Liebe Kampfkunstgemeinde,
wie definiert Ihr persönlich Inneres System bzw. Äußeres System. Kann man die beiden überhaupt trennen? Ich kann doch nicht ausschließlich entweder ein Äußeres oder ein Inneres System erlernen, oder? Wie seht Ihr das?
Liebe Kampfkunstgemeinde,
wie definiert Ihr persönlich Inneres System bzw. Äußeres System. Kann man die beiden überhaupt trennen? Ich kann doch nicht ausschließlich entweder ein Äußeres oder ein Inneres System erlernen, oder? Wie seht Ihr das?
ist das Wing Chun spezifisch gemeint? Gibt es eine derartige Trennung im Wing Chun?
Rein taoistisch gesehen, müsste am höchsten Punkt der Perfektion ein äußeres System zu einem inneren werden.
Und umgekehrt.
Denke, da hat man die Berührungspunkte. Es sind einfach verschiedene Herangehensweisen in der Didaktik, wie man zum Ziel kommt.
Nur meine Ideen dazu.
Nachtrag:
Die beiden extreme, die mir hierzu speziell im Ing ung einfallen, sind die Chu Shong Tin Linie und die Chris Chan Linie.
Gruss1789
Geändert von 1789 (04-04-2020 um 11:20 Uhr)
Inneres: Biomechanik
Äusseres: Athletik
Insofern stimmt das schon: Wer nur Krafttraining macht, wird merken, dass er ohne Technik irgendwann nicht mehr weiterkommt. Und wer nur Technik trainiert, dem wird irgendwann auffallen, dass er vielleicht nebenher mal Liegestütze machen sollte, und sei es nur, um den Muskelapparat gesund zu halten.
Speziell auf Wing Chun bezogen. Ich denke, dass es keine Trennung geben kann, aber mich interessiert einfach auch Eure Meinung dazu.
WT/WC/VT wird manchmal auch als ein halbinnerer Stil bezeichnet. Einige Merkmale treffen auf einen inneren Stil zu, andere nicht.
Merkmale innerer Stile:
Ein innerer Stil benutzt andere Kräfte. Diese Kräfte sind keine direkten Muskelkräfte.
Der Körper wird anders organisiert, um mit weniger Muskelkraft große Kräfte zu entfalten. Die Bewegungen kommen vom Rumpf. Man arbeitet oft mit zwei Vektoren an einem Punkt (Punkt=Kontaktpunkt). Mehrere Vektoren am Punkt zu haben bedeutet immer, mehrere Richtungen am Punkt gleichzeitig. Das ist für das Drücken und das Ziehen wichtig. Nicht für den Fauststoß.
WT/WC/VT als ein Schlag- und Stoßstil wurde direkt für den Angriff konzipiert. Extremitäten werden vorrangig benutzt. Die Rumpfkraft dient eher dem Ausweichen. WT/WC/VT hat eine Richtung, einen Vektor, also eine Kraftrichtung am Punkt.
Im ChiSao-Training suchen wir Öffnungen, um in diese einzudringen. Das ist die Hauptaufgabe des ChiSao
Grüße
H.
Geändert von hope (21-04-2020 um 13:05 Uhr)
Ich fürchte ich muss erwähnen, dass die "innere Kraft" immer noch Muskelkraft ist, nur mit etwas anders optimierten Mechanismen. Die Leute fliegen nicht so weil man sie magisch manipuliert, sondern weil man sie erst ungünstig positioniert, und dann mit großer Kraft beschleunigt. Sonst fallen die nur hin und lachend anerkennend. Ein Fajin verstoffwechselt große Mengen an Energieressourcen, was man daran merkt dass nach dem dritten langsam (oder schnell) der Strom ausgeht. Langsam bereitgestellt hält das allerdings wesentlich länger, auch ne Stunde oder so wenn man das nicht intensiv abruft.
Die "mentale Manipulation" über irgendwelche Kommunikationsmechanismen gibt es auch, die funktioniert allerdings ohne Kraft, und erzeugt auch keine. Sie irritiert, Balance, Regelkreise, Reaktionen usw., führt dann aber auch nur zu Fehlbewegungen oder Irritation.
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)
Hmm, sehe ich etwas anders. Gerade die Kraft für den Fauststoß kommt aus der Verkettung von Beinen, Hüfte, Ellbogen, also aus dem Rumpf. Nur für das Ausweichen sehe ich nicht. Selbst wenn ich vorm Wandschlagpolster stehe und eben nicht den Schritt als Unterstützung habe, kommt die Kraft aus dem Unterbau. Die Hüfte ist maßgeblich beim Punch beteiligt durch ein nach oben klappen.
Geändert von Kaybee (21-04-2020 um 16:14 Uhr)
Klar. Nichts bewegt sich voneinander losgelöst. Im WT/WC/VT natürlich auch nicht.
Bei inneren Stilen liegt der Focus mehr auf dem Verdrängen. Jede Bewegung die sehr kraftvoll ist, beginnt am Rumpf. Die Kraft wird also vom Rumpf geliefert. Es geht dort um das Wegschieben, das Heranziehen, das Wegstoßen des Gegners. Die Rumpfkraft ist der wichtigste Punkt.
Ein Fauststoß, der vom Rumpf beschleunigt wird ist deshalb auch sehr kraftvoll. Kräfte wirken also zusammen, die aus der Körpereinheit entstehen. Beim Schieben ähnlich. Die Kette beginnt von den Füßen her, weiter über die Gelenke, bis hin zu den Händen. Die Yang- Muskeln werden eingesetzt. Also alle Strecker. Beim Ziehen geht’s. von oben nach unten zurück. Alle Beuger werden eingesetzt (Yin-Muskeln).
Im WT arbeiten wir natürlich auch mit dem Rumpf. Aber nicht so vordergründig wie bei den inneren Stilen. Lieber geradlinig, angreifend. Ein Fauststoß, ansatzlos aus dem Stand heraus geschlagen, ist sehr schnell. Hierbei kommt die Kraft vom Arm. Natürlich von der Schulter beginnend. Ein "Schnapper" aus dem Arm heraus schlägt schneller ein. Beispielsweise in die Augen. Das ist für die SV sehr wichtig. Dafür sind diese Faustöße/Angriffe nicht so kraftvoll.
Um den Fauststoß zu verstärken, benötige ich die Körpereinheit. So wie Du es beschrieben hast.
Grüße
Geändert von hope (21-04-2020 um 21:29 Uhr)
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