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Thema: Eine Ode an Ng Mui

  1. #46
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    Standard

    Es ist schon unglaublich, was man so alles in etwas hineininterpretiert und welchen Sinn man in gewissen Dingen sieht.

    Leute diskutieren den Sinn und Zweck von irgend etwas das sie gehoert haben, in Buechern und z.T. "akademischen" Werken gelesen haben, etc. und auf dieser Grundlage werden dann ziemlich komplizierte und verschachtelte Diskussionen gefuehrt und ohne Ende spekuliert - aber ist den die Grundlage fuer die eigentlich Diskussion ueberhaupt gegeben?

    Es ist nicht anders als wenn man Diskussionen ueber einen Ort liest, welcher Leute eigentlich nur aus Reiseberichten und Beschreibungen in der Litteratur kennen, und wenn man dann selber in dem besagten Ort lebt, das was in den Reiseberichten und Buechern steht, so gar nicht wiedererkennt.

    Es wurde gesagt, es waere Yip Man wichtig gewesen, die Geschichte des Wing Chun zu Papir zu bringen.

    Nun, es war ihm nicht so wichtig, als das er es erst anlaesslich der Gruending einer VT organisation in 1967 niederschrieb. Zu dem Zeitpunkt war Wing Chun schon weit verbreitet und sehr bekannt in Hong Kong, man brauchte also diese Geschichte nicht zu Propagandazwecken. Warum wurde sie dann niedergeschrieben? Nun das ist nicht anders als heutzutage, wenn verschiedene Kung Fu Stile als "Offizielles Traditionelles Immaterielles Kulturgut Chinas" anerkannt werden wollen und bei der Beantragung dieser Anerkennung eine Geschichte erfinden muessen, damit der Staat sie auch als traditionell anerkennt. Solche Geschichten sollen der Kampfkunst einen Bezug zur Vergangenheit geben und dadurch zur Legitimisiering des Stils.

    Mehr ist da nicht drin.

    Aber natuerlich versuchen Leute spaeter dem ganzen einen tieferen Sinn zu geben und wollen unbedingt alles moegliche hineininterpretieren. Das fing schon bei den Schuelern von Yip Man (und anderen Sifus, die auch ihre jeweiligen Geschichten erfanden) an und wurde von folgenden Generationen - und leider oft "Akademikern", die in den banalsten Sachen, eine unglaubliche Komplexitaet sehen - immer mehr ins absurde getrieben.

    Ich habe mit Leuten gesprochen, die in den 1940ern, 1950ern und 1960ern in Fatsaan und Guangzhou Wing Chun gelernt haben und sie zu genau diesem Thema befragt - um es ganz kurz zu machen, berichteten diese alle, dass die Geschichte mit Ng Mui etc. "erst spaeter kam". Laut Gwok Fu hatte Yip Man seinen Schuelern in Fatsaan niemals diese Geschichte erzaehlt. Die Sifus sprechen nur von ihrem Sifu und Sigong, das war es auch schon - in der Wing Chun Szene in den 1940er bis 1960er Jahren in China gab es sehr, sehr wenig Information ueber die Geschichte des Stils Wing Chun - wie kann es sein, das es damals in der Szene solche Informationen nicht gab, aber heute haben wir Geschichten und Variationen von Geschichten ohne Ende?

    Die Antwort liegt auf der Hand...




    MfG

  2. #47
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    Es ist nun mal eine Macke der Südostasiaten, ihren Kram auf irgendeine tolle mythische Figur zurückzuführen, und zwar unabhängig davon ob es um Kampfkunst oder irgendwas anderes geht. Da sind immer Affenkönige, Schildkröten, leuchtende Jungfrauen oder Dämonen vom Hügel gestiegen, haben sich am Rücken gekratzt, und dann irgendwas wichtiges unter die Leute geworfen. Welten, Religionen, Kriege, Soap-Operas, egal. Es sind, meistens, Lagerfeuergeschichten. Folklore.

    Manchmal trifft man auf einen wahren Kern. Von Han Lei, einem im höchsten Alter verstorbenen ehemaligen echten Shaolin-Meister, gibt es eine Gründungsgeschichte in der typische Folklore und Umschreibungen (Tiger, Schlange, Panther etc.pp.) vermischt ist mit Nebensätzen in denen er sich auf versprengte Offiziere aus einem sehr lange zurückliegenden Krieg bezieht. Die haben den Bauern dort gegen die lokalen Banditen geholfen, und sind dann zu mythischen Figuren geworden. So einen Kern kann man akzeptieren, das ist völlig plausibel.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  3. #48
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    Fairerweise sollte man erwähnen dass es auch in vielen "europäische Heldensagen" von mystischen Figuren wimmelt.
    Nur lässt sich aus denen kein Stil ableiten....Oder wer macht "europäische Kampfkunst direkt nach Dietrich von Bern, Beowulf & Co") ?

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    Günther

  4. #49
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    Bring die Leute nicht auf komische Gedanken. "Deutsches Harnischfechten nach Laurin, mit der Kraft von zwölf Männern"!
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  5. #50
    * Silverback Gast

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    Zitat Zitat von Günther Beitrag anzeigen
    ...
    Nur lässt sich aus denen kein Stil ableiten....Oder wer macht "europäische Kampfkunst direkt nach Dietrich von Bern, Beowulf & Co") ?
    ...
    Also bei den nordischen Völkern (Wikinger et al) könnte ich mir das sogar durchaus vorstellen.

  6. #51
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    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen

    Leicht ist das nicht, aber welche Wahl hat frau denn sonst? Einfach alles mit sich machen lassen?
    Paradebeispiel ... Wieso das weniger für Mann als Frau von Belang sein sollte , habe ich ja jetzt genug in Frage gestellt im Bezug zur oberflächlichen Betrachten seitens der Verkaufsargumente .

    Das das" trojanische Pferd" deswegen sinnvoll sein voll nur weil sie von einem Mann ersinnt wurde oder der Berühmtheit "Odysseus" wird zu nix anderen führen als zum Paradebeispiel .
    Geändert von Schattengewächs (09-04-2020 um 13:16 Uhr)

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