht in der Corona-Pandemie nicht anerkannt wird.
Der Begriff "wertgeschätzt" oder "geschätzt", "anerkannt" als Aussage von Befragten findet sich nach kurzer Suche allerdings nur auf der ZDF-Seite, nicht auf den TUI-Seiten oder in den verlinkten Studienergebnissen.
Lediglich eine Sprecherin der TUI-Stiftung meint:
Die Geschäftsführerin der TUI Stiftung, Elke Hlawatschek, kommentiert: „Junge Menschen sind offenbar in dieser Ausnahmesituation solidarischer als die öffentliche Debatte das derzeit widerspiegelt. Die Bilder von den Corona-Partys finden keine Entsprechung in den Zahlen. Wir sollten den Beitrag der jungen Menschen zur Bekämpfung der Pandemie anerkennen und wertschätzen.
zum selbst Lesen:
https://www.zdf.de/nachrichten/polit...uropa-100.html
https://www.tuigroup.com/de-de/medie...endstudie-2020
Du meinst jetzt, dass junge Menschen ihren Verzicht in der Krise mehr gewürdigt fühlen, wenn man den Begriff "systemrelevant" nicht mehr verwendet?
Da hab ich eine andere Idee:
Man stellt denen eine Bescheinigung aus, dass ihr Beitrag in der Kontaktvermeidung und dem Homeschooling "systemwichtig" ist.
Vielleicht noch eine Dankurkunde dazu.
Unterschrieben vom Leiter des örtlichen Gesundheitsamtes im Namen von Jens Spahn.
Und der oberste Grüßaugust könnte eine Rede halten oder eine Feierlichkeit abhalten oder ausgewählte jugendliche zu Kaffee und Kuchen einladen.