Trotzdem, so das „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, sei die Behandlungsqualität für Depressive durch die Corona-Maßnahmen insgesamt stark gesunken. Depressive, so zeigen die Daten, leiden außerdem deutlich stärker unter Lockdown und Kontaktbeschränkungen als psychisch Gesunde. Für das „Deutschland-Barometer Depression“ befragten die Mitarbeiter der Depressionshilfe 5178 Personen zwischen 18 und 69 Jahren im Juni und Juli 2020.
Fast jeder zweite Betroffene (48 Prozent) berichtet in dieser Befragung von ausgefallenen Behandlungsterminen beim Facharzt oder Psychotherapeuten während des Lockdowns. Jeder zehnte an Depression erkrankte Befragte erlebte, dass sein geplanter Klinikaufenthalt nicht stattfinden konnte. Außerdem führte die Ansteckungsangst bei 13 Prozent der Betroffenen dazu, dass sie von sich aus Behandlungstermine abgesagten.
„Depression ist eine schwere, oft lebensbedrohliche und dringend behandlungsbedürftige Erkrankung“, so der Vorsitzende der Deutschen Depressionshilfe Ulrich Hegerl.
„Hochgerechnet auf die Bevölkerung in Deutschland haben mehr als zwei Millionen depressiv erkrankte Menschen eine Einschränkung ihrer medizinischen Versorgung mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen durch die Corona-Maßnahmen erlebt. Nur bei Beachtung dieser negativen Folgen kann die richtige Balance gefunden werden – eine Balance zwischen Leid und Tod, die durch die Corona-Maßnahmen einerseits möglicherweise verhindert und andererseits dadurch konkret verursacht werden.“
Hegerl hatte Politiker schon im Frühjahr davor gewarnt, sich einseitig auf die Eindämmung von Covid-19-Infektionen zu konzentrieren, und dabei negative Gesundheitsfolgen auf anderen Gebieten zu verdrängen.